Schlagwort: Bücher

[Lesenswert] Travel Overland. Eine anglophone Weltreise – R.W.B. McCormack

Von dem Ethnologen R.W.B. McCormack habe ich schon das Buch Back Home (*Review*) gelesen und da das wirklich sehr dünne Büchlein Travel Overland. Eine anglophone Weltreise jetzt auch schon wieder viel zu lange ungelesen in meinem Bücherschrank stand, schnappte ich es mir. Das Vergnügen ist definitiv kurzweilig, es ist ein stellenweise humorvolles Sachbuch über die vielen unterschiedlichen „Englische“, die es mittlerweile in der Welt so gibt. Die Kapitel zu den eigenen Ländern sind kurz, eignen sich also super, um sie so zwischendurch zu lesen, wenn man mal fünf Minuten hat und vielleicht noch ein Smalltalk-Thema für später braucht. ich lese ja gerne beim Haarefönen, das hat super mit diesem Werk funktioniert!

Worum geht’s In ganz knappen Kapiteln geht es einmal rund um die englischsprachige Welt und es wird gezeigt, wie die Sprache im jeweiligen Land genutzt und gerne auch mal umgedeutet wird. Für mich waren natürlich besonders Kanada, Australien und Indien von Interesse, aber es kamen auch Ländern dran, an die ich gar nicht so wirklich gedacht hatte, was überraschend war. Bei einigen Sachen musste ich schmunzeln, da ich sie schon in der Realität erlebt habe, andere Dinge waren mir aber auch komplett unbekannt und somit hatte das Buch definitiv ein paar interessante Stellen.

Wie ist’s Eine gute Klolektüre, bei der man in wenigen Sätzen noch etwas lernt. In einem Rutsch lesen war mir hier zu langweilig, dafür bietet das Thema meiner Meinung nach nicht genug, aber immer mal wieder kurz 1-2 Länder lesen, war spannend. Man bekommt hier super Smalltalk-Wissen, wenn man sonst nichts mehr weiß, was man mit seinem Gegenüber bereden könnte. McCormack schreibt gut, wie man es von ihm kennt, kann die aber doch trockene Thematik nicht immer ins Lustige bringen. Kaufen würde ich hier nicht empfehlen, aber solltet ihr – wie ich – mal im öffentlichen Bücherschrank drüber stolpern, schaut doch mal rein. Für Sprachinteressierte ist es bestimmt was!

Heute nur kurz und knapp, aber das passt zum Buch, welches sich auch super eignet, wenn man mit der Bahn etc zur Arbeit pendelt und ständig aufhören muss oder abgelenkt wird. Da ich mich zur Zeit primär mir zäher Fachliteratur quäle, war es aber dennoch eine willkommene Abwechslung, doch statt weitergeben kommt das Buch jetzt doch gleich wieder in den öffentlichen Bücherschrank zurück, damit sich vielleicht der Nächste über diesen Fund (noch) mehr freuen wird! Kennt ihr es zufällig oder andere Bücher von McCormack?

[Lesenswert] Glamorama – Bret Easton Ellis

Von Bret Easton Ellis habe ich schon einige Bücher gelesen und auch, wenn keines mehr an American Psycho herankommt, mag ich seinen Stil doch sehr. Somit hupfte mein Herz ein wenig, als ich Glamorama doch tatsächlich im Bücherschrank meines Hostels in Delhi fand und schnappte es mir für die nicht gerade kurze Reise nach Australien. Ausgelesen habe ich es da zwar dann nicht – da kam eine bösartige Lebensmittelvergiftung über den Wolken dazwischen – mittlerweile konnte ich es aber doch zu Ende bringen.

Worum geht’s Wir tauchen ein in das New York der 90er Jahre, in welchem unser Teilzeit-Model Victor Ward gerade dabei ist, mit einem Partner einen Nachtclub zu eröffnen. Liiert ist er mit einem (natürlich) ebenfalls wunderschönen Model, eine Affäre mit einem anderen hat er aber auch und sein Leben ist schon sehr von „Sein und Schein“ geprägt. Doch dann beginnt es zu bröckeln, die ersten Dinge gehen schief und Victor befindet sich schließlich in einer Welt, in der er nicht mehr weiß, was Realität ist und was nicht..schließlich wird er auf eine Mission nach Europa geschickt, wo er eine ehemalige Geliebte finden und zurück „nach Hause“ bringen soll..begleitet von einem Fernsehteam und ab jetzt wird es richtig skurril.

