Schlagwort: Buchkritik

[Lesenswert] Die Farbe Lila – Alice Walker

Der Briefroman Die Farbe Lila von Alice Walker ist vielen von euch bestimmt ein Begriff, da das Buch auch sehr erfolgreich verfilmt wurde. Nachdem ich es eine ganze Weile bei mir rumliegen hatte, schnappte ich es mir als Zwischendurch-Buch und das war genau richtig so, da man immer wieder kurz reinlesen konnte, ohne ewig zu brauchen, bis man wieder in der Geschichte drinnen war.

Worum geht’s Die in den Südstaaten lebende, 14-jährige Celie beginnt zunächst Gott, später ihrer Schwester Nellie, Briefe zu schreiben und aus ihrem Leben zu erzählen. Dieses gestaltet sich leider zunächst alles andere als leicht; mit einem gewalttätigen Vater und später einem ebensolchen Ehemann lernt Celie erst durch Shug, eine Sängerin, was Liebe bedeutet.

Wie ist’s Vom Inhalt her ganz klar keine leichte Kost, wir haben Armut, Rassismus, Vergewaltigung und häusliche Gewalt, um nur ein paar der Themen des Buches zu nennen. All dies wird in zunächst eher kindlichen, später erwachseneren Briefen an Gott und die Schwester erzählt, wobei man eine zweite Erzählebene erhält, da die Schwester ebenfalls schreibt. Man leidet, manchmal geschehen schlimme Dinge quasi nebenbei und der Leser ist nicht vorbereitet. Wie es eben im echten Leben so ist.

Die Sprache ist zwar authentisch, teilweise aber schwierig zu lesen, somit habe ich hier nie über fünfzig Seiten am Stück geschafft. Doch da ich nicht der größte Briefroman-Fan bin, muss ich sagen, dass es mich von der Geschichte eben doch gekriegt hat und man wissen will, wie es mit Celie weitergeht und ob ihr nicht doch noch ein Happyend bevorsteht. Alice Walker gelingt es, ihre Charaktere so gut zu beschreiben, dass man mit ihnen lacht, leidet und weint ihnen einfach nur das Beste wünscht.

Ein Roman, welcher mich länger beschäftigt hat und nicht in Vergessenheit geraten wird – den Film werde ich mir jetzt aber nicht anschauen, da habe ich doch lieber meine eigenen Vorstellungen der Charaktere im Kopf. Noch einmal muss ich die Geschichte allerdings nicht lesen, somit darf das Buch wieder zurück in den öffentlichen Bücherschrank 🙂 Habt ihr den Roman zufällig auch gelesen oder den Film gesehen? Wie hat er euch gefallen?

[Lesenswert] Writing from Canada – Jim Rice & Mike Hayhoe

Ich muss gestehen, die Kurzgeschichtensammlung Writing from Canada, herausgegeben von Jim Rice & Mike Hayhoe, ist schon seit einiger Zeit in meinem Besitz, aber irgendwie kam ich nie dazu, sie zu lesen. Dabei liebe ich Kurzgeschichten, gerne über Kanada und von kanadischen Autoren, aber irgendwie griff ich doch nie zu, wenn ich einmal Zeit hatte. Die Freundin eines Freundes geht allerdings in Kürze für ein paar Monate nach Kanada und da ich ihr dieses Buch als „Einstiegslektüre“ mitgeben will, habe ich es nun endlich in wenigen Tagen durchgelesen.

Worum geht’s Die Herausgeber haben insgesamt sechzehn Kurzgeschichten zusammengestellt, welche sie in die Themenbereiche „The Great Landscape“, „Townscapes“ und „Cultural Mosaic“ eingeteilt haben. Es kommen unterschiedliche Stimmen zu Wort, sowohl zeitlich als auch lokal gesehen, wodurch der Leser sehr viele Kanada-Bilder erhält.

