Schlagwort: buchempfehlung

[Lesenswert] Velocity von Dean Koontz

Da ich schon einiges von dem Autoren nur so verschlungen habe, habe ich mich sehr auf das Lesen von Velocity von Dean Koontz gefreut und mir für einen besonderen Moment aufgehoben. Er schreibt einfach so fesselnd, dass man seine Bücher am besten morgens beginnt und sich für den Rest des Tages und der Nacht nichts mehr vornimmt!

Worum geht’s Barkeeper Billy findet nach einer Schicht einen Zettel unter seinem Scheibenwischer, welchen er für einen schlechten Scherz hält. Denn er besagt, dass entweder eine junge Lehrerin stirbt, wenn Billy ihn nicht zur Polizei bringt oder eine alte Dame, wenn er den Zettel zu ihnen bringt und Hilfe einfordert. Billy unternimmt nichts und am nächsten Tag ist eine junge Frau tot und eine zweite Notiz in seinen Händen..ein grausames Spiel beginnt, welchem Billy sich nicht entziehen kann.

Wie ist’s Oh, was wurde ich sofort in die Geschichte hineingesogen und wollte wissen, wie es weitergeht und welche moralischen Dilemmata Billy vor sich hat. Der Moment, wo er vom gejagten Opfer zum Jäger des Notizschreibers wird, ist Koontz genial gelungen. Man fiebert mit Billy, welcher gut herausgearbeitet wird, mit, überlegt, wie man an seiner Stelle handeln würde und wie diese Geschichte wohl doch noch irgendwie gut ausgehen kann.

Leider enttäuschen mich die letzten fünfzig Seiten, das Ende ist nicht gewohnt spektakulär, sondern fühlt sich mehr nach „Koontz wollte fertig werden“ an. Statt schnellem Feuerwerk und noch verrückten Wendungen, kommen wenig überraschende Tatsachen, die zwar Sinn ergeben, aber halt eben nur so ok sind. Die Nebenstory bezüglich Billys Frau ist mir auch zu intensiv beschrieben, da sie ehrlich gesagt nicht viel zum eigentlichen Plot beiträgt und alles in die Länge zieht.

Insgesamt nicht das beste Buch, welches ich von Dean Koontz gelesen habe und ich werde es auch nicht in meiner Sammlung behalten, sondern in einen öffentlichen Bücherschrank stellen – dass hoffentlich jemand anderes mehr Freude daran hat. Aber ich werde trotzdem weitere Bücher von ihm lesen, da auch dieses mich zu Beginn enorm gefesselt, nur am Ende eben etwas müde hat werden lassen.

Kennt ihr Bücher von Dean Koontz? Wenn ja, welches könnt ihr besonders empfehlen? Zum Einsteigen würde ich definitiv Odd Thomas sagen, das ist einfach nur richtig, richtig spannend!

[Lesenswert] Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen

Von Opa habe ich mir Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen geschnappt, denn irgendwie klang die Story etwas nach Stranger Things (wo mir immer noch 1,5 Staffeln fehlen, Schande über mein Haupt) und somit war ich neugierig! Und schwupps, war mein Samstag weg und ich mit dem Buch fertig 😉

Worum geht’s In einer eigentlich idyllischen Kleinstadt beginnen Jugendliche plötzlich, gewaltvolle Taten bis hin zu Mord zu begehen, welche die Einwohner in einem Schock-Zustand zurücklässt. Die „neu hinzugezogene“ Ärztin Claire versucht, sich gemeinsam mit dem Polizeichef Kelly einen Reim aus diesen Taten zu machen..und plötzlich beginnt auch ihr eigener Teenagersohn Noah erste Anzeichen von Persönlichkeitsveränderung zu zeigen.

Wie ist’s Verdammt spannend, ich muss es sagen. Angepriesen wird es als „Medizin-Thriller wie von Michael Crichton, der auf dem Terrain von Stephen King spielt“ und das passt! Mir gefiel der Schreibstil von Tess Gerritsen, man will immer „nur noch ein Kapitel lesen“ und schwupps, ist es 3 Uhr morgens und man am Ende. So etwas will ich haben, wenn ich denn mal einen Krimi lesen! Es gibt ein paar unerwartete Wendungen, welche einen noch mehr an das Buch fesseln, das Ende kam dann aber doch etwas langweilig um die Ecke.

