Seit vier Jahren bin ich Mitglied auf Kleiderkreisel, habe einige Sachen in liebevolle HĂ€nde abgegeben, Stunden im Forum verbracht und viele nette Menschen kennengelernt. Den Grundgedanken, dass man hier gĂŒnstig Sachen verkaufen kann, die man ansonsten wegwerfen wĂŒrde, finde ich sehr gut und ja, ich freue mich, wenn jemand meinen Fehlkauf liebt. Gestern ging jedoch im Forum ein Sturm der EntrĂŒstung los, da Kleiderkreisel einige Ănderungen im System vornehmen wird, die einfach nur erschreckend sind. FĂŒr den VerkĂ€ufer sind sie so unsympathisch, dass man (auch ich) dort dann einfach nicht mehr verkaufen mag. Es tut richtig weh, zu sehen, wie die tolle KK-Community durch das Gewinndenken mal wieder zerstört wird. Ich kopiere euch einmal die Ănderungen:
Liebe Kreisler,
die Spatzen pfeifen es von den DĂ€chern, wir haben Neuigkeiten! Verloren gegangene Pakete, Mitglieder, die nicht antworten oder Kaufzusagen, die nicht eingehalten werden verderben euch den SpaĂ am Kreiseln? Das wollen wir Ă€ndern! Unser Team hat zugehört, Feedback gesammelt, ĂŒberlegt, getĂŒftelt und⊠einen Plan!
In wenigen Wochen fĂŒhren wir das Kleiderkreisel-Bezahlsystem ein! Und das heiĂt: gegen eine kleine GebĂŒhr wird kreiseln sicher, schnell und einfach.
Verkaufen war nie schöner! Wir verabschieden uns von:
– KĂ€ufern, die massenhaft abspringen
– der Angst, dass Pakete verloren gehen
– der Weitergabe von Bankdaten an Fremde
– langen Diskussionen ĂŒber Bezahl- und Versandmethode
– mehrfachen Anfragen zu einem einzigen Artikel
FĂŒr den KĂ€ufer haben wir auch ein paar Vorteile parat:Â
– Sicherheit: wer keinen Artikel erhĂ€lt, bekommt sein Geld zurĂŒck
– Ăberblick: der Status der Transaktion kann jederzeit eingesehen werden
– weniger Diskussion und mehr Kontrolle: ein Artikel der gefĂ€llt, kann direkt gekauft werden
– UnterstĂŒtzung: Geld zurĂŒck, wenn ein Artikel nicht der Beschreibung entspricht
Wie funktioniert das Bezahlsystem?
FĂŒr den KĂ€ufer: Als KĂ€ufer wirst du die Option haben, einen Artikel direkt auf Kleiderkreisel zu kaufen. Du ĂŒberweist das Geld erst einmal per Kreditkarte oder Sofort-Ăberweisung an Kleiderkreisel (weitere Bezahlmethoden werden folgen). Wir passen auf dein Geld auf, bis du angibst, dass du den Artikel erhalten hast. Sobald der Artikel angekommen ist, leiten wir dein Geld an den VerkĂ€ufer weiter.
FĂŒr den VerkĂ€ufer: Beim Einstellen von Artikeln bitten wir dich als VerkĂ€ufer darum, eine PaketgröĂe auszuwĂ€hlen. So können wir automatisch ausrechnen, was der Artikel inklusive Versand kosten wird. Wird dein Artikel ĂŒber das Bezahlsystem gekauft, erhĂ€ltst du von uns eine Benachrichtigung sowie Versandinformationen fĂŒr das Paket oder den Brief. Nun musst du dein Paket nur noch zur Post bringen. Sobald der KĂ€ufer angibt, dass der Artikel angekommen ist, leiten wir den vom KĂ€ufer entrichteten Betrag fĂŒr den Artikel an dich weiter. Versicherter Versand sorgt dafĂŒr, dass verloren gegangene Pakete kein Thema mehr sind. Wir arbeiten auĂerdem daran, auch Schutz bei unversichertem Versand anzubieten.
Und? Was denkt ihr? Wir können es kaum erwarten, euer Feedback zu hören! Ihr habt noch Fragen? Dann schieĂt los! Wir versuchen auf jede Frage einzugehen.
Eure pui vom Kleiderkreisel-Team (Quelle hier)

Das fĂ€llt mir dazu ein. Ich will als VerkĂ€ufer keine 10% + 50 Cent pro Transaktion zahlen und nur noch versicherten Versand anbieten. Da lohnen sich „gĂŒnstige“ Artikel ĂŒberhaupt nicht mehr. Auch will ich mein Geld nicht irgendwo zwischengelagert bekommen, bei einem Unternehmen, dessen Namen ich noch nie gehört habe und in Vorkasse gehen mĂŒssen, um den Versand zu zahlen. Und schlussendlich bin ich bei KK, weil ich entscheiden will, wer meine Sachen bekommt und mit der Person eine Runde quatschen. Will ich profitgierig verkaufen, kann ich auch bei Ebay bleiben (ach nee, die sind dann ja sogar billiger!).