Wie ist’s Mir hat die Mischung sehr gut gefallen, einige Geschichten sagten mir mehr zu, andere eher weniger. Besonders überrascht war ich davon, dass eine Kurzgeschichte von Alice Munro dabei war („An Ounce of cure“), welche ich bis dato nicht kannte. Da ich die Schriftstellerin sehr gerne mag, war das toll! Insgesamt ist die Auswahl sehr gut, die drei Themengebiete machen Sinn und die vielen Bilder, die man noch dazu bekommt, lockern das Buch auf. Da es viele Kurzgeschichten sind, muss man es nicht auf einmal lesen, sondern kann sich nach und nach durcharbeiten. Wobei ich es spannend fand, mehrere Geschichten hintereinander zu lesen und so einen Vergleich der verschiedenen Perspektiven zu haben. Anspruchsvoll sind sie nicht, aber eine gute Freizeitlektüre, die nicht unbedingt lange nachklingt. Wobei einen so 2-3 Geschichten doch etwas länger beschäftigen!

Das Buch ist nicht mehr so leicht zu bekommen und auch wenn es mir gefällt, gibt es bestimmt andere gute Sammelbände kanadischer Kurzgeschichten, die sich ebenso lohnen. Solltet ihr es aber wie ich einmal in einem öffentlichen Bücherschrank finden, schnappt es euch ruhig und taucht ein wenig in die verschiedenen Kanadas ein, die ihr präsentiert bekommt!

[Lesenswert] Gun Love – Jennifer Clement

Zwar ist mein eigener „will ich unbedingt bald lesen“-Bücherstapel mit über 80 Exemplaren nicht gerade klein, doch wenn mein Opa mir ein Buch empfiehlt, wird dies natürlich zuerst gelesen. Somit kam ich vor Kurzem in den Genuss von Gun Love von Jennifer Clement, welches ich in nur zwei Tagen verschlungen habe. Warum, erzähle ich euch nun!

Worum geht’s Die 14-jährige Pearl lebt gemeinsam mit ihrer Mutter Margot in einem kaputten Auto auf einem Trailerpark irgendwo in Florida. War dies eigentlich nur als „Notlösung“ gedacht, nachdem Margot als schwangerer Teenager ihr reiches Elternhaus verließ, wurde das Auto zu einem Zuhause, in welchem sich die beiden so gut es geht einrichten und versuchen, ihrem Alltag zu entfliehen. Ihr Leben am Rand der Gesellschaft verläuft recht ereignislos, bis plötzlich Eli in ihr Leben tritt.

Wie ist’s Das Buch wurde letztes Jahr enorm gehyped, somit sind meine Erwartungen natürlich hoch. Fangen wir mit meiner kurzen Kritik an, ich habe mehr Story erwartet. Es passiert nicht viel, man kann die Handlung in zwei Sätzen zusammenfassen, aber das Buch fesselt trotzdem. Dies liegt an der wunderbar bildgewaltigen Sprache, welche in der Übersetzung ebenfalls sehr gut funktioniert. Die unterschiedlichen Charaktere werden dem Leser wirklich poetisch nahegebracht und allein die ersten beiden Sätze „Meine Mutter war eine Tasse Zucker. Man konnte sie jederzeit ausleihen“ haben mich gekriegt. Das Sozialsystem „Trailerpark“ mit seinen unterschiedlichen Bewohnern und deren Probleme geben einen guten Einblick in das gegenwärtige Amerika (wobei, die Opioidkrise fast noch zu kurz kommt) und thematisieren besonders das Thema „Schusswaffen“.

Das Buch fesselt einen nicht durch seine Story, es ist fast egal, wie es weitergeht, solange es denn noch Seiten gibt, die man lesen kann. Man wartet auf kein Ende, weder auf ein happy end noch etwas Schlimmes, sondern lebt mit Pearl und ihrer Mutter von einem Tag in den anderen. Einige Sätze lassen einen beim Lesen innehalten, da sie wirklich so treffend sind, dass es wehtut. Es ist kein leichtes Buch, welches ich für unterwegs empfehlen würde, sondern wenn man Zeit hat, nicht ständig (durch Bahndurchsagen etc) abgelenkt wird und in der mit Worten gemalten Kulisse versinken kann.