Die Charaktere werden gut eingeführt, die unvermeidbare Liebesgeschichte hätte für mich auch wegbleiben (oder etwas weniger kitschig sein dürfen..), aber der kleine Ort mitten im Nirgendwo mit seinen Bewohnern wird atmosphärisch gefüllt. Es war auch eine gute Balance aus medizinischem/anthropologischem Fachjargon und eben normaler Sprache, wodurch ich nie gelangweilt war.

Jupps, ich würde definitiv mehr von Tess Gerritsen lesen, ein Name, den ich zwar kannte, aber noch nie zu einem ihrer Werke gegriffen habe. Also, sollte ich mal eins im öffentlichen Bücherschrank finden, darf es mit zu mir..wobei nichts von ihren romantic novels, da bin ich dann doch raus.

Habt ihr schon etwas von Gerritsen gelesen? Vielleicht ja sogar Trügerische Ruhe? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? 🙂

[Lesenswert] Erwartung – Jussi Adler-Olsen

Als ich den fünften Band aus der Carl Morck und seinem Sonderdezernat Q bei meinem Opa liegen sah, war klar, dass es dieses Buch sein wird, welches ich als erstes im neuen Jahr lesen werde. Die letzten Monate gab es dissertationsbedingt primär Fachliteratur und ich sage euch, manchmal hatte ich so gar keine Lust mehr zu lesen. Da kam mir der Thriller Erwartung von Jussi Adler-Olsen genau recht, denn er zieht einen in seinen Bann, ist aber nicht zu anspruchsvoll, eben genau die richtige Mischung, um unterhalten zu werden.

Worum geht’s Marco, ein fünfzehnjähriger Junge, lebt mit seiner Großfamilie und deren Anführer Zola am Rande Kopenhagens und wird von diesem in die Kriminalität gezwungen. Betteln und Taschendiebstahl bestimmen sein Leben, doch er will mehr. Als er hört, dass er „zum Krüppel gemacht werden soll“, um Zola mehr Geld einzubringen, entscheidet Marco zu fliehen. Dabei stolpert er unweit ihrer Unterkunft auf eine Männerleiche, deren Bild er später auf einer alten Vermisstenanzeige wiederfindet. Langsam beginnen sich das Leben von Marco und ein Korruptionsskandal miteinander zu verweben und Carl Morck stolpert in dieses Chaos hinein.

Wie ist’s Von der ersten Seite an fesselnd, ich liebe es, wenn ich anfange zu lese und überhaupt keine Ahnung habe, was gerade passiert. David Baldacci schreibt ähnlich und obwohl seine Bücher mit thematisch eigentlich null interessieren, lese ich gebannt jedes Wort. Das ging mir auch beim fünften Fall von Carl Morck nicht anders und ach, ich hoffe, ich finde die anderen beiden weiteren Bände bald im öffentlichen Bücherschrank! Die Geschichte entwickelt sich zunächst auf zwei Zeit- und Erzählebenen, was sie sehr spannend macht und vermischt sich anschließend in der Gegenwart. Durch einige Rückgriffe kann man dem Band auch folgen, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt, da die Hauptpersonen erneut (quasi nebenbei) vorgestellt werden. Schön ist, dass sich ihre Beziehungen vertiefen und weiterentwickeln, man einen guten Einblick „hinter die Kulissen“ bekommt. Das Thema „Korruption in der Enwicklungshilfe“ ist bestimmt nicht innovativ, aber interessant aufgearbeitet und gibt dem sonst sehr auf Dänemark spezialisiertem Buch neue Facetten. Der Schreibstil von Adler-Olsen ist sehr angenehm, man kann leicht folgen, wird gefesselt und – sollte man doch wirklich eine Pause machen – man kann schnell wieder einsteigen. Für mich war das das ideale Buch für S-Bahn. Flughafen, Flugzeug und dann Tube – ich hatte eine super Reise nach London 🙂