Wie ist’s Ich will nicht lügen, die ersten fünfzig Seiten habe ich mich sehr gequält. Denn auch wenn es um die Welt der Stars und Sternchen geht, das viele „name dropping“ hat mich enorm genervt und irgendwann habe ich es einfach nur noch überflogen. Wahrscheinlich war das stilistisch genau so gewollt, dass der Leser von der Scheinwelt schon stark angeödet ist, aber das war mir fast zu viel. Danach wurde es um Welten besser, es ist teilweise echt verwirrend und es mal schnell aus der Hand legen und wieder einsteigen, fand ich auch schwer.

Es lohnt sich aber, hier etwas mehr Zeit und Leseintensität hineinzustecken, denn die Handlungsstränge werden so abgefahren (natürlich immer wieder um das Thema „Oberflächlichkeit“ drehend), dass man nie weiß, was später passieren wird und spätestens als ich eine so absolut nicht vorhersehbare, graphische Sexszene hatte, wusste ich wieder, wieso ich den Autoren so mag. Das Buch wird von einigen als „was nach American Psycho kommt“, betitelt und dem kann ich mich doch auch anschließen, es ist zumindest für mich sehr passend formuliert.

Wie immer bei Ellis bekommt man einen sehr detailreich beschriebenen Mikrokosmos, in dem es weder Held noch Moral gibt, sondern eben diese Grauzone, in der man sich selbst überlegen muss, wie man dazu steht. Das Buch regt definitiv zum Nachdenken an und teilweise haut Ellis Sätze raus, die nachdrücklich wirken – aber in Nebensätzen, als würde er es gar nicht bemerken. Leider ist das Buch schon weg, sonst hätte ich mal 1-2 Zitate abgetippt. Achja, neben Sex spielt auch Gewalt hier eine große Rolle, somit sollte man es nicht lesen, wenn man mit akribisch beschriebenen Gewalttaten nichts anfangen kann – also nicht, dass ich der größte Fan davon bin, hier bewirken sie aber viel im Leser, was mir sinnvoll erscheint.

Da ich es nicht noch einmal lesen werde und es in meinem direkten Umfeld auch niemanden gibt, der es lesen würde bzw eben schon gelesen hat, habe ich es jetzt schon in den dörflichen, örtlichen Bücherschrank gestellt und bin gespannt, ob ich es dort noch finde, wenn ich wieder vorbei schlendere. Solltet ihr „American Psycho“ gelesen haben und wollt etwas in die Richtung, dann kann ich euch Glamorama auf jeden Fall empfehlen – ich hatte damit echt einige Zeit Spaß, lang ist es nämlich auch noch 😉

[Lesenswert] Schachnovelle – Stefan Zweig

Das Buch kennen bestimmt einige von euch, es steht auf vielen Leselisten von Schulen, ich selbst habe es aber nie im Unterricht lesen müssen. Da ich aber endlich etwas mit dem Titel verbinden wollte, freute ich mich, als ich das dünner Werk Schachnovelle von Stefan Zweig im öffentlichen Bücherschrank fand. Den verregneten 1. Mai habe ich dann einfach mit der kurzen Lektüre und dem längeren darüber Nachdenken verbracht.

Worum geht’s Wir befinden uns auf einem Schiff von New York nach Buenos Aires, unter dessen Passagieren sich der amtierende Schachweltmeister befindet. Unser Erzähler bringt diesen mit anderen Schachbegeisterten schließlich dazu, eine Partie gegen sie zu spielen. Während sie zunächst verlieren, rettet ein unbekannter Österreicher sie schließlich und setzt den Schachweltmeister unter Druck. Dieses verlangt ein weiteres Spiel, nachdem er doch wirklich dazu gezwungen wurde, gegen diesen unbekannten Möchtegern zu kapitulieren und es beginnt ein kräfte- und nervenzehrendes Duell.

Wie ist’s Zunächst klang die Story nicht so pralle, ich bin ehrlich und wäre das Buch sehr dick gewesen, ich hätte wohl nicht angefangen. Neugierig war ich aber doch, wieso es so gerne als Schullektüre verwendet wird und kann jetzt sagen, auch in der Kürze bekommt man hier viele Themen. Zunächst schreibt Stefan Zweig natürlich gut und fesselnd, ich habe die Schachnovelle in einem Rutsch gelesen. Die Thematik, die sich nach und nach offenbart, nämlich die Vergangenheit des unbekannten Schachspielers als Gefangener der Gestapo, ist sehr spannend und sein psychischer Verfall einfach nur noch fesselnd. Was falsch klingt, leider aber meine Wahrheit ist. Man fiebert mit, man leidet, man will ihn in das Hier und Jetzt zurückholen und ihm sagen, dass alles in Ordnung ist oder zumindest sein wird.

