Schlagwort: Buchbesprechung

[Lesenswert] Dunkel (Die Hulda Trilogie Band 1) von Ragnar Jónasson!

Den Krimi Dunkel von Ragnar Jónasson habe ich meinem Opa zum Geburtstags geschenkt, da er verdammt gut Kritiken bekommen hat. Unter anderem wurde er als einer der besten 100 Krimis und Thriller seit 1945 von THE TIMES ausgesucht und da ich Island-Krimis doch sehr mag, wollte ich ihn jetzt natürlich auch lesen!

Worum geht’s Die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir aus Reykjavik soll vorzeitig in den Ruhestand gehen, darf sich aber zuerst noch einen letzten Fall, einen Cold Case aussuchen. Sie entscheidet sich für eine russische Asylsuchende, die letztes Jahr tot am Meer gefunden wurde und hat keine Ahnung, wie sehr ihr Leben plötzlich in Gefahr ist.

Wie ist’s Ragnar Jónasson kann schreiben, ich habe Dunkel an einem Tag durchgelesen. Wir haben verschiedene Erzählebenen und Zeitsprünge, die das Buch wahnsinnig spannend machen und man immer nur noch eines der recht kurzes Kapitel lesen mag. Bis man dann am Ende des Buches angekommen ist und eigentlich sofort mit Band 2 weitermachen will.

Die Story ist jetzt nicht absolut neu und umwerfend, aber sie hat Wendungen, die ich nicht kommen sah und besonders zum Ende hin wird es richtig fesselnd! Die einzelnen Figuren, allen voran natürlich Hulda, werden sehr gut beschrieben, der Leser sympathisiert nicht unbedingt mit ihnen, kann aber doch nachvollziehen, wieso sie wann wie handeln; und wird dann aber doch wieder überraschten, wenn sie Facetten zeigen, die bisher noch nicht durchgedrungen sind. Durch die verschiedenen Erzählstränge erhält man auch erst nach und nach wichtige Details, um die Story zu verstehen, aber ich mag das sehr!

Was mich ein wenig störte (und Achtung, Meckern auf hohem Niveau) ist die förmliche Ansprache, die im Buch ständig benutzt wird. Das „Sie“ verwendet man in Island wenig, man bleibt beim „Du“ und das ist hier natürlich ein Übersetzungs“problem“, aber es hat mir ab und zu etwas die Stimmung zerstört.

Der zweite Teil Die Insel ist gerade vor zwei Wochen erst erschienen und Der Nebel kommt Mitte September raus. Beide Bücher werde ich definitiv lesen, wobei ich wahrscheinlich einfach bis Herbst warte und dann direkt von Band 2 zu Band 3 übergehen kann. Denn wenn der ähnlich spannend endet, würde ich mich hier sonst nur unnötig quälen, wenn ich direkt weiterlese.

Kennt ihr etwas von Ragnar Jónasson? Vielleicht sogar die Hulda-Reihe und dieses Buch? Wenn ja, wie gefällt euch sein Schreibstil und diese Story?

[Lesenswert] The Orange Grove von Larry Tremblay

Absoluter Lesetipp! Oh, was hat mich The Orange Grove von Larry Tremblay sofort in seinen Bann geschlagen und ich das (ok, recht dünne) Buch auch an einem Tag sofort durchgelesen. Es kam noch aus meiner Zeit, als ich in Montreal wohnte und dringend mehr lokale Autoren lesen wollte, dann aber doch nie dazu kam. Jetzt hat sich das geändert und ich bin so richtig begeistert! Und ein bisschen wütend auf mich, dass ich das Buch nicht früher gelesen habe.

Worum geht’s Die beiden neunjährigen Zwillinge Amed und Aziz leben mit ihrer Familie in einem nicht näher bestimmten Land, in welchem Bürgerkrieg herrscht. Ein Bombeneinschlag tötet ihre Großeltern und zieht sie nun aktiv in dieses Geschehen mit ein – denn der Kommandant einer lokalen Miliz kommt mit einem Sprengstoffgürtel und fordert Blutrache. Der Vater soll wählen, welcher Sohn dieses Opfer erbringen darf.