Wer Thriller mag, für den ist dieses Buch definitiv was! Da die Reihe schon einige Jahre auf dem Buckel hat, gibt es mittlerweile sieben Bände, man kann also ruhig 1-2 verregnete Wochen mit Lesen verbringen. Ich will definitiv auch die beiden weiteren Werke noch genießen, aber das Schöne ist, dass die Fälle immer abgeschlossen werden und man nicht einem Cliffhanger begegnet. Somit muss man nicht sofort zum nächsten Band springen, wobei..ich es am liebsten direkt tun würde! Kennt ihr die Bücher von Adler-Olsen schon und seid ebenfalls sehr angetan? Oder konntet ihr mit dem etwas kauzigen Carl und seinen beiden Helfern Rose und Assad so gar nichts anfangen?

[Lesenswert] The Girls: a novel – Emma Cline

Woohoo, ich bin endlich mal wieder zum Lesen gekommen, man glaubt es kaum! Ihr wisst, ich liebe Bücher, am liebsten würde ich den halben Tag lesend und die andere Hälfte mit schreiben, essen und etwas erleben verbringen. Auch an meiner ABC-Lesechallenge 2018 arbeite ich noch, aber ich glaube, wie auch schon im letzten Jahr werde ich es nicht hinkriegen, ALLE Buchstaben abzuarbeiten. Gut, dass bald 2019 ist und ich eine neue Chance habe (und noch so einen verdammt hohen Stapel mit Werken, die ich schon längst gelesen haben wollte).

The Girls: a novel von Emma Cline stand schon seit seinem Erscheinen auf meiner „to-read“-Liste und somit habe ich mich enorm gefreut, als ich in Mexico City das Buch doch tatsächlich in einem öffentlichen Bücherschrank in der U-Bahn fand. Besser geht’s doch nicht, somit war das meine Urlaubslektüre für die Stadt (und die Pyramiden von Teotihuacan) und steht jetzt auch schon wieder brav in seinem Regal – oder wird von jemandem verschlungen, wer weiß! Dankenswerterweise war es auf Englisch, mein grausiges Spanisch ist nämlich definitiv noch nicht gut genug für ein Buch, die Museumsschilder hingegen gehen. Ok, jetzt aber zu den Mädels!

Worum geht’s Angesiedelt in den 60er Jahren haben wir unsere vierzehnjährige Hauptprotagonistin Evie, die ihren letzten Sommer „in Freiheit“ genießen will, bevor sie auf ein Internat geschickt wird. Sie hat zunächst ein paar typische „Teenagerprobleme“ (Probleme mit der besten Freundin und ihren kürzlich geschiedenen Eltern, eine unerwiderte Verliebtheit in den Bruder der besten Freundin, Langeweile und die Suche nach sich selbst), welche jedoch etwas ins Abseits geraten, als sie eine Gruppe Mädchen im Park entdeckt. Besonders ein Mädchen, Suzanne, zieht ihren Blick magisch an und somit beginnt sie, ihnen zu folgen und Kontakt aufzunehmen. Schnell lernt sie, dass die so frei erscheinenden, unkonventionellen Mädchen außerhalb der nordkalifornischen Stadt auf einer Ranch mit wenig Essen und Regeln, dafür aber mit viel Drogen und Liebe leben und einen „Anführer“ namens Russell haben, welche sie allem verfallen scheinen. Evie wird neugierig und will das Leben auf der Ranch kennenlernen, was schließlich in einem Albtraum endet.

Wie ist’s Es hat mich überrascht, denn der Klappentext klingt so viel reißerischer als das Buch ist. Es ist keine Horrorstory von einer Sekte, die gewalttätig wird, das ist nur der Rahmen, in welchem dieser so berührende Coming of Age Roman spielt. Er hat zwei Zeitebenen, 1969 und das Heute, wo Evie als erwachsene Frau die Situation erneut durchlebt. Ich mag den Schreibstil von Emma Cline, er fesselt einen auf sanfte Weise, ohne plakativ zu sein. Aber man will wissen, wie es weitergeht, was Evie entscheidet, wo ihr Leben hingehen soll.