Diese negative Meinung teilen sehr viele KK-User mit mir und wie sie habe auch ich mir schon einen Account bei der Alternative Kleiderkorb gesichert. Es wird wohl kein ZurĂŒck mehr geben, aber ich hoffe irgendwie doch noch, dass das alles nur ein schlechter Scherz ist und KK sich nicht wirklich so verkauft hat und alle Grundprinzipien („Stilvoll gegen Verschwendung“; „gebĂŒhrenfrei“; „möglich fĂŒr jeden“) einfach mal ĂŒber Bord geworfen hat.
FĂŒr mehr Hintergrundinformationen kopiere ich euch hier mal den Pressebrief von einigen Usern aus dem Forum!
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns als Nutzer der bisher kostenlosen Internetplattform â www. Kleiderkreisel.deâ, die bisher immer fĂŒr Nachhaltigkeit gestanden hat, an Sie.
„Wozu sollte man sich ein neues T-Shirt oder Abendkleid im Laden kaufen, wenn jemand anderes es bei sich verstauben lĂ€sst? So haben nicht nur die Mitglieder etwas davon, sondern auch die Umwelt wird geschont.“
Das war das Motto der Seite Kleiderkreisel.de . Eine Plattform, auf der man problemlos tauschen, verkaufen und ja, sogar verschenken konnte. Ebenso war es möglich, sich ĂŒber diverse Themen auszutauschen. FĂŒr viele war Kleiderkreisel mehr als nur eine Plattform, es wurde zu unserem Hobby.
„Schenk deiner Kleidung ein zweites Leben und kĂ€mpfe stilvoll gegen Verschwendung.“
Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt war ein weiterer Vorteil, dass man seine Lieblingsteile, die es nicht mehr im Laden zu kaufen gab, online bei Mitkreislern erwerben konnte.
„Kleiderkreisel ist damit eine soziale und umweltfreundliche Alternative zum kommerziellen Handel. Was kostet es auf Kleiderkreisel zu verkaufen? Nichts, denn es gibt bei Kleiderkreisel keine GebĂŒhren. Wir möchten, dass niemand ausgeschlossen wird und alle die Möglichkeit haben, stilvoll gegen Verschwendung zu kĂ€mpfen. Die Nutzung kostet dich also wirklich keinen Cent.“
Das ist nun Geschichte. Die Betreiber der o.g. Seite haben gestern, am 24.10.2014, die EinfĂŒhrung eines neuen Bezahlsystems verkĂŒndet.( http://www.kleiderkreisel.de/foren/neues-auf-kleiderkreisel/2666212-bald-das-kleiderkreisel-bezahlsystem-kommt)
Jeder, der eine Ware zum Verkauf anbietet, wird dazu verpflichtet, dass neue Bezahlsystem anzubieten, welches folgende Vorgehensweise hat:
Der KĂ€ufer sichert sich den Artikel mittels eines âKaufenâ-Buttons und ĂŒberweist das Geld an den Partner mit dem seriösen Namen „Mangopay“ (mit Sitz in Luxemburg). Mangopay verwaltet das Geld, Ă€hnlich wie Paypal, und verlangt dafĂŒr eine Verkaufsprovision von 1,8% zzgl. 0,18⏠pro Aktion. Kleiderkreisel hat jedoch bekannt gegeben, dass sie 10% des Verkaufswertes und 0,50⏠pro Transaktion verlangen werden. Das macht einen Gewinn von 8,2% und zusĂ€tzlich 0,32⏠pro Transaktion fĂŒr Kleiderkreisel.
War es das schon? Nicht ganz: Solange der KÀufer behauptet, er hÀtte keine Ware erhalten, erhÀlt der VerkÀufer keinen Cent. Macht das Sinn? Nein.
Da mussten wir uns fragen: warum will diese Firma plötzlich Geld von den Nutzern? Steht die Sicherheit wirklich im Vordergrund oder geht es um einen Investor. Letzteres traf nach stundenlanger Recherche leider zu: diese dubiosen Investoren haben 25 Millionen Euro in Mano Drabuziai/Vinted/Kleiderkreisel gesteckt (http://www.insightpartners.com/
http://vz.lt/article/2014/2/2/ka-manodrabuziai-lt-veiks-su-25-mln-eur-investicija) und wollen jetzt natĂŒrlich Cashflow sehen. Ăber den GroĂinvestor gibt es Folgende Informationen bei Wikipedia: „The firmâs Executive Advisory Board has included Robert Rubin (Chairman of Citigroup and 70th Secretary of the Treasury) and Steve Friedman (Chairman of the United States President’s Foreign Intelligence Advisory Board and former Chairman of Goldman Sachs).“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Insight_Venture_Partners). Foreign Intelligence Advisory Board und Goldman Sachs also… ist das die Nachhaltigkeit die wir bisher unterstĂŒtzt haben? Warum nicht gleiche eine Kooperation mit Nestle, Mc Donald’s oder Primark?