Achso, Angst, dass das Buch nur für Schachkenner interessant ist, muss man nicht haben. Zwar geht es auch um das Spiel, aber es bietet die Rahmenhandlung und dominiert die Geschichte nicht. Eine „Schachvergiftung“, wie unser Protagonist sie erlitten hat, bekommt ihr nicht, keine Angst. Außer man sperrt euch vielleicht nur mit der „Schachnovelle“ über einen unbekannten Zeitraum in einem Raum ein, dann könnte das doch passieren.

Viel mehr will ich nicht verraten, lest das dünne Büchlein am besten selbst und lasst euch auch begeistern. Schade, dass sich unser Deutschlehrer damals dagegen entschieden hat, nachdem ich es durch hatte, mussten nämlich jetzt meine Freunde zum Diskutieren ran, die alle etwas mitleidig geguckt haben 😉 Habt ihr das Buch damals lesen müssen oder so zufällig gelesen? Wie hat es euch gefallen? Von Stefan Zweig kenne ich kein weiteres Werk, werde mich da aber irgendwann (wenn ich mehr Zeit habe) bestimmt weiterbilden.

[Lesenswert] Die beste Entscheidung unseres Lebens – Friederike Achilles & Philipp Rusch

Als ich letzte Woche das Buch „Die beste Entscheidung unseres Lebens. Wie wir einfach loszogen und um die halbe Welt reisten“ von Friederike Achilles und Philipp Rusch im öffentlichen Bücherschrank stehen sah, musste ich einfach zugreifen. Denn a) brauchte ich eine leichte Lektüre für den Urlaub in der Sächsischen Schweiz (Bericht folgt) und b) sitze ich hier quasi mit starkem Fernweh und versuche gerade herauszufinden, wo ich jetzt hinreisen werde. Da ist ein bisschen Inspiration doch genau das Richtige und da die asiatische Monsoonzeit beginnt, wird es wohl in eher unbekannte Gefilde für mich gehen, nämlich wohl in Richtung Mittel- und Südamerika. Gut, dass die beiden Autoren genau dort den ihre Reise begonnen haben, somit war ich schon sehr neugierig!

Worum geht’s Der Titel verrät es eigentlich schon, wir begleiten hier Friederike und Philipp einmal um die halbe Welt. Gestartet wird in Kuba, dann geht es durch Mittel- und Südamerika, ein Abstecher in die USA, dann weiter rüber nach Asien und am Ende landen sie in Indien, wo Philipp nämlich Familie hat, die er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Dass sie in Varanasi, meinem liebsten Ort auf der Welt, stoppen, war für mich einerseits interessant, andererseits lese ich eigentlich nie Berichte hierüber, da ich meine eigenen Erfahrungen nicht vermischen mag (und mich oft über die Ignoranz anderer Reisender aufrege *g*)

Wie ist’s Es ist im typischen Reisenotiz-Stil geschrieben, als würde man eben in das Notizbuch der beiden schauen, welches sie unterwegs gefüllt haben. Sie schreiben abwechselnd, mal gibt es aber ergänzende Kommentare des jeweils anderen, was ich ganz nett fand, da man so eben zwei Sichten („Realitäten“) von einem Ort bekam. Die anfänglichen Berichte fand ich etwas zäh, im Südamerikateil wurde es besser, da mich das wohl einfach mehr interessiert hat und ich habe mir auch ein paar Inspirationen für eine eigene Reise holen können. Aber wirklich gefesselt haben mich die beiden mit ihrem Erzählstil einfach nicht, was natürlich immer vom eigenen Geschmack abhängt und viele das Buch bestimmt sehr mögen werden.

Gestaltet ist das Buch sehr schön, man hat im Umschlagsinneren eine Weltkarte mit allen Stopps der beiden, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die einzelnen Bildern bereichern die Berichte und gefallen mir. Aber wie gesagt, irgendwas fehlt mir, die Berichte bleiben eher an der Oberfläche, manchmal wird ganz schön verallgemeinert, mir fehlt der Respekt für die jeweilige Kultur an einigen Stellen und es werden auch viele Klischees von den beiden aufgegriffen. Vielleicht hätten sie weniger Länder auf ihre Liste setzen und stattdessen noch mehr Zeit in den verbliebenen Ländern bleiben sollen, um mehr einzutauchen.

Ich kann das Buch nicht empfehlen, da es mir persönlich einfach nicht zusagt und besonders für Leute wie mich, die eben selbst viel reisen, ist es nichts. Somit habe ich es jetzt halbherzig meiner Mama hingelegt, dass sie mal reinschaut, werde es dann aber schnell wieder in den öffentlichen Bücherschrank stellen, damit sich hoffentlich jemand anderes mehr darüber freut. Habt ihr einen Tipp für ein Weltreise-Buch, das ihr nur so verschlungen habt? Und falls wer eine tolle Ecke in Mittel- und Südamerika kennt (gerade bin ich ganz unspektakulär bei Tulum) freue ich mich natürlich auch sehr darüber!

