Schlagwort: Buchvorstellung

[Lesenswert] Erwartung – Jussi Adler-Olsen

Als ich den fünften Band aus der Carl Morck und seinem Sonderdezernat Q bei meinem Opa liegen sah, war klar, dass es dieses Buch sein wird, welches ich als erstes im neuen Jahr lesen werde. Die letzten Monate gab es dissertationsbedingt primär Fachliteratur und ich sage euch, manchmal hatte ich so gar keine Lust mehr zu lesen. Da kam mir der Thriller Erwartung von Jussi Adler-Olsen genau recht, denn er zieht einen in seinen Bann, ist aber nicht zu anspruchsvoll, eben genau die richtige Mischung, um unterhalten zu werden.

Worum geht’s Marco, ein fünfzehnjähriger Junge, lebt mit seiner Großfamilie und deren Anführer Zola am Rande Kopenhagens und wird von diesem in die Kriminalität gezwungen. Betteln und Taschendiebstahl bestimmen sein Leben, doch er will mehr. Als er hört, dass er „zum Krüppel gemacht werden soll“, um Zola mehr Geld einzubringen, entscheidet Marco zu fliehen. Dabei stolpert er unweit ihrer Unterkunft auf eine Männerleiche, deren Bild er später auf einer alten Vermisstenanzeige wiederfindet. Langsam beginnen sich das Leben von Marco und ein Korruptionsskandal miteinander zu verweben und Carl Morck stolpert in dieses Chaos hinein.

Wie ist’s Von der ersten Seite an fesselnd, ich liebe es, wenn ich anfange zu lese und überhaupt keine Ahnung habe, was gerade passiert. David Baldacci schreibt ähnlich und obwohl seine Bücher mit thematisch eigentlich null interessieren, lese ich gebannt jedes Wort. Das ging mir auch beim fünften Fall von Carl Morck nicht anders und ach, ich hoffe, ich finde die anderen beiden weiteren Bände bald im öffentlichen Bücherschrank! Die Geschichte entwickelt sich zunächst auf zwei Zeit- und Erzählebenen, was sie sehr spannend macht und vermischt sich anschließend in der Gegenwart. Durch einige Rückgriffe kann man dem Band auch folgen, wenn man die vorherigen Bücher nicht kennt, da die Hauptpersonen erneut (quasi nebenbei) vorgestellt werden. Schön ist, dass sich ihre Beziehungen vertiefen und weiterentwickeln, man einen guten Einblick „hinter die Kulissen“ bekommt. Das Thema „Korruption in der Enwicklungshilfe“ ist bestimmt nicht innovativ, aber interessant aufgearbeitet und gibt dem sonst sehr auf Dänemark spezialisiertem Buch neue Facetten. Der Schreibstil von Adler-Olsen ist sehr angenehm, man kann leicht folgen, wird gefesselt und – sollte man doch wirklich eine Pause machen – man kann schnell wieder einsteigen. Für mich war das das ideale Buch für S-Bahn. Flughafen, Flugzeug und dann Tube – ich hatte eine super Reise nach London 🙂

Wer Thriller mag, für den ist dieses Buch definitiv was! Da die Reihe schon einige Jahre auf dem Buckel hat, gibt es mittlerweile sieben Bände, man kann also ruhig 1-2 verregnete Wochen mit Lesen verbringen. Ich will definitiv auch die beiden weiteren Werke noch genießen, aber das Schöne ist, dass die Fälle immer abgeschlossen werden und man nicht einem Cliffhanger begegnet. Somit muss man nicht sofort zum nächsten Band springen, wobei..ich es am liebsten direkt tun würde! Kennt ihr die Bücher von Adler-Olsen schon und seid ebenfalls sehr angetan? Oder konntet ihr mit dem etwas kauzigen Carl und seinen beiden Helfern Rose und Assad so gar nichts anfangen?

[Lesenswert] Im Reich der Königin von Saba – Carmen Rohrbach

Als ich das Buch Im Reich der Königin von Saba von Carmen Rohrbach im öffentlichen Bücherschrank fand, schnappte ich es mir sofort. Ich mag Dokumentationen mit starken, weiblichen Charakteren und diese Story klang somit genau nach meinem Geschmack.