Wie ist’s Es tut weh, es bringt zum Verzweifeln, die Story lässt einen nicht mehr los und man will sofort wissen, wie die verschiedenen Dilemmata gelöst werden. Dass es kein gutes Ende geben kann, ist einem dabei sofort gewiss. Aber nicht nur die Story fesselt, die Sprachgewalt von Larry Tremblay hat mich einfach nur umgehauen. Er schreibt klar, aber mit soviel Emotion und Nachhall, ich konnte das Buch echt nicht in der Öffentlichkeit lesen, denn es trifft. Manchmal absolut unerwartet und man sitzt einfach nur da und fragt sich, in was für einer Welt wir eigentlich leben.

Das Buch macht wütend, verzweifelt und selbst einzelne, „gute“ (was auch immer das heißen mag) Menschen schaffen hier keinen Ausgleich mehr. Als Sommerlektüre würde ich es nur bedingt empfehlen, da es den Leser fordert und man es nicht mal schnell zwischendurch lesen sollte. Ich will auf jeden Fall mehr von ihm lesen, wenn er auch bei anderen Geschichten so gut schreibt und kann jedem dieses dünne Buch nur ans Herz legen. Für mich eines der Bücher des Jahres! Wer es nicht auf Englisch oder im französischen Original lesen mag, es gibt es unter dem Titel Der Name meines Bruders auch bei Amazon.

[Lesenswert] Rosenrot von Arne Dahl!

Mit dem Buch Rosenrot von Arne Dahl durfte es endlich mal wieder ein Schwedenkrimi für mich sein. Da es schon der 5. Band um das sogenannte A-Team war, hatte ich kurz Bedenken, nicht in die Story reinzukommen, aber die waren definitiv unnötig, denn die Geschichte kann durchaus für sich stehen.

Worum geht’s Ein ehemals alkoholabhängiger, gerade wieder in den Dienst gekommener, Polizist erschiesst einen südafrikanischen Flüchtling bei einer Razzia und gleichzeitig wird während eines Einbruches in Stockholm eine Leiche gefunden. Ob diese beiden Vorfälle irgendwie miteinander in Verbindung stehen, muss das A-Team, eine recht illustre Truppe nun aufklären..und dass eine Kollegin eine Beziehung mit besagtem Polizisten hatte, macht die Sache nicht gerade einfacher.

Wie ist’s Zu Beginn hat es sich seeeeehr gezogen und ich musste mich regelrecht zwingen, auf meine 30 Minuten am Tag zu kommen. Aber ab der Hälfte war ich dann in der Story (wenn auch nicht bei den Charakteren) und wollte wissen, was hier nun genau passiert ist und welche Hintergründe offengelegt werden. Es wirkte alles etwas zu konstruiert und irgendwie nur bedingt glaubwürdig, aber ich wurde in der zweiten Buchhälfte dann doch gut unterhalten. Als ich dann endlich drinnen war, war das Buch jedoch schon wieder vorbei, hm.

Es gibt ein paar überraschende Wendungen, was mir gut gefiel und die Story immer mal wieder mit Spannung aufgeladen hat; aber da ich mich nicht wirklich mit den einzelnen Charakteren anfreunden konnte, war es mir irgendwie recht gleichgültig, was mit ihnen geschieht. Wäre man hier (vielleicht ist das in Band 1-4 geschehen) etwas mehr in die persönliche Tiefe gegangen, wäre das bestimmt anders gelaufen. Dahl schreibt nicht schlecht, aber eben auch nicht so, dass er mich fesselt. Hier gab es ein bisschen viele Bibelstellen und Rätsel, die mich doch etwas genervt haben *g* Somit muss ich auch keine weiteren Bücher aus dieser Reihe lesen und ich glaube, es wird auch noch etwas dauern, bis ich mir mal wieder einen Schwedenkrimi gönne. Dafür habe ich aber auch einfach noch zu viele andere Werke auf meinem „to read“-Stapel, die mich mehr interessieren!

Kennt ihr Bücher von Arne Dahl? Vielleicht sogar dieses? Welchen schwedischen Autoren lest ihr am liebsten?