[Lesenswert] Der Fremde – Albert Camus

Bestimmt habt ihr alle diese Klassiker, die ihr schon vor ewigen Zeiten gekauft, dann aber doch nie gelesen habt. So erging es mir mit DEM Existentialismus-Werk schlechthin, Der Fremde von Albert Camus, welches auch schon Jahre (sechs sagt mir Amazon) in meinem Regal steht und dabei locker-flockig in drei Stunden gelesen sein kann. Drei Stunden, die ich definitiv oft genug hatte, aber dann doch eher zu Sartre griff, wenn ich in der Laune war. Gut, dass ich diese Lücke jetzt endlich schließen und mich ganz in Camus verlieren konnte.

Worum geht’s Die Story ist im Grunde schnell erzählt, Hauptperson ist ein in Algerien lebender Franzose, der durch unglückliche Zufälle einen Mord begeht und dafür ins Gefängnis muss. Unser Protagonist ist eigentlich ein Büroangestellter namens Meursault, welcher ein unaufgeregtes, passives Leben führt und durch nichts zu erschüttern scheint. Zu Beginn des Buches stirbt seine Mutter, die in einem Altenheim lebt und keine sonderlich eng scheinende Bindung zu ihm hatte. Er fährt teilnahmslos zur Beerdigung, kommt zurück und beginnt sofort durch Zufall eine Liebesbeziehung mit einer Kollegin.

Gleichzeitig lernen wir seine Nachbarn kennen, mit denen er etwas interagiert und dann durch einen unglücklichen Zufall in eine Lüge verstrickt wird, die schließlich den Weg zu dem Mord ebnet. Meursault erschießt während eines Strandbesuches mit besagtem Nachbarn einen ihm unbekannten arabischen Mann mit der Waffe seines Nachbarn „wegen der Sonne“. Diese Aussage wird ihm als Unmenschlichkeit vorgeworfen und das Gericht will in einem Prozess herausfinden, ob der Angeklagte wirklich moralisch so verdorben und verroht ist, wie er den Anschein macht.

Wie ist’s Das Buch ist in zwei Teile untergegliedert, die Ereignisse vor dem Mord und die Gerichtsverhandlung nach der Verhaftung, was ihm eine einfache Struktur verleiht. Die Wirkung, die das Buch auf mich hat, ist nicht wirklich leicht in Worte zu fassen, aber zunächst einmal war ich absolut gefesselt und habe es in einem Rutsch gelesen. Dass ich es erneut lesen werde, steht auch außer Frage, das muss ich spätestens in einem Jahr erneut machen. Der Anti-Held Meursault, der sich nicht in die „gelebten, sozial erwarteten“ Regeln von Heuchelei und Lügen in die Gesellschaft einfügt, ist eine enorm spannende Gestalt. Camus hat hier einen ganz dem Existentialismus entsprechenden Charakter sowie eine Grundstimmung im Buch entworfen, die man unbedingt selbst lesen muss, um sie zu verstehen. Worte darüber zu schreiben widerspricht genau dem, was ausgedrückt werden soll.

Man kann sich leicht in Meursault hineinversetzen, viele seiner Gedanken zum Thema „Sinnesleere“ nachvollziehen und auch der Mord erscheint plötzlich gar nicht mehr so abwegig, man kann ihn irgendwie begreifen, wenn man sich darauf einlässt. Seine Gleichgültigkeit zu diesem „absurden Leben“, zu dem Leben im Allgemeinen in Kombination mit Gefühls- und Gotteslosigkeit, welche besonders der Gefängnispriester nicht fassen kann, werden dem Leser durch die schlichte, oftmals sehr klare Sprache Camus unbewusst nahegebracht. Das Buch wirkt in jedem Satz, hallt in einem nach und lässt einen noch lange nicht nur über unsere Hauptperson hier, sonder das Leben nachdenken.

Diese „Kritik“ zu schreiben, ist mir echt nicht leicht gefallen, irgendwie kann ich alles, was es so in mir auslöste, noch nicht richtig in Worte fassen. Dass es verdient als ein Weltklassiker gilt, unterschreibe ich sofort und auch, dass ich sowohl dieses noch einmal wie auch weitere Werke von Albert Camus dringend lesen muss. Schande über mein Haupt, dass ich so viele Jahre damit gewartet habe, das hätte mich bestimmt retrospektiv gesehen einige Dinge ganz anders wahrnehmen lassen. Solltet ihr es auch noch nicht kennen, ich lege es euch absolut ans Herz und keine Angst, es ist nicht kompliziert geschrieben!

