Wie lange dieses Buch auf meiner „Leseliste“ stand, kann ich euch nicht sagen, ich weiß aber, dass ich es schon in der Oberstufe (also vor lockerflockigen 15 Jahren) kennengelernt habe. Seitdem geriet es immer wieder in Vergessenheit, stand halt so im Regal rum und die Ausrede „dafür brauche ich richtig Zeit“ hat Hundert Jahren Einsamkeit von Gabriel Garcia Marquez dann auch nicht geholfen, dass ich es endlich mal zur Hand nahm. Vor einigen Wochen habe ich es mir dann doch endlich geschnappt und ach, es war ein reiner Genuss, den jeder erleben sollte!

Worum geht’s Erzählt wird die 100-jährige Geschichte mehrerer Generationen der Familie Buendias, in welcher sich viele Momente finden lassen, die ein gutes Bild von Kolumbien zu dieser Zeit mit all seinen Auf und Abs, seinen Veränderungen und besonders seinen Menschen zeichnen. Marquez ist es gelungen, die „Seele Lateinamerikas“ innerhalb dieser Familie und ihrer Lebenswelt, einem kleinen Dorf im ehemaligen Nirgendwo, einzufangen und den Leser mit in diese für ihn so fremde, teilweise unverständliche Welt zu entführen.

Wie ist’s Mit diesem Werk hat Marquez den magischen Realismus weltberühmt gemacht und wer eine Mischung aus realem Setting und magischen Elementen will, der wird dieses Buch nur so verschlingen. Es ist erstaunlicherweise nicht fordern, wenn es um die Sprache geht – sondern leicht verständlich geschrieben und man wird von den Worten gefesselt. Allerdings passiert hier auch einfach verdammt viel, teilweise auf 1-2 Seiten und so habe ich doch meist nur dreißig Minuten am Stück gelesen und dann eine Pause gemacht. Die vielen Ereignisse mussten da erstmal „sacken“. Zum Ende hin, ich muss es gestehen, wurden die Pausen häufiger, da ich nicht wollte, dass das Buch vorbei war – wobei es noch genug andere Bücher gibt, die ich von ihm noch nicht gelesen habe (und hoffentlich im öffentlichen Bücherschrank mal finden werde).

Marquez malt wahnsinnig schöne Bilder mit Worten, so dass man eine sehr gute Vorstellung von den vielen Charakteren und den Schauplätzen bekommt. Ich habe danach seine Autobiographie „Leben, um davon zu erzählen“ gelesen und das war eine tolle Kombination, da viele Dinge, die in Hundert Jahre Einsamkeit passieren, so ähnlich auch in seinem wirklichen Leben stattgefunden haben. Sehr spannend, hier immer wieder Vergleiche ziehen zu können und zu sehen, wie viel Inspiration er in seinem Alltag gefunden hat.

Nicht umsonst hat er den Literaturnobelpreis bekommen, Geschichten erzählen und einen fesseln kann Marquez absolut und ich bin schon ein wenig verärgert über mich selbst, dass es so lange gedauert hat, bis ich ihn endlich gelesen habe. Denn das Buch wirkt nach, einige Passagen davon beschäftigen mich noch immer und man denkt definitiv länger über sie nach. Andererseits bin ich natürlich auch froh, dass ich jetzt noch so viele Bücher von ihm vor mir habe, die ich lesen kann!

Habt ihr Hundert Jahre Einsamkeit oder ein anderes Buch von Marquez gelesen? Wie gefällt euch sein Schreibstil? Ich würde ihn ja am liebsten im Original lesen, aber dafür ist mein Spanisch leider (noch) zu grottig.