Kategorie: Lesen

[Lesenswert] The Villa von Rachel Hawkins

Auf meiner „Sommer-„Leseliste stand der Roman The Villa von Rachel Hawkins sehr weit oben und ich habe mich schon Wochen vorher darauf gefreut. Entdeckt hatte ich es in ein paar Buchvideos und ja, das war wieder so ein Cover, welches mich auch im Laden direkt zum Hingreifen animiert hätte. Von der Autorin selbst habe ich noch nie etwas gelesen, aber die Story klang auf den ersten Blick spannend und einfach nach einem tollen Buch für den Urlaub!


In Emilys Leben läuft es aktuell nicht rund – sie hat eine Schreibblockade, obwohl sie ihr 9. Buch einer Cozy Mystery Serie eigentlich dringend beenden muss, ihre Gesundheit ist nicht sehr gut und ihr bald Ex-Mann Matt fordert utopische Dinge bei der aktuell laufenden Scheidung. Als ihre beste Kindheitsfreundin & mittlerweile enorm erfolgreicher Selfhelp-Guru Chess ihr den Vorschlag macht, den Sommer gemeinsam in Italien zu verbringen, sagt sie kurzerhand zu und hofft, dass dieser Ortswechsel ihrer Kreativität hilft. Dass sie dort in einer Villa übernachten, in der in den 70er Jahren ein Mord an einem Musiker geschehen ist, macht Emily neugierig und sie beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren.


Die Mischung aus verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, gepackt in recht kurze Kapitel, gemischt mit Zeitungsartikel über den Mord und die Überlebenden aus der Vergangenheit, hatte mich schon nach wenigen Seiten total gefesselt. Man will wissen, was damals wirklich geschehen ist, aber auch, was noch geschehen wird und fiebert einfach mit. Dabei bekommt man immer wieder kleine Hinweise und langsam fügt sich das Bild zusammen, wobei der Schreibstil fesselnd bleibt.

Es ist ein nicht unbedingt realistisches Buch, denn wieso sollte erst Emily all diese Hinweise entdecken, aber gut, darüber lesen wir einfach mal hinweg und glauben das. Ich wurde auf jeden Fall gut unterhalten und fand auch die andere Storyline der jungen Schwester Mari & Lara, welche als Musen der Musiker in den 70ern in der Villa auftauchen, interessant. Aber so wirklich sympathisch war mir hier irgendwie niemand, wodurch ich nicht unbedingt für jemanden mitfieberte, dass er es (nicht) gewesen ist. Wir bekommen auf jeden Fall ein paar starke weibliche Charaktere in allen Zeitebenen, was mich freut, auch wenn sie ihr Leben ohne Rücksicht auf Verluste in die Hand nehmen.

Ohne etwas zu verraten, muss ich allerdings sagen, dass ich das Ende einer Zeitebene so gar nicht gut gelöst fand. War es überraschend? Absolut. Aber war es realistisch? Null. Das war eher so ein „das Buch muss jetzt fertig werden, mach mal schnell“-Ansatz und das war nicht nach meinem Geschmack. Hier hätten es auch einfach noch 30 Seiten mehr mit einer glaubwürdigeren Handlung sein dürfen. Das Ende der anderen Zeitebene gefiel mir dafür aber gut.


Insgesamt würde ich sagen, dass ich den fesselnden Schreibstil, die unterschiedlichen Ebenen und Vermischung verschiedener Medien sehr mochte und auch das Setting gut fand. Es war mir nur irgendwie zu unrealistisch, wodurch ich immer mal wieder so „hm ja genau“ im Kopf hatte 😉 Aber das würde mich nicht davon abhalten, dieses Buch als eine Sommerlektüre zu empfehlen oder zu schauen, was die Autorin noch für andere Werke geschrieben hat!

[Lesenswert] Evil Eye von Etaf Rum

Das Cover von Evil Eye von Etaf Rum hat mich einfach magisch angezogen und nachdem ich kurz überflogen hatte, worum es geht, war klar, dass es mit mir nach Hause kommen muss. Bereut habe ich diese Impulshandlung absolut nicht, denn schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch erst aus der Hand legen werde, wenn ich es in einem Rutsch durchgelesen habe!


