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[Lesenswert] Andorra von Max Frisch

Es wurde mal wieder Zeit, einen Klassiker zu lesen und da kam mir Andorra von Max Frisch aus dem öffentlichen Bücherschrank gerade recht. Ein Titel, den man kennt, ich hatte aber absolut keine Ahnung, worum es in dem Buch eigentlich geht und war dementsprechend gut überrascht!

Worum geht’s Unser Protagonist Adri wurde von seinem Vater unehelich gezeugt und aufgrund dessen als jüdischer Pflegesohn ausgegeben. Die Bewohner Andorras begegnen dem in einer Kneipe arbeitenden Jungen mit Vorurteilen in einem Land, welches sowieso den Angriff „der Schwarzen“ von außen fürchtet. Es folgt eine kleine Katastrophe auf die nächste, bis es schließlich in einem großen Drama endet.

Wie ist’s Frisch wollte mit diesem Werk die Themen Antisemitismus, Fragen der (Selbst-)Identität, Auswirkung von stereotypen Vorurteilen und die Frage von Schuld und Mitläufertum in einer Parabel behandeln und das ist ihm sehr gut gelungen. Andorra ist eigentlich die Schweiz während des Nationalsozialismus, was das Buch für mich sehr viel spannender macht, da ich wenig über das Verhalten der schweizer Bevölkerung während dieser Zeit wusste. Es ist ein Buch zum Kopfschütteln, welches ich wahnsinnig gerne im Theater sehen würde, da ich es mir aufgeführt noch besser vorstelle.

Es ist sprachlich leicht zu lesen, ich habe es in einem Anlauf getan, da ich wissen wollte, wie es ausgeht. Leider rutscht auch Frisch etwas zu sehr in die Vorurteilsschiene, wenn er Antisemitismus beschreibt, aber das Dilemma von Anpassung versus Identität wird sehr gut herausgearbeitet. Also kein Buch, welches man einfach nur konsumiert, sondern dabei ein wenig mitdenken muss. Zu recht ein Klassiker, wie ich finde!

Mal sehen, was ich als nächstes lese, die ein oder andere „Pflichtlektüre“ habe ich noch auf meiner Liste. Schlafes Bruder will ich zum Beispiel unbedingt wieder einmal lesen, das habe ich in der Schule absolut geliebt. Geht es euch manchmal auch so, dass ihr zu Klassikern greift? Oder ist das eher nicht so euer Geschmack?

[Lesenswert] ABC-Challenge 2020 – Halbzeits-Update!

Mittlerweile schreiben wir Jahr 4, in welchem ich versuche, mich einmal durch das Alphabet zu lesen. Die Regel ist simpel: ich möchte einmal jeden Buchstaben des Alphabets als Anfangsbuchstaben im Buchtitel eines von mir gelesenen Buches haben. Aber ich scheitere jedes Jahr und bin schon am Überlegen, ob ich es im nächsten Jahr noch einmal mit den Anfangsbuchstaben der Autorennachnamen machen soll, da dies irgendwie realistischer scheint. Dieses Jahr bleibt alles beim Alten und heute gibt es das Halbzeits-Update! Vor drei Monaten hatte ich schon 11 Buchstaben (und zwanzig Bücher) „gelesen“, was doch ganz gut vorgelegt war!

Zwischenstand: 17 von 26!

Apothekerin, Die – Ingrid Noll (klick)
At Home in the World – Thich Nhat Hanh (klick)

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Bildung. Alles, was man wissen muß – Dietrich Schwanitz(klick)

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Chemie des Todes, Die – Simon Beckett (klick)
Chuzpe – Lily Brett (klick)

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Dublin – James Joyce (klick)

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Ein unbeschriebenes Blatt – John Colapinto (klick)

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Fahrenheit 451 – Ray Bradbury (klick)
Fahrenheit 9/11 – Michael Moore (klick)
falsche Fährte, Die – Henning Mankell (klick)
Fürchtet euch – Wiley Cash (klick)