Worum gehts Die Autorin reist zunächst in den Jemen, um Arabisch zu lernen und danach alleine mit einem Kamel durch den Jemen zu wandern. Diese Idee gestaltet sich in der Realität allerdings als weitaus schwieriger und zeitintensiver, da es zum Beispiel nicht erlaubt wird, dass sie ohne männliche Begleitung unterwegs sein darf. Carmen Rohrbach umschifft all diese Hindernisse allerdings nach und nac und kommt doch noch zu ihrem Abenteuer!

Wie ist‘s Ich habe das Buch sehr schnell gelesen und fand es in Ordnung. Es war jetzt nicht unheimlich fesselnd, ich konnte es gut aus der Hand legen und war nicht zu invested in die Geschichte. Denn irgendwie bleibt die Autorin etwas unnahbar und so baute ich wenig Empathie auf. Sehr interessant fand ich jedoch die Einblicke in das Land, den Alltag, die kurzen Vorstellungen von Menschen, die sie dort kennenlernte und man quasi nebenbei etwas von der Kultur lernt. Und auch. Wie unterschiedlich sie in diesem Land ist, welches im Aufbruch scheint. Sie geht auch auf die Geschichte ein, gibt viele Infos zu den Städten, die sie bereist und man lernt, wie man mit einem Kamel umzugehen hat. Was ich wohl eher kaum im Leben brauchen werde, aber wer weiß, sollte ich doch mal ein wildes Kamel treffen, bin ich vorbereitet.

Insgesamt nicht die beste Reisereportage, die ich je gelesen habe, aber auch nicht die langweiligste und somit würde ich sie euch empfehlen, wenn ihr etwas mehr über den Jemen lernen wollt und/oder den Umgang mit Kamelen 😉

[Lesenswert] Wer die Nachtigall stört – Harper Lee

Gaaaaang gemütlich arbeite ich meine „Klassiker, die mal doch mal gelesen haben sollte“-Liste ab und da stand natürlich auch Wer die Nachtigall stört von Harper Lee drauf. Haben viele von euch bestimmt im Englischunterricht gelesen, sollten wir auch, aber irgendwas kam dann damals doch dazwischen. 1960 ist das Buch erschienen, Harper Lee hat dafür den Pulitzer-Preis gewonnen und dann einfach nie wieder ein Buch geschrieben. Kann man auch mal machen 😉

Worum geht’s Das Buch ist ein Coming of Age Roman, welcher in einer Kleinstadt in den Südstaaten der USA während der Great Depression (genauer 1933-1935) spielt. Scout und ihr älterer Bruder Jem erleben Alltagsrassismus an jeder Ecke, welcher sich intensiviert, als ihr Vater in seiner Tätigkeit als Anwalt einen wegen Vergewaltigung einer weißen Frau angeklagten Afroamerikaner vor Gericht verteidigt. Thematisch geht es in dem Buch aber auch um Freundschaft, Aufwachsen ohne Mutter, erste Liebe, das Geschehen in der Nachbarschaft und die Kindheit von Scout wird sehr komplex vor dem Leser ausgebreitet.

Wie ist’s So viel mehr als ich dachte! Man hat mit dem Buch ein paar Schlagworte im Kopf, die Geschichte wird aber viel komplexer erzählt und besonders aus Sicht des Mädchens wird dies sehr spannend. Anfangs dachte ich erst, ok, vielleicht habe ich das Buch doch falsch eingeordnet, aber Harper Lee baut die Geschichte sehr langsam auf, gibt einem quasi nebenbei Infos mit, wie das Leben in der Zeit ausgesehen haben mag, wie schrecklich der zwischenmenschliche Umgang teilweise war, wie wenig an der einen, dafür aber sehr viel an der anderen Ecke reflektiert wurde. All dies erlebt Scout, welche herausfinden muss, was ihre Ansichten sind und hier wird der Leser sehr gut mitgenommen.

Wieder ein Buch, was gerne noch etwas länger hätte sein dürfen, wobei das Ende durchaus „rund“ ist, den Leser zwar nachdenklich, aber nicht mit drängenden Fragen zurücklässt. Der Schreibstil ist sehr angenehm, er fließt daher, doch kann man durch die kurzen Kapitel auch gut mal aufhören (wenn man aus dem Bus aussteigen muss). Stark konzentrieren muss man sich beim Lesen nicht, aber es macht Spaß. Teilweise kommen aber auch Tode um die Ecke, die so unerwartet sind, dass ich doch noch einmal zurückblättern musste, ob ich da ein Anzeichen für überlesen hatte.