[Lesenswert] Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen

Von Opa habe ich mir Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen geschnappt, denn irgendwie klang die Story etwas nach Stranger Things (wo mir immer noch 1,5 Staffeln fehlen, Schande über mein Haupt) und somit war ich neugierig! Und schwupps, war mein Samstag weg und ich mit dem Buch fertig 😉

Worum geht’s In einer eigentlich idyllischen Kleinstadt beginnen Jugendliche plötzlich, gewaltvolle Taten bis hin zu Mord zu begehen, welche die Einwohner in einem Schock-Zustand zurücklässt. Die „neu hinzugezogene“ Ärztin Claire versucht, sich gemeinsam mit dem Polizeichef Kelly einen Reim aus diesen Taten zu machen..und plötzlich beginnt auch ihr eigener Teenagersohn Noah erste Anzeichen von Persönlichkeitsveränderung zu zeigen.

Wie ist’s Verdammt spannend, ich muss es sagen. Angepriesen wird es als „Medizin-Thriller wie von Michael Crichton, der auf dem Terrain von Stephen King spielt“ und das passt! Mir gefiel der Schreibstil von Tess Gerritsen, man will immer „nur noch ein Kapitel lesen“ und schwupps, ist es 3 Uhr morgens und man am Ende. So etwas will ich haben, wenn ich denn mal einen Krimi lesen! Es gibt ein paar unerwartete Wendungen, welche einen noch mehr an das Buch fesseln, das Ende kam dann aber doch etwas langweilig um die Ecke.

Die Charaktere werden gut eingeführt, die unvermeidbare Liebesgeschichte hätte für mich auch wegbleiben (oder etwas weniger kitschig sein dürfen..), aber der kleine Ort mitten im Nirgendwo mit seinen Bewohnern wird atmosphärisch gefüllt. Es war auch eine gute Balance aus medizinischem/anthropologischem Fachjargon und eben normaler Sprache, wodurch ich nie gelangweilt war.

Jupps, ich würde definitiv mehr von Tess Gerritsen lesen, ein Name, den ich zwar kannte, aber noch nie zu einem ihrer Werke gegriffen habe. Also, sollte ich mal eins im öffentlichen Bücherschrank finden, darf es mit zu mir..wobei nichts von ihren romantic novels, da bin ich dann doch raus.

Habt ihr schon etwas von Gerritsen gelesen? Vielleicht ja sogar Trügerische Ruhe? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? 🙂

[Lesenswert] Er ist wieder da – Timur Vermes!

Natürlich war mir Er ist wieder da von Timur Vermes ein Begriff, das Buch war vor einigen Jahren ja enorm beliebt. Aber wirklich Motivation zu lesen hatte ich nie, bis ich es jetzt vor kurzem im öffentlichen Bücherschrank entdeckte.

Worum geht’s Hitler wacht im Sommer 2011 mitten in Berlin auf, weiß nicht genau, wie ihm geschah, wo er ist und was das alles zu bedeuten hat. Trotzdem beginnt er sofort damit, sich wieder seinem Kampf zu widmen und verlegt ihn geschwind ins Fernsehen, wo er als Satiriker Karriere macht.

Wie ist’s Ich wollte es mögen, aber es ist einfach nicht mein Humor. Der Schreibstil dürfte dazu sehr beitragen, er ist in eben jenem Jargon geschrieben, den auch Hitler verwendet hat und nein, ich kann mir das nicht über 400 Seiten geben. Statt gefesselt zu sein, habe ich hier ernsthaft jeden Tag mit Timer gelesen, damit ich es auf 30 Minuten bringe. Die Story ist für mich auch nicht erheiternd, sondern nur erschreckend, ich konnte damit irgendwie null anfangen.

Aber trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben. Viele Leute finden es als Hörbuch, welches von Christoph Maria Herbst gelesen wird, besser..aber ich muss gestehen, dass ich auch keine Hitler-Imitation hören mag, sollte sie noch so gut sein. Es ist einfach nicht meines und nichts, womit ich meine Lebenszeit verbringen mag. Dieses eine Buch habe ich jetzt gelesen, mehr in der Richtung wird es definitiv nicht mehr.

Für mich irgendwie nicht Satire, sondern oberflächlicher, nicht mich abholender Humor, schade. Habt ihr das Buch zufällig gelesen und konntet ihr mehr damit anfangen? Oder ging es wem ähnlich?