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Griessnockerl Affäre – Rita Falk (klick)
große Entwurf, Der – Stephen Hawking & Leonard Mlodinow (klick)

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H

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In Goethes Hand – Martin Walser (klick)

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J

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kleine Bruder, Der – Sven Regener (klick)

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Leticia Valle. Memoiren einer Elfjährigen – Rosa Chacel (klick)
Let’s be less stupid – Patricia Marx (klick)
Letzte Einhorn, Das – Peter S. Beagle (klick)
Lob der Stiefmutter – Mario Vargas Llosa (klick)

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Mexiko. Die Sonnenpyramiden – Gugliemlo Guariglia (klick)
Mord in bester Lage – Michael Böckler (klick)

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Never Knowing. Endlose Angst – Chevy Stevens (klick)

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O

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Picknick auf dem Eis – Andrej Kurkow (klick)

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Q

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R

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Schatzinsel, Die – R.L. Stevenson (klick)
Schnee, der auf Zedern fällt – David Guterson (klick)
Seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Der – R.L. Stevenson (klick)

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Thinking, Fast and Slow – Daniel Kahneman (klick)
Tote Spur: Verschollen in den Wäldern Kanadas – Barbara Fradkin (klick)
Toten, die niemand vermisst, Die – Hjorth & Rosenfeldt (klick)
Tschick – Wolfgang Herrndorf (klick)

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U

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Vater Unser – Jilliane Hoffmann (klick)

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Wahrheit über Alice, Die – Rebecca James (klick)
Wenn der Mond stirbt – Richard Crompton (klick)

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X

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Y

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Z

Juhu, 6 Buchstaben und insgesamt 13 Bücher mehr als vor drei Monaten! Aber ihr seht, es ist wirklich nicht so leicht, Buchtitel mit unterschiedlichen Anfangsbuchstaben zu finden, die rotten sich bei einzelnen Buchstaben doch etwas zusammen 😉 Insgesamt habe ich aber ganz gut lesen können, ich versuche weiterhin, mir mindestens 30 Minuten am Tag zu nehmen, denn ich habe noch soooooo viele ungelesene Bücher hier! Leider nur noch bedingt mit noch fehlenden Buchstaben, aber vielleicht entdecke ich ja etwas spannendes in einem der Bücherschrank im Umkreis!

Macht wer von euch bei dieser oder einer anderen Lese-Challenge mit? Wie sieht es bei euch aus? Und was ist bisher das empfehlenswerteste Buch, welches ihr 2020 gelesen habt? Für mich wäre das aus Tschick, meine ausführliche Review könnt ihr gerne nachlesen!

[Lesenswert] Vater Unser von Jilliane Hoffman

Von Jilliane Hoffman wollte ich schon lange etwas lesen und als ich nun den Thriller Vater Unser im öffentlichen Bücherschrank fand, habe ich es mir geschnappt und direkt an zwei grau-verregneten Tagen durchgelesen!

Worum geht’s Der angesehene Chirurg David Marquette aus Miami scheint seine Frau sowie seine drei kleinen Kinder auf schrecklichste Weise ohne jegliche Vorwarnung getötet zu haben. Da zunächst niemand zu verstehen scheint, ob er nun ein geschickt getarnter Mörder oder ein an Schizophrenie erkrankter Mann ist, nimmt sich die junge Staatsanwältin Julia (unter Leitung ihres Bosses Rick, mit welchem sie auch seit Kurzem eine Affäre hat) der Frage an, ob es hier um kaltblütigen Mord oder Unzurechnungsfähigkeit geht. Die ermittelnde Polizei geht sogar noch weiter und will Marquette zu einem Serienmörder machen, da er mit anderen ungeklärten Morden gaaaaanz lose in Verbindung gebracht werden kann..

Wie ist’s Das Buch fängt wahnsinnig gut an, ich war gefesselt und konnte es zunächst nicht mehr aus der Hand legen. Aber dann wird es leider immer zäher und langweiliger. Es tauchen Seitenstränge und Personen auf, die nirgendwohin führen und man merkt schnell, dass es mehr eine Art „Füllbuch“ für den nächsten Band sein soll. Was ich schade fand, denn ich hatte wirklich hohe Erwartungen.