Scout und Jem sowie ihr Freund Dill und Atticus (ihr Vater) werden sehr gut porträtiert, bei einigen anderen Charakteren hätte ich mir aber doch noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Zwar gelingt es der Autorin sie allein durch ihre Handlungen und wegen Äußerungen gut einordbar zu machen, aber ich hätte einfach gerne noch mehr von ihnen selbst gehört. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, da ich einfach noch 50 Seiten mehr gewollt hätte.

Habt ihr das Buch auch gelesen, vielleicht sogar in der Originalversion „To kill a mockingbird“? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Und an welchen Klassiker werdet ihr euch als nächstes wagen? Da bei ibooks viele Klassiker lizenzfrei zu kriegen sind, werde ich da dieses Jahr noch den ein oder anderen lesen!

[Lesenswert] Rupien! Rupien! von Vikas Swarup

Das Buch Rupien! Rupien! von Vikas Swarup ist vielen von euch eher als Slumdog Millionaire bekannt, wie die 2008 herausgekommene Verfilmung nämlich genannt wurde. Zwar habe ich den Film damals auch gesehen und durchaus gemocht, als ich jetzt jedoch das „Original“ bei meiner Mama fand, musste ich es doch schnell mal lesen. Denn fast immer gefällt mir das Buch besser und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht, wobei der Film doch auch sehr sehenswert ist, wenn ihr ihn noch nicht kennt.

Worum geht’s Der auf den ersten Anschein „ungebildete“ Straßenjunge Ram Mohammed Thomas (der Name allein ist schon eine Geschichte für sich) wird verhaftet, nachdem er die indische Quizshow „Wer wird Millionär“ bis zur letzten Frage richtig beantwortet und somit gewonnen hat. Da aber niemand glaubt, dass es mit rechten Dingen zugeht, da er das doch alles gar nicht wissen kann, kommt er zunächst ins Gefängnis, wird dort aber von einer Anwältin herausgeholt, die der Sache auf den Grund gehen mag. Episodenhaft erzählt er nun aus seinem Leben, wie er die jeweilige Antwort auf die Fragen wissen konnte und bietet dem Leser einen schillernden Einblick in den indischen Alltag.

Wie ist’s Für mich die ideale Urlaubslektüre, die Spaß macht, beim Lesen aber null anstrengt. Leicht geschrieben, fliegen die Seiten nur so dahin, jede Frage (und Antwort) bekommt ein Kapitel und meist habe ich zwei gelesen und mir danach eine Pause verordnet. Denn ich wollte das Buch eine Zeit lang genießen und konnte mir so jeden Tag etwas gönnen. Man weiß vor dem Kapitel nie, in welchen Lebensabschnitt von Ram man eintauchen wird, was es enorm spannend macht und rätselt schon während dem Lesen mit, welche Frage ihm am Ende gestellt werden könnte. Die Einblicke in sein Leben sind spannend, einige Geschehnisse sieht man einfach nicht kommen, andere erinnern mich selbst an Erfahrungen, die ich in Indien gemacht habe.

Sehr gute Unterhaltung, die man aber eben auch nach jedem Kapitel zur Seite legen kann, da die Geschichte nicht chronologisch geschieht und man schon weiß, dass er gewinnt, also man da nicht mehr mitfiebern muss. Man lacht, man leidet mit Ram mit, wird wütend über Ungerechtigkeit und kann dann wieder nur staunen, was in Indien alles passiert. Wer sich auf leichte Art an das Land herantasten mag, das ist euer Buch! Man lernt quasi nebenbei etwas über die unterschiedlichen Religionen und Kasten, ihr Zusammenleben sowie wichtige Momente der indischen Geschichte kennen und dafür mag ich das Buch besonders. Es vermittelt Wissen, aber auf höchst unterhaltsame Weise – wobei man es aufgrund der Geschichten auch nicht gleich wieder vergisst.