Für mich definitiv eines der besten Bücher, welches ich seit einiger Zeit gelesen habe und ganz klar eine Leseempfehlung. Für so ziemlich jeden übrigens, nur nicht für Hardcore-Thrillerfans, die werden mit nämlich keine Freude haben.

[Lesenswert] Knots & Crosses – Ian Rankin

Diese Woche will ich euch den Krimi Knots & Crosses von Ian Rankin vorstellen, welchen ich in Tel Aviv in einem öffentlichen Bücherschrank fand und dort auch zurückließ (ihr könnt ihn links oben im Bild sogar sehen *g*). Mir kam der Name Ian Rankin irgendwie bekannt vor – dass er ein enorm bekannter schottischer, noch lebender, Krimi-Autor ist, wusste ich allerdings nicht.

Worum geht’s Das Buch Knots & Crosses (dt. Verborgene Muster) ist das erste Buch aus seiner Inspektor John Rebus Reihe. In Edinburgh verschwinden junge Mädchen, welche nach wenigen Tagen tot aufgefunden werden. John Rebus, der mit allerlei privaten Problemen zu kämpfen hat, wird auf diesen Fall angesetzt und erhält zeitgleich mysteriöse Briefe, die zu einem Teil seiner Vergangenheit gehören, welchen er am liebsten vergessen würde.

Wie ist’s Man hat hier einen Krimi-Roman, in welchem der eigentliche Krimi so gar nicht im Mittelpunkt steht. Es dreht sich um die traumatisierte, sehr klischeehaft dargestellte Hautperson John Rebus, dessen aktuelle Beziehungen zu Ex-Frau, Tochter und neuer möglicher Frau an seiner Seite sowie um seine Vergangenheit. Die verschwindenden Mädchen nehmen einen überhaupt nicht mit, die Aufklärung des Falles scheint nicht zu eilen. Da es das erste Buch einer Reihe ist, werden die Charaktere mit vielen Worten, aber leider auf wenigen Ebenen dargestellt und haben mich so gar nicht gekriegt. Bis zum Ende hin musste ich immer wieder überlegen, wer jetzt John, wer Jack und wer Jim ist 😉

Da das Buch schon einige Jahre älter ist, macht man eine kleine Zeitreise. Es wird ständig und überall geraucht sowie getrunken und Mobiltelefone sind noch nicht allgegenwärtig. Es erinnert ein wenig an alte Detektivromane, wo der Kommissar immer mit einer Pfeife herumrennt, nur rennt hier eben niemand, sondern es wird die Vergangenheit offengelegt.

Ian Rankin ist sehr erfolgreich, das kann aber definitiv nicht an diesem Buch liegen. Da muss man dann schon die weiteren John Rebus Romane lesen, denke ich. Was ich nach dieser Lektüre aber nicht machen werde, da es einfach nicht spannend und fesselnd war, wie ich mir das von einem Krimi wünsche. Stattdessen ist es eher eine flache Charakterstudie, welche sehr einfach und vorhersehbar ausfällt – und mir viel zu viel um Erektionsprobleme geht, also nee. Sollte es in nächster Zeit wieder mal ein Krimi sein, bevorzuge ich doch weiterhin Jussi Adler-Olsen.

