Schlagwort: Literatur

[Lesenswert] Petropolis von Anya Ulinich!

Hätte meine Mama mir Petropolis von Anya Ulinich nicht in die Hand gedrückt, hätte ich es wahrscheinlich nie gelesen. Denn der Zusatz Die große Reise der Mailorder-Braut Sasche Goldberg klang für mich irgendwie nach Kitsch – und ich kann jetzt schon einmal sagen, dass das ein absolut dummes Vorurteil meinerseits war, denn kitschig ist hier gar nichts.


Worum geht’s

Sascha wächst mit ihrer Mutter in der russischen Ortschaft Asbest 2 auf und das ist nun wiederum genauso wie es klingt. Irgendwo halbvergessen im postsowjetischen Sibirien versucht das Mädchen mit jüdischem Namen und zu dunkler Haut sich seiner Umwelt anzupassen, verliebt sich, wird schwanger, erschwindelt sich an einer renommierten Kunstschule in Moskau einen Platz und will doch noch weiter fliehen. Als russische Mailorder-Braut gelangt sie in das so verheißungsvoll klingende Amerika, wo sie zunächst der geplanten Hochzeit in Phoenix entflieht und später erneut aus einem sklavenähnlichen Verhältnis in Chicago abhauen muss..um in Brooklyn anzukommen.


Wie ist’s

Enorm fesselnd geschrieben und man ist sofort Fan von Sascha und sehr neugierig, wie ihr Leben verlaufen wird. Russland in dieser tristen, schweren Zeit wird sehr gut dargestellt und man fühlt die Aussichtslosigkeit mit, die die Jugendlichen (und auch Erwachsenen) hier haben. Wer nicht zum Militär geht, hat quasi keine Chance auf einen Job und muss entweder in eine Stadt ziehen oder sich der Arbeitslosigkeit und Armut hingeben. Kein Wunder also, dass auch Sascha hier weg will und sich Wege sucht, dieses Ziel zu erreichen.

Das ist ein Coming of Age Roman, der für mich alles hat. Er spielt in mehreren spannenden Umgebungen, hat wunderbar unkonventionelle Charaktere, die man näher kennenlernen will und immer wieder (durchaus tragische) Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen. Aber nicht nur das Leben in Russland, auch ihre Erlebnisse und Kontakte in den USA sind enorm interessant, da sie sich in Parallelwelten bewegt, die mir selbst unbekannt sind. Die Suche nach ihrem Vater, der selbst schon viele Jahre früher in die USA zog, lässt einen mitfiebern und man wünscht Sascha ein happy end, wenn sie schon ihre Mutter (und Tochter) in Sibirien zurücklassen musste.

Insgesamt hätte das Buch für mich sogar noch länger sein können, da Sascha zwar irgendwie in ihrem neuen Leben angekommen ist, es da aber doch noch viele Hindernisse geben dürfte und ich diese gerne mit ihr gemeinsam erlebt und überwunden hätte. Interessante Themen, teilweise skurrile (aber real wirkende) Geschehnisse, komplexe Charaktere mit Nachhall, gepaart mit einem witzigen, klaren und spannenden Schreibstil haben mich hier wirklich begeistert und ich würde gerne noch mehr von Anya Ulinich lesen!


Kennt jemand von euch zufällig das Buch? Und hattet ihr es auch schon, dass ihr ein Buch aufgrund seines Titels/Covers komplett falsch eingeschätzt habt? Ich mag das ja gerne, denn so werden mir meine Vorurteile immer wieder gut bewusst gemacht 😉

[Lesenswert] Etta und Otto und Russell und James von Emma Hooper!

Vor zwei Wochen stöberte ich im öffentlichen Bücherschrank mal wieder ein wenig auf der Suche nach meinen noch fehlenden Buchstaben (siehe ABC-Challenge 2022) und freute mich sehr, als ich den Roman Etta und Otto und Russell und James von der kanadischen Autorin Emma Hooper fand. Denn das E fehlte mir noch und dieses Buch klang ganz nach meinem Geschmack!