[Lesenswert] Andorra von Max Frisch

Es wurde mal wieder Zeit, einen Klassiker zu lesen und da kam mir Andorra von Max Frisch aus dem öffentlichen Bücherschrank gerade recht. Ein Titel, den man kennt, ich hatte aber absolut keine Ahnung, worum es in dem Buch eigentlich geht und war dementsprechend gut überrascht!

Worum geht’s Unser Protagonist Adri wurde von seinem Vater unehelich gezeugt und aufgrund dessen als jüdischer Pflegesohn ausgegeben. Die Bewohner Andorras begegnen dem in einer Kneipe arbeitenden Jungen mit Vorurteilen in einem Land, welches sowieso den Angriff „der Schwarzen“ von außen fürchtet. Es folgt eine kleine Katastrophe auf die nächste, bis es schließlich in einem großen Drama endet.

Wie ist’s Frisch wollte mit diesem Werk die Themen Antisemitismus, Fragen der (Selbst-)Identität, Auswirkung von stereotypen Vorurteilen und die Frage von Schuld und Mitläufertum in einer Parabel behandeln und das ist ihm sehr gut gelungen. Andorra ist eigentlich die Schweiz während des Nationalsozialismus, was das Buch für mich sehr viel spannender macht, da ich wenig über das Verhalten der schweizer Bevölkerung während dieser Zeit wusste. Es ist ein Buch zum Kopfschütteln, welches ich wahnsinnig gerne im Theater sehen würde, da ich es mir aufgeführt noch besser vorstelle.

Es ist sprachlich leicht zu lesen, ich habe es in einem Anlauf getan, da ich wissen wollte, wie es ausgeht. Leider rutscht auch Frisch etwas zu sehr in die Vorurteilsschiene, wenn er Antisemitismus beschreibt, aber das Dilemma von Anpassung versus Identität wird sehr gut herausgearbeitet. Also kein Buch, welches man einfach nur konsumiert, sondern dabei ein wenig mitdenken muss. Zu recht ein Klassiker, wie ich finde!

Mal sehen, was ich als nächstes lese, die ein oder andere „Pflichtlektüre“ habe ich noch auf meiner Liste. Schlafes Bruder will ich zum Beispiel unbedingt wieder einmal lesen, das habe ich in der Schule absolut geliebt. Geht es euch manchmal auch so, dass ihr zu Klassikern greift? Oder ist das eher nicht so euer Geschmack?

[Lesenswert] Vater Unser von Jilliane Hoffman

Von Jilliane Hoffman wollte ich schon lange etwas lesen und als ich nun den Thriller Vater Unser im öffentlichen Bücherschrank fand, habe ich es mir geschnappt und direkt an zwei grau-verregneten Tagen durchgelesen!

Worum geht’s Der angesehene Chirurg David Marquette aus Miami scheint seine Frau sowie seine drei kleinen Kinder auf schrecklichste Weise ohne jegliche Vorwarnung getötet zu haben. Da zunächst niemand zu verstehen scheint, ob er nun ein geschickt getarnter Mörder oder ein an Schizophrenie erkrankter Mann ist, nimmt sich die junge Staatsanwältin Julia (unter Leitung ihres Bosses Rick, mit welchem sie auch seit Kurzem eine Affäre hat) der Frage an, ob es hier um kaltblütigen Mord oder Unzurechnungsfähigkeit geht. Die ermittelnde Polizei geht sogar noch weiter und will Marquette zu einem Serienmörder machen, da er mit anderen ungeklärten Morden gaaaaanz lose in Verbindung gebracht werden kann..

Wie ist’s Das Buch fängt wahnsinnig gut an, ich war gefesselt und konnte es zunächst nicht mehr aus der Hand legen. Aber dann wird es leider immer zäher und langweiliger. Es tauchen Seitenstränge und Personen auf, die nirgendwohin führen und man merkt schnell, dass es mehr eine Art „Füllbuch“ für den nächsten Band sein soll. Was ich schade fand, denn ich hatte wirklich hohe Erwartungen.