Emma Cline haucht ihren Charakteren Leben ein, man kann sich mit ihnen identifizieren, da sie so breit aufgestellt sind. Es sind Teenagersorgen, die wir alle mal durchlebt haben und so fragt man sich natürlich, was man selbst an dieser Stelle getan hätte. Und ärgert sich über Dinge, die Evie über sich ergehen lässt, welche man auch selbst über sich hat ergehen lassen..diese Passivität, mit der wir Frauen als Mädchen zu kämpfen haben, kommt sehr gut durch. Die Angst, dass man anderen nicht gefällt, dass man nicht gemocht wird, dass man eben versucht, so zu sein, wie andere einen haben (und lieben) wollen – die vielschichtige Beziehung zwischen Evie und Suzanne ist für mich Kernstück dieses Buches.

Für mich ist es eine Urlaubslektüre, die gut unterhält, einen nachdenklich, aber nicht zu nachdenklich stimmt und ein Buch, über welches sich gut reden lässt. Einige Sätze sind wunderschön geschrieben, die wenigsten klingen allerdings lange nach (da versprechen all die Lobeshymnen auf den ersten Seite doch etwas viel). Da ich gerade Wild Wild Country (auch eine absolute Empfehlung)gesehen habe, hatte ich irgendwie ständig diese Bilder im Kopf und teilweise beide Szenarien auch etwas vermischt.

Habt ihr The Girls von Emma Cline zufällig schon gelesen oder steht es auch noch auf eurer Liste? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Und wenn wer noch eine aktuelle Empfehlung für einen weitere, gelungenen Coming of Age-Roman hat, nur her damit! 🙂 Eine Bestellung hier steht in nächster Zeit nämlich an!

[Lesenswert] Der Tod des Iwan Iljitsch – Leo Tolstoi

Nach Wochen voller Fachliteratur (die durchaus spannend ist) habe ich mir endlich mal wieder eine Stunde freigeschaufelt und mich in einen russischen Klassiker geworfen. Leo Tolstoi (übrigens auch Vegetarier, der Gute) begleitet mich schon mein Leben lang, ob Anna Karenina oder Krieg und Frieden – zu Beginn meines Studiums habe ich Nächte mit ihm verbracht. Dann wurde die Zeit kürzer, aber zum Glück auch seine Werke. Der Tod des Iwan Iljitsch hat in der Reclam-Ausgabe (die ich im öffentlichen Bücherschrank hier in Ziegelhausen fand) gerade einmal 92 Seiten und die habe ich locker-flockig runtergelesen.

Worum geht’s Um das Leben und Sterben des 45-jährigen Justizangestellten Iwan Iljitsch, der an einem Magenleiden erkrankt und sich plötzlich der Gewissheit stellen muss, dass es das jetzt gewesen ist. Es geht um die Themen Angst vor dem Tod, Machtlosigkeit, Frustration, dem Bewusstwerden, dass man das eigene Leben nicht sinnvoll, „gut“, gelebt, sondern für andere konstruiert hat.

Wie ist’s Absolut fesselnd, auch wenn man weiß, dass am Ende der Tod steht. Das Werk beginnt mit der Trauerfeier Iwan’s, welche durch die Perspektive eines Kollegen geschildert wird. Danach erfährt man kurz seinen Werdegang, die unglückliche Ehe, die Beziehung zur Arbeit und zu seinen „Freunden“. Als er erkrankt, erlebt man mit, wie Iwan mehr und mehr in Machtlosigkeit zerfällt, was so eindringlich beschrieben wird, dass man beim Lesen Pausen machen muss, da es sehr stark wirkt. Es hilft einem aber, sich jetzt schon (ohne den eigenen drohenden Tod vor Augen) mit all den Fragen zu beschäftigen, mit welchen Iwan kämpft, sich zu überleben, ob das, was man tut auch das ist, was man tun will.