Worum geht’s

Emma ist 83 und hat noch nie das Meer gesehen. Somit macht sie sich auf, über 3000km bis zur Ostküste Kanadas zu laufen und ihr Mann Otto lässt sie ziehen. Nachbar Russell ist allerdings besorgt und versucht, Emma zu finden und zum Umkehren zu bringen. Während ihrer Wanderung trifft Emma schnell auf James, einen Kojoten, der sie von nun an begleitet und ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

Wie ist’s

Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr wurde ich in die Geschichte von Emma, Otto und Russell hineingezogen (und ja, James war mir auch sympathisch). Zu Beginn bemerkt man es noch nicht, aber Emma leidet an Demenz, die immer stärker auftritt, was von der Autorin zum Ende hin auch im Schreibstil aufgegriffen wird. Die Geschichte wird mit vielen Rückblenden erzählt und man erfährt, wie Emma, Otto und Russell aufgewachsen sind, welche Beziehungen sie zueinander haben und was damals alles passiert ist. Viele Traumata werden aufgedeckt, die das Leben der Personen bis heute bestimmen. Aber auch die Zeitebene springt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und so erfährt man nicht nur, wie es Emma auf ihrer Reise geht, sondern auch, wie Otto und Russell mit dieser Veränderung umgehen.

Mir hat der Roman durch diese Vielfalt an Perspektiven und Zeitebenen sehr gefallen, er wurde einfach nie langweilig und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das Ende fand ich nicht ganz so spektakulär, hier hätte ich mir etwas „mehr“ gewünscht, aber wir können sagen, dass es realistisch war. Der Schreibstil von Emma Hooper gefiel mir sehr gut, er war einfach, aber man musste manchmal zwischen den Zeilen lesen, um zu merken, was da eigentlich gerade passiert ist. Also ein paar Mal musste ich innehalten und die Sätze nochmal lesen, in denen große Dinge passieren, die aber ganz nebensächlich erzählt wurden. Fand ich gut gemacht und mal etwas anderes zur eher ausschmückenden Schreibart anderer Autoren.

Besonders berührt haben mich in diesem Buch die früheren und aktuellen Briefwechsel zwischen Etta und Otto, in denen man manchmal sehr viel herauslesen konnte. Was die Autorin aber auch einfach so stehen lässt und die Sachen nicht später noch aufdeckt. Fand ich interessant gemacht, da es sich wirklich mehr nach „die Story mit den Personen“ erleben anfühlte anstatt der allwissende Beobachter zu sein.

Für mich war das eine tolle Lektüre, die ich zuerst im Sonnenschein im Park und dann abends im Bett gelesen habe und dabei in ihren Bann gezogen wurde. Gleichzeitig hallen einzelne Themen auch noch nach, teils grausame Dinge sind den Personen zugestoßen und man grübelt, wie man vielleicht selbst damit umgegangen wäre und wie man in der jeweiligen Situation gehandelt hätte. Ein spannender Einblick in eine historische Epoche Kanadas, von der ich bisher wenig gelesen habe!


Für mich ein absoluter Glücksfund, also danke einmal wieder lieber Bücherschrank! Im Geschäft hätte ich das Buch nie im Leben gesehen und auch sonst wäre ich wohl eher nicht darauf gestoßen. Jetzt würde ich aber doch gerne noch etwas von Emma Hooper lesen um zu sehen, ob ihr Schreibstil auch in anderen Kontexten funktioniert. Kennt ihr das Buch oder die Autorin zufällig? Hattet ihr auch schon einmal solch einen Glückfund im Bücherschrank?

[Lesenswert] ABC-Challenge 2022 – 3. Update!

Das vorletzte Update meiner ABC-Lesechallenge 2022 ist schon hier, wie schnell die Zeit verfliegt! Wie schon die Jahre zuvor geht es mir darum, einen Buchtitel mit jedem Anfangsbuchstaben zu lesen und das habe ich noch nie komplett geschafft. Wie es aktuell aussieht, erfahrt ihr jetzt!

Zwischenstand: 18 von 26 Buchstaben „gelesen“

Altes Land – Dörte Hansen (klick)

Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie (klick)

Anana. Eine Inuit-Legende – Ina Vandewijer (klick)

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Blackout – Marc Elsberg (klick)

Böser Wolf – Nele Neuhaus (klick)

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C

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dritte Bruder, Der – Nick McDonell (klick)

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Etta und Otto und Russell und James – Emma Hooper (klick)

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Farbenblind – Trevor Noah (klick)

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Geheimcode, Der – Eoin Colfer (klick)

Geheimer Ort – Tana French (klick)

Gestirne, Die – Eleanor Catton (klick)

Guantanamo Boy – Anna Perera (klick)

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Herzstoß – Joy Fielding(klick)

