Schlagwort: Short Stories

[Lesenswert] Piranha to Scurfy and other stories – Ruth Rendell

Bevor ich Piranha to Scurfy and other stories von Ruth Rendell in einem öffentlichen Bücherschrank fand, hatte ich noch nie von der Autorin gehört. Aber da ich Kurzgeschichten liebe, musste ich es natürlich mitnehmen und hatte somit auch keinerlei Vorstellung davon, was mich erwartet – der Buchrücken half nämlich überhaupt nicht weiter. Mit großem Vertrauen habe ich es dann ins Handgepäck gesteckt und gehofft, dass es mich nicht komplett auf dem Weg in die USA langweilen würde.

Worum geht’s Ich will nicht zu viel verraten, was bei einigen Kurzgeschichten definitiv schnell getan wäre. Denn nicht immer passiert unsagbar viel in ihnen, es geht mehr um die Charaktere, ihr Denken, Fühlen und Leben. Aber in der ersten Novelle haben wir z.b. Ambrose, welcher es sich (erst mit, später dann ohne seine verstorbene) zur Aufgabe gemacht hat, Fehler in Büchern zu finden und diese den Autoren und Verlegern in nicht unbedingt sehr netter Wortwahl postalisch mitzuteilen. Besonders angetan hat es ihm hierbei die Encyclopaedia Britannica in der Ausgabe von Piranha bis Scurfy, was Ruth Rendell als Anlass für den Buchtitel genommen hat. Ein sehr spannender Charakter, welcher mit dem Leben hadert und den Leser auf seiner Reise mitnimmt.

Wie ist’s Insgesamt beinhaltet das Buch zwei Novellen und neun Kurzgeschichten, welche unterschiedlicher kaum sein könnten. Immer stehen etwas verquere Persönlichkeiten im Vordergrund, deren Handeln man meist nicht vorhersehen kann und es somit spannend bleibt. Die Themen sind dabei sehr vielfältig, ich wurde gut unterhalten, habe mich nicht gelangweilt und wurde definitiv ein paar Mal überrascht. Die Geschichten sind wirklich kurz, man kann sie als Denkanregung zwischendurch lesen, wirklich lange nachgehallt haben sie dann aber doch nicht.

Mir gefiel der Schreibstil gut, ich wurde (auch bei den beiden Novellen, welche doch ein paar Seiten länger waren) gefesselt, hatte Spaß und würde definitiv mehr von der Autorin lesen. Wobei sie wohl primär Krimis schreibt, was nicht wirklich mein Genre ist. Aber sollte ich ein weiteres Buch von ihr finden, würde ich ihm trotzdem eine Chance geben!

Also wenn ihr ebenfalls gerne Kurzgeschichten lest, wäre das vielleicht was für euch! Ich freue mich schon sehr darauf, einige neue Autoren auf der Buchmesse in Frankfurt zu entdecken. Geht wer von euch dieses Jahr hin?

[Lesenswert] Writing from Canada – Jim Rice & Mike Hayhoe

Ich muss gestehen, die Kurzgeschichtensammlung Writing from Canada, herausgegeben von Jim Rice & Mike Hayhoe, ist schon seit einiger Zeit in meinem Besitz, aber irgendwie kam ich nie dazu, sie zu lesen. Dabei liebe ich Kurzgeschichten, gerne über Kanada und von kanadischen Autoren, aber irgendwie griff ich doch nie zu, wenn ich einmal Zeit hatte. Die Freundin eines Freundes geht allerdings in Kürze für ein paar Monate nach Kanada und da ich ihr dieses Buch als „Einstiegslektüre“ mitgeben will, habe ich es nun endlich in wenigen Tagen durchgelesen.

Worum geht’s Die Herausgeber haben insgesamt sechzehn Kurzgeschichten zusammengestellt, welche sie in die Themenbereiche „The Great Landscape“, „Townscapes“ und „Cultural Mosaic“ eingeteilt haben. Es kommen unterschiedliche Stimmen zu Wort, sowohl zeitlich als auch lokal gesehen, wodurch der Leser sehr viele Kanada-Bilder erhält.