Einiges wirkt doch sehr konstruiert und unrealistisch, Gefühle sind hier teils sehr, hm, unwirklich dargestellt und manches ist einfach zu sehr Zufall, was mir nicht gefällt. Dass es um das Thema Schizophrenie sowie eine intensivere Beleuchtung der Todesstrafe in den USA geht, finde ich gut, aber auch hier hätte ich mir gerne mehr Tiefe zur Problematik der (Un-)Zurechnungsfähigkeit gewünscht. Diese musste dann aber durch eine sehr aufgezwungen wirkende Liebesgeschichte weichen.

Man taucht tief in die Julias Psyche ein, viele Rückblenden erklären ihr Aufwachsen, ihre Familiengeschichte und wieso sie handelt, wie sie es tut. Fand ich gut, aber hat viel Raum in diesem Buch eingenommen und somit wurde hier auch die Spannung nach und nach entzogen und der Fokus vom eigentlichen Mord und dessen Aufklärung genommen. Per se kann das gut sein, ich bin aber einfach vom Klappentext ausgehend mit anderen Erwartungen an die Lektüre herangetreten und wurde etwas enttäuscht.

Jilliane Hoffman schreibt aber gut, ich kann verstehen, wieso ihre Bücher so häufig auf den Bestsellerlisten stehen und ich kann mir definitiv vorstellen, eines ihrer früheren Werke (Cupido z.b.) zu lesen. Das hier stelle ich jetzt zurück in den Bücherschrank (eigentlich wollte ich es ja an Opa weitergeben, was immer viel heisst, aber nein, dazu ist es einfach zu langatmig) und wer weiß, vielleicht finde ich da ja mal einen anderen Thriller von ihr!

Habt ihr schon etwas von der Autorin gelesen? Wenn ja, welches Buch denn und wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Der große Entwurf. Eine neue Erklärung des Universums – Stephen Hawking & Leonard Mlodinow

Wie lange ich Der große Entwurf von Hawking und Mlodinow im Bücherregal stehen hatte und nie dazu griff, verschweige ich hier mal gekonnt. Aber irgendwie war das nie eine „oh, was will ich denn mal zur Entspannung konsumieren“-Lektüre, sondern eben etwas, wobei ich denken muss. Jetzt endlich habe ich danach gegriffen und es keine Sekunde bereit!

Worum geht’s Hawking und Mlodinow wollen eine der letzten großen Fragen beantworten, nämlich warum wir eigentlich in genau der Form existieren, in der wir es tun. Versucht wird von den beiden allgemein verständlich zu erklären, wie unser Universum entstanden ist und warum es sich so verhält, wie es das aktuell macht. Dabei geht es auf einem sehr interessanten Streifzug durch die Wissenschaftsgeschichte (natürlich mit Schwerpunkt auf Physik und Mathematik), wobei die jeweilig vorherrschenden Modelle des Kosmos erläutert werden. Kepler, Einstein, Newton und Hubble sind nur ein paar Namen, denen wir hierbei begegnen!

Wie ist’s Großartig, ich war trotz der teilweise nicht leichten Lektüre wahnsinnig gefesselt und habe mich in jedes Kapitel vertieft. Da ich keine wirklich gute physikalische Grundbildung habe, musste ich häufig Google um Rat fragen und mich intensiver in die nebenbei erwähnten Informationen einlesen, aber das machte mir Spaß. Gelernt habe ich einiges, wissen will ich jetzt noch viel mehr und die philosophische Art, mit der Hawking und Mlodinow an die Thematik herangehen, fand ich sehr, sehr ansprechend. Dafür, dass ich so viel „Ehrfurcht“ vor der Lektüre hatte, war ich am Ende jeden Abend schon hibbelig, wenn ich wieder etwas Zeit hatte, um zu lesen.

Das Buch an sich ist wahnsinnig ansprechend gestaltet, die Abbildungen sind nicht nur enorm ergänzend und verständnisfördernd, sondern auch künstlerisch sehr gut gelungen. Dazu die – so vereinfacht es eben geht -Sprache der beiden Autoren und auch das Glossar haben mir geholfen, den chronologischen Weg zur M-Theorie (der Theorie von Allem, um die es in der Quantenphysik geht) mitzugehen und nicht unterwegs verloren zu gehen. Leider wurde es am Ende dann aber irgendwie etwas knapp gehalten, ich wollte mehr Antworten haben und war dann doch überrascht, dass es schon vorbei ist. Aber gut, es gibt ja jetzt noch ein paar mehr Bücher zu dem Thema, welche man lesen kann. Da ich noch Eine kurze Geschichte der Zeit von Stephen Hawking im Bücherschrank habe, darf dieses nun als Nächstes dran glauben!