Tolstoi geht hier auf die Frage ein, wie wenig Rationalität einem hilft, den eigenen Tod zu rechtfertigen, wie wenig dieses eigentlich logische Ereignis, das wir alle erfahren werden, durch Logik erklärt werden kann. Trost spendet diese Tatsache zumindest nicht, weder Iwan noch seiner Familie. Das dünne Büchlein ist sehr sprachgewaltig und die Thematik zwar schwer, aber absolut lesenswert. Es geht an die elementaren Fragen, die wir uns alle stellen und beschreibt sehr anschaulich einen Einzelfall, welcher wohl auf einem realen Vorbild (Bruder eines Freundes von Tolstoi) basieren soll. Wer russische, düstere, melancholische Literatur mag, das ist absolut euer Buch! Für mich hätte es gerne auch doppelt so lange sein dürfen, wobei Tolstoi alles gesagt hat, was es dazu zu sagen gab – mich hätten nur die Perspektiven der anderen Beteiligten noch etwas mehr interessiert, besonders die Beziehung zur Ehefrau war nicht gerade einfach.

Mögt ihr Tolstoi auch so gerne? Was habt ihr zuletzt von ihm gelesen? Wenn ihr einen unbekannten russischen, gerne zeitgenössischen Autor habt, her damit 🙂 Mein Bücherstapel ist zwar absolut übertrieben hoch, aber ein Buch mehr geht immer noch!

[Lesenswert] Choke Chain von Jason Donald!

In einem öffentlichen Bücherschrank in Playa del Carmen stolperte ich über das Buch Choke Chain von Jason Donald, von welchem ich bis dato noch nie gehört hatte. Da ich aber Lesenachschub brauchte und der Klappentext ganz gut klang, nahm ich es mit und hatte es dann innerhalb von zwei Tagen durch. Man könnte somit durchaus sagen, ich habe es sehr gerne gemocht und ja, ich muss es euch einfach vorstellen 😉

Worum es geht Der zwölfjährige Alex wächst mit seinem jüngeren Bruder Kevin und seinen Eltern in einer armen Wohngegend in den 1980ern in Südafrika auf. Die Ehe seiner Eltern ist angespannt, besonders der Vater scheint kein sehr guter Mensch zu sein und die Kinder wachsen in recht zerrüttelten Verhältnissen auf. Dazu kommt, dass sie sich ihre Position in einem Land zurechtsuchen müssen, in welchem sie irgendwie Fremde sind, aber doch auch nicht. Wir haben Schulalltag, Liebe, Mobbing und Gewalt aber auch den Zusammenhalt von Brüdern als Überthemen in diesem Coming of Age Roman.

Wie es ist Wunderbar klar geschrieben, aber eben doch fesselnd. Der Autor nimmt lieber wenige Worte, aber dafür die, die eine Wirkung hinterlassen. Ja, ich hatte Tränen in den Augen und das während ich am Strand lag, da die Geschehnisse treffen. Der Charaktere sind sehr gut entwickelt, man leidet nicht nur mit Alex, sondern auch mit Kevin und der Mutter mit. Man hofft, auf ein Happyend, weiß aber, dass die Realität es ihnen wohl nicht schenken wird. Aber genau wie die Charaktere gibt auch der Leser nicht auf.

Besonders spannend war das Setting, ich habe bisher wenig gelesen, was in Südafrika spielt und noch nie etwas aus Perspektive der weißen, sozial schwachen Schicht. Definitiv mal etwas anderes und ich hoffe ja sehr, dass der Autor nach diesem Debüt noch ein zweites Buch aus einem ähnliche Milieu nachlegt, ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen!

Solltet ihr Lust auf ein etwas anderes Buch haben, schnappt euch Choking Chain und keine Angst, es ist leicht verständlich geschrieben. Ich habe es gleich vor Ort einer Bekannten in die Hand gedrückt, welche mir schon schrieb, dass sie es ebenfalls grandios fand und innerhalb von einem Tag durchgelesen hat. Manchmal findet man solche literarischen Perlen, wenn man sie am wenigsten erwartet und ich bin sehr froh, darüber gestolpert zu sein! 

[Lesenswert] Beatrice and Virgil – Yann Martel

Oh, was habe ich mich gefreut, als ich den Roman Beatrice and Virgil von Yann Martel in der Hostelbücherei in Singapur entdeckte. Natürlich musste ich ihn mir sofort schnappen, denn seit ich Life of Pi gelesen habe (und mich weiterhin dem Film verweigere), bin ich großer Yann Martel-Fan und wollte unbedingt mehr von ihm lesen!