Einiges wirkt doch sehr konstruiert und unrealistisch, Gefühle sind hier teils sehr, hm, unwirklich dargestellt und manches ist einfach zu sehr Zufall, was mir nicht gefällt. Dass es um das Thema Schizophrenie sowie eine intensivere Beleuchtung der Todesstrafe in den USA geht, finde ich gut, aber auch hier hätte ich mir gerne mehr Tiefe zur Problematik der (Un-)Zurechnungsfähigkeit gewünscht. Diese musste dann aber durch eine sehr aufgezwungen wirkende Liebesgeschichte weichen.

Man taucht tief in die Julias Psyche ein, viele Rückblenden erklären ihr Aufwachsen, ihre Familiengeschichte und wieso sie handelt, wie sie es tut. Fand ich gut, aber hat viel Raum in diesem Buch eingenommen und somit wurde hier auch die Spannung nach und nach entzogen und der Fokus vom eigentlichen Mord und dessen Aufklärung genommen. Per se kann das gut sein, ich bin aber einfach vom Klappentext ausgehend mit anderen Erwartungen an die Lektüre herangetreten und wurde etwas enttäuscht.

Jilliane Hoffman schreibt aber gut, ich kann verstehen, wieso ihre Bücher so häufig auf den Bestsellerlisten stehen und ich kann mir definitiv vorstellen, eines ihrer früheren Werke (Cupido z.b.) zu lesen. Das hier stelle ich jetzt zurück in den Bücherschrank (eigentlich wollte ich es ja an Opa weitergeben, was immer viel heisst, aber nein, dazu ist es einfach zu langatmig) und wer weiß, vielleicht finde ich da ja mal einen anderen Thriller von ihr!

Habt ihr schon etwas von der Autorin gelesen? Wenn ja, welches Buch denn und wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Der große Entwurf. Eine neue Erklärung des Universums – Stephen Hawking & Leonard Mlodinow

Wie lange ich Der große Entwurf von Hawking und Mlodinow im Bücherregal stehen hatte und nie dazu griff, verschweige ich hier mal gekonnt. Aber irgendwie war das nie eine „oh, was will ich denn mal zur Entspannung konsumieren“-Lektüre, sondern eben etwas, wobei ich denken muss. Jetzt endlich habe ich danach gegriffen und es keine Sekunde bereit!

Worum geht’s Hawking und Mlodinow wollen eine der letzten großen Fragen beantworten, nämlich warum wir eigentlich in genau der Form existieren, in der wir es tun. Versucht wird von den beiden allgemein verständlich zu erklären, wie unser Universum entstanden ist und warum es sich so verhält, wie es das aktuell macht. Dabei geht es auf einem sehr interessanten Streifzug durch die Wissenschaftsgeschichte (natürlich mit Schwerpunkt auf Physik und Mathematik), wobei die jeweilig vorherrschenden Modelle des Kosmos erläutert werden. Kepler, Einstein, Newton und Hubble sind nur ein paar Namen, denen wir hierbei begegnen!

Wie ist’s Großartig, ich war trotz der teilweise nicht leichten Lektüre wahnsinnig gefesselt und habe mich in jedes Kapitel vertieft. Da ich keine wirklich gute physikalische Grundbildung habe, musste ich häufig Google um Rat fragen und mich intensiver in die nebenbei erwähnten Informationen einlesen, aber das machte mir Spaß. Gelernt habe ich einiges, wissen will ich jetzt noch viel mehr und die philosophische Art, mit der Hawking und Mlodinow an die Thematik herangehen, fand ich sehr, sehr ansprechend. Dafür, dass ich so viel „Ehrfurcht“ vor der Lektüre hatte, war ich am Ende jeden Abend schon hibbelig, wenn ich wieder etwas Zeit hatte, um zu lesen.