Habt ihr dieses oder ein anderes Buch von Hawkings schon gelesen? Wenn ja, wie gefällt euch sein Erklärungsstil? Ich bin ja bisher großer Feynman-Fan gewesen, aber ein paar mehr Vorlesungen von Hawkings stehen nun auch auf meiner to-do-Liste 🙂

[Reisen] Wandern auf dem Kungsleden in Schweden!

Ok, eigentlich ist es noch zu früh, um darüber zu schreiben, da ich nicht weiß, ob es wirklich realisierbar ist. Aber eigentlich wollte ich diesen Sommer den nördlichen und südlichen Kungsleden (insgesamt 806km) durch Schweden wandern. Mein Freund vom PCT aus Kanada wird mich leider nicht begleiten können, aber a) kann ich das auch ziemlich gut allein und b) will einer meiner Freunde aus Stockholm zumindest ein paar Kilometer mitlaufen 🙂

Somit habe ich es nun gewagt und mir den Outdoor Kungsleden Guide bestellt und fleißig durchgelesen. Natürlich sind es andere Herausforderungen, die es hier zu bewältigen gibt, aber die Basics wie „vertraue dir selbst“, „überlebe auch drei Tage Dauerregen mit einem Lächeln“ und „beherrsche, dein Zelt in jeder Wetterlage aufzubauen“ habe ich immerhin schon drauf! Der Trail wird dieses Jahr wohl ziemlich überlaufen sein, da die meisten Schweden im eigenen Land Urlaub machen, aber der südliche Abschnitt wird definitiv Einsamkeit haben. Braunbären, Elche, Vielfraße und Massen an Rentieren aber auch, also nicht nur Menschen und natürlich wahnsinnig beeindruckende Landschaft. Ich bin so ein kleiner Fan von rauer, brachialer Natur, wie ich sie in Island und auf den Faröer Inseln bisher kennenlernen durfte und bin somit sehr gespannt, was (Nord-)Schweden mir da zu bieten hat. Bisher kam ich über Stockholm noch nie hinaus, das muss geändert werden!

Eine Sache, die mich sehr überrascht hat, ist, dass man teilweise über Seen übersetzen muss. Das geht manchmal, indem man die wenige Mal am Tag fahrende Fähre erwischt, aber auch per bereitliegendem Ruderboot. Und wenn ich eines nicht habe, dann sind es Armmuskeln. 500 Meter vielleicht, aber 4 Kilometer sind glaube ich irgendwie utopisch. Mal sehen, was man sich hier einfallen lassen kann 😉

Noch habe ich natürlich nicht konkret gebucht, ich bin ja eher vorsichtig, was im Moment alles angeht (nein, ich gehe nicht ins Restaurant oder mal schnell bei H&M vorbei, da es für mich einfach unnötiges Risiko ist), aber wenn werde ich wohl nicht mit der Bahn fahren, sondern eben einfach nach Stockholm fliegen. Denn das ist aktuell definitiv sehr erschwinglich und irgendwie auch nicht mehr Risiko, wie vier Züge (und somit Bahnhöfe) zu erleben. Aber wie gesagt, noch ist das nur die Idee, bisher hat 2020 ja den meisten von uns einen dicken Strich durch diverse Pläne gemacht. Und das Letzte, was ich will, ist in Schweden stranden.

Ist wer von euch den Kungsleden vielleicht schon gewandert und hat ein paar Tipps parat? Wie handhabt ihr es im Moment mit der Urlaubsplanung, gibt es sie überhaupt? Hat noch wer schwedischen Sommer im Auge?

[Lesenswert] Der kleine Bruder von Sven Regener

Was habe ich mir das Buch aufgespart! Denn wenn es um deutsche Literatur geht, kommen einfach nicht viele Schriftsteller an diese wunderbare Wortzaubereien von Regener heran! Somit gab es Der kleine Bruder von Sven Regener erst nach einigen Monaten in meinem Bücherschrank zu lesen und ich habe es mit nur einer kurzen Pause direkt mal verschlungen!

