Gestern Abend war ich bei der Eroeffnung der Ausstellung Im Schatten der Straflosigkeit, welche in den Raeumen der Heinrich-Boell-Stiftung zu sehen ist (zu Fuss keine 10 Minuten von der S+U Friedrichsstrasse weg, somit top zentral gelegen). Die Ausstellung war zweigeteilt: die Fotographien und der Film. Aufgelockert (bzw der Versuch hierzu unternommen) wurde von einem indischen Buffett, aber so wirklich nach Essen ist einem bei dem Thema nicht..

Es geht um die Schicksale von Frauen (und ihrem Umfeld) in den nordoestlichen Provinzen Nagaland und Assam. In diesem „Asien in Miniatur“ (wie es der Regisseur nannte) kommt es noch immer zu bewaffneten Konflikten zwischen Militaer und Zivilgesellschaft, aber auch zwischen den Nachbarn. Ein immerschwelender Spannungspunkt ist die Unabhaengigkeit – Nagaland fuehlt sich Indien nicht zugehoerig und solange dieser Konflikt nicht behoben ist..aber ja, ich weiss, dann kann ich auch schnell noch den Kashmirkonflikt loesen und Indien und Pakistan in trauter Zweisamkeit vereinen nicht. Die Frauen in diesen Regionen gelten als stark, sie mischen recht untypisch enorm mit bei den Protesten, werden hier aber einmal (auch) von ihrer anderen, verletzlichen Seite gezeigt. Es wurden Interviews gefuehrt mit Frauen, die nun Witwen sind oder ihr Kind durch gegenseitigen Hass verloren haben..hierbei wurden auch Bilder gemacht sofern die Fotographin mit der Situation noch umgehen konnte (und nicht selbst zu mitgerissen war).

Nagaland via weheartit

Sanjoy Hazarika, der Direktor des Centre for North East Studies and Policy Research (India) war fuer ein Gespraech und einfuehrende Worte ebenfalls anwesend, was sehr interessant war, doch leider gab es zuviele „einfache“ Fragen..was nicht boese gemeint ist, nur einfach nichts unbekanntes war..und somit musste ich hier dann vorzeitig gehen.

Der Film hat einen wirklich enorm mitgenommen, wenn man die Trauer, Verzweiflung, den Schmerz sieht..Gaensehaut und Traenen haben sich hier echt abgewechselt (und das wohlbemerkt in einer eigentlich sachlich gehaltenen Dokumentation). Die Problematik der psychischen Probleme durch diese ganze Kriegssituation, die mitgemachten Erlebnisse und die noch immer anhaltende „Bedrohung“ zerstoeren die Menschen dort nach und nach..und dass es hier Hilfe benoetigt und auch in kleinem Masse schon gibt..kommt erst langsam in der Bevoelkerung an, aber es kommt an!

Mir hat der Besuch der Ausstellung gebracht, dass ich jetzt u.a. weiss, dass ich mittlerweile ein Visum (ein beschraenktes, aber ein Visum) fuer Assam kriegen kann..wir sahen damals in Darjeeling „Free Nagaland“ Demonstrationen, was ich sehr spannend fand, aber nicht richtig einzuordnen wusste. Somit mal sehen, ob ich es dieses Jahr in eine der Regionen schaffe und mir selbst ein Bild davon zu machen. Dann hat mir die Beschaeftigung mit der Thematik noch 2-3 andere Ideen gebracht und natuerlich wieder einmal bewusst gemacht, wieviele offene Konflikte es in Indien gibt..die einfach mal nicht weiter thematisierrt werden..klar liest man in den Onlineausgaben der Zeitungen in 2 Saetzen, dass es wieder wo Tote gab..aber von sonderlichem Interesse ist es nicht..hat man dort doch genug mit dem Ueberleben des eigenen Alltags zu tun.

Bevor ich hier jetzt noch weiter aushole, eigentlich wollte ich nur eine Empfehlung aussprechen, sich diese Ausstellung anzusehen. Die Bilder sind ebenfallls sehr mit Emotionen aufgeladen, besonders zwei einer sehr alten Frau haben mich in ihren Bann gezogen. Ob man den Film „A measure of impunity“ weiterhin sehen kann, weiss ich nicht, ich wuerde ihn aber empfehlen, denn er haucht all dem wahres Leben ein.

Die Ausstellung ist noch bis zum 05.05. in der Heinrich-Boell-Stiftung, Schumannstr. 8 zu sehen..sollte wer hingehen und danach drueber reden wollen, dafuer stehe ich doch sehr gerne zur Verfuegung 🙂 Achja, fuer alle Frankfurter habe ich gerade noch gefunden, der Film wird am 19. hier gezeigt! Wie gut, dass ich zwei Wohnorte habe *g*