Das Buch an sich ist wahnsinnig ansprechend gestaltet, die Abbildungen sind nicht nur enorm ergänzend und verständnisfördernd, sondern auch künstlerisch sehr gut gelungen. Dazu die – so vereinfacht es eben geht -Sprache der beiden Autoren und auch das Glossar haben mir geholfen, den chronologischen Weg zur M-Theorie (der Theorie von Allem, um die es in der Quantenphysik geht) mitzugehen und nicht unterwegs verloren zu gehen. Leider wurde es am Ende dann aber irgendwie etwas knapp gehalten, ich wollte mehr Antworten haben und war dann doch überrascht, dass es schon vorbei ist. Aber gut, es gibt ja jetzt noch ein paar mehr Bücher zu dem Thema, welche man lesen kann. Da ich noch Eine kurze Geschichte der Zeit von Stephen Hawking im Bücherschrank habe, darf dieses nun als Nächstes dran glauben!

Habt ihr dieses oder ein anderes Buch von Hawkings schon gelesen? Wenn ja, wie gefällt euch sein Erklärungsstil? Ich bin ja bisher großer Feynman-Fan gewesen, aber ein paar mehr Vorlesungen von Hawkings stehen nun auch auf meiner to-do-Liste 🙂

[Reisen] Wandern auf dem Kungsleden in Schweden!

Ok, eigentlich ist es noch zu früh, um darüber zu schreiben, da ich nicht weiß, ob es wirklich realisierbar ist. Aber eigentlich wollte ich diesen Sommer den nördlichen und südlichen Kungsleden (insgesamt 806km) durch Schweden wandern. Mein Freund vom PCT aus Kanada wird mich leider nicht begleiten können, aber a) kann ich das auch ziemlich gut allein und b) will einer meiner Freunde aus Stockholm zumindest ein paar Kilometer mitlaufen 🙂

Somit habe ich es nun gewagt und mir den Outdoor Kungsleden Guide bestellt und fleißig durchgelesen. Natürlich sind es andere Herausforderungen, die es hier zu bewältigen gibt, aber die Basics wie „vertraue dir selbst“, „überlebe auch drei Tage Dauerregen mit einem Lächeln“ und „beherrsche, dein Zelt in jeder Wetterlage aufzubauen“ habe ich immerhin schon drauf! Der Trail wird dieses Jahr wohl ziemlich überlaufen sein, da die meisten Schweden im eigenen Land Urlaub machen, aber der südliche Abschnitt wird definitiv Einsamkeit haben. Braunbären, Elche, Vielfraße und Massen an Rentieren aber auch, also nicht nur Menschen und natürlich wahnsinnig beeindruckende Landschaft. Ich bin so ein kleiner Fan von rauer, brachialer Natur, wie ich sie in Island und auf den Faröer Inseln bisher kennenlernen durfte und bin somit sehr gespannt, was (Nord-)Schweden mir da zu bieten hat. Bisher kam ich über Stockholm noch nie hinaus, das muss geändert werden!

Eine Sache, die mich sehr überrascht hat, ist, dass man teilweise über Seen übersetzen muss. Das geht manchmal, indem man die wenige Mal am Tag fahrende Fähre erwischt, aber auch per bereitliegendem Ruderboot. Und wenn ich eines nicht habe, dann sind es Armmuskeln. 500 Meter vielleicht, aber 4 Kilometer sind glaube ich irgendwie utopisch. Mal sehen, was man sich hier einfallen lassen kann 😉

Noch habe ich natürlich nicht konkret gebucht, ich bin ja eher vorsichtig, was im Moment alles angeht (nein, ich gehe nicht ins Restaurant oder mal schnell bei H&M vorbei, da es für mich einfach unnötiges Risiko ist), aber wenn werde ich wohl nicht mit der Bahn fahren, sondern eben einfach nach Stockholm fliegen. Denn das ist aktuell definitiv sehr erschwinglich und irgendwie auch nicht mehr Risiko, wie vier Züge (und somit Bahnhöfe) zu erleben. Aber wie gesagt, noch ist das nur die Idee, bisher hat 2020 ja den meisten von uns einen dicken Strich durch diverse Pläne gemacht. Und das Letzte, was ich will, ist in Schweden stranden.