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Ich bin dann mal weg – Hape Kerkeling (klick)

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J

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Komm, ich erzähl dir eine Geschichte – Jorge Bucay (klick)

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Leben ist zu kurz für später, Das – Alexandra Reinwardt (klick)

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Muttertag – Nele Neuhaus (klick)

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Norwegian Wood – Haruki Murakami (klick)

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Oh, wie schön ist Kanada – Bernadette Calonego (klick)

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Paket, Das – Sebastian Fitzek (klick)

Pest, Die – Albert Camus (klick)

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Q

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Rache, Die – Eoin Colfer (klick)

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Save me – Mona Kasten (klick)

Save us – Mona Kasten (klick)

Save you – Mona Kasten (klick)

Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod, Die – Hakan Nesser (klick)

Slam – Nick Hornby (klick)

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T

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Unsere kleine Stadt – Thornton Wilder (klick)

Unter Paaren – Thomas Lang (klick)

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Verlassen – Tahar Ben Jelloun (klick)

verlorene Kolonie, Die – Eoin Colfer (klick)

Verschwörung, Die – Eoin Colfer (klick)

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W

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X

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Y

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Z

Waren es bei der Halbzeit (also vor drei Monaten) 13 Buchstaben und insgesamt 18 Bücher, so sind es jetzt 18 Buchstaben und insgesamt 32 Bücher! Was mich freut, denn ich komme wieder mehr ins Lesen rein, aber ihr seht, ich lese die falschen Buchstaben 😉 Wie immer fehlt mir da besonders am Ende des Alphabets noch einiges und ich bin mir unsicher, ob ich da noch viel schaffen kann. Denn für mich uninteressant klingende Bücher will ich dann auch nicht lesen, selbst wenn sie mit X,Y oder Z anfangen. Noch habe ich aber Hoffnung, dass ich entweder in meinem SUB (Stapel ungelesener Bücher) doch noch etwas finde oder in einem der öffentlichen Bücherschrank..besonders Y dürfte bei englischsprachigen Büchern eigentlich kein Problem sein.

Macht wer von euch auch zufällig diese oder eine andere Lesechallenge? Wenn ja, wie läuft es denn bei euch bisher so? Und habt ihr schon eine Buchempfehlung für 2022?

[Lesenswert] Geheimer Ort – Tana French!

Nachdem ich beim Rückwärts-Ausparken ein geparktes Motorrad übersehen und umgefahren hatte, brauchte ich Ablenkung. Im öffentlichen Bücherschrank fand ich den Kriminalroman Geheimer Ort von Tana French und fand, dass er nach leichter-spannender Unterhaltung klang, die mich an einen anderen Ort entführt. Von Tana French habe ich schon einmal ein Buch gelesen und fand es ganz gut – also auf zu Runde 2!

Worum geht’s

Im Park eines renommierten Dubliner Mädcheninternats wurde vor einem Jahr die Leiche eines sechzehnjährigen Jungen vom nahen Jungeninternat entdeckt. Er wurde erschlagen, aber die damalige Leiterin der Ermittlungen, Antoinette Conway, konnte keinen Mörder oder auch nur die Tatwaffe finden. Jetzt taucht ein Foto des Toten am Schwarzen Brett des Mädcheninternats auf mit der Notiz „Ich weiß, wer ihn getötet hat“. Conway wittert eine zweite Chance, diesen Fall doch noch zu lösen und bekommt die Unterstützung des jungen Detective Stephen Moran. Gemeinsam haben sie nun einen Tag Zeit, die Wahrheit aus den acht irgendwie beteiligten Mädchen herauszubekommen..welche sich in Cliquen und Intrigen spalten und es den Ermittlern alles andere als einfach machen.


Wie ist’s

Leider nicht soooo ablenkend und fesselnd, wie ich mir erwünscht hatte. Zwischendrin kam mir auch immer wieder der Gedanke, dass ich dieses Buch schon gelesen hatte, da es einfach so generisch war. Wir haben verschiedene Zeit- und Erzählebenen, was ich ganz gut fand, um es spannender zu gestalten. Aber dann kommen da eben sooooo viele schon so oft gelesene Teenagerprobleme, welche sich teilweise über etwas zu viele Seite ziehen und sich in wirklich irrelevanten Details verlieren. Das ganze Hin und Her zwischen den heranwachsenden Mädchencliquen sowie mit den Jungen aus dem anderen Internat war mir auf Dauer leider zu langweilig. Hinzu kommt noch eine etwas übersinnliche Ebene, mit der ich leider null anfangen konnte, da es für mich unrealistisch wurde.