Wie ist’s Mir hat die Mischung sehr gut gefallen, einige Geschichten sagten mir mehr zu, andere eher weniger. Besonders überrascht war ich davon, dass eine Kurzgeschichte von Alice Munro dabei war („An Ounce of cure“), welche ich bis dato nicht kannte. Da ich die Schriftstellerin sehr gerne mag, war das toll! Insgesamt ist die Auswahl sehr gut, die drei Themengebiete machen Sinn und die vielen Bilder, die man noch dazu bekommt, lockern das Buch auf. Da es viele Kurzgeschichten sind, muss man es nicht auf einmal lesen, sondern kann sich nach und nach durcharbeiten. Wobei ich es spannend fand, mehrere Geschichten hintereinander zu lesen und so einen Vergleich der verschiedenen Perspektiven zu haben. Anspruchsvoll sind sie nicht, aber eine gute Freizeitlektüre, die nicht unbedingt lange nachklingt. Wobei einen so 2-3 Geschichten doch etwas länger beschäftigen!

Das Buch ist nicht mehr so leicht zu bekommen und auch wenn es mir gefällt, gibt es bestimmt andere gute Sammelbände kanadischer Kurzgeschichten, die sich ebenso lohnen. Solltet ihr es aber wie ich einmal in einem öffentlichen Bücherschrank finden, schnappt es euch ruhig und taucht ein wenig in die verschiedenen Kanadas ein, die ihr präsentiert bekommt!

[Lesenswert] Unter Wasser atmen – Julie Orringer

Ich LIEBE Kurzgeschichten und Alice Munro war bisher meine liebste Autorin in diesem Genre. Als ich im öffentlichen Bücherschrank den Sammelband Unter Wasser atmen von Julie Orringer entdeckte, war ich jedoch gleich neugierig, da ich noch nie von ihr gehört hatte. Und was soll ich sagen, Alice Munro hat Konkurrenz bekommen!

Worum geht’s Orringer schreibt über die Kindheit und das ErwachsenER-Werden, über Freundschaft, Jugend, Schmerz und Tod, wie grausam, aber auch loyal Kinder sein können. Mit diesen Themen erfindet sie in ihren neun Kurzgeschichten das Rad nicht neu, aber sie hat einen so einfühlsamen, gleichzeitig fesselnden und ehrlich-schmerzenden Stil, dass man das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen kann.

Wie ist’s Absolut grandios und ein Buch, welches ich behalten und definitiv noch einmal lesen werde, da es mich so bezaubert, berührt und auch geschmerzt hat. Die einzelnen Geschichten haben Kinder/Jugendliche als Protagonisten, welche zunächst alltäglich erscheinende Situationen erleben, welche für sie allerdings einschneidend sind. Sie alle müssen irgendwie lernen, die jeweiligen Herausforderungen zu meisten, „unter Wasser zu atmen“, wobei sich auch fast alle Geschichten etwas um das kühle Nass drehen. Was eine sehr gut gelungene Metapher für den Schritt in das Erwachsenleben ist.

Ich konnte keine Geschichte pausieren, sondern musste sie fertig lesen, damit ich danach darüber nachdenken kann. Das Buch habe ich an einem Nachmittag gelesen, da ich mich einfach nicht davon lösen konnte. Ich habe es nicht im englischen Original gelesen, plane aber, dies nachzuholen, denn auch wenn die Übersetzung sehr gut gelungen ist, ich will die Wortmagie doch so lesen, wie Orringer es geplant hat. Und noch viel mehr von ihr, oh ja!

Lest ihr gerne Kurzgeschichten und könnt mir vielleicht noch eine/n Autor/in in diesem Stil empfehlen? Und wenn ihr Alice Munro mögt, schnappt euch mal eine Leseprobe von Julie Orringer, ich bin mir sehr sicher, dass ihr es nicht bereuen werdet! Absolut klasse, für mich jetzt schon eines meiner Lese-Highlights 2018!