Ist wer von euch den Kungsleden vielleicht schon gewandert und hat ein paar Tipps parat? Wie handhabt ihr es im Moment mit der Urlaubsplanung, gibt es sie überhaupt? Hat noch wer schwedischen Sommer im Auge?

[Lesenswert] Der kleine Bruder von Sven Regener

Was habe ich mir das Buch aufgespart! Denn wenn es um deutsche Literatur geht, kommen einfach nicht viele Schriftsteller an diese wunderbare Wortzaubereien von Regener heran! Somit gab es Der kleine Bruder von Sven Regener erst nach einigen Monaten in meinem Bücherschrank zu lesen und ich habe es mit nur einer kurzen Pause direkt mal verschlungen!

Worum geht’s Frank, welcher gerade aus dem Militärdienst „entlassen“ wurde, beschliesst, Bremen den Rücken zu kehren und zu seinem großen Bruder Manfred nach Berlin zu fahren. Dort angekommen, findet er „Freddie“ zwar nicht vor, taucht aber in dessen WG-Leben in Kreuzberg ein und lernt ein künstlerisches Paralleluniversum kennen, welches ihm bis dato fremd war. Auf der Suche nach seinem Bruder trifft er die merkwürdigsten Gestalten, findet sich an sonderbaren Orten in ungewohnten Situationen vor und merkt erstaunt, dass sich das alles doch gar nicht so verkehrt anfühlt.

Wie ist’s Wenn ihr Herr Lehmann und Neue Vahr Süd mögt, werdet ihr auch Der Kleine Bruder verschlingen! In Dialogform geht es hier nur so durch Berlin, durch Menschen und Orte, die einen mitnehmen, faszinieren und durch ihre Authentizität verzaubern. Künstler, Lebemänner, Hausbesetzer, Anarchisten, Punks, Kneipenchefs, Suchende und Getriebene (um mal stereotyp in Kategorien zu unterteilen *g*) geben sich hier die Klinke in die Hand. Es passiert einerseits gar nicht viel und andererseits eben doch eine ganze Menge und das Gefühl/die Atmosphäre, welche Sven Regener erschafft, ist einfach „Berlin“ für mich. Auch wenn ich es nicht in dieser Epoche (1989), sondern erst in den 2000 kennenlernen durfte.

Die „Handlung“, also die Suche nach dem Bruder, steht zwar im Vordergrund, aber ist mehr Rahmen, um die unterschiedlichen Welten Berlins aufzuzeigen und erwartet hier keine spannenden Wendungen oder fesselnde Momente. Darum geht es nicht, es geht um Alltagsausschnitte, welche mit viel Situationskomik beschrieben werden, die mich einige Mal zum laut lachen brachte. Irgendwie passt hier, wenn man sagt „der Weg ist das Ziel“ und es ist irgendwie nur zweitrangig, ob Frankie am Ende seinen Bruder findet oder nicht.

Eine wirklich spannende Zeitreise, in eine Welt, in der alles im Aufbruch und irgendwie möglich schien, obwohl es noch Ost und West gab. Aber Berlin hat eben dieses ganz besondere Lebensgefühl, welches man mal am eigenen Leib erfahren (oder zumindest so gelesen) haben sollte. Ich kann es nicht anders erklären, aber immer, wenn ich mal wieder ein paar Wochen/Monate dort bin und mich (gerne durch die Kunstszene, wobei ich ja riesiger Streetart-Fan bin) treiben lasse, kann ich einfach freier atmen. Und dabei bin ich mittlerweile doch eher Natur- statt Stadtmensch, was das alles noch konfuser macht. Aber all das transportiert Regener in diesem Buch für mich, denn auch Frankie erfährt diese Transformation, die wohl nur Berlin in einem auslösen kann.