[Lesenswert] Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson

Zwar schreibe ich selbst wahnsinnig gerne Reiseberichte für meinen Blog (und andere Seiten), lesen mag ich solche meist aber nicht. Was einfach daran liegt, dass ich die Orte unbeeinflusst zum ersten Mal erleben will und mich überraschen lassen mag. Klar schaue ich vorher online, was es so zu entdecken gibt, aber ich lasse mich beim Reisen eben doch einfach treiben, frage Leute vor Ort und schaue um die Ecke. Das kann ich zum Glück, da ich selten kurze Reisen unternehme, sondern eben genug Zeit habe.

Das Reise-Buch Frühstück mit Kängurus von Bill Bryson stand bestimmt lockere fünf Jahre ungelesen in meinem Schrank, denn a) hatte ich Australien so gar nicht mehr auf dem Plan für die nahe Zukunft und b) gab es einfach so viele Bücher, die ich vorher lesen wollte. Jetzt war ich zufälligerweise aber spontan von Indien aus drei Wochen in Australien (ok, nur in Canberra) und dachte mir, dass ich das Buch nun auch lesen und sehen kann, was Bill so von Down Under gehalten hat. Lustigerweise haben wir zur Hauptstadt eine recht ähnliche Meinung!

Worum geht’s Bill nimmt uns quer durch Australien mit, was er in mehreren Roadtrips, mal allein, mal mit Begleitung, bereist, aber doch noch immer nicht alles entdeckt hat. Das Land ist aber auch einfach verdammt groß und teilweise fährt man mehrere hundert Kilometer durch das reine Nichts. Erinnert mich sehr an meinen Trip vom Yukon hoch nach Yellowknife in Kanada (absolut zu empfehlen übrigens!). Es geht viel um die Natur, die Menschen, man bekommt einiges zur Geschichte und Kultur serviert, aber in leichten, kurzen Häppchen.

Wie ist’s Ganz nett, aber nicht unheimlich fesselnd oder motivierend, jetzt sofort den nächsten Flug zu buchen und selbst loszufahren. Praktisch fand ich, dass ich Orte/Dinge gleich googlen konnte, über die er schrieb und mir so doch selbst aus der Ferne ein Bild machen konnte. Teilweise habe ich andere Erfahrungen gemacht, das fand ich sehr spannend und auch die Perspektive, aus der er (weißer Engländer, der lange in den USA gelebt hat) kommt, kommt hier gut durch und bringt ihn zu anderen Erfahrungen. Diese Leseart hat den Reisebericht für mich interessanter gemacht, aber da spricht kurz die Ethnologin.

Ansonsten nennt er skurrile Fakten, gräbt historische Ereignisse aus, die die Australier lieber unter den Teppich kehren und zeichnet ein recht vielfältiges Bild. Aborigines kommen für mich viel zu kurz, was ich sehr schade finde. Das Buch erschien schon 2002, aber ich finde, trotz dieser 15 Jahre stimmen noch sehr viele Beobachtungen, die er gemacht hat, mit den meinen überein. Teilweise ist das Buch doch sehr langatmig und übertrieben, an einigen Stelle aber doch enorm witzig (Bryson hat einen trockenen Humor), wie andere seiner Werke, fand ich es jetzt auch nicht. Ich habe eher durchgehalten, damit ich es jetzt in den nächsten öffentlichen Bücherschrank stellen kann und etwas mehr Platz im Regal habe.

Nicht das überzeugendste Werk, was ich von Bill Bryson gelesen habe, seine kurze Geschichte von fast allem fand ich um Längen besser. Wenn ihr einen Reisebericht, keinen -führer über Australien lesen wollt, könnt ihr hiermit vielleicht trotzdem euren Spaß haben, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden, aber ich würde es jetzt nicht an meine Freunde mit einer absoluten Leseempfehlung weitergeben. Frühstück mit Kängurus hatte ich leider nie, ich habe sie aber beim Picknicken am Nachmittag häufig angetroffen 🙂

[Lesenswert] ABC-Challenge 2017 – 1. Update!

Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an der ABC-Challenge (hier geht’s zu meinem Endstand) teilgenommen und hatte so viel Spaß dabei, dass ich auch dieses Jahr wieder mitmachen mag. Bei dieser Challenge geht es darum, innerhalb eines Jahres Buchtitel zu lesen, sodass jeder Buchstabe im Alphabet abgedeckt ist. Klingt eigentlich zunächst ganz einfach, es gibt jedoch Buchstaben, an denen ich zumindest verzweifelt bin. Um die Challenge noch einen Ticken schwieriger zu machen, verbiete ich mir nämlich, Bücher nur wegen ihres Anfangsbuchstabens zu kaufen – ich muss sie entweder wirklich unbedingt lesen wollen und/oder sie im öffentlichen Bücherschrank finden. Da ich minimalistischer leben mag und mein Bücherregal sowieso aus allen Nähten platt, kaufe ich mir seit zwei Jahren nur noch sehr selten Bücher; meist leihe ich sie einfach aus oder hole sie aus einem öffentlichen Bücherschrank, wohin sie nach dem Lesegenuss auch wieder gehen.