[Lesenswert] The Moons of Jupiter – Alice Munro

Persönlich bin ich ein großer Fan von Kurzgeschichten, die oftmals eine noch länger anhaltende Wirkung auf mich haben als so mancher Roman. Müsste ich mich in diesem Genre für eine Autorin entscheiden, wäre es definitiv die Kanadierin Alice Munro und so will ich euch heute ihren Kurzgeschichtenband „The Moons of Jupiter“ vorstellen. Erschienen ist dieses Werk zwar schon 1982, an Aktualität hat es aber bestimmt nichts verloren!

Worum geht’s Ok, dieser Teil ist ein wenig schwieriger, da es hier statt einer zwölf Geschichten sind. Man kann aber verallgemeinernd sagen, dass es um Beziehungen von Menschen untereinander geht, wobei Munro ein gutes Händchen für ausgefallene, starke und schwache Charaktere hat. Familien sind eine immer wieder auftauchende Thematik und deren Leben, Freude, Ängste, Entscheidungen, Erlebnisse und Schicksale werden zum Schauplatz ihrer Stories. In einigen Geschichten oder Personen, zumindest aber Momenten, wird sich bestimmt jeder Leser zum Teil wiederfinden können und dieses Talent, dass man sich mit ihren Protagonisten identifizieren kann, hat Alice Munro in allem, was ich bisher von ihr in die Finger bekommen habe.

Wie ist’s Man weiß bei Alice Munro zu Beginn nie, wohin die Reise gehen wird und das mag ich sehr. Zwar geben ihre Titel einem zumindest eine grobe Idee, oftmals kommt aber alles dann doch ganz anders. Ihre Geschichten sind ruhig, es passiert nicht unbedingt viel aktiv, aber ihre Charaktere machen eine Veränderung durch, sie „(er-)leben“, entwickeln sich und lassen uns daran teilhaben.

Spannungsgeladen sind die Geschichten nicht, es passiert nicht zwingend etwas dramatisch, ein „Höhepunkt“ bleibt unter Umständen zwar aus, aber trotzdem zieht mich die Autorin durch ihren Schreibstil in einen Bann, dass ich nie nur eine Geschichte von ihr lesen kann. Sie spielt mit Sprache, setzt Worte bewusst ein und das Lesen an sich ist einfach nur ein Genuss. Wie immer empfehle ich euch das Original, es ist nicht sehr kompliziert, sondern in Alltagssprache gehalten und bei der Übersetzung (so gut sie auch sein mag), geht eben doch immer etwas von der Atmosphäre verloren. Und genau diese ist es ja, die Alice Munro so unvergleichlich erschaffen kann. Dass alle Kurzgeschichten in Kanada spielen, oftmals an Orten, wo ich selbst schon gewesen bin, macht den Lesegenuss für mich noch größer, da ich eben weiß, wie es sich anfühlt, dort zu sein, wo die Charaktere gerade sind.

Eine wirkliche Lieblingsgeschichte habe ich in diesem Band nicht, wie immer bei Kurzgeschichtensammlungen lese ich aber von hinten nach vorne und so blieb mir nachhaltig „The Visitors“ in Erinnerung, wo ein Mann Besuch von seinem entfremdeten Bruder bekommt und sie gemeinsam etwas auf Spurensuche in ihrer Kindheit gehen. Sowohl dieses Verhältnis als auch das zwischen dem Mann und seiner Frau werden von Munro so einfühlsam beschrieben, dass man einfach mitfühlen muss und das Buch am Ende mit einer gewissen Schwere zuschlägt, die einen etwas betäubt und definitiv nachdenklich zurücklässt.

Habt ihr schon etwas von Alice Munro gelesen? Wenn ja, was denn und wie hat es euch gefallen? Mittlerweile ist die vielfach ausgezeichnete Autorin weltbekannt, diesen schon vor langer Zeit erschienen Band kennen aber vielleicht doch noch nicht alle und wenn ihr sie mögt, kann ich ihn euch nur ans Herz legen!

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