Gefallen haben mir die beiden irischen Ermittler, die gut eingeführt wurden und zwar nicht wirklich sympathisch war, aber man doch mit ihnen mitfühlte und ich die sich zwischen ihnen entwickelnde Dynamik spannend fand. Ebenso fand ich das Setting „Irland“ und „Internatsleben“ etwas außergewöhnlich, da ich selten Bücher zu diesen Themen lese. Aber ich muss auch sagen, nach diesem Buch, welches einfach so 200 Seiten zu lang war, habe ich erstmal keine Motivation, mehr von Tana French zu lesen. Es war nicht schlecht, aber es war einfach nichts besonderes und da ich noch enorm viele Bücher habe, die ich lesen will – will ich meine Zeit aktuell lieber mit diesen verbringen. Aber keine Angst, Geheimer Ort steht schon wieder im öffentlichen Bücherschrank und kann dem nächsten Leser hoffentlich mehr Spannung und Freude bereiten!


Habt ihr schon Bücher von Tana French gelesen? Was sagt ihr, worth the hype? Könnt ihr andere gute Bücher, die ich in Irland spielen, empfehlen?

[Lesenswert] Oh, wie schön ist Kanada von Bernadette Calonego

Meine Mama drückte mir bei einem Besuch das Buch Oh, wie schön ist Kanada von Bernadette Calonego in die Hand und somit fing ich gleich auf dem Rückweg im Zug noch mit Lesen an. Zwei Tage später bin ich auch schon durch damit und kann sagen, dass es eine entspannende, leichte Urlaubslektüre ist, die mir die 38 Grad im Dachgeschoss leichter gemacht haben!


Worum geht’s

Eine deutsche Auslandskorrespondentin flieht aus ihrem Büro zu einer Freundin aufs Land nach Kanada, was nach Idyll und Sehnsuchtsort klingt. Dort angekommen, lernt sie aber erst einmal kennen, was es heißt, off the grid zu leben und dass das gar nicht nur idyllisch, sondern auch sehr anstrengend sein kann. Verliebt in das Land und einen passenden Kanadier hat sie sich dann allerdings doch recht schnell und beginnt, ihr Leben in Vancouver zu organisieren. Dabei gibt es immer wieder interkulturelle Situationen, die in amüsanten Fehltritten und Missverständnissen enden, welche sie im Buch schildert.

Wie ist’s

Eine super Urlaubslektüre, da die einzelnen Anekdoten unterhaltsam und nicht zu lang sind. Man bekommt kleine – mal mehr oder weniger zusammenhängende – Erlebnisse berichtet und die Autorin hat einen leicht zu lesenden Schreibstil. Manchmal haut sie mir zu viele (uninteressant präsentierte) Fakten heraus, wenn es z.b. um geschichtliche Daten geht, aber gut, es gibt bestimmt auch Leute, die genau das wiederum mögen. Für mich sollte es bei der Hitze nur unterhaltsam sein, groß meinen Kopf anstrengen wollte ich nicht.

Da ich selbst ein Jahr in Kanada gelebt habe, war es interessant zu vergleichen, welche Situationen und Menschentypen ich auch kennengelernt habe und wo wir doch gänzlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Mit meiner deutschen Direktheit habe ich zu Beginn auch den ein oder anderen vor den Kopf gestoßen und musste erst lernen, was man wie anspricht. Habe ich drei Monate in meinem Job etwas falsch gemacht und es mir niemand direkt gesagt? Ja 😉 Habe ich dann zufällig erfahren, nachdem ich meine Kündigung eingereicht habe..aber gut, wieder was gelernt!

Wenn ihr also ein bisschen mehr über das Leben in Kanada (wohlgemerkt, das Buch ist von 2011) erfahren wollt oder vielleicht noch ein Buch für einen Urlaub in Kanada braucht, wäre das vielleicht was für euch. Da die einzelnen Kapitel kurz sind und auch nicht so enorm fesselnd, kann man es spontan aus der Hand legen, was ich bei Reiselektüren immer positiv finde. Man kommt schnell wieder rein und muss sich nicht sehr konzentrieren, also auch ein gutes Buch für unterwegs in Bus und Bahn.