Viele Kritiken sehen dies als das schwächste Buch von Sven Regener, aber ich kann da einfach nicht zustimmen, da es für mich wirklich perfekt war. Keine unnötigen Seiten, um die Story irgendwie in die Länge zu ziehen, ein super Einblick in die damalige Situation in Berlin, spannende Charaktere, die man mit Faszination kennenlernt und dann natürlich unser Suchender, mit dem man sich gemeinsam durch die Nacht treiben lässt. Ich werde es zwar nicht nochmal lesen (kommt in den Bücherschrank), aber ich wurde sehr gut unterhalten und werde definitiv alles lesen, was mir von Sven Regener noch so unterkommt!

Kennt ihr dieses Buch oder eines der anderen von Sven Regener? Wie gefällt euch denn sein Schreibstil? Welcher deutsche Autor ist euer Liebling? Ich habe gerade mal wieder meinen Bücherschrank aussortiert und merke, wie es mir mittlerweile echt leichter fällt, mich von Büchern (wie One Day von David Nicholls) zu trennen, die man einfach nur „hat“, aber nicht sonderlich toll fand 😉

[Lesenswert] Griessnockerl Affäre von Rita Falk!

Als das Buch Winterkartoffelknödel vor zehn Jahren raus kam, war ich definitiv sehr neugierig, denn bis dahin hatte ich noch nie einen niederbayrischen Provinzkrimi gelesen. Danach hatte ich das aber auch irgendwie wieder vergessen, bis Opa mir nun die Griessnockerl Affäre von Rita Falk in die Hand drückte. Mittlerweile ermittelt Dorfpolizist Franz Eberhofer schon den 10. Fall, die Griessnockerln (das gibt es dann in Suppenform im Buch) waren allerdings erst seit vierter, somit bin ich noch immer nicht ganz up to date.

Worum geht’s Polizistenmord! In der Provinz und dann hat Franz zu dem ermordeten Kollegen auch noch ein angespanntes Verhältnis und erscheint plötzlich dringend tatverdächtig. Natürlich muss er den inkompetenten Kollegen unter die Arme greifen und versuchen herauszufinden, was da wirklich passiert ist. Während gleichzeitig zuhause einiges im Argen liegt, denn es taucht eine ehemalige Liebschaft von der Oma auf.

Wie ist’s Ich habe gelernt, dass ich nicht alleine mit meinen grammatikalischen Verfehlungen bin und es auch Eberhofer nicht so genau mit dem Genitiv nimmt oder wann man als und wann man wie nutzt 😉 Aber teilweise tut das Lesen ein wenig weh, wobei es wirklich authentisch wirkt und eben nach gesprochener Sprache. Also, wenn ihr einen Provinzkrimi lesen wollt, sprachlich habt ihr ihn hier. Ein paar passende Rezepte gibt es im Anhang auch noch, wenn man sich so richtig in Stimmung bringen will.

Die Story ist etwas sehr seicht für meinen Geschmack, die Figuren werden alle eher oberflächlich beschrieben (oder man kennt sie mittlerweile wohl einfach schon sehr gut) und sonderlich viel Spannung kommt auch nicht auf. Dadurch habe ich mich nicht wirklich in die Charaktere einfühlen und mitfieber können. Aber man kann das Buch innerhalb weniger Stunden gemütlich runterlesen, Pausen machen, ohne danach Probleme zu haben, wieder in die Story zu finden und wird nett unterhalten. Etwas für die Bahn, den Strand, wenn man eben nicht viel denken, sondern abschalten mag. Muss ich mehr Bücher von Rita Falk lesen? Nein, außer die Story klingt wirklich sehr, sehr fesselnd, aber ich bin mir sicher, die nächste Person, die es jetzt im Bücherschrank entdeckt, wird sich freuen 🙂

Mögt ihr Provizkrimis? Vielleicht ja die Reihe von Rita Falk? Oder könnt ihr damit auch eher wenig anfangen?

[Lesenswert] Schnee, der auf Zedern fällt – David Guterson

Kennt ihr diese Bücher, an denen man einfach ewig liest und nicht das Gefühl hat, dass sich storymässig etwas tut? So erging es mir bei Schnee, der auf Zedern fällt von David Guterson und auch wenn das Buch noch so (wohl zu recht) gelobt wird, wir hatten es einfach nicht leicht miteinander!