Jupps, das Buch gewinnt gegen den Film, welcher sich auch etwas unterscheidet. Mir haben alle kleinen Geschichten gefallen und ich fand ihre Verschiedenheit sehr gut, da sie obwohl nur mit einer Hauptperson aufzeigen, wie vielschichtig und komplex die indische Gesellschaft ist und es genau dieses Kaleidoskop ist, welches mich jedes Mal wieder umhaut, wenn ich in Varanasi wohne. Mumbai – die Stadt, in welcher das Buch häufig spielt – kenne ich leider noch nicht allzu gut, habe jetzt aber erneut Lust bekommen, dort endlich auch mal einige Zeit zu verbringen. Oh 2019, du wirst ein reise-lastiges Jahr, ich habe es schon im Gefühl. Wer seichte Indien-Unterhaltung zum Lesen mag, schaut euch dieses Buch mal näher an!

[Lesenswert] The Best American Essays 2013 edited by Cheryl Strayed

Optisch hat das Buch schon einiges mitgemacht und wäre ich kein großer Fan von Essays und Cheryl Strayed, hätte ich es auch nie aus dem öffentlichen Bücherregal gezogen. So konnte ich die äußeren Makel aber übersehen und The Best American Essays 2013 Edited by Cheryl Strayed and Robert Atwan flugs mit auf meine einsame Insel nehmen. Persönlich liebe ich Essays, da sie mich trotz ihrer Kürze meist zum Nachdenken anregen und man viele unterschiedliche Themen und Perspektiven in nur einem Buch erhält. Besonders angezogen hat mich die Tatsache, dass Cheryl Strayed die Essays danach auswählte, dass „each of these essays left me saying Ah at the end, with joy or sorrow or recognition, with delight or dread or awe or all of those things mixed together. As if nothing would ever be the same again“.

Worum geht’s Insgesamt sind es 26 Essays, von sehr bekannten bis zumindest von mir noch nie gehörten Autoren und es sind sowohl große Zeitschriften, aber auch kleinere, regionale Vertreter dabei. Die Mischung ist alleine von diesen beiden Punkten schon sehr abwechslungsreich, die Themen und Schreibstile ergänzen das aber noch einmal und nach jedem Essay ist man gespannt, wie es noch weitergeht. Ich weiß nicht, ob die Reihenfolge von Cheryl festgelegt wurde, aber sie hat mir richtig gut gefallen, da es nicht drei schwere und drei seichtere Teile hintereinander waren, sondern immer genug Abwechslung, dass einem nie langweilig wurde.

Wie ist’s Ganz genau nach meinem Geschmack und jedes Essay hatte eine richtig gute Message, die absolut zum Nachdenken anregte und Cheryl’s Anspruch, dass etwas nach dem Lesen anders ist, definitiv genügt. Nach jedem Autoren habe ich eine kurze Pause eingelegt, nachgedacht, mir Notizen gemacht, was ich näher recherchieren mag und ich kann nicht ein Essay herauspicken, welches mir nicht gefiel. Die unterschiedlichen Themen und Stile waren erfrischend, ich kann noch von jedem Einzelnen eine Zusammenfassung geben und sagen, was mir besonders gefallen hat und das habe ich bei 26 Stück eigentlich nicht erwartet. Wahnsinn, dass die Qualität hier durchgehend so fantastisch ist und ich will definitiv mehr von den einzelnen Autoren lesen. Müsste ich jetzt wirklich (mit Pistole am Kopf) einen Liebling wählen, würde es wohl Highway of Lost Girls von Vanessa Veselka für GQ werden, der eine so starke, atmosphärische Wirkung hatte, dass ich Gänsehaut bei 35 Grad am Strand bekam.

Das Beste an diesem Band ist die Tatsache, dass er von 2013 ist und ich so noch viele andere lesen kann – für The Best American Essays 2016 hat Jonathan Franzen die Ehre gehabt und sich die Essays nach seinem Kriterium „risk“ ausgesucht, was mich auch schon wieder total neugierig macht. Schade, dass wir so etwas nicht auch für deutsche Autoren haben, vielleicht sollte ich das irgendwie mal einführen, denn ach, ich hatte wirklich mit das beste Leseerlebnis 2016 mit diesem schon so kaputtgelesenen Buch. Am liebsten würde ich es mit zurück nach Deutschland schleppen und ins Regal stellen, aber a) will ich weiterhin minimalistisch leben und b) sollen möglichst viele Leute in diesen Genuss kommen und zum Nachdenken angeregt werden. Mal sehen, wie lange es in meinem liebsten Restaurant im öffentlichen Bücherregal stehenbleibt.

