Nachdem ich das Buch Tom Lake von Ann Patchett in sooo vielen positiven Videorezensionen gesehen hatte, wollte ich dieses sehr hübsch gestaltete Buch auch lesen (Amazon-Partnerlink). Die Warteliste bei der Bibliothek war lang, aber nach einigen Monaten war es nun endlich bei mir. Worum es inhaltlich so wirklich ging, wusste ich nicht, irgendetwas mit Reflexionen über Liebe und die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern – aber mehr wollte ich auch nicht wissen, sondern mich einfach mal von der Geschichte überraschen lassen. Was super funktionierte, denn ich habe das Buch von mir bis dato leider unbekannten Autorin an zwei Tagen durchgelesen 😉
Worum geht’s
Lara lebt gemeinsam mit ihrem Mann Joe auf einer Farm in Michigan, wo nun während der Pandemie auch ihre drei erwachsenen Töchter Zuflucht finden. Während ihr Leben „draußen“ zu pausieren scheint, muss das Farmleben jedoch weitergehen und so helfen alle gemeinsam bei der dringend notwendigen Kirsch-Ernte. Dabei beginnt Lara ihren Töchtern von ihrer Vergangenheit zu erzählen, in der sie als angehende, junge Schauspielerin während einer Theaterproduktion eine kurze Sommerliebe mit einem mittlerweile verstorbenen Weltklasse-Schauspieler hatte – und dabei kommen alle möglichen Dinge ans Licht, die viel tiefergehenden Auswirkungen hatten, als allen bisher bewusst war.
Wie ist’s
Schmerzhaft, spannend, gefühlvoll, süchtigmachend, bittersüß – man will einfach wissen, wie es weitergeht und liest immer nur noch eines der recht kurzen Kapitel 😉 Dass die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, macht es sehr spannend, da man die Reaktion der erwachsenen Kinder auf die Taten ihrer Mutter in ihrem Alter sieht. Alle Charaktere sind mit Liebe entworfen und bekommen Tiefe, was mich sehr freute. Manchmal braucht es nur einen Satz, um so viel zu sagen, Ann Patchett gelingt das wunderbar!
Es geht viel darum, was Liebe eigentlich ist, welche Formen sie annehmen kann, über das Erwachsenwerden, das sich Selbstfinden und zwar zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Was Lara damals durchlebte, haben ihre Töchter nun in anderer Form in einer anderen Welt zu erleben und das bringt spannende Gespräche über Entscheidungen mit sich. Als Leser muss man hier natürlich auch immer wieder grübeln, wie man wohl selbst gehandelt hätte und was all diese Dinge für einen bedeuten, wie sie aussehen etc. Das Buch fühlt sich sehr real an und hallt in einem nach!
Besonders auf den letzten Seite wird es schmerzhaft und ich wollte manchmal eine kurze Pause machen, um zu verdauen, was ich gerade gelesen habe. Gleichzeitig scheint aber auch immer Hoffnung durch und nimmt diese Last dem Leser ein wenig von den Schultern. Ein gut ausbalanciertes, feinfühlig geschriebenes Werk, welches mich in seinen Bann gezogen hat und welches ich so schnell nicht vergessen werde.
Habt ihr zufällig schon dieses oder ein anderes Werk von Ann Patchett gelesen? Ich will auf jeden Fall bald wieder etwas von ihr lesen, denn sie hat mich mit Tom Lake auf leise, aber bei mir bleibende Weise sehr begeistert.