Schlagwort: Bücherschrank

[Lesenswert] Der Fremde – Albert Camus

Bestimmt habt ihr alle diese Klassiker, die ihr schon vor ewigen Zeiten gekauft, dann aber doch nie gelesen habt. So erging es mir mit DEM Existentialismus-Werk schlechthin, Der Fremde von Albert Camus, welches auch schon Jahre (sechs sagt mir Amazon) in meinem Regal steht und dabei locker-flockig in drei Stunden gelesen sein kann. Drei Stunden, die ich definitiv oft genug hatte, aber dann doch eher zu Sartre griff, wenn ich in der Laune war. Gut, dass ich diese Lücke jetzt endlich schließen und mich ganz in Camus verlieren konnte.

Worum geht’s Die Story ist im Grunde schnell erzählt, Hauptperson ist ein in Algerien lebender Franzose, der durch unglückliche Zufälle einen Mord begeht und dafür ins Gefängnis muss. Unser Protagonist ist eigentlich ein Büroangestellter namens Meursault, welcher ein unaufgeregtes, passives Leben führt und durch nichts zu erschüttern scheint. Zu Beginn des Buches stirbt seine Mutter, die in einem Altenheim lebt und keine sonderlich eng scheinende Bindung zu ihm hatte. Er fährt teilnahmslos zur Beerdigung, kommt zurück und beginnt sofort durch Zufall eine Liebesbeziehung mit einer Kollegin.

Gleichzeitig lernen wir seine Nachbarn kennen, mit denen er etwas interagiert und dann durch einen unglücklichen Zufall in eine Lüge verstrickt wird, die schließlich den Weg zu dem Mord ebnet. Meursault erschießt während eines Strandbesuches mit besagtem Nachbarn einen ihm unbekannten arabischen Mann mit der Waffe seines Nachbarn „wegen der Sonne“. Diese Aussage wird ihm als Unmenschlichkeit vorgeworfen und das Gericht will in einem Prozess herausfinden, ob der Angeklagte wirklich moralisch so verdorben und verroht ist, wie er den Anschein macht.

Wie ist’s Das Buch ist in zwei Teile untergegliedert, die Ereignisse vor dem Mord und die Gerichtsverhandlung nach der Verhaftung, was ihm eine einfache Struktur verleiht. Die Wirkung, die das Buch auf mich hat, ist nicht wirklich leicht in Worte zu fassen, aber zunächst einmal war ich absolut gefesselt und habe es in einem Rutsch gelesen. Dass ich es erneut lesen werde, steht auch außer Frage, das muss ich spätestens in einem Jahr erneut machen. Der Anti-Held Meursault, der sich nicht in die „gelebten, sozial erwarteten“ Regeln von Heuchelei und Lügen in die Gesellschaft einfügt, ist eine enorm spannende Gestalt. Camus hat hier einen ganz dem Existentialismus entsprechenden Charakter sowie eine Grundstimmung im Buch entworfen, die man unbedingt selbst lesen muss, um sie zu verstehen. Worte darüber zu schreiben widerspricht genau dem, was ausgedrückt werden soll.

Man kann sich leicht in Meursault hineinversetzen, viele seiner Gedanken zum Thema „Sinnesleere“ nachvollziehen und auch der Mord erscheint plötzlich gar nicht mehr so abwegig, man kann ihn irgendwie begreifen, wenn man sich darauf einlässt. Seine Gleichgültigkeit zu diesem „absurden Leben“, zu dem Leben im Allgemeinen in Kombination mit Gefühls- und Gotteslosigkeit, welche besonders der Gefängnispriester nicht fassen kann, werden dem Leser durch die schlichte, oftmals sehr klare Sprache Camus unbewusst nahegebracht. Das Buch wirkt in jedem Satz, hallt in einem nach und lässt einen noch lange nicht nur über unsere Hauptperson hier, sonder das Leben nachdenken.

Diese „Kritik“ zu schreiben, ist mir echt nicht leicht gefallen, irgendwie kann ich alles, was es so in mir auslöste, noch nicht richtig in Worte fassen. Dass es verdient als ein Weltklassiker gilt, unterschreibe ich sofort und auch, dass ich sowohl dieses noch einmal wie auch weitere Werke von Albert Camus dringend lesen muss. Schande über mein Haupt, dass ich so viele Jahre damit gewartet habe, das hätte mich bestimmt retrospektiv gesehen einige Dinge ganz anders wahrnehmen lassen. Solltet ihr es auch noch nicht kennen, ich lege es euch absolut ans Herz und keine Angst, es ist nicht kompliziert geschrieben!