Worum geht’s Dem Lachsfischer Kabuo (Amerikaner japanischer Abstammung) wird der Mord eines anderen Fischers vorgeworfen. Zeugen gibt es keine, aber Indizien, welche nun während eines Schneesturms auf der kleinen Insel San Piedro in einem Gerichtsverfahren ans Licht gebracht werden. Ishmael Chambers, der die einzige Zeitung vor Ort betreibt, versucht, das Verbrechen mit all seinen in der Vergangenheit liegenden Begebenheiten, die dazu geführt haben könnten, aufzuklären. Wobei er nicht ganz ohne eigenes Motiv zu handeln scheint.

Wie ist’s Atmosphärisch sehr dicht geschrieben, man verliert sich in Seiten von Beschreibungen und als Leser wusste ich machmal nicht mehr, wo ich bin. Wir haben verschiedene Erzählstränge, zeitliche Sprünge, Schnee, Kälte und viele Details, sei es zum Thema Fischen oder wie sich Wasserleichen so verhalten in ihrem Zersetzungsprozess. Statt auf 500 hätte die eigentliche Geschichte für mich auch viel kürzer erzählt werden können, ohne von ihrer Intensität einzubüßen.

Doch so sehr ich gerade auch meckerte, die Geschichte ist wahnsinnig interessant. Es geht um das Leben der Menschen in den USA vor/während des Zweiten Weltkrieges und was dies mit ihnen getan hat. Dabei werden vor allem Amerikaner mit japanischer Abstammung, welchen zuvor in Harmonie mit den schon einigen Generationen dort lebenden Amerikanern lebten und dann in all dem Chaos zu Opfern werden. Darüber habe ich bisher wenig gelesen (und auch wenig drüber nachgedacht, sind wir mal ehrlich) und fand diesen Einblick somit sehr neu und spannend. Dass man da so viele – für mich echt unwichtige – Fisch- und Erdbeerdetails reinbringen musste, ist schade, denn so werde ich das Buch nicht wirklich weiterempfehlen ausser ihr WOLLT unbedingt einen sehr dichten Roman mit allen möglichen Details, die ihr später mal als euren Gegenüber überraschenden Smalltalk auf einer Party loswerden wollt 😉

Kennt ihr den Roman? Zumindest der Name war mir ein Begriff, ich hatte ihn allerdings als Filmtitel abgespeichert. Und hat ihn vielleicht sogar wer gelesen und ist so ganz anderer Meinung?

[Lesenswert] Wenn der Mond stirbt – Richard Crompton

Und da wurde es doch schon wieder ein Krimi, anscheinend finde ich so langsam Gefallen an diesem Genre. Denn auch Wenn der Mond stirbt von Richard Crompton lag viele, viele Jahre in meinem „noch zu lesen“-Bücherregal und ich griff nie danach. Dabei klang es durchaus spannend, denn die Handlung spielt in Nairobi (Kenia) und ich glaube, dass ich noch nie ein Buch mit diesem Schauplatz gelesen habe.

Worum geht’s Die übel zugerichtete Leiche einer Massai, welche als Prostituierte arbeitet, wird im Abwasserkanal der kenianischen Hauptstadt gefunden. Der Ermittler Mollel, ebenfalls Massai und sonst etwas störrischer und in Ungnade gefallener Ermittler, wird „von oben“ auf den Fall angesetzt und findet schnell heraus, dass da mehr als nur Raub dahintersteckt. Es geht in die Tiefen der lokalen Politik sowie zu einem sehr einflussreichen Prediger, welcher mit ausländischen Spendengeldern finanziert wird und seine eigene Agenda hat.