Kennt wer von euch die Reihe oder kennt weitere gute Essaybände, die ich lesen könnte? Bestimmt haben viele von euch „Wild“ gelesen, den Film gesehen oder zumindest dank der neuen Gilmore Girls Staffel von Cheryl Strayed gehört, die ich euch nicht nur als Editor dieses Bandes, sondern auch als Autorin empfehlen kann. Da sollte man sich aber lieber gleich das Wochenende freinehmen, denn wenn man mit einem ihrer Bücher anfängt, kann man nicht mehr aufhören!

[Lesenswert] 3 Wishes – Liane Moriarty

Über den Debütroman 3 Wishes bzw Drei Wünsche frei der australischen Schriftstellerin Liane Moriarty stolperte ich in meinem Hostel in Bangkok eher zufällig. Ich suchte seichte Strandlektüre und der Einband sah definitiv danach aus. Ohne mich näher mit dem Umschlag oder gar der Kurzbeschreibung zu befassen, nahm ich es mit und fing an, es auf Koh Jum zu lesen. Wie ihr erkennen könnt, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch 😉

Worum geht’s Der Roman dreht sich um das Leben der Kettle-Schwestern Lyn, Cat und Gemma, welche als Drillinge ihre jungen Eltern überraschten und seitdem ihr Leben in Australien mal mehr und mal weniger gemeinsam meistern. Das Buch beginnt an ihrem 34. Geburtstag, welchen sie standesgemäss im Restaurant mit einer Torte für jeden feiern – dieses Mal gibt es aber die Überraschung, dass sie Briefe bekommen, die sie an sich selbst vor 20 Jahren geschrieben haben. Was ihre damaligen Ichs für Ideen für ihre Lebensziele hatten und wie die Realität aussieht, ist nur ein Thema des Buches.

Wie ist’s Erstaunlich unkitschiger als erwartet! Zwar trotzdem ein kurzweiliger Roman, aber fesselnd, da der Schreibstil der Autorin etwas unter die Oberfläche geht und sie ihren Personen wunderbar Leben einhaucht. Sehr schön finde ich die Zeitsprünge und besonders die Mischung zwischen Kapiteln mit den sehr real gezeichneten Schwestern und dann kurze Episoden von Fremden, die die Drillinge irgendwann mal gesehen/getroffen/erlebt haben. Habe ich so selten gelesen und fand ich gut gemacht! Die Themen sind nicht neu, wir haben Liebe, Trauer, Verlust, eine Scheidung und den (unerfüllten) Kinderwunsch – dadurch, dass sie sich aber auf drei sehr unterschiedliche Schwestern verteilen, bekommt das Ganze mehr Spannung. Wer gerne Bücher mit viel Familiendynamik und unterschiedlichen Beziehungskonstellationen liest, das ist bestimmt eures. Ebenfalls schön fand ich, dass der Roman in Australien spielt, da lese ich leider viel zu wenige Bücher von.

Man kann das Buch locker in zwei Tagen lesen, aber auch ohne Probleme eine Pause machen und leicht wieder einsteigen. Die Kapitel sind kurz, es passiert nicht zu viel in kurzer Zeit, was das Lesen angenehm leicht und unanstrengend macht. Ein wenig langatmig wird es dadurch aber auch. Ein paar Mal laut aufgelacht habe ich aber doch, teilweise war mir der Humor aber auch zu flach – hier hat ja jeder einen anderen Geschmack! Insgesamt ein Buch, welches ich als Strandlektüre weiterempfehlen würde, mehr aber dann doch auch nicht.

Kennt ihr die Autorin und vielleicht ein anderes gutes Buch von ihr? Was war eure letzte Strandlektüre?

[Lesenswert] Just Listen – Sarah Dessen

Direkt vor meiner sechsstündigen Reise nach Berlin ging es mit Mama noch einmal zu meinem liebsten öffentlichen Bücherschrank in der Heimat. Dort finde ich eigentlich immer etwas und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht – es fühlte sich lediglich falsch an, nicht selbst Bücher reinzustellen, aber ich hatte einfach keine. Somit war dieses Mal mehr Nehmen denn Geben, aber das ändert sich zum Glück beim nächsten Besuch wieder! Gefunden habe ich Just Listen von Sarah Dessen, was mir zwar bis dato unbekannt war, aber das Cover schrie schon Young Adult und dass es in englisch war, hat mich dann vollständig überzeugt!

