Meine Zeit im Yukon, genauer gesagt in Marsh Lake bei Whitehorse, der Hauptstadt des Bundesstaates, neigt sich dem Ende zu und ich dachte mir, ich erzähle euch mal, was ich die Tage alles so unternommen habe. Zunächst einmal natürlich die atemraubende, schmerzlich-schöne, enorm gewaltige Natur angestarrt und mich gefreut, dass ich all diese Berge, Wälder, Wiesen, Seen und Tierchen sehen und in ihrem natürlichen Umfeld erleben durfte. Es klingt immer so klischeehaft, aber man atmet hier so frische, sich gut anfühlende Luft ein, die gleichzeitig auch noch so sauber riecht, ich könnte mich hier täglich nur am Atmen im Freien erfreuen *g* Klingt jetzt alles ganz naturburschig, im Herzen bin ich aber weiter Großstadtkind und vermisse das dreckige Berlin sehr. So inspirierend alles um mich herum gerade ist, auf Dauer könnte ich nicht in der einsamen Wildnis leben.

Miles Canyon

Whitehorse ist eine spannende Stadt, die mich dank ihrer sehr aktiven Kunstszene doch noch gekriegt hat. Zunächst gefiel sie mir nämlich nicht so, da sie sehr klein ist und die Innenstadt nicht allzu belebt, wenn die Touristen abends im Hotel sind. Die meisten Menschen leben hier, um zu arbeiten und das gerne gleich in drei Jobs. Somit haben sie nicht unbedingt Zeit und Muse, abends noch großartig wegzugehen. Den Pub Dirty Northern Bastard kann ich aber empfehlen, die Getränkepreise waren enorm human, der Laden sehr schön eingerichtet und die Live-Band aus Chicken mit Banjo war auch toll. Das Publikum war bunt gemischt und viele haben sich auch an den Speisen (die Pizza sah sehr gut aus!) ausgetobt, welche von ausschließlich blonden, langhaarigen Bedienungen serviert wurden 😉 Sehr lecker gegessen habe ich im Burnt Toast, probiert den vegetarischen Burger! Die Innenstadt/Main Street bietet ein paar Souvenirläden, was nicht meines ist und ist sehr schnell abgelaufen. Ein paar „ältere“ Häuser gibt es auch noch, aber das war’s. Super ist das Visitor Centre, wo man über laufende Ausstellungen/Veranstaltungen etc informiert wird.

Whitehorse Yukon Whitehorse liegt direkt am Yukon River, wo man sehr schön entlanglaufen kann, ich empfehle den Millenium Trail (5km), der durch Natur und an einer Fischleiter vorbeiführt. Traumhaft schön ist es auch am Chadburn Lake und Miles Canyon, das Wasser hier ist überall so klar und hat eine tolle Farbe. Zum Wandern und für einen tolle Ausblick auf die Stadt empfehle ich euch entweder ein Stück des Trans-Canada-Trail zu gehen oder den Aufstieg auf Grey Mountain. Wer Tiere sehen mag und sich nicht auf sein Glück verlassen mag, das Yukon Wildlife Preserve ist nicht weit mit dem Auto entfernt und auf dem Weg liegt noch ein schöner Wald, den man durchwandern kann.

Arctic AdaptionAusstellung gibt es in Whitehorse auch viele, besonders im Kunstbereich war ich begeistert und kann euch die Arctic Adaptions Ausstellung im Yukon College sehr empfehlen. Ebenfalls super fand ich die lokalen Künstler, die ich bei Yukon Artists@Work, Arts Underground und North End Gallery gesehen habe. Alles kann man zu Fuß ablaufen, mit den Künstlern vor Ort einfach mal ne Runde quatschen und wunderbar entspannen. Die Leute hier sind immer an einem Gespräch interessiert und zeigen einem auch gerne, wie sie etwas gemacht haben und geben Tipps. Mein letzter Tipp für Whitehorse wäre noch das First Nation Cultural Centre, was zunächst einmal in einem tollen Gebäude ist und dann eine kleine, aber gute Ausstellung bietet. Alle hier genannten Sachen sind übrigens kostenlos.

Carcross DesertAußerhalb von Whitehorse kann ich euch einen Ausflug nach Tagish und Carcross empfehlen, wo man dann auch an der Carcross Desert (eine „Wüste“ mitten im Yukon), dem Emerald Lake (tolle Farbe!) und Marsh Lake (meinem Wohnort) vorbeikommt. Durch Tagish kann man einfach durchfahren, Carcross ist ein nettes historisches Städtchen, wo der erste Goldklumpen gefunden wurde, der dann den Klondike Gold Rush ausgelöst hat. Wer alte Häuser, leckere Backwaren und ein wenig Geschichte mag, wird diesen Trip genießen.

Atlin BCMein absoluter „Geheimtipp“ ist allerdings das kleine Städtchen Atlin, welches ich dank des Atlin Arts & Music Festivals kennengelernt habe. Von Whitehorse ist es ca zwei Stunden entfernt und die Fahrt allein ist schon traumhaft schön. Wenig Autos, viel Natur. Man fährt lange am großen Atlin Lake vorbei, ist auf einmal wieder in British Columbia und kommt dann im 500-Einwohner-Örtchen an mit einem der schönsten Bergpanoramen, die ich je gesehen habe. Es gibt lustige Häuser, hier leben viele Künstler, alles ist entspannt, Kinder spielen auf der Straße – wer Ruhe braucht, hier ist sie. Dinge wie Internet oder ein Handynetz sucht man auch eher vergebens 😉 Zum Runterkommen in tollster Natur absolut zu empfehlen und oh, hier würde ich sofort wieder hinfahren!

Sehr schön ist (wenn ihr Richtung Alaska unterwegs seid) auch eine Fahrt nach Dawson, ebenfalls ein Goldgräberstädtchen, was sich auch super als Westernkulisse eignet und von dort dann den Dempster Highway hoch zum Arctic Circle. Richtung Grenze führt der sogenannte „top of the world“ highway, welcher ebenfalls viele schöne Ausblicke parat hält, die Straße ist nur etwas anstrengend auf Dauer, da es eine sehr staubige Schotterpiste ist. Aber hier haben wir direkt neben der Straße badende Elche gesehen. Wer Bergpanoramen liebt, der wird sich auch sehr mit der Fahrt am Kluane National Park anfreunden können, wunderschön sage ich euch!

Insgesamt kann ich sagen, dass jeder Naturliebhaber im Yukon auf seine Kosten kommen wird, es ist wirklich ein ganz besonderes Fleckchen Erde und ich bin froh, dass ich einige Zeit hier verbringen konnte und nicht einfach nur durchgefahren bin.