Wie ist’s Leider etwas verworren, teilweise verliere ich mich ein wenig in der Story bzw muss Google fragen, was da eigentlich gerade vor sich geht. Man taucht in die kenianische Politik ein, in Korruption, Polizei(gewalt), Armut, soziale Ungleichheit und diverse Konflikte zwischen ethnischen Gruppen. Was den Roman aufgrund seiner Themenvielfalt aber auch spannend macht und man hinein tauchen und mehr erfahren will, um zu verstehen, wieso hier wer gerade wie handelt. Doch das „Mehr“ bietet der Autor an dieser Stelle nicht, was sehr schade ist!

Die Story an sich ist ganz spannend gestaltet, es kommen ein paar unerwartete Wendungen, doch störe ich mich etwas an unserer Hauptperson, welcher einen kleinen Heldenkomplex hat und mir (bisher) nicht allzu sympathisch ist. Gut finde ich die Beschreibungen von Nairobi, die Szenen sind atmosphärisch teilweise dicht gefüllt und ich glaube dem Autoren, dass er selbst Jahre vor Ort gelebt hat. Zwar bin ich kein riesiger Krimi- und auch kein Massai-Hardcore-Buchfan, aber ich könnte mir doch vorstellen, den Nachfolger Hell’s Gate zu lesen, welcher dann in der Provinz spielt.

Per se will ich definitiv mehr Bücher mit dem groben Schauplatz „Afrika“ lesen und das natürlich besonders gerne von afrikanischen Autoren. Sollte die Buchmesse diesen Herbst doch irgendwie in Frankfurt stattfinden, werde ich mich da mal ein wenig intensiver umsehen. Wenn ihr allerdings jetzt schon einen Tipp habt, gerne her damit!

[Lesenswert] Ein unbeschriebenes Blatt – John Colapinto

Mal wieder ein Fund aus dem öffentlichen Bücherschrank, welcher viel zu lange bei mir zuhause im Regal stand. Aber jetzt durfte Ein unbeschriebenes Blatt von John Colapinto auch dran glauben und ich hatte kurzweilige Unterhaltung zuhause auf der Couch. Dass ich mich endlich durch meinen „bitte lesen“-Stapel arbeite, hat auch sein Gutes, langsam habe ich wieder Platz im Regal!

Worum geht’s Nach dem unerwarteten Tod seines Mitbewohners Stewart fällt Cal dessen bis dato unbekanntes Manuskript in die Hände. Selbst ein bisher erfolgloser Schriftsteller liest er dessen Werk und ist schockiert – davon wie gut es ist und davon, dass es von seinem eigenen Leben handelt. Cal beschliesst kurzerhand das Manuskript bei Agenten als das Seinige auszugeben – mit überraschend viel Erfolg, welcher jedoch bald von der Vergangenheit zu überschatten werden droht.

Wie ist’s Irgendwie nur ok. Der Schreibstil war leicht und flüssig zu lesen, aber hatte auch nichts Besonderes. Die Story entwickelte sich etwas anders als geplant, wodurch es zu spannenden Wendungen kam, die mal stimmig und mal eher übertrieben und stark konstruiert wirkten. Wirklich sympathisch wurde mir keine der Hautpersonen, somit ist fehlende Empathie auch daran schuld, dass es mir komplett egal war, wie das Buch ausging. Ich war nur froh, als es endlich vorbei war, da es sich doch gut zog.

Bisschen Krimi, bisschen Identitätstausch, bisschen Romantik, bisschen viel Drama. Aber nichts hat mich überzeugt, noch mehr Bücher von John Colapinto in die Hand zu nehmen. Denn ich weiß leider, dass ich in ein paar Monaten wohl komplett vergessen habe, dass es das Buch gibt.

Somit heute mal meinerseits kein Buchtipp für euch, sondern eher ein „lest es wirklich nur, wenn ihr die Story unbedingt braucht“ oder andere Sachen von dem Autoren verschlungen habt; sonst gibt es einfach so viel besser erzählte Geschichten mit komplexen Charakteren und wunderbar gemalter Sprache, die Atmosphäre schafft. Denn das gab es hier für mich nicht – gerade lese ich Das letzte Einhorn von Peter S. Beagle und bin sehr viel glücklicher!

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