[Lesenswert] A Handful of Rice – Kamala Markandya

Zwei Dinge freuen mich besonders: wenn ich englischsprachige Bücher in öffentlichen Bücherschränken finde und wenn diese dann noch von indischen Autoren sind oder zumindest thematisch Indien behandeln. Als ich A Handful of Rice von Kamala Markandhya fand, war ich also doppelt glücklich und habe das Buch genutzt, um meine Flixbus-Reise nach Düsseldorf angenehmer zu gestalten 🙂

Worum geht’s Ravi zieht es – wie so viele Jugendliche in Indien – in die Stadt und er lässt seinen Vater im Dorf zurück. Dort angekommen, schlägt er sich zunächst mit kleinkriminellen Jobs durch, bis er betrunken versucht, bei der Familie des Schneiders Apu einzubrechen. Es entsteht eine Beziehung zwischen der Familie und ihm, die schließlich immer enger wird, da er sich in die jüngere Tochter Nalini verliebt.

Wie ist’s Ich finde nicht, dass es sonderlich großartig geschrieben ist, um heute einmal negativ zu starten. Es ist nicht spannend, die Schreibart aber auch nicht poetisch, es wird vielmehr knapp heruntererzählt, was passiert. Emotionen findet man hier wenige und Empathie konnte ich für die verschiedenen Charaktere auch nicht entwickeln. Aber es ist ein sehr gutes Portrait einer indischen (Groß-)Familie, die mit dem Überleben kämpft, ihren Alltag gestaltet und immer wieder vor neue Hindernisse und Katastrophen gestellt wird.

Somit finde ich das Buch vom thematischen Aspekt her dennoch sehr gelungen, da Armut sehr facettenreich portraitiert wird. Oftmals habe ich auch gedacht „ja, stimmt, so haben mir das Freunde in Indien erzählt“ oder Episoden gelesen, die ich selbst schon beobachtet habe. Kamala Markandayw wird aber für ihren Schreibstil gepriesen und da kann ich nicht mitmachen, denn den fand ich leider schwach. Wenn ihr aber ein sehr realistisch geschriebenes Familienepos (auf dafür verdammt wenigen Seiten) lesen wollt, welches im städtischen, indischen Unterschichtenmilieu spielt, dann ist das euer Büchlein. Ich will definitiv noch Nectar in a Sieve von ihr lesen, welches schon 1955 erschienen ist und enorm gefeiert wurde.

Kennt ihr zufällig etwas von der Autorin, vielleicht ja sogar a handful of rice? Wie hat es euch gefallen? Welche indische, gerne zeitgenössische Schriftstellerin neben Arundhati Roy könnt ihr mir empfehlen?

[Lesenswert] Das Rosie-Projekt – Graeme Simsion

Da ich versuche, mindestens ein nichtwissenschaftliches Buch die Woche zu lesen, kann ich euch dieses jeweils gleich im Anschluss vorstellen. An nur zwei verregneten Nachmittagen in London habe ich mich mit Das Rosie-Projekt des australischen Schriftstellers Graeme Simsion beschäftigt und es nun wieder brav in den öffentlichen Bücherschrank gebracht, damit es jemand anderem Freude bereiten kann. Wer unkonventionelle Liebesgeschichten mag, der sollte unbedingt weiterlesen!

Worum geht’s Don Tillmann (welcher mich irgendwie an Sheldon und Sherlock erinnerte) ist ein Wissenschaftler. Und sucht eine Frau zum Heiraten. Da ihm soziale Beziehungen nicht unbedingt liegen (das Aspergersyndrom schwankt hier immer mit), entwickelt er einen sechszehnseitigen Fragenkatalog, welchen potentielle Kandidaten auszufüllen haben. Die Psychologiedoktorandin und Barkeeperin Rosie stolpert zufällig in sein Leben, entspricht so gar nicht seinen Vorstellungen von einer „passenden“ Frau, aber spätestens als sie gemeinsam auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater gehen, bei welcher Don seine Expertise unter Beweis stellen kann, beginnen sich seine „Ideale“ zu verändern.