[Lesenswert] Blackout von Marc Elsberg!

Gesehen habe ich Blackout von Marc Elsberg natürlich schon sehr oft, der Roman stand sooooo lange auf der Bestseller-Liste, man konnte gar nicht an ihm vorbei! Da der Autor gerne mit Frank Schätzing (sein Schwarm ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher) verglichen wird, musste ich jetzt aber doch selbst mal schauen, ob der Hype gerechtfertigt ist. Spoiler: für mich mit diesem Buch absolut!


Worum geht’s

Blackout – Morgen ist es zu spät beginnt an einem kalten Februarmorgen, an dem plötzlich in Europa der Strom ausfällt. Was zunächst noch nicht so dramatisch scheint, bis den einzelnen Ländern bewusst wird, dass überall nichts mehr geht. Piero Manzano, ein italienische Informatiker, vermutet schnell einen Hackerangriff und versucht, die zuständigen Behörden zu warnen. Diese wollen dem Spinner zunächst nicht zuhören, beginnen ihm dann doch zögerlich zu glauben – bald schon gerät er dann selbst in den Verdacht von Europol, während seine Eltern und Schwiegereltern nahe eines Atomkraftwerks ausharren, welches ebenfalls mit dem Stromausfall zu kämpfen hat. Gleichzeitig spielen sich in Europa nach kürzester Zeit schon dramatische Szenen ab, die immer mehr außer Kontrolle geraten.

Wie ist’s

Dank der vielen verschiedenen, sich ineinander verwebenden Handlungsstränge und sehr kurzen Kapiteln lesen sich diese 800 Seiten runter wie nichts. Wahnsinnig spannend, bedrückend realistisch (ja, ich will jetzt einen eigenen Brunnen im Garten haben) und enorm gut geschrieben. Man lernt einiges aus diesem Buch und das mit einem Szenario, welches sich einerseits ganz weit weg anfühlt, andererseits aber durchaus irgendwie doch geschehen könnte. Es macht bewusst, wie abhängig wir von dem Funktionieren unseres Systems sind, welches doch immer mehr ins Wanken gerät.

Die Details, wie unser Stromnetz aufgebaut ist und was da alles dran hängt, können am Anfang etwas überladend und langweilig wirken. Für mich war es das nicht, weil ich mich nie wirklich mit diesem Thema auseinandergesetzt habe. Zwar nehme ich es dank diverser Auslandsaufenthalte nicht mehr als verständlich hin, dass ich immer Strom habe, wohl aber, dass er immer irgendwann wieder zurückkommt. Hier nun lernt man, was passiert, wenn das nicht der Fall ist. Dass man plötzlich nicht nur keinen Strom mehr hat, sondern kein Leitungswasser, kein Benzin mehr Pumpen kann und auch die Supermärkte schnell zusammenbrechen und man plötzlich keine Nahrungsmittel mehr bekommt. Da überlegt man sich plötzlich doch, ob man nicht mal Wasser und Lebensmittel für einige Tage (wie es die Bundesregierung einem ja vorschlägt) zuhause lagern sollte..auch wenn man den Teufel natürlich nicht an die Wand malen will. Das Buch regt hier definitiv zum Nachdenken an.

Die Hauptfiguren fand ich gut herausgearbeitet, man fühlt und leidet mit, die ein oder andere Träne floß da durchaus bei mir, weil die Einzelschicksale einem nahegehen. Wer warum hinter diesem Anschlag steckt, kommt mir an einigen Stellen allerdings etwas zu kurz, man merkt, dass darauf nicht das Hautaugenmerk des Autors lag. Was aber auch wieder nachvollziehbar ist, denn sonst wäre der Thriller wohl noch um einiges länger geworden. Und wie immer wird hier noch eine Liebesgeschichte eingebaut, die man sich einfach sparen könnte (warum braucht das eigentlich jedes Buch?).



Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, ich habe das Buch an zwei Tagen verschlungen und wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr hat es mich gefesselt! Super finde ich auch, dass Elsberg mit Black Hole eine Kurzgeschichte herausgebracht hat, die zehn Jahre nach Blackout spielt – die will ich jetzt natürlich auch noch lesen, denn das Buch endet für mich zu früh! Habt ihr Blackout auch gelesen? Wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Farbenblind von Trevor Noah!