Just Listen Saran Dessen

Worum geht’s Wir tauchen ein in das Leben von Annabel, welches auf den ersten Blick ganz angenehm aussieht. Sie hat fürsorgliche Eltern, zwei Schwestern und geht zur Highschool, wo sie Freunde hat. Hatte, um genau zu sein, denn in den Sommerferien ist etwas geschehen, was ihre beste Freundin zu ihrer Feinding gemacht hat und nun steht sie recht alleine dar. Dadurch freundet sie sich mit Owen an, welcher ebenfalls eine Aussenseiterrolle in der Schule hat, sich davon aber absolut unbeeindruckt Zeit. Seine Musikleidenschaft und der Drang, immer die Wahrheit zu sagen, bringen Annabel dazu, sich immer mehr mit ihm zu beschäftigen und gleichzeitig über ihr Leben (und all ihre Lügen, die es einfacher machen) nachzudenken.

Wie Ist’s Es ist ein typisches Young Adult bzw Coming of Age Werk, in dem wir miterleben, wie Annabel zu sich selbst findet. Positiverweise ist es nicht ganz so flach und geht über die „Junge und Mädchen treffen sich und verlieben sich sofort unsterblich ineinander“-Story hinaus, da es Themen wie Depression, Magersucht, Gruppen- und Rollenzwang, Kommunikationsverhalten, Konfrontation & Aggression und natürlich Musik an jeder Ecke behandelt. Dadurch wird die Erzählung so richtig rund und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Teilweise zieht sich das Buch über einige Seiten, da Gespräche über Musik zwischen Annabel und Owen detailliert wiedergegeben werden – wenn einen das nicht interessiert, kann man aber getrost überspringen, ohne etwas zu verpassen. Mir gefiel es, ich habe dabei einige Songs/Bands entdeckt, die ich noch nicht kannte.

Die Beziehungen zwischen Annabel und ihrer Mutter sowie ihren Schwestern werden sehr gut beschrieben, bei den Beziehungen zu ihren ehemaligen Freundinnen fehlt mir ein wenig die Substanz und man kann nicht so genau nachvollziehen, wieso die momentane Situation so ist, wie sie ist. Aber gut, vielleicht musste die Autorin hier kürzen. Ein klein wenig genervt war ich auch von Owens Wahrheitsliebe, die zwar einerseits von seiner Sicht aus nachvollziehbar ist, aber doch immer etwas predigend wirkte – ich dachte mir beim fünften Mal, dass ich es langsam verstanden habe, dass er immer die Wahrheit sagt 😉 Sarah Dessen schreibt sehr einfach, man kann die Seiten nur so runterlesen und auch wenn euer Englisch nicht perfekt ist, empfehle ich euch dieses (und eigentlich alle Young Adult Bücher) im Original zu lesen. Es ist nicht zu schwer, man kennt die meisten Worte und wenn nicht, stört es auch nicht im Lesefluss, man lernt höchstens noch neue Vokabeln dazu.

Habt ihr schon ein Buch von Sarah Dessen gelesen? Ich habe bei Amazon mal geschaut und sie hat ja schon richtig viel geschrieben – sollte ich im Bücherschrank ein weiteres Werk von ihr finden und mich die Thematik ansprechen, würde ich es definitiv mitnehmen, denn ich hatte einen dank ihr eine angenehme Fahrt quer durch die Deutschland, die mir gar nicht mehr so lange vorkam. 

[Lesenswert] Die Wahrheit über jene Nacht – Charity Norman

So langsam habe ich mehr Glück, was die unerwarteten Funde in öffentlichen Bücherschränken angeht. Den Roman Die Wahrheit über jene Nacht von Charity Norman habe ich im kleinen Städtchen Atlin in BC gefunden und alleine die Tatsache, dass es in meiner Muttersprache ist, hat mich schon neugierig gemacht. Und was soll ich sagen, ich konnte dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe es in einer Nacht durchgelesen!

Die Wahrheit über jene Nacht

Worum geht’s Finn, der fünfjährige Sohn von Martha, ist mitten in der Nacht vom Balkon ihres Hauses in Neuseeland gestürzt und muss mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Dort kämpfen die Ärzte um das Leben des kleinen Jungen, welcher überlebt, aber zunächst im Koma liegt. Martha sagt, dass alles ein Unfall war und ihr Sohn ein Schlafwandler sei, aber schon bald kommen Ungereimtheiten ans Licht und sowohl der Leser als auch die Polizei vor Ort rätseln, was wirklich geschehen ist und wieso die Mutter von einem Unfall spricht..