Da wir jetzt schon im ditteni Monate hinter uns haben, dachte ich mir, wird es Zeit für ein erstes Update! 

ZWISCHENSTAND:  von sechsundzwanzig Buchstaben sind acht „gelesen“

 

Aging and the Indian Diaspora – Sarah Lamb
Barney’s Version – Mordecai Richler
Cockroaches – Jo Nesbo
D
Everyone has a story – Savi Sharma
F
Glamorama – Bret Easton Ellis
H
India – Shashi Tharoor
J
K
Life of Pi – Yann Martel
M
N
O
P
Q
R
Stadt und die Hunde, Die – Mario Vargas Llosa
T
U
V
W
X
Y
Z

Ich habe mich dazu entschieden, sowohl englische als auch deutsche Titel für die Challenge zu nutzen, da ich zu circa 50% englische Bücher lese und das hier auch abgebildet werden darf. Außen vor lasse ich Hörbücher und Ebooks (fragt mich nicht, wieso), wobei ich sie zwar liebe, sie aber nicht sichtbar in meinem Bücherregal stehen.

Dass es bisher „nur“ acht Bücher sind, überrascht mich, da ich eigentlich mehr lese. Aber wie immer liegt das u.a. daran, dass ich jetzt schon Buchstaben „doppelt“ habe und diese nicht extra aufzähle. Bis zum Halbzeitsupdate wird sich da aber hoffentlich noch einiges ändern. Seit Dienstag bin ich auch wieder in Deutschland und habe schon erfahren, dass mein liebster öffentlicher Bücherschrank nicht mehr ist und ich mich jetzt einmal erkundigen muss, wo es hier im Umkreis noch welche gibt. Nicht nur, damit ich Lesenachschub kriege, sondern auch, damit ich einige Bücher auf die Reise schicken kann, die hier nur im Regal stehen und besser bei jemandem anderen aufgehoben sind.

Macht noch jemand bei der Challenge mit? Wie sieht euer Zwischenstand aus? Hat jemand einen guten Buchtipp für einen der schwierigeren Buchstaben wie Q? 

[Lesenswert] Life of Pi – Yann Martel

Als ich mit meinem Studium begann, wozu ich viele englische Texte lesen musste, wollte ich nebenbei auch noch unterhaltsame, englische Bücher lesen. Damals pickte ich als erstes Buch Life of Pi von Yann Martel und verzweifelte daran. Aus Lust wurde Frust und ich hob es mir für „später“ auf. Dass daraus über zehn Jahre wurden, hatte ich nicht erwartet, aber zum Glück stolperte ich in meinem Hostel in Bangkok darüber. Bücher mit Indienthematik lese ich besonders gerne in Indien und wenn dann noch Orte vorkommen, die ich schon besucht habe, bin ich absolut begeistert.

Worum geht’s Der deutsche Titel „Schiffbruch mit Tiger“ ist etwas aussagekräftiger und bringt die Story ziemlich gut auf den Punkt. Wir haben den jungen Inder Pi, der als einziger den Untergang des Schiffes überlebt, welches seine Familie und ihn nach Kanada bringen soll. Mit ihm Boot befinden sich zunächst eine Hyäne, ein Zebra und besagter Tiger. Ein Überlebenskampf bahnt sich an, welcher in einem spannenden Abenteuerroman mit vielen Details verpackt ist.

Wie ist’s Zu Beginn war ich etwas verwirrt, denn das Buch spielt auf zwei Erzähl-Ebenen und bis es zum eigentlichen Schiffbruch kommt, dauert es einige Seiten. Die aber sehr gut geschrieben sind, Einblick in das Leben in Indien geben und einfach Spaß machen und Spannung aufbauen. Das gesamte Buch ist leicht zu lesen (lustig, dass ich das jetzt einfach sagen kann), es ist witzig, grausam, berührt und man will es nicht aus der Hand legen. Man fiebert mit Pi mit, hofft auf ein Happy End, ist sich teilweise selbst nicht so ganz sicher, was Realität, was Traum ist und schwankt immer mal wieder. Insgesamt waren da einige Twists dabei, die ich nicht hab kommen sehen und ach, es ist ein großer Lesespaß und verdient all die Preise und Lobeslieder, die es bekommen hat. Schande über mein Haupt, dass ich so lange damit gewartet habe!