[Lesenswert] Glennkill – Leonie Swann

Heute habe ich mal wieder einen „Buch-Oldie“ für euch, aber wenn man sich durch den öffentlichen Bücherschrank liest, findet man meist ja etwas ältere Modelle. 2007 ist der Schafskrimi Glennkill von Leonie Swann nämlich schon erschienen und ich erinnere mich sogar, wie sehr das Buch damals gehyped wurde. Gekauft hätte ich es mir definitiv nie, als ich es aber so im Regal stehen sah, fand ich es vom Einband doch ganz lustig und dachte mir, ich lasse mich mal drauf ein. Dass auf jeder Seite unten ein Schaf gezeichnet ist, welches sich als Daumenkino entpuppt, hat mein Herz dann noch etwas mehr hüpfen lassen und ich war gespannt, wie die Geschichte so ist!

Glennkill - Leonie Swann

Worum geht’s Der Schäfer George liegt eines Tages tot auf der Weide, ein Spaten steckt in seiner Brust. Seine Schafe (eine sehr gemischte Gruppe) beginnen zu ermitteln, was es mit seinem Tod auf sich haben könnte, während gleichzeitig auch alle im Dorf munkeln und beginnen, sich gegenseitig zu verdächtigen. Anscheinend war doch nicht alles Idyll im harmonischen Schäferleben, es scheint im Dorfe ganz schön zu brodeln und mehr Verdächtige zu geben, als erwartet..

Wie ist’s Die Story selbst ist nicht sehr elaboriert, sondern dümpelt eben langweilig vor sich hin. Mich persönlich hat die Idee von schlauen, miteinander sprechenden und Menschen verstehenden Schafen leider gar nicht gekriegt, ich musste mich wirklich quälen, das Buch zu beenden, da die Geschichte nicht fesselnd war und ich die Schafsperspektive nicht mochte. Was also ganz konträr zu dem Erfolg dieser Tierkrimis ist, aber ach, was will man machen 😉

Die Schafe haben verschiedenste Charaktere und werden mit einigem Wortwitz beschrieben, was ich durchaus nett fand, aber wie gesagt, ich bin zu engstirnig *g* Irgendwie dachte ich während des Lesens ständig, dass ich ein Kinderbuch vor mir habe, wo es eben auch um Mord geht. Meist lese ich Bücher in wenigen Sessions, hier habe ich es ständig wieder weggelegt und insgesamt fast einen Monat gebraucht, da es mich nie zum Weiterlesen gezogen hat, sondern ich lieber etwas anderes las. Es gibt viele Fans dieser Schafskrimi-Reihe, für mich war es leider so gar nichts, aber immerhin weiß ich das jetzt und kann es von der Liste streichen.

Mögt ihr Bücher, in denen Tiere sehr menschlich agieren und z.b. Mordfälle aufklären oder ist das auch nicht euer Ding? Hat zufällig wer dieses Buch gelesen? Was sagt ihr dazu? Ich stand ihm ja von Anfang an skeptisch gegenüber, hätte mich aber gerne überzeugen und fesseln lassen.

[Lesenswert] „Schändung“ von Jussi Adler-Olsen

Den gestrigen Sonntag habe ich dazu genutzt, das Buch Schändung von Jussi Adler-Olsen zu verschlingen. Vor Jahren hatte ich den ersten Teil „Erbarmen“ gelesen und dieses Jahr auch den daraus entstandenen Kinofilm gesehen. Beides war in Ordnung, hatte mich allerdings nicht so geflasht. Das war bei diesem Band irgendwie anders, ich konnte ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen!

Schändung Jussi Adler-Olsen

Worum geht’s? Das Buch spielt, wie auch schon der erste Teil der Reihe, wieder in Dänemark. Es ist der zweite Fall für Carl Morck und seinen Assistenten Assad, die das sogenannte Sonderdezernat Q bilden. Sie sind für bisher ungelöste Fälle zuständig und unter zunächst mysteriösen Umständen landete eine Fallakte auf ihrem Tisch, die dort nicht hingehört, aber ihr Interesse weckt. Es geht um einen grausamen Mord an einem Geschwisterpaar vor zwanzig Jahren, welcher zwar einen geständigen Mörder hat, aber irgendwas war bzw ist an der Sache faul. Die beiden Ermittler merken bei ihren Nachforschungen schnell, dass sie auf Widerstand von oben stoßen, was den Fall natürlich noch interessanter für sie macht.