Wie ist’s Großartig, spannend, der Schreibstil rührt zu Tränen und nimmt einen richtig mit. Das Buch ist mit vielen Rückblenden geschrieben, durch diese man erfährt, wieso die britische, fünfköpfige Familie eigentlich nach Neuseeland gekommen ist und ihr Leben dort aufbaut. Nach und nach sieht man hinter die glückliche Familien-Fassade und kommt der Wahrheit über jene Nacht immer näher. Man rätselt, hat immer wieder einen anderen Verdächtigen, sodass es etwas dauert, bis man weiß, was Sache ist und dann wird es richtig schlimm. Man leidet mit, versteht die Mutter, den Vater, die Tochter..und will einfach nur ein Happyend. Weswegen man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, bis es durchgelesen ist. Thematisch will ich nicht verraten, worum es genau geht, das würde zu viel Story vorneweg nehmen – aber es ist großartig recherchiert und so geschrieben, dass man die Handlung jeder Person irgendwie nachvollziehen kann.

Wenn ihr ein wirklich wunderbar geschriebenes Buch mit einer härteren Thematik lesen mögt, was eine Mischung Familiendrama und Krimi ist, kann ich euch dieses hier sehr empfehlen. Da mich besonders der Schreibstil gekriegt hat, freue ich mich schon, wenn das zweite Buch von Charity Norman auf den Markt kommt. Ein großartiges, vielversprechendes Debüt! 

[Lesenswert] The Lucky One – Nicholas Sparks

Wenn man auf öffentliche Bücherschränke angewiesen ist, darf man ja nicht allzu anspruchsvoll sein, wenn es um den eigenen Geschmack geht und so kam mein allererstes Nicholas Sparks Buch in Form von The Lucky One zu mir. Nicht, dass ich etwas gegen den Autor habe, ich bin nur nicht der größte Fan von Liebesgeschichten und somit stand er noch nie auf meiner Liste. The Lucky One wurde – wie ich jetzt weiß – auch schon verfilmt und ist auch auf deutsch unter „Für immer der Deine“ erschienen.

The Lucky One Nicholas Sparks

Worum geht’s Die Hauptperson des Buches ist der US-Soldat Logan Thibault, welcher während eines Auslandseinsatzes im Irak ein Foto einer Frau findet. Ohne sagen zu können, wieso, steckt er das Bild ein und trägt es seitdem mit sich herum. Komischerweise scheint sich von diesem Zeitpunkt an sein Leben zu verändern – er hat Glück, sei es bei banalen Pokerspielen oder bei Bombenangriffen. Sein Freund überzeugt ihn, dass seine Geschichte mit der „lucky lady“ auf dem Foto noch nicht abgeschlossen ist und er sie unbedingt finden muss. Somit macht sich Logan, nachdem er wieder unbeschadet zurück in der Heimat ist,  mit seinem Hund zu Fuß auf den Weg, herauszufinden, wer die Frau ist und wie seine Geschichte mit ihr weitergeht.

Wie ist’s Definitiv romantisch und definitiv so gar nicht meines 😉 Die Geschichte ist eigentlich in drei Sätzen erzählt, man weiß schon wie es ausgeht, bevor man angefangen hat und somit ist das Buch für mich einfach nicht reizvoll. Es hat zwar ein paar Höhen und Tiefen, die unerwartet kommen, aber im Großen und Ganzen weiß man, was man lesen wird. Gut fand ich die Machart, wir haben verschiedene Personen, die ihre eigenen Kapitel haben und bekommen die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Das macht die ganze Sache etwas spannender auf der Gefühlsebene, aber ich bin wohl kein Nicholas Sparks-Typ. Zumindest habe ich keine Taschentuchmomente gehabt, wie sie laut den Amazonrezensionen überall vorkommen *g* Das Ende fand ich jetzt auch etwas konstruiert, was muss es denn gleich so dramatisch werden, aber auch hier konnte ich nicht mitleiden.