Auch ganz überraschend kam für mich die Beschäftigung mit verschiedenen Religionen, das Buch bietet einiges an Tiefe und kann zu spannenden Diskussionen anregen – jupps, ich habe die Erfahrung gemacht und war hin und weg. Spontan würde ich auch sagen, dass das Buch jedem gefallen wird, es ist einfach so erfrischend anders, man kann die Geschichte einfach nicht nicht mögen. Würde ich definitiv verschenken, wenn ich wüsste, dass die Person es noch nicht kennt und ich brenne jetzt, weitere Bücher des kanadischen Autoren zu lesen.

Habt ihr Life of Pi gelesen oder gesehen? Mir geht es jetzt so, dass ich das Buch so toll finde, dass ich den Film nicht sehen mag, da ich meine eigenen Vorstellungen nicht zerstören mag. Wenn euch der Film gefällt, würde ich aber doch den Griff zum Buch vorschlagen, da dieses bestimmt ausführlicher ist!

[Lesenswert] The Heir & The Crown – Kiera Cass

Passend zum Jahresende habe ich es hingekriegt und die letzten zwei Bücher aus der Selection Reihe gelesen. Vor 1-2 Jahren habe ich die ersten zwei Bücher als Hörbuch zum Einschlafen gehört, bei Buch 3 habe ich irgendwie aufgehört und als mir jetzt in Bangkok The Heir (Nr.4) und The Crown (Nr. 5) in die Hände fielen, war ich doch neugierig, wie die Autorin die Reihe beendet. Zwischen Band 3 und 4 vergeht nämlich einige Zeit und somit konnte ich prima in die „neue“ Geschichte einsteigen.

Worum geht’s Ich muss ganz kurz auf die ersten drei Bücher eingehen, da man die Vorgeschichte hier braucht. Wir befinden uns in Ilea, einem  in eine Art von Kasten aufgeteilten, Königreich, dessen Herrscher sich seine zukünftige Frau durch die sogenannte Selektion aussuchen darf. Dafür werden aus dem gesamten Königreich Mädchen ausgelost, die dann mit dem Thronfolger einige Zeit im Schloss verbringen und er sich in dieser Zeit für eine Frau entscheiden muss. Die ersten drei Bände behandeln die Selektion von Prinz Maxon, der sich nach einigen turbulenten Geschehnissen für America Singer entscheidet, eine Frau, die seinem Vater so gar nicht passte. Band 4 und 5 spielen nun 18 Jahre später und Hauptperson ist ihre Tochter, Prinzessin Eadlyn, die sich nun ebenfalls durch Selektion einen zukünftigen Ehemann aussuchen muss. Eadlyn ist von dieser Idee alles andere als angetan, versucht zunächst alles zu sabotieren, bemerkt dann aber doch, dass sie Gefühle für jemanden entwickelt. Während der Selektion muss sie aber auch mit anderen Problemen kämpfen, da sie plötzlich ihren Vater als Herrscher vertreten muss und ihr Volk so gar nicht hinter ihr steht.

Wie ist’s Nett, leicht zu lesen, man weiss eigentlich schon, wie es enden wird, aber man mag es trotzdem noch in den Worten der Autorin lesen. Als Strandlektüre war es super, man muss sich nicht groß konzentrieren, kann das Buch auch mal zur Seite legen und findet leicht wieder herein. Die beiden Bände sind sehr dünn, ich war an zwei Tagen mit beiden locker durch und war ganz gut unterhalten. Liest man alle fünf Bände am Stück, dürfte es aber doch etwas langweilig werden, da es wirklich eins zu eins gleich bleibt von der Handlung. Als Hörbuch für nebenbei oder zum Einschlafen sind sie aber definitiv gut geeignet, da man sich hier nicht unnötig aufregen wird. Lest sie ruhig auf englisch, die Sprache ist leicht und man tut so nebenbei noch etwas für seine Sprachkenntnisse.

Die Hauptperson Eadlyn ist Kiera Kass sehr gut gelungen, sie macht eine große Veränderung in diesen beiden Büchern durch und hat somit für mich nicht nur einen YA, sondern auch einen coming of age Charakter. Sie ist verwöhnt, hochnäsig, nicht sehr emphatisch und kümmert sich eigentlich nur um sich. Ihr Umfeld hat sich damit arrangiert, nur wenige wie Kile, einer der „Bewerber“, sprechen ehrlich aus, was sie von ihr halten. Diese Wesenszüge verändern sich mit ihrem Kontakt zu all ihren Bewerbern, sie bekommt einen Blick über die Schlossmauern hinaus und erfährt, wie das Leben anderer Menschen so ist. Statt mit ihrer Macht zu drohen (ihr üblicher Konter) beginnt sie, zuzuhören und andere Meinungen an sich ranzulassen.