Seit vielen Jahren schon wollte ich Farbenblind von Trevor Noah lesen, wobei ich den Originaltitel „Born a crime“ sogar noch passender finde. Als es dann endlich im öffentlichen Bücherschrank vor mir stand, habe ich es mir natürlich sofort geschnappt und kann euch jetzt schon sagen: Das Buch solltet ihr lesen, ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen, so begeistert war ich. Einige der Geschichten werden noch lange in mir nachhallen!

Worum geht’s

Der vielen von euch bekannte Comedian Trevor Noah wurde 1984 im Township Soweto in Südafrika geboren. Als Kind einer Xhosa und eines Schweizers wurde er Ausdruck einer Straftat, denn damals war es unter dem Apartheidsregime noch verboten, „gemischte“ Beziehungen zu führen. Er versuchte als Kind unter diesen schwierigen Voraussetzungen, seinen Platz in der Welt zu finden oder einfach nur zu einer Gruppe dazuzugehören und beschreibt in verschiedenen Kurzgeschichten, wie ihm das mal mehr und mal weniger gelang.

Wie ist’s

Ich habe von Trevor Noah eigentlich leichte Kost erwartet und wurde sooooo positiv von ihm überrascht. Er schreibt mit Humor, aber gleichzeitig mit einer so klaren und auch harten/abgeklärten Sprache, dass man oftmals nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll und am Ende irgendwie beides tut. Seine Erinnerungen gehen unter die Haut, egal welche Farbe diese hat und nehmen einen mit. Manchmal wollte ich auch einfach nicht glauben, was ich da lese, da es einfach zu absurd klang (aber was sich in Südafrika während der Apartheid abspielte, war es ja leider auch).

Die einzelnen Familienmitglieder und Freunde werden von ihm sehr gut beschrieben und man kann durch die Kurzvorstellungen oftmals nachvollziehen, wieso sie so handeln. Besonders seine Mama bekommt viel Platz in seinem Buch eingeräumt und ich hätte trotzdem so gerne noch über diese starke Persönlichkeit erfahren, die sich über die für sie unsinnig klingenden Regeln hinwegsetzt, gleichzeitig aber enorm gottesgläubig ist. Da es eine Autobiographie ist, geht Noah hier wirklich in die Tiefe und ich war sehr von dieser Offenheit angetan, da ich sie nicht erwartet habe.

Für mich ein absolut lesenswertes Buch, welches durch seine Vielzahl an kurzen Geschichten nicht langweilig wird, sondern man immer weiter lesen mag. Gleichzeitig lernt man hier auch viele historische Fakten über das damalige Südafrika, was ich super fand und da definitiv noch einiges erfahren habe. Super Mischung aus lustigen Anekdoten und schweren Schicksalsschlägen, die Trevor Noah zu dem Mensch gemacht haben, der er heute ist.

[Lesenswert] Unter Paaren von Thomas Lang!

Gesucht habe ich nach einer leichten Sommerlektüre, die ich am Pool lesen kann und da kam mir Unter Paaren von Thomas Lang gerade recht. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Drama und das gleichzeitig laut Buchrücken verdammt gut geschrieben – ich war bereit!

Worum geht’s

Wir haben Per und Rafa, die zwischen Köln und seinem neu erstandenen und renovierte Haus auf dem Land hin und herpendeln. Die beiden sind schon seit dem Studium zusammen, doch irgendwie ist die Leidenschaft aus der Beziehung raus. Da kündigt sich ein ehemaliger Studienfreund, Pascal, mit Begleitung für einen Besuch an, mit dem Rafa allerdings auch eine Vergangenheit hat..und der so manches innerhalb von zwei Maitagen und einer Nacht ins Wanken bringt.

Wie ist’s

Es tut mir leid, ich habe mehr erwartet, aber so vieles wird in dem Buch nur angedeutet, was ich anstrengend fand. Zunächst einmal aber die positiven Punkte: ich mochte den Schreibstil und dass das Buch auf zwei Zeitebenen spielt. Einmal befinden wir uns in ebenjenen Maitagen, an denen sich die drei beziehungsweise vier Personen treffen und dann gibt es die Zeitebene der nachträglichen Interviews, wo allerdings nur die drei ehemaligen, dann allwissend erscheinenden, Freunde sprechen dürfen. Die einzelnen Kapitel sind kurz und werden durch diese späteren Interviews aufgelockert, was mir gefiel. Ebenfalls fand ich gut, dass vor jedes Kapitel ein kurzes Zitat eingefügt wurde, was manchmal sehr gut passte und mich zum Nachdenken brachte.