Wie ist’s Zunächst einmal ist dieses Buch enorm gehyped worden und hat einen Nachfolgeroman bekommen. Meist liegt mein Geschmack abseits des Mainstreams und dann auch noch eine Liebesgeschichte..aber ich wollte es zumindest einmal versuchen. Es ist lustig geschrieben, es kommen unerwartete Wendungen, die einen überraschen und fesseln, doch ändern sie nichts am Plot, dessen Ende einem schon zu Beginn klar ist. Die Figuren sind ausführlich beschrieben, man kann ihr Handeln nachvollziehen und mitfühlen, teilweise finde ich sie aber zu sehr in stereotype Kategorien gepackt. Da hätte der Autor einfach ein wenig mehr Nuancen nutzen können.

Es ist und bleibt eine Liebesgeschichten. Welche eben einmal etwas ausgefallenere Charaktere hat. Es ist seicht, man kann das Buch in einem Rutsch runterlesen oder ohne Probleme nach einer Unterbrechung wieder in die Story finden. Die ideale Urlaubs-/Strandlektüre oder wenn man zur Arbeit pendelt. Den Nachfolger werde ich nicht lesen, dazu hat es mich einfach nicht genug begeistert, aber sollte Simsion vielleicht bei seinem nächsten Werk thematisch in eine andere Richtung gehen, wäre ich dabei.

Kennt ihr das Rosie-Projekt und vielleicht sogar den zweiten Band? Wie hat euch die Geschichte gefallen und an wen hat euch Don erinnert?

[Lesenswert] Erwartung – Jussi Adler-Olsen

Als ich den fünften Band aus der Carl Morck und seinem Sonderdezernat Q bei meinem Opa liegen sah, war klar, dass es dieses Buch sein wird, welches ich als erstes im neuen Jahr lesen werde. Die letzten Monate gab es dissertationsbedingt primär Fachliteratur und ich sage euch, manchmal hatte ich so gar keine Lust mehr zu lesen. Da kam mir der Thriller Erwartung von Jussi Adler-Olsen genau recht, denn er zieht einen in seinen Bann, ist aber nicht zu anspruchsvoll, eben genau die richtige Mischung, um unterhalten zu werden.

Worum geht’s Marco, ein fünfzehnjähriger Junge, lebt mit seiner Großfamilie und deren Anführer Zola am Rande Kopenhagens und wird von diesem in die Kriminalität gezwungen. Betteln und Taschendiebstahl bestimmen sein Leben, doch er will mehr. Als er hört, dass er „zum Krüppel gemacht werden soll“, um Zola mehr Geld einzubringen, entscheidet Marco zu fliehen. Dabei stolpert er unweit ihrer Unterkunft auf eine Männerleiche, deren Bild er später auf einer alten Vermisstenanzeige wiederfindet. Langsam beginnen sich das Leben von Marco und ein Korruptionsskandal miteinander zu verweben und Carl Morck stolpert in dieses Chaos hinein.

Wie ist’s Von der ersten Seite an fesselnd, ich liebe es, wenn ich anfange zu lese und überhaupt keine Ahnung habe, was gerade passiert. David Baldacci schreibt ähnlich und obwohl seine Bücher mit thematisch eigentlich null interessieren, lese ich gebannt jedes Wort. Das ging mir auch beim fünften Fall von Carl Morck nicht anders und ach, ich hoffe, ich finde die anderen beiden weiteren Bände bald im öffentlichen Bücherschrank! Die Geschichte entwickelt sich zunächst auf zwei Zeit- und Erzählebenen, was sie sehr spannend macht und vermischt sich anschließend in der Gegenwart. Durch einige Rückgriffe kann man dem Band auch folgen, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt, da die Hauptpersonen erneut (quasi nebenbei) vorgestellt werden. Schön ist, dass sich ihre Beziehungen vertiefen und weiterentwickeln, man einen guten Einblick „hinter die Kulissen“ bekommt. Das Thema „Korruption in der Enwicklungshilfe“ ist bestimmt nicht innovativ, aber interessant aufgearbeitet und gibt dem sonst sehr auf Dänemark spezialisiertem Buch neue Facetten. Der Schreibstil von Adler-Olsen ist sehr angenehm, man kann leicht folgen, wird gefesselt und – sollte man doch wirklich eine Pause machen – man kann schnell wieder einsteigen. Für mich war das das ideale Buch für S-Bahn. Flughafen, Flugzeug und dann Tube – ich hatte eine super Reise nach London 🙂