Hätte ich die beiden Bände nicht im Hostel in Bangkok gegen schon gelesene Bücher ausgetauscht, hätte ich sie bestimmt nie gelesen. Denn sie sind einfach zu identisch mit den ersten zwei Bänden, auch wenn die Hauptperson Eadlyn durch ihren Charakter heraussticht. Da ich aber eh Zeit auf meiner einsamen Insel hatte, habe ich damit ein paar Stunden verbracht und wurde jetzt auch nicht schlecht unterhalten. Noch einmal lesen oder gar weitere Fortsetzungen davon (bitte nicht Kiera!) brauche ich aber bestimmt nicht. Da ich den Schreibstil der Autorin aber ganz gerne mag, hoffe ich, dass sie mit einer neuen Reihe und einem komplett anderen Thema beginnt! 

[Lesenswert] The book of lost things – John Connolly

Manchmal wählt man nicht die Bücher sondern die Bücher wählen den Leser. So fühlte es sich zumindest an, als mir The book of lost things von John Connolly aus dem öffentlichen Bücherschrank entgegen fiel. Erst stellte ich es wieder weg, da es nicht gaaaanz so nach meinem Geschmack klang, nachdem ich aber den gesamten Schrank durchforstet hatte und nichts besser fand, schnappte ich es mir doch. Immerhin ist es auf englisch und so kann ich wenigstens noch ein paar neue Worte lernen.

Worum geht’s Der zwölfjährige David versucht den Verlust seiner Mutter zu verarbeiten und die neue Frau (und den neuen Bruder) seines Vaters in sein Leben zu integrieren. Er flieht in eine Welt der Bücher, wo Märchen Realität werden und wird innerhalb dieser Fantasiewelt mit seinen Ängsten konfrontiert. Dabei muss er diverse Abenteuer bestehen und trifft wunderliche Gestalten, die ihn vor so manche Herausforderung stellen.

Wie ist’s Für jemanden, der Märchen liebt, ist dieses Buch genau das Richtige. Ich persönlich fand es etwas langatmig und zäh, habe oftmals ein paar Seiten überblättert und es hat mich einfach nicht gefesselt. Angefangen habe ich das Buch am Flughafen, habe es dann im Flugzeug aber schnell aus der Hand gelegt und dann erst einen Monat später wieder ausgepackt – ich wollte es nicht weiter durch die Gegend schleppen und habe es durchgelesen. Ich hatte einen psychologisch spannenderen Roman erwartet, der besser auf die Entwicklung von David eingeht, aber hier bekommt man einfach eine Heldengeschichte mit Märchen, die nur wenig an der Oberfläche kratzt. Die Hauptperson streift durch die Fantasiewelt und trifft eine Märchenfigur nach der anderen, was nicht gerade neu ist, wenn man die Märchen schon kennt.

Thematisch haben wir neben Wut, Eifersucht, Trauer und Missmut aber auch Freundschaft, Loyalität und Liebe und somit eigentlich die perfekte Mischung für einen coming of age Roman. Leider nutzt der Autor dies aber nicht aus und stellt die Märchen ständig in den Vordergrund, dabei wäre David’s Entwicklung so viel spannender, hach! Die Beziehung zu seinem Vater und der Stiefmutter wird am Ende etwas mehr thematisiert, was ich super fand, hier hätte es gerne noch mehr sein dürfen!

Noch ein Pluspunkt ist, dass der Autor am Ende des Buches sehr ausführlich beschreibt, warum er welches Märchen benutzt hat und wie sich das Buch entwickelt hat. Das gab eine interessante Insiderperspektive, die ich mir bei vielen anderen Büchern wünschen würde! Oftmals fragt man sich ja, was genau sich der Autor hierbei gedacht hat und das wurde einem dieses Mal beantwortet. Schade, dass es kein Buch ist, welches ich großartig finde, dann wäre dieser Abschluss noch besser gewesen.

Erwachsene Märchenfreunde, das dürfte was für euch sein, dem Rest würde ich eher abraten, da ich mich schon sehr dazu durchringen musste, das Buch wieder in die Hand zu legen und zu beenden. Wäre ich nicht buchstäblich auf einer einsamen Insel ohne andere Bücher gewesen, ich bezweifle, dass ich es in Deutschland beendet hätte. Hoffentlich gefällt es dem nächsten Leser besser! Für mich eines der schwächsten Werke, welches ich dieses Jahr gelesen habe.

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