Die Geschichte nun rund um die Dreiecksbeziehung mit Eifersucht, Geltungsdrang und Liebe ist etwas messy und anstrengend. Zwischen Per und Pascal herrscht immerzu Konkurrenzdenken und Rafa gerät da irgendwie in die Mitte. Sie selbst scheint auch überhaupt nicht zu wissen, was und wen sie will und man bekommt hier häufig Andeutungen. Klar, so ist die Realität, es liest sich nur nicht so angenehm runter. Ebenfalls hatte ich Probleme, mich in die Personen einzufinden, da sie nicht genug beschrieben werden und Empathie empfand ich nicht einmal.

Zu Beginn war ich noch gefesselt, da ich ein dramatisches Ereignis erwartete, aber das kam nur so nebenbei. Der intellektuell-kognitiv eingeschränkte Nachbarjunge spielt dabei eine Rolle, man erfährt aber nicht direkt, was genau vorgefallen ist. Ebenfalls verschwindet die spanische Begleiterin von Pascal in der Nacht, nachdem sich Per an sie herangemacht hat, aber auch hier erfahren wir nicht, was wirklich geschehen ist. Dieses im Unklaren-Lassen fand ich doof, da bin ich ehrlich. Gerne hätte ich mir mehr Aufklärung gewünscht und das Buch hätte da gerne 20-30 Seiten länger sein dürfen. So habe ich das Gefühl, dass ich kurz in das Leben von Per, Pascal und Rafa hineinschauen durfte, aber eben an der Oberfläche herumtreibe, ohne tieferes Verständnis zu erhalten. Für mich kein sonderlich befriedigendes Lesevergnügen.

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten, was dieses Buch betrifft. Ich wollte es mögen, war zu Beginn auch gefesselt, habe mich aber nach der Hälfte nur noch zum Weiterlesen zwingen müssen. Dabei klang Thomas Lang wirklich genau nach meinem Geschmack. Vielleicht lag es an dieser Thematik mit so vielen Andeutungen; somit glaube ich, dass ich noch ein weiteres Buch von ihm lesen mag, um zu schauen, ob wir nicht doch noch zusammenfinden können. Wenn ihr eine Empfehlung habt, gerne her damit!

[Lesenswert] ABC-Challenge 2022 – Halbzeit!

Und da sind wir doch tatsächlich schon wieder bei der Halbzeit meiner ABC-Lesechallenge angekommen, wie die Zeit verfliegt! Wie schon die Jahre zuvor geht es darum, Buchtitel mit jedem Anfangsbuchstaben mindestens einmal zu lesen und normalerweise scheitere ich an Q, X und Y sowie daran, dass es einfach so viel spannendere Bücher gibt, die leider alle mit H,K oder A anfangen 😉 Gefühlt kam ich die letzten Monate nicht soooooo sehr zum Lesen, somit bin ich gespannt, wie weit ich bisher gekommen bin!

Zwischenstand: 13 von 26 Buchstaben „gelesen“

Altes Land – Dörte Hansen (klick)

Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie (klick)

Anana. Eine Inuit-Legende – Ina Vandewijer (klick)

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Böser Wolf – Nele Neuhaus (klick)

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C

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dritte Bruder, Der – Nick McDonell (klick)

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E

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Gestirne, Die – Eleanor Catton (klick)

Guantanamo Boy – Anna Perera (klick)

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Herzstoß – Joy Fielding(klick)

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Ich bin dann mal weg – Hape Kerkeling (klick)

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J

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Komm, ich erzähl dir eine Geschichte – Jorge Bucay (klick)

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Leben ist zu kurz für später, Das – Alexandra Reinwardt (klick)

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Muttertag – Nele Neuhaus (klick)

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Paket, Das – Sebastian Fitzek (klick)

Pest, Die – Albert Camus (klick)

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Q

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Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod, Die – Hakan Nesser (klick)

Slam – Nick Hornby (klick)

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Unsere kleine Stadt – Thornton Wilder (klick)

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Verlassen – Tahar Ben Jelloun (klick)

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Y

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Z

Hihi, passend zur Halbzeit sind wir auch bei der Hälfte der Buchstaben angekommen, das passt ziemlich gut zusammen, oder? Mit 13 Buchstaben und insgesamt 18 Büchern hätte es zwar verteilter sein können, aber ich lese eben nur, worauf ich in dem Moment auch Lust habe. Gerade lese ich ein paar Bücher gleichzeitig, da ich mich selten entscheiden kann und alle nur so lala finde. Das gibt sich aber hoffentlich auch schnell wieder und ich komme im Sommer mal wieder dazu, einfach einige Stunden ungestört lesen zu können.