Wer Thriller mag, für den ist dieses Buch definitiv was! Da die Reihe schon einige Jahre auf dem Buckel hat, gibt es mittlerweile sieben Bände, man kann also ruhig 1-2 verregnete Wochen mit Lesen verbringen. Ich will definitiv auch die beiden weiteren Werke noch genießen, aber das Schöne ist, dass die Fälle immer abgeschlossen werden und man nicht einem Cliffhanger begegnet. Somit muss man nicht sofort zum nächsten Band springen, wobei..ich es am liebsten direkt tun würde! Kennt ihr die Bücher von Adler-Olsen schon und seid ebenfalls sehr angetan? Oder konntet ihr mit dem etwas kauzigen Carl und seinen beiden Helfern Rose und Assad so gar nichts anfangen?

[Lesenswert] The Girls: a novel – Emma Cline

Woohoo, ich bin endlich mal wieder zum Lesen gekommen, man glaubt es kaum! Ihr wisst, ich liebe Bücher, am liebsten würde ich den halben Tag lesend und die andere Hälfte mit schreiben, essen und etwas erleben verbringen. Auch an meiner ABC-Lesechallenge 2018 arbeite ich noch, aber ich glaube, wie auch schon im letzten Jahr werde ich es nicht hinkriegen, ALLE Buchstaben abzuarbeiten. Gut, dass bald 2019 ist und ich eine neue Chance habe (und noch so einen verdammt hohen Stapel mit Werken, die ich schon längst gelesen haben wollte).

The Girls: a novel von Emma Cline stand schon seit seinem Erscheinen auf meiner „to-read“-Liste und somit habe ich mich enorm gefreut, als ich in Mexico City das Buch doch tatsächlich in einem öffentlichen Bücherschrank in der U-Bahn fand. Besser geht’s doch nicht, somit war das meine Urlaubslektüre für die Stadt (und die Pyramiden von Teotihuacan) und steht jetzt auch schon wieder brav in seinem Regal – oder wird von jemandem verschlungen, wer weiß! Dankenswerterweise war es auf Englisch, mein grausiges Spanisch ist nämlich definitiv noch nicht gut genug für ein Buch, die Museumsschilder hingegen gehen. Ok, jetzt aber zu den Mädels!

Worum geht’s Angesiedelt in den 60er Jahren haben wir unsere vierzehnjährige Hauptprotagonistin Evie, die ihren letzten Sommer „in Freiheit“ genießen will, bevor sie auf ein Internat geschickt wird. Sie hat zunächst ein paar typische „Teenagerprobleme“ (Probleme mit der besten Freundin und ihren kürzlich geschiedenen Eltern, eine unerwiderte Verliebtheit in den Bruder der besten Freundin, Langeweile und die Suche nach sich selbst), welche jedoch etwas ins Abseits geraten, als sie eine Gruppe Mädchen im Park entdeckt. Besonders ein Mädchen, Suzanne, zieht ihren Blick magisch an und somit beginnt sie, ihnen zu folgen und Kontakt aufzunehmen. Schnell lernt sie, dass die so frei erscheinenden, unkonventionellen Mädchen außerhalb der nordkalifornischen Stadt auf einer Ranch mit wenig Essen und Regeln, dafür aber mit viel Drogen und Liebe leben und einen „Anführer“ namens Russell haben, welche sie allem verfallen scheinen. Evie wird neugierig und will das Leben auf der Ranch kennenlernen, was schließlich in einem Albtraum endet.