Worum geht’s Frank, welcher gerade aus dem Militärdienst „entlassen“ wurde, beschliesst, Bremen den Rücken zu kehren und zu seinem großen Bruder Manfred nach Berlin zu fahren. Dort angekommen, findet er „Freddie“ zwar nicht vor, taucht aber in dessen WG-Leben in Kreuzberg ein und lernt ein künstlerisches Paralleluniversum kennen, welches ihm bis dato fremd war. Auf der Suche nach seinem Bruder trifft er die merkwürdigsten Gestalten, findet sich an sonderbaren Orten in ungewohnten Situationen vor und merkt erstaunt, dass sich das alles doch gar nicht so verkehrt anfühlt.

Wie ist’s Wenn ihr Herr Lehmann und Neue Vahr Süd mögt, werdet ihr auch Der Kleine Bruder verschlingen! In Dialogform geht es hier nur so durch Berlin, durch Menschen und Orte, die einen mitnehmen, faszinieren und durch ihre Authentizität verzaubern. Künstler, Lebemänner, Hausbesetzer, Anarchisten, Punks, Kneipenchefs, Suchende und Getriebene (um mal stereotyp in Kategorien zu unterteilen *g*) geben sich hier die Klinke in die Hand. Es passiert einerseits gar nicht viel und andererseits eben doch eine ganze Menge und das Gefühl/die Atmosphäre, welche Sven Regener erschafft, ist einfach „Berlin“ für mich. Auch wenn ich es nicht in dieser Epoche (1989), sondern erst in den 2000 kennenlernen durfte.

Die „Handlung“, also die Suche nach dem Bruder, steht zwar im Vordergrund, aber ist mehr Rahmen, um die unterschiedlichen Welten Berlins aufzuzeigen und erwartet hier keine spannenden Wendungen oder fesselnde Momente. Darum geht es nicht, es geht um Alltagsausschnitte, welche mit viel Situationskomik beschrieben werden, die mich einige Mal zum laut lachen brachte. Irgendwie passt hier, wenn man sagt „der Weg ist das Ziel“ und es ist irgendwie nur zweitrangig, ob Frankie am Ende seinen Bruder findet oder nicht.

Eine wirklich spannende Zeitreise, in eine Welt, in der alles im Aufbruch und irgendwie möglich schien, obwohl es noch Ost und West gab. Aber Berlin hat eben dieses ganz besondere Lebensgefühl, welches man mal am eigenen Leib erfahren (oder zumindest so gelesen) haben sollte. Ich kann es nicht anders erklären, aber immer, wenn ich mal wieder ein paar Wochen/Monate dort bin und mich (gerne durch die Kunstszene, wobei ich ja riesiger Streetart-Fan bin) treiben lasse, kann ich einfach freier atmen. Und dabei bin ich mittlerweile doch eher Natur- statt Stadtmensch, was das alles noch konfuser macht. Aber all das transportiert Regener in diesem Buch für mich, denn auch Frankie erfährt diese Transformation, die wohl nur Berlin in einem auslösen kann.

Viele Kritiken sehen dies als das schwächste Buch von Sven Regener, aber ich kann da einfach nicht zustimmen, da es für mich wirklich perfekt war. Keine unnötigen Seiten, um die Story irgendwie in die Länge zu ziehen, ein super Einblick in die damalige Situation in Berlin, spannende Charaktere, die man mit Faszination kennenlernt und dann natürlich unser Suchender, mit dem man sich gemeinsam durch die Nacht treiben lässt. Ich werde es zwar nicht nochmal lesen (kommt in den Bücherschrank), aber ich wurde sehr gut unterhalten und werde definitiv alles lesen, was mir von Sven Regener noch so unterkommt!

Kennt ihr dieses Buch oder eines der anderen von Sven Regener? Wie gefällt euch denn sein Schreibstil? Welcher deutsche Autor ist euer Liebling? Ich habe gerade mal wieder meinen Bücherschrank aussortiert und merke, wie es mir mittlerweile echt leichter fällt, mich von Büchern (wie One Day von David Nicholls) zu trennen, die man einfach nur „hat“, aber nicht sonderlich toll fand 😉

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