Worum geht’s Dieses Mal fällt es mir etwas schwer, eine Inhaltsangabe zu geben, ohne zu viel vorwegzunehmen. Das Buch hat nämlich einige sehr spannende, überraschende Wendungen und somit fasse ich mich hier kurz. Henry, ein Schriftsteller mit Schreibblockade, bekommt einen Leserbrief, worin er um Hilfe bei einem Theaterstück gebeten wird. Aufgrund Langeweile treibt es ihn schließlich zu dem Absender, welcher sich als sonderbarer Kauz entpuppt, der als Taxidermist arbeitet und das Interesse von Henry zu wecken beginnt.

Wie ist’s Zunächst mal zu kurz, was war ich traurig, als es nach knapp 200 Seiten schon zu Ende war. Das Buch startet zwar etwas langsam, hatte mich aber doch schon von Seite 1, da es einfach nur großartig geschrieben ist. Der Klappentext bietet einem hier zum Glück auch nicht viele Infos, denn das Buch überrascht. Und überrascht. Und dann kommt wieder eine neue Wendung, die man einfach nicht hat kommen sehen.

Super fand ich auch die Abwechslung im Schreibstil, mal haben wir Prosa, dann werden Teile des Theaterstückes, an dem die beiden Männer gemeinsam arbeiten, abgedruckt und man ist mitten in dieser zweiten Story von Esel und Affe, deren Ende man auch unbedingt kennen will. Mantel verwebt diese beiden Erzählstränge auf einfach nur großartige Weise und das Lesen und Hin- und Herspringen ist ein Genuss. Es stört den Lesefluss gar nicht, im Gegenteil, es hat mich Seite um Seite lesen lassen und dass es keine Kapitel gibt, hat mir beim Aufhören auch nicht geholfen. Am Ende hatte ich das Buch an zwei Tagen durch, an denen ich eigentlich nicht mal Zeit zum Lesen hatte.

Das Ende hätte für mich gerne noch etwas ausführlicher sein dürfen, da ich einfach nicht wollte, dass das Buch schon vorbei ist, aber es endet mit einem ganz großartigen und wieder unerwarteten Moment und somit bin ich doch versöhnt. Will ich noch mehr von Yann Martel lesen? Absolut, für mich ist dieses Werk nämlich noch um einiges besser als Life of Pi und hat mich nun vollkommen überzeugt!

Habt ihr schon etwas von Yann Martel gelesen? Welches Buch von ihm könnt ihr mir denn noch empfehlen?

[Lesenswert] The White Tiger – Aravind Adiga

Das Buch hat bereits 2008 den Man Booker Prize gewonnen und ist wohl auch schon so lange in meinem Besitz. Obwohl ich das Thema und den Klappentext sehr spannend fand, nahm ich es aber doch irgendwie nie in die Hand und musste erst in Singapur in der Hostelbibliothek wieder darüber stolpern. Dort war das Timing für The White Tiger von Aravind Adiga und mich dann aber endlich richtig und ich habe das Buch in drei Tagen durchgelesen.

Worum geht’s Balram Halwai wächst in einem indischen Dorf auf, wo er als klügster Schüler mit glänzender Zukunft gilt. Doch kommt es natürlich ganz anders und das Buch ist ein Rückblick auf sein Leben. Statt guter Bildung bekommt er nämlich zunächst zur Unterstützung seiner Familie einen Job in einem Teeshop, welchen er aber schnell durch eine Tätigkeit als Fahrer austauscht. Diese bringt ihn schließlich nach New Delhi, wo er lernt, wie Korruption die Menschen regiert, dass Geld aber nicht jedes Problem lösen kann und wie man Menschen manipulieren kann. Aus dem schüchternen Jungen wird ein komplizierter Mann, welcher seine Rollen als Diener, Philosoph, Entrepreneur und schlussendlich Mörder irgendwie miteinander in Einklang zu bringen versucht.