Den Schreibstil fand ich gut, einfach und schnell zu lesen und dank kurzer Kapitel kam man auch immer wieder sehr schnell rein. Aber er hat mich nicht berührt, mich nicht gefesselt. Für mich also wieder so ein typisches Urlaubsbuch, welches ich schon bald vergessen haben werde und ich muss sagen, ein weiteres Buch von Sparks müsste ich aufgrund The lucky one jetzt auch nicht lesen.

Ihr seht, das Genre ist nicht meines, denn Sparks, der laut jedem Buchkritiker ist ein Meister seines Faches, kriegt mich aber leider gar nicht. Die Personen sind irgendwie alle so klischeehaft, das ganze Szenario schon so oft erzählt, ich weiß auch nicht, da war für mich der Wurm drin. Aber jetzt habe ich es hinter mir und freue mich schon auf meine nächsten Bücher. Seid ihr Sparks-Fans und habt das Buch zufällig gelesen oder den Film gesehen? Widersprecht mir gerne! 

[Lesenswert] Buddha in Brooklyn – Richard C. Morais

Da habe ich doch glatt vergessen, dieses Buch auf meinem Blog vorzustellen. Ich bekam es von Opa zu Weihnachten und wie immer hat er meinen Geschmack genau getroffen. Buddha in Brooklyn von Richard C. Morais ist erst im Dezember 2014 auf Deutsch erschienen, somit kann man es doch fast noch als Neuerscheinung deklarieren, oder? *hust* Obwohl ich natürlich immer nach dem Spruch „don’t judge a book by its cover“ durchs Leben gehe, gestehe ich, dass ich viele Bücher überhaupt erst gefunden habe, da mich ihr Cover angesprochen hat – auch dieses Buch hätte ich allein deswegen im Laden in die Hand genommen (und es nicht bereut).

Buddha in Brooklyn

Worum geht’s? Der Name gibt schon einen dezenten Hinweis darauf, dass der Roman wohl in New York spielt und irgendetwas mit Buddhismus zu tun hat. Genau genommen dreht es sich um den japanischen, buddhistischen Mönch Oda, welcher seinen stillen Tempel verlassen und die New Yorker „Zweigstelle“ leiten soll. Zunächst erfährt man etwas über seine Kindheit und Jugend, das Leben im japanischen Kloster und danach kommt dann der „Kulturschock“ mit allerlei lustigen/traurigen/verstörenden/zum Nachdenken anregenden Geschehnissen, die ihn in seiner neuen, amerikanischen Heimat erwarten.

Wie ist’s? Einfach nur wunderbar, wobei der Anfang durchaus etwas zäh war, da die Erzählgeschwindigkeit seeeeehr langsam ist. Passt aber auch zum Buddhismus, wie mir im Nachhinein aufgefallen ist und somit mag ich auch das Erzähltempo! Sehr spannend finde ich, dass man das Buch als einen erweiterten coming of age-Roman sehen kann, da man die Entwicklung des Mönches miterlebt. Gleichzeitig spielt der Hauptteil der Geschichte in seinem Erwachsenenalter in New York, wo natürlich thematisiert wird, wie sich die fernöstliche Spiritualität mit dem „westlichen“ Alltag und dessen Vorstellungen von Spiritualität verträgt. Wirklich in die Tiefe geht das Buch allerdings nicht, es ist angenehme Unterhaltung, die man gut im Urlaub lesen kann oder wenn man einfach nur eine Pause vom Alltag mag. Lustige Episoden wechseln sich mit etwas ernsteren Themen ab, aber es kratzt doch meist nur an der Oberfläche und für Leute, die sich mehr mit dem Thema „Buddhismus“ beschäftigen wollen, ist das Buch nicht ausreichend.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, aber irgendwie endet es recht abrupt und lässt den Leser mit vielen offenen Fragen zurück (zumindest mir ging es so). Die Handlung besteht eben aus vielen kleinen Episoden, welche eine nette Erzählung sind, aber kein großes Drama erschaffen. Wer Action braucht, dem ist dieses Buch nicht zu empfehlen, da es eher etwas dahinplätschert. Wobei das jetzt viel negativer klingt als ich es meine, denn ich hatte Spaß beim Lesen, fand gut, dass ich das Buch immer wieder aus der Hand legen konnte, ohne vor Spannung zu sterben und es mir ganz erholende Alltagspausen beschert hat! Vielleicht klingt das ja für den ein oder anderen von euch auch interessant 🙂

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