Juhu, endlich kann ich meine „Lieblingsorte in Berlin“-Reihe nach fast zweijähriger Abstinenz weiterführen. Zwei weitere Posts sind schon in Bearbeitung, da es soooo viel zu entdecken gibt, was sich verändert hat, aber gleichzeitig habe ich noch immer Dinge auf meiner „Berlin-Liste“ von 2006, die ich nicht abgearbeitet habe. Jupps, die Liste ist etwas länger und nachdem ich einige Monate in Berlin lebte, wurde ich auch fauler. Dieses „alles ist neu und muss entdeckt werden“-Gefühl ist dann nämlich von dem „lass mal den Sonntag mit Game of Thrones“-Gedanken überschattet worden, aber jetzt ist die Motivation wieder hoch, meine Stadt erneut zu erkunden!

Heute stelle ich euch zwei Orte vor, die sehr unterschiedlich sind, sich aber doch irgendwie (zumindest in meinem Kopf) gut ergänzen. Was auch daran liegen könnte, dass man sie zu Fuß gut voneinander erreichen kann und sie im Osten Berlins liegen, wo ich mal wieder wohne. Mit der Tram oder dem Bus kommt man schnell auch vom Alex aus hin und wer etwas weniger Stadttrubel mag, wird die Gegend lieben!

GEDENKSTÄTTE BERLIN-HOHENSCHÖNHAUSEN

Das ehemalige Gefängnis der Staatssicherheit der DDR kann man sich täglich von 10-18.00h mit einer 90-minütigen Führung ansehen. Der Ort ist enorm bedrückend, nimmt einen mit und da die Führer meist ehemalige Gefangene sind, bekommt Geschichte hier definitiv ein Gesicht. Was alles natürlich noch intensiver erlebbar macht, wenn man einen Zeitzeugen vor sich hat. Als Privatperson (bis sechs Leute) geht man ohne Anmeldung hin und nimmt an der nächsten Führung, die stattfindet, teil, als Gruppe muss man sich rechtzeitig anmelden. Ein Rundgang gleicht nie einem anderen, da jeder Führer andere Punkte für wichtiger hält und andere Anekdoten hat, weswegen ich bestimmt noch einmal hingehen werde. Mein Führer dieses Mal war Lothar Schulz, welcher aufgrund einer Banner-Protestaktion verhaftet wurde und einfach wahnsinnig fesselnd erzählen konnte. Gleichzeitig strahlte er aus, dass die Stasi und seine Zeit hier ihn nicht gebrochen haben, was ich einfach nur bewundernswert finde, denn man weiß ja nie, wie man selbst so eine Folter durchstehen würde. Absolut empfehlenswert, nicht so „geschönt“ wie andere Museen zum Thema DDR und durch die bedrückende Kulisse definitiv eine Erfahrung, die noch Tage später in einem weiterarbeitet. Mehr Infos findet ihr auf der Homepage der Gedenkstätte.

Sehr spannend fand ich auch, dass die gesamte Gegend um das Gefängnis zu einer Art „Stasi-Stadt“, wurde, da dort andere Ministerien ansässig waren, zum Beispiel die Auslandsspionage und dass die Mitarbeiter dort auch wohnten. Viele der Gebäude stehen noch, werden benutzt und bewohnt und das war einfach sehr komisch, dort durchzulaufen und sich zu überlegen, wie das „früher“ gewesen sein muss. Nach dieser doch sehr schwer verdaulichen Kost bietet sich so ein Spaziergang zum Gedankensammeln aber definitiv an und man kann zu einer anderen, bestimmt weniger bekannten, Sehenswürdigkeit in der Nähe schlendern.

MIES VAN DER ROHE-HAUS

Mies van der Rohe lernte ich lustigerweise erst wirklich in Kanada kennen, da ich die Wohnung eines Filmemachers strich, der über den deutschen Architekten eine Doku gedreht hatte. Als ich danach durch Chicago lief, sah ich von ihm entworfene Gebäude an jeder Ecke und schwupps, wohne ich in Berlin zehn Minuten von einem seiner Kunstwerke entfernt 😉 Natürlich musste ich hin! Mies van der Rohe hat mit dem Landhaus Lemke (1932/33) große Terassenfenster und dadurch lichtdurchflutete Räume mit einer klaren Struktur geschaffen. Die Natur dringt hier in das Haus ein, lässt den Menschen sich in ihr zur Ruhe kommen und das Haus wirkt sehr stark auf einen ein.

Es wird als Ausstellungsraum für verschiedene Künstler das Jahr über genutzt, das war für mich dieses Mal aber weniger interessant. So wandelte ich einfach durchs Haus, den Garten und um das Haus herum und ließ es auf mich wirken. Was wirklich schön beruhigend war, da ich der einzige Besucher war und direkt hinter dem Haus der Obere See liegt. Somit verbrachte ich vielleicht zwanzig Minuten hier, danach machte ich noch einen Spaziergang am See und am dahinter liegenden Strandbad und ging glücklich nach Hause. Ja, in dieses minimalistische, rote Backstein-Haus würde ich sofort einziehen, auch wenn ich normalerweise Holzhäuser bevorzuge 🙂 Mehr Informationen zum Haus und den Ausstellungen findet ihr hier.

 

Welche Lieblingsorte habt ihr in Berlin, die ich noch erkunden sollte? Nächstes Wochenende geht es hoffentlich endlich zur Zirtadelle Spandau, da liegt gerade der Kopf einer Leninstatue, den ich mir gerne ansehen würde. Und natürlich alles drum herum, in Spandau war ich so wirklich bewusst nämlich auch noch nie..immer nur zum Mietwagen abholen, die sind da viel günstiger als in der Stadt drinnen *g*