Wie ist’s Thematisch ist das Buch große Klasse und ein richtiger Genuss, aber mit dem Schreibstil (ich habe die englische Version gelesen) hatte ich ab und an meine Probleme, der war nämlich recht öde. Bücher von indischen Autoren lese ich per se immer gerne, da sie eben doch einen anderen Blick anbieten und auch der von Adiga hat mich hier begeistert. Dass das Buch in sieben Briefen bzw Nächten spielt, fand ich ebenfalls erfrischend anders und hat auch mehr Spannung hereingebracht.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich den Hype nicht ganz verstehen kann, da es für mich ein Buch ist, welches ich bestimmt nicht noch einmal lesen werde und auch nur an einen Freund weitergab, da dieser noch etwas für’s Flugzeug auf die Schnelle brauchte. Denn so richtig „das musst du gelesen haben“ ist es für mich einfach nicht, da bleibt Shantaram einfach ungeschlagen, wenn es um Indien geht.

Etwas anderes von Aravind Adiga müsste ich jetzt auch nicht lesen, sollte ich aber mal drüber stolpern, würde ich ihm doch noch eine zweite Chance geben. Habt ihr das Buch oder etwas anderes von ihm schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? Welches ist euer liebstes „Indien“-Buch?

[Lesenswert] Sherlock Holmes – Arthur Conan Doyle

Ja, ich weiß, Schande über mein Haupt, aber irgendwie hatte ich bisher nie das Verlangen gehabt, mich mal mit Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle auseinanderzusetzen. Man weiß ja so in etwa worum es geht und Kriminalgeschichten sind nicht unbedingt meins. Nachdem ich aber erst dazu gebracht wurde, die Serie zu schauen (wie grandios sind die Dialoge bitte), habe ich mich jetzt auch dabei erwischt, wie ich täglich 1-2 seiner Kurzgeschichten lese. Leider gerade nur als ebook, da ich noch am Reisen bin, aber darüber reden wollte ich trotzdem schon mal.

Worum geht’s Hier muss ich wohl nichts mehr sagen, jeder weiß, dass Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Freund Dr. 5James Watson die Kriminalfälle löst, welche die Polizei vor einem Rätsel stehen lässt. Das gelingt durch die enorme Intelligenz von Sherlock, der Menschen sehr gut lesen kann und auch ein wenig durch die eher praktische Hilfe von Watson.

Wie ist’s Dieses Gesamtwerk besteht aus 56 Kurzgeschichten sowie vier Romanen und ist einfach nur fantastisch. Je nach Lust und Laune kann man sich eher eine kurze Geschichte gönnen oder doch etwas mehr Zeit einplanen und sich eine längere Geschichte vornehmen. Denn das muss man, da die einzelnen Fälle so spannend sind, dass man sie einfach nicht aus der Hand legen mag. Man rätselt mit, lässt sich aber auch wieder überraschen, wenn es doch ganz anders gut als erwartet. Ich muss gestehen – und das sage ich selten – dass mir die TV Serie, angepasst an die Neuzeit etwas besser gefällt, doch nichtsdestotrotz werde ich alle Sherlock Holmes Geschichten lesen. es ist nämlich sehr spannend zu sehen, wie sie umgesetzt und verändert wurden.

Trotz seines Alters sind die Geschichten noch immer fesselnd, die Sprache von Arthur Conan Doyle sehr gut zu lesen und oftmals ist man überrascht, wie er etwas so Alltägliches spannend schreiben kann. Wenn ihr wie ich noch nie Sherlock Holmes gelesen habt, da ihr eben auch nicht solche Krimifans seid oder denkt, ihr wisst ja, worum es geht, sucht euch mal eine Kurzgeschichte und testet sie an. Wahrscheinlich werdet ihr genau wie ich in ihren Bann gesogen und 30 Minuten später eine andere Meinung haben. Lest sie auch ruhig im Original, Doyle schreibt sehr klar und verständlich und verzichtet auf eher unbekannte Worte.

Was soll ich sagen, ich bin bekehrt und freue mich, dass ich noch einige Geschichten vor mir habe. Sie eignen sich super, wenn man am Reisen ist oder unterwegs mal schnell etwas zur Ablenkung lesen lässt und schärfen doch irgendwie auch die eigenen Sinne. Zumindest betrachte ich Menschen im Moment mit mehr Detail und Interesse, was ja auch nicht allzu verkehrt ist. Habt ihr schon Geschichten von Sherlock Holmes gelesen? Wenn ja, welche gefiel euch am besten und ist noch wer verrückt nach der Serie (ich lebe bei sowas echt hinter einem Stein, sie ist schon so alt..)?