Hinzu kommt, dass vom Nagellack bis hin zur Winterjacke der Versand per DHL zwingend wird. Ein normaler, kostengĂŒnstiger und völlig ausreichender Briefversand ist nicht mehr möglich. Das bedeutet, dass die Waren mitunter teurer sein werden als im Laden und der Kauf ĂŒber die Plattform keinen Sinn mehr ergibt. Dieses Bezahlsystem soll eingefĂŒhrt werden, um die Mitglieder vor Betrug zur schĂŒtzen. Leider weiĂt dieses mehr Schlupflöcher fĂŒr BetrĂŒger auf, als von Kleiderkreisel angenommen wird. Da versichert versendet werden muss (6,99⏠in der Filiale), kann der KĂ€ufer, der mit einer betrĂŒgerische Absicht einen Einkauf tĂ€tigt, einfach behaupten, dass das Paket leer sei. Der KĂ€ufer könnte die Ware aber auch mutwillig zerstören, falls der gekaufte Artikel nicht den Vorstellungen entspricht oder einfach nicht passt. Somit erhĂ€lt der KĂ€ufer ganz einfach sein Geld zurĂŒck und der ehrliche VerkĂ€ufer ist der Leidtragende, denn der Support-Service von Kleiderkreisel kann einfach nicht lĂŒckenhaft nachweisen, ob der VerkĂ€ufer das Paket ohne Ware versendet hat oder der KĂ€ufer dies einfach behauptet.
Besteht eine Partnerschaft zwischen Kleiderkreisel und der Deutschen Post? Aber natĂŒrlich. Dies bedeutet zusĂ€tzlichen Profit fĂŒr Kleiderkreisel.
Nicht nur, dass das neue System gegen die GrundsĂ€tze von Kleiderkreisel verstöĂt, es sind hier auch einige rechtliche Faktoren zu beachten, auf die wir aus juristischen GrĂŒnden nicht eingehen dĂŒrfen.
Die Pressesprecherin spricht davon, dass âseit einem Jahr an der Umsetzung gearbeitet wurdeâ, nur leider wurden die Mitglieder nie mit einbezogen.
Zusammenfassend lÀsst sich sagen, dass:
1) der Sicherheitsschutz einseitig nur fĂŒr KĂ€ufer gilt (zulasten der VerkĂ€ufer)
2) VerkÀufer mit dem neuen Bezahlsystem gezwungen werden, auch an Kunden zu verkaufen, die ein negatives Bewertungsprofil haben (Stichwort: Verstoà gegen die Vertragsfreiheit)
3) Kleiderkreisel das Geld der KÀufer treuhÀnderisch verwaltet (soweit bekannt, ohne Lizenz)
Des Weiteren sollte die Finanzaufsichtsbehörden unterrichtet werden!
Wir danken Ihnen vielmals fĂŒr Ihre MĂŒhe.
Weitere Informationen finden Sie in unserer gestarteten Petition:http://www.avaaz.org/de/petition/Kleiderkreisel_Bei_den_Wurzeln_bleiben_gegen_die_Kommerzialisierung/?nPTzLdb
FĂŒr RĂŒckfragen und weiteren Statements stehen wir Ihnen gerne zur VerfĂŒgung.
Mit freundlichen GrĂŒĂen (Quelle hier)
Die oben angesprochene Petition haben mittlerweile ĂŒber 5.000 Menschen unterschrieben, die Like-Zahlen bei FB gehen kontinuierlich zurĂŒck und auch die ForenbeitrĂ€ge zu diesem Thema explodieren. Trotzdem gab es noch immer kein Statement von offizieller Seite zu all der Empörung und die Versuche der Mods zeigen, dass diese auch nicht unbedingt informiert wurden, wirklich wissen, wie der Hase laufen soll oder auch einfach nicht damit einverstanden sind. Ich habe das GefĂŒhl, „der Titanic beim Sinken zuzusehen“, wie es ein anderer User geschrieben hat und bin einfach nur traurig, dass etwas so wunderbares jetzt durch Geld zerstört wird. Mal wieder.
Habt ihr davon schon etwas mitbekommen und seid ihr davon auch betroffen? Kennt wer noch andere Seiten wie Kleiderkorb?Â