Wie ist’s? Geschrieben ist es zwar mit einfachen Sätzen, doch diese haben es in sich. Man liest und liest und liest, da es einfach wahnsinnig spannend ist und man wissen will, wie es weiter geht. Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten erzählt, was es noch spannender (und zu Beginn auch etwas verwirrend) macht und so kann sich der Leser nach und nach selbst erklären, was hier wieso passiert. Das Ende des Buches ist somit auch keine Überraschung, aber trotzdem wartet man bis kurz davor noch auf eine unerwartete Wendung.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven, es beschreibt Gewalt sehr deutlich und zumindest mir wurde da teilweise schon ganz komisch (wie ich es aus dem ersten Teil in Erinnerung hatte). Atmosphärisch ist es auf jeden Fall, wie man es von einem Krimi aus dem hohen Norden gewohnt ist und ich muss gestehen, mir macht es Lust, selbst einmal nach Dänemark zu fahren (auch wenn dort anscheinend viele schlechte Zeitgenossen leben *g*). Besonders betonen muss ich noch den Humor von Carl Morck, der sehr schräg und ironisch ist, mir aber einfach sehr gut gefällt. Er bringt einen dazu, das eigentlich sehr schlimme Thema des Buches ab und an zu vergessen bzw einen sogar zum Lachen zu bringen. Hierdurch entsteht ein sehr schönes Gleichgewicht des Buches und ich glaube, deswegen mag ich es so! Auch seinen Sidekick Assad habe ich sehr ins Herz geschlossen und hoffe, die Figur spielt auch in den weiteren Büchern eine Rolle.

Wer den zweiten Teil noch nicht kennt (ich glaube ja, ich bin so ziemlich die letzte), dem kann ich ihn uneingeschränkt empfehlen. Man muss auch nicht den ersten Teil gelesen zu haben, um mitzukommen, es bietet sich allerdings sehr an. Mein größtes Problem nun ist, dass ich wahnsinnig gerne den dritten, vierten und fünften Teil lesen mag, aber ich bezweifle ja, dass ich die alle nachher im öffentlichen Bücherschrank finden werde. Dahin geht dieses Buch nämlich selbstverständlich zurück, damit noch viele andere Menschen in den Genuss kommen. Mein Opa winkte nur ab und meinte „das kenn ich doch schon längst“, als ich es an ihn weiterreichen wollte. 

Kennt ihr das Buch/die Reihe? Wenn hat es noch so gekriegt, besonders bei diesem Buch? 🙂 Vielleicht sucht ihr ja noch ein Weihnachtsgeschenk für einen Krimi-Fan? 

[Lesenswert] „Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt“

Passend zum 1.12 und der damit einhergehenden „ich brauche noch alle Geschenke“-Panik stelle ich euch heute das Buch »Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt«: Kurioses aus dem Cockpit von Stephan Orth und Antje Blinda vor. Ich habe das Buch bei uns im öffentlichen Bücherschrank entdeckt und war sogleich sehr davon angesprochen. Internetseiten wie „Notes of Berlin“ und „Sms von gestern Nacht“ lese ich nämlich mit Begeisterung und dieses hier klingt ähnlich.

Sorry wir haben die Landebahn verfehltDas Buch ist eine lustige Ansammlung von Sprüchen aus dem Cockpit/vom Flugpersonal, welche von Spiegel-Lesern zusammengetragen wurden. Für mich als Flugangstkind nicht unbedingt die richtige Lektüre, aber ganz ehrlich, teilweise habe ich laut aufgelacht! Im Flugzeug würde ich es aber nicht lesen, da hätte ich keine ruhige Minute mehr.

Aufgeteilt in verschiedene Kapitel geht es um skurrile, lustige, makabere aber auch furchteinflössende Zitate, die sowohl am Boden als auch in der Luft zu hören waren. Einige der Dinge habe ich schon selbst erlebt (im Kleinstflugzeug in Kanada setzte ich mich um und wurde wüst angehalten, nicht die Balance des Flugzeuges zu stören und mich sofort wieder auf meinen alten Platz zu setzen *g*), aber viele der erlebten Dinge sind einfach nur surreal! Manchmal mag man es gar nicht glauben, wenn Tiere von Landebahnen verscheucht werden müssen (wir hatten auch mal im Mumbai erst mit Kühen auf der Landebahn und dann mit komplettem Stromausfall des Flughafens zu kämpfen), aber anscheinend gibt es nichts, was es nicht gibt!

Durch die kurzen Zitate kann man das Buch auch getrost aus der Hand legen, nur mal kurz fünf Minuten lesen und muss auch die Reihenfolge nicht penibel einhalten. Wobei ich es gestern in knapp 2 Stunden einfach nur verschlungen und mich sehr amüsiert habe *g*

Vielleicht habt ihr einen Vielflieger im Kreise, für den noch ein Geschenk fehlt – ich weiß, dass es so ein Buch auch mit der Bahn gibt, aber da sind im Moment wohl die wenigsten gut drauf zu sprechen. Lustige, seichte Unterhaltungslektüre, die einen manchmal aber auch etwas vom Glauben abfallen lässt (ich sage nur Gaffa-Tape!). Das Buch wird jetzt erst an Opa (ein zweiter Flugangsthase) und dann an Mama weitergegeben, bevor es wieder in den Bücherschrank wandert – es soll doch möglichst viele Leute zum Schmunzeln bringen!

This website uses cookies. By continuing to use this site, you accept our use of cookies.