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[Lesenswert] Lob der Stiefmutter – Mario Vargas Llosa

Einer meiner literarischen Vorsätze ist, mehr spanischsprachige Autoren (also natürlich in einer Übersetzung, so gut ist mein Spanisch dann leider doch noch nicht) zu lesen. Lob der Stiefmutter von Mario Vargas Llosa stand auf meiner Liste recht weit oben, habe ich doch schon Die Stadt der Hunde (meine Review) von ihm verschlungen und wollte mehr.

Worum geht’s Die 40-jährige Lukrezia heiratet den Witwer Don Rigoberto und will sich mit ihrem neuen Stiefsohn, dem 10-jährigen Alfonsito gut verstehen. Dieser scheint sie jedoch mehr als nur zu mögen und Lukrezia reagiert auf diese Annährungsversuche nicht als Mutter, sondern als leidenschaftliche Frau.

Wie ist’s Definitiv nicht die Lektüre, welche man im Wartezimmer des Arztes lesen sollte (was ich natürlich tat). Vargas Llosa ist ein Meister der Sprache und in der Übersetzung ist es weiterhin ein Lesegenuss. Die Geschichte hat Wendungen, die ich nicht kommen sah, das Ende ist sehr gelungen und ich wusste einfach nie, wie es weitergeht. Zwischen der Realität und der Götterwelt, in welcher sich ähnliche Dinge abspielen, wird hin und hergewechselt, was die Novelle spannend macht.

Lukrezia, Don Rigoberto und Alfonsito werden sehr gut beschrieben und sind Figuren in einem meiner Meinung nach nicht erotischem Roman, sondern einem Roman über Erotik. Welche von Vargas Llosa sehr facettenreich, direkt und ohne Scham beschrieben wird. Dinge, die man kennt, andere Dinge, an die man nicht denkt, werden vermischt und immer, wenn man mal wieder verwirrt zwischen Menschen- und Götterwelt wankt, kommt in dem Büchlein doch wirklich noch ein abgedrucktes Kunstwerk, um einen wieder in eine andere Richtung zu drängen. Ich hatte beim Lesen durchaus meinen Spaß!

Mehr will ich gar nicht sagen, da ich nicht noch mehr Details der Erzählung offenlegen mag, denn insgesamt hat man sie in wenigen Stunden gelesen und da sie fesselt, ist das schnell an einem Nachmittag getan. Wenn ihr Bücher des peruanischen Autoren mögt (oder vielleicht schon die Fortsetzung Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto kennt), ist es definitiv was für euch. Wenn ihr Lust auf einen etwas anderen Lesegenuss habt, der diverse Sinne stimulieren und zum Nachdenken über diverse Themen anregen dürfte, dann ebenso..aber wenn ihr einen erotischen Roamn a la 50 Shades of Grey sucht, Hände weg, das ist nicht euer Buch!

[Lesenswert] Die Stadt und die Hunde – Mario Vargas Llosa

Von dem Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa wollte ich schon ewig etwas lesen, kam dann aber irgendwie nie dazu, mir eines seiner Bücher zu kaufen. Umso mehr freute ich mich, dass ich kurz vor meinem Abflug Die Stadt und die Hunde im öffentlichen Bücherschrank fand und natürlich wurde es direkt eingepackt. Jetzt konnte ich es endlich lesen und dabei noch den tollen Gangesblick genießen!

Worum geht’s Das Buch spielt in einer peruanischen Militärschule und bildet das Leben der dortigen Kadetten ab. Man wird Teil ihres Alltags mit all seinen Regeln, seiner Gewalt, dem Umgang der Jungen untereinander und ihren Gedankenwelten. Das gegenseitige Piesacken endet schließlich in einem Mord, dem Denunzieren verschiedenster Kameraden und der Spaltung einer vorherigen, irgendwie doch vorhandenen Gruppengemeinschaft. Man bekommt hier einen sehr guten Einblick, wie das Leben in solch einer Schule abläuft und was es mit der Psyche Heranwachsender machen kann (statt sie zu „guten“ Menschen zu erziehen, kommen hier die schlechtesten Züge zum Vorschein). Ein coming of age Roman mit nicht gerade einfachen Charakteren, wie ich es liebe und dazu noch in einem Land, von dem ich herzlich wenig weiß. Da der Roman auch auf die Kindheit der verschiedenen Charaktere und ihr Leben ausserhalb der Schule eingeht, hat mir noch viel mehr Einblick in die peruanische Gesellschaft zu dieser Zeit gegeben und ich habe zumindest eine kleine Ahnung, wie es gewesen sein könnte.

Wie ist’s Grandios, lasst euch zu Beginn nur nicht entmutigen, es ist nämlich zunächst verwirrend, von dem gerade die Rede ist. Aber Mario Vargas Llosa schreibt so fesselnd, dass einen das nicht abhält und irgendwann kriegt man es auch immer raus, um wen es gerade geht. Der Roman ist teils autobiografisch, er ist roh und wirkt dadurch einfach sehr echt. Gewalt, keine angenehme Sprache, man fühlt hier einiges an negativen Emotionen, was das Lesen für mich aber noch besser machte.

Das Buch ist nach Llosa eine novela total, ein totaler Roman, welcher jedes kleinste Detail der Realität abbilden soll. Dadurch ist das Buch sehr lang, enorm viel beschreibend und man hat als Leser immer genau das vor Augen, was sich auch der Autor vorgestellt hat. Fand ich wahnsinnig faszinierend, auf Dauer ist es aber doch etwas viel und so musste ich bei dem Buch nach 100 Seiten immer mal eine Pause machen. Sich die vielen Details vorzustellen, ist nämlich gar nicht mal so einfach und das ist kein Buch, welches man ständig aus der Hand legen und unterbrechen sollte – zumindest ich war dann immer kurz verloren.

Will ich noch mehr von Llosa lesen? Absolut! Ich hoffe sehr, dass ich Das Grüne Haus bald finden werde..und habe das Buch hier schon in einen neuen öffentlichen Bücherschrank gestellt, damit sich jemand anderes genau so darüber freuen kann. Habt ihr schon etwas von diesem Autoren gelesen? Wie hat es euch gefallen?

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