[Lesenswert] The Moons of Jupiter – Alice Munro

Persönlich bin ich ein großer Fan von Kurzgeschichten, die oftmals eine noch länger anhaltende Wirkung auf mich haben als so mancher Roman. Müsste ich mich in diesem Genre für eine Autorin entscheiden, wäre es definitiv die Kanadierin Alice Munro und so will ich euch heute ihren Kurzgeschichtenband „The Moons of Jupiter“ vorstellen. Erschienen ist dieses Werk zwar schon 1982, an Aktualität hat es aber bestimmt nichts verloren!

Worum geht’s Ok, dieser Teil ist ein wenig schwieriger, da es hier statt einer zwölf Geschichten sind. Man kann aber verallgemeinernd sagen, dass es um Beziehungen von Menschen untereinander geht, wobei Munro ein gutes Händchen für ausgefallene, starke und schwache Charaktere hat. Familien sind eine immer wieder auftauchende Thematik und deren Leben, Freude, Ängste, Entscheidungen, Erlebnisse und Schicksale werden zum Schauplatz ihrer Stories. In einigen Geschichten oder Personen, zumindest aber Momenten, wird sich bestimmt jeder Leser zum Teil wiederfinden können und dieses Talent, dass man sich mit ihren Protagonisten identifizieren kann, hat Alice Munro in allem, was ich bisher von ihr in die Finger bekommen habe.

Wie ist’s Man weiß bei Alice Munro zu Beginn nie, wohin die Reise gehen wird und das mag ich sehr. Zwar geben ihre Titel einem zumindest eine grobe Idee, oftmals kommt aber alles dann doch ganz anders. Ihre Geschichten sind ruhig, es passiert nicht unbedingt viel aktiv, aber ihre Charaktere machen eine Veränderung durch, sie „(er-)leben“, entwickeln sich und lassen uns daran teilhaben.

Spannungsgeladen sind die Geschichten nicht, es passiert nicht zwingend etwas dramatisch, ein „Höhepunkt“ bleibt unter Umständen zwar aus, aber trotzdem zieht mich die Autorin durch ihren Schreibstil in einen Bann, dass ich nie nur eine Geschichte von ihr lesen kann. Sie spielt mit Sprache, setzt Worte bewusst ein und das Lesen an sich ist einfach nur ein Genuss. Wie immer empfehle ich euch das Original, es ist nicht sehr kompliziert, sondern in Alltagssprache gehalten und bei der Übersetzung (so gut sie auch sein mag), geht eben doch immer etwas von der Atmosphäre verloren. Und genau diese ist es ja, die Alice Munro so unvergleichlich erschaffen kann. Dass alle Kurzgeschichten in Kanada spielen, oftmals an Orten, wo ich selbst schon gewesen bin, macht den Lesegenuss für mich noch größer, da ich eben weiß, wie es sich anfühlt, dort zu sein, wo die Charaktere gerade sind.

Eine wirkliche Lieblingsgeschichte habe ich in diesem Band nicht, wie immer bei Kurzgeschichtensammlungen lese ich aber von hinten nach vorne und so blieb mir nachhaltig „The Visitors“ in Erinnerung, wo ein Mann Besuch von seinem entfremdeten Bruder bekommt und sie gemeinsam etwas auf Spurensuche in ihrer Kindheit gehen. Sowohl dieses Verhältnis als auch das zwischen dem Mann und seiner Frau werden von Munro so einfühlsam beschrieben, dass man einfach mitfühlen muss und das Buch am Ende mit einer gewissen Schwere zuschlägt, die einen etwas betäubt und definitiv nachdenklich zurücklässt.

Habt ihr schon etwas von Alice Munro gelesen? Wenn ja, was denn und wie hat es euch gefallen? Mittlerweile ist die vielfach ausgezeichnete Autorin weltbekannt, diesen schon vor langer Zeit erschienen Band kennen aber vielleicht doch noch nicht alle und wenn ihr sie mögt, kann ich ihn euch nur ans Herz legen!

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