Macht wer von euch auch zufällig diese oder eine andere Lesechallenge? Wenn ja, wie läuft es denn bei euch bisher so? Und habt ihr schon eine Buchempfehlung für 2022?

[Lesenswert] Altes Land von Dörte Hansen

Letzte Woche war ich mit meiner Mama unterwegs und fand in einem öffentlichen Bücherschrank Altes Land von Dörte Hansen. Das Cover kam mir bekannt vor, ich denke, dass ich es sowohl auf der Büchermesse als auch oft in Buchgeschäften gesehen habe. Und bestimmt auch schon mehrmals den Klappentext gelesen habe, der mich auch dieses Mal wieder nur mäßig ansprach. Aber ich dachte mir, wir versuchen es trotzdem mal miteinander und ach, absolute, unerwartend fesselnde Lese-Liebe!

Worum geht’s

Vera lebt seit über sechzig Jahren im „Alten Land“ auf einem Hof, zu welchem sie gemeinsam mit ihrer Mutter 1945 aus Ostpreußen flüchtete. Das ehemalige Flüchtlingskind hat versucht, sich ein Zuhause zu schaffen, doch ist ihr das große Haus immer noch fremd. Plötzlich steht ihr Nichte aus Hamburg mit ihrem Sohn vor der Tür – deren Beziehung in Hamburg-Ottensen ist gerade in die Brüche gegangen und sie entschied sich ebenfalls zur Flucht.

Wie ist’s

Das Buch hat mich komplett in seinen Bann gezogen und ich wolle es gar nicht mehr aus der Hand legen. Hätte ich nicht arbeiten müssen, hätte ich es in einem Rutsch durchgelesen, so musste ich zwangsläufig ein paar Stunden Pausen machen. Ich habe nicht erwartet, dass es mich thematisch so kriegt mit seinen verschiedenen Beziehungsgeschichten, doch das hat es. Die Personen werden alle mit so viel Liebe und schrägen Eigenheiten eingeführt, das Leben im Alten Land und in Hamburg wunderbar porträtiert und diese Überzeugung von Stadtmenschen, die ihre Biofantasien ausleben wollen, mit viel Humor und Direktheit vorgeführt. Ein bisschen mehr Differenziertheit hätte man sich bei diesen von Landsehnsucht geplagten Menschen bzw den in den Städten zurückbleibenden Personen wünschen können, tat meinem Lesevergnügen allerdings keinen Abbruch!

Die Personen und ihr Leben sind nicht unbedingt sympathisch, sie haben Ecken und Kanten, sie fühlen sich echt an und sind glaubhaft. Die Flucht aus Ostpreußen, die immer wieder Thema in der Gegenwart wird, die Nachwehen des Krieges in den zurückgekehrten Soldaten, die (Beziehungs-)Probleme in der Stadt und auf dem Land und das immer kehrende „wir sind doch alles nur Menschen, die sterben werden“-Motiv machen diese Roman durchaus düster. Was ich grandios finde, denn obwohl die Thematik schwer ist, bleibt die Sprache auf den ersten Blick leicht. Einfache, klare, gerne mit nur wenigen Worten formulierte (sehr norddeutsche) Sätze, die man runterlesen kann, doch plötzlich wirken sie nach. „Alles, was sie taten, taten sie einander an“, wäre solch ein Beispiel, welches die Beziehung zwischen diesen zwei Personen genau auf den Punkt bringt und jedes weitere Wort überflüssig macht.

Ich weiß, dass es viele, viele Bücher zu genau dieser Thematik schon gibt, oftmals auch politisierter als es dieses Buch ist. Aber hier haben mich die menschlichen Einzelschicksale, die sich auch zwei Generationen später noch auswirken, beim Lesen gefesselt und fasziniert. Was Dörte Hansens Schreibstil größtenteils zu verdanken ist und ich hoffe sehr, noch weitere Bücher von ihr zu lesen.

Kennt ihr das Buch oder habt etwas anderes von ihr gelesen? Wie hat es euch gefallen?

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