Wie ist’s Es hat mich überrascht, denn der Klappentext klingt so viel reißerischer als das Buch ist. Es ist keine Horrorstory von einer Sekte, die gewalttätig wird, das ist nur der Rahmen, in welchem dieser so berührende Coming of Age Roman spielt. Er hat zwei Zeitebenen, 1969 und das Heute, wo Evie als erwachsene Frau die Situation erneut durchlebt. Ich mag den Schreibstil von Emma Cline, er fesselt einen auf sanfte Weise, ohne plakativ zu sein. Aber man will wissen, wie es weitergeht, was Evie entscheidet, wo ihr Leben hingehen soll.

Emma Cline haucht ihren Charakteren Leben ein, man kann sich mit ihnen identifizieren, da sie so breit aufgestellt sind. Es sind Teenagersorgen, die wir alle mal durchlebt haben und so fragt man sich natürlich, was man selbst an dieser Stelle getan hätte. Und ärgert sich über Dinge, die Evie über sich ergehen lässt, welche man auch selbst über sich hat ergehen lassen..diese Passivität, mit der wir Frauen als Mädchen zu kämpfen haben, kommt sehr gut durch. Die Angst, dass man anderen nicht gefällt, dass man nicht gemocht wird, dass man eben versucht, so zu sein, wie andere einen haben (und lieben) wollen – die vielschichtige Beziehung zwischen Evie und Suzanne ist für mich Kernstück dieses Buches.

Für mich ist es eine Urlaubslektüre, die gut unterhält, einen nachdenklich, aber nicht zu nachdenklich stimmt und ein Buch, über welches sich gut reden lässt. Einige Sätze sind wunderschön geschrieben, die wenigsten klingen allerdings lange nach (da versprechen all die Lobeshymnen auf den ersten Seite doch etwas viel). Da ich gerade Wild Wild Country (auch eine absolute Empfehlung)gesehen habe, hatte ich irgendwie ständig diese Bilder im Kopf und teilweise beide Szenarien auch etwas vermischt.

Habt ihr The Girls von Emma Cline zufällig schon gelesen oder steht es auch noch auf eurer Liste? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Und wenn wer noch eine aktuelle Empfehlung für einen weitere, gelungenen Coming of Age-Roman hat, nur her damit! 🙂 Eine Bestellung hier steht in nächster Zeit nämlich an!

[Lesenswert] Tödliche Tropfen – Jakob Stein

Meine Mama brachte sich dieses Buch als Flugzeuglektüre mit in die USA und da sie es sowieso hier lassen wollte, habe ich das recht dünne Büchlein dann auch mal geschwind gelesen. Vorneweg, ich bin kein großer Krimi-Fan, sie müssen schon ausgefallen gut geschrieben sein, dass ich sie lese und besonders mit lokalen Kriminalromanen tue ich mir doch schwer. Somit hatte Tödliche Tropfen von Jakob Stein, welcher sich hauptsächlich auf und um den Frankfurter Flughafen abspielt, keinen leichten Start!

Worum geht’s Die schlimm zugerichtete Leiche einer Frau wird in einem Feuerwehrübungsplatz auf dem Frankfurter Flughafen gefunden. Hauptkommissar Schwaner und sein Team beginnen die Ermittlungen in etwas ruckeliger Zusammenarbeit mit den zuständigen Personen am Flughafen und finden sich kurze Zeit in der Welt der teuren Weine wieder.

Wie ist’s Dieses Buch ist das dritte Buch von Jakob Stein und hat – wie schon die Vorgänger – den Frankfurter Hauptkommissar Martin Schwaner als Hauptperson. Somit werden er und sein Team lose vorgestellt, man baut nicht wirklich eine Beziehung zu den unterschiedlichen Personen auf und das Buch kratzt emotional definitiv nur an der Oberfläche. Die Story entwickelt sich schnell, die Sätze sind kurz und die Beschreibungen knapp. Es liest sich teilweise mehr wie ein Blogbeitrag/Zeitungsartikel und konnte mich hierdurch nicht überzeugen. Fesselnd ist der Plot leider auch nicht, da vieles eben nur angeschnitten wird und somit baut sich da für mich kaum Spannung auf.

Da ich viel auf dem Frankfurter Flughafen unterwegs bin und auch die Gegend kenne, waren die Hintergrundkulissen-Blicke spannend, aber erneut viel zu knapp. Und wie andere kritisieren, wohl auch inkorrekt, hierzu kann ich aber nichts sagen. Zur eigentlichen Geschichte, ohne zu viel zu verraten: es kommt am Ende eine Wendung, die überrascht, Sinn ergibt, aber so viel besser hätte verwertet werden können. Das Thema Weinhandel und Betrug ist keines, mit dem ich viel in Kontakt komme, aber es hätte durchaus spannend(er) vermittelt werden können.

Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt, mehr von dem Autoren oder Krimis, welche den Weinhandel thematisieren, zu lesen. Wenn man kurze, seichte Unterhaltung mag (ich las es beim Laufen vom Flughafen zu meinem Hotel quasi nebenbei), Sätze, die schnell und einfach zu lesen sind und man das Buch auch problemlos mal weglegen kann..vielleicht ist das eures, wenn ihr gerne mehr über den Frankfurter Flughafen lesen wollt. Ansonsten würde ich euch eher davon abraten und habe das Buch jetzt auch hier zurückgelassen, vielleicht freut sich ein anderer Hotelgast darüber.

Kennt ihr ein Buch von Jakob Stein? Mögt ihr regionale Krimis? Was könnt ihr empfehlen? Ich fand ja Winterkartoffelknödel von Rita Falk damals (bevor der Hype losging) sehr unterhaltsam!

[Lesenswert] Im Reich der Königin von Saba – Carmen Rohrbach

Als ich das Buch Im Reich der Königin von Saba von Carmen Rohrbach im öffentlichen Bücherschrank fand, schnappte ich es mir sofort. Ich mag Dokumentationen mit starken, weiblichen Charakteren und diese Story klang somit genau nach meinem Geschmack.

Worum gehts Die Autorin reist zunächst in den Jemen, um Arabisch zu lernen und danach alleine mit einem Kamel durch den Jemen zu wandern. Diese Idee gestaltet sich in der Realität allerdings als weitaus schwieriger und zeitintensiver, da es zum Beispiel nicht erlaubt wird, dass sie ohne männliche Begleitung unterwegs sein darf. Carmen Rohrbach umschifft all diese Hindernisse allerdings nach und nac und kommt doch noch zu ihrem Abenteuer!

Wie ist‘s Ich habe das Buch sehr schnell gelesen und fand es in Ordnung. Es war jetzt nicht unheimlich fesselnd, ich konnte es gut aus der Hand legen und war nicht zu invested in die Geschichte. Denn irgendwie bleibt die Autorin etwas unnahbar und so baute ich wenig Empathie auf. Sehr interessant fand ich jedoch die Einblicke in das Land, den Alltag, die kurzen Vorstellungen von Menschen, die sie dort kennenlernte und man quasi nebenbei etwas von der Kultur lernt. Und auch. Wie unterschiedlich sie in diesem Land ist, welches im Aufbruch scheint. Sie geht auch auf die Geschichte ein, gibt viele Infos zu den Städten, die sie bereist und man lernt, wie man mit einem Kamel umzugehen hat. Was ich wohl eher kaum im Leben brauchen werde, aber wer weiß, sollte ich doch mal ein wildes Kamel treffen, bin ich vorbereitet.

Insgesamt nicht die beste Reisereportage, die ich je gelesen habe, aber auch nicht die langweiligste und somit würde ich sie euch empfehlen, wenn ihr etwas mehr über den Jemen lernen wollt und/oder den Umgang mit Kamelen 😉

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