Yara, geboren und aufgewachsen in Brooklyn, ist verheiratet, hat zwei Töchter und arbeitet an einem amerikanischen College, in welchem sie eigentlich Kunst unterrichten will, aber primär nur administrative Aufgaben erhält. Nachdem sie auf eine rassistische Aussage ihrer Kollegin bezüglich ihrer palästinensischen Herkunft reagiert, wird sie suspendiert und ihre Welt beginnt, Risse zu bekommen..welche durch ihre traumatische Kindheit und ihrer Erinnerung daran, immer größer zu werden scheinen..ihre Mutter sagte, dass sie verflucht sei und Yara beginnt, auch daran zu glauben.

Werde ich nun jedes Buch lesen, welches von Etaf Rum geschrieben wurde? Aber sowas von ja! Der Schreibstil ist fesselnd, aufregend und hat mich sofort in seinen Bann gezogen, genau wie ihre Charaktere sofort meine Empathie bekommen haben. Man hofft, dass Yara all diese schlimmen Erlebnisse in ihrem Leben nutzen kann, um ihre und die Zukunft ihrer Familie für alle Beteiligten positiver zu gestalten, doch gleichzeitig merkt man, welche enormen Hürden sie zu überwinden hat.

Das Aufwachsen in einer palästinensischen Familie in den USA war ein neuer Kosmos, über den ich bisher wenig gelesen habe. Viele der Traditionen und Denkweisen waren mir neu und somit super interessant, gleichzeitig gab es aber auch einige Dinge, die man eher negativ schon aus anderen Lebenswelten kennt (traditionelle Familienvorstellungen, Rollen, Schwiegermutter, Ansehen..und natürlich EHRE). All diese alltäglichen Momente fand ich sehr gut beschrieben, sei es die Vorbereitung des Abendessens oder die Gespräche zwischen Yara und ihrer Schwiegermutter. Dass Yara sich immer wieder fragt, ob diese Monotonie – Arbeit, Kinder, Haushalt, schweigendes Fernsehen mit dem Ehemann – alles ist, wodurch man glücklich sein soll und sie mehr eine Rolle zu spielen scheint, statt ihr Leben zu leben, wird wahnsinnig gut in diesem Buch dargestellt.

Gleichzeitig ist das Buch aber einfach harte Kost, da es viel um häusliche, physische und psychische Gewalt zwischen Eltern aber auch zwischen Eltern und Kindern geht. Das, gepaart mit dem vererbten Trauma von Vertreibung, Flucht und Krieg sowie Fragen nach der eigenen, amerikanisch-palästinensischen Identität macht mit Yara und ihrer Familie viel und hat schwerwiegende Konsequenzen für ihre Realität und Zukunft. Diesen Teufelskreis versucht Yara zu durchbrechen und sich ihre Macht und Freiheit als Frau und Mutter zurückzuholen, die sie all die Jahre verloren zu haben scheint.


Mehr will ich nicht verraten, aber für mich war das ein 5/5 Buch, da hier einfach alles stimmte, auch wenn ich am Anfang eine sehr andere Geschichte mit Schwerpunkt auf die Suspendierung erwartet habe. Stattdessen ging es hier viel tiefer, es gab verschiedene Generationen, Zeitebenen und tiefe Einblicke in Abgründe, die teilweise enorm schmerzhaft waren. Aber gleichzeitig konnte ich das Buch durch den fesselnden Schreibstil nicht aus der Hand legen, habe Yara die ganze Zeit die Daumen gedrückt, dass sie eine bessere Zukunft gestalten kann und freue mich nun schon sehr, bald wieder etwas von Etaf Rum zu lesen. Denn juhu, sie hat noch zwei weitere Bücher geschrieben 🙂

[Lesenswert] Zodiac von Ai Weiwei!

Als ich Zodiac von Ai Weiwei das erste Mal ehrfürchtig in den Händen hielt, wollte ich es nicht sofort öffnen. Stattdessen wollte ich mir diesen Moment für einen besonderen Tag aufheben, an welchem ich genau dieses tolle Gefühl, wahre Kunst genießen zu dürfen, gebrauchen konnte. Der Tag kam dann schneller als gedacht und somit kann ich euch jetzt schon von diesem großartigen Werk erzählen, welches ich zwar wieder bei der Bibliothek abgeben musste, aber irgendwann selbst besitzen werde. Wenn es denn mal das Haus geben sollte, in welchem ich meine eigene Bibliothek einrichten kann..und bis dahin kann ich jedem nur empfehlen, sich eine Ausstellung oder auch nur ein Teil von Ai Weiwei anzusehen, da diese einen nachhaltig beeindrucken!


Der Untertitel „A Grapic Memoir“ oder in der deutschen Version „Mein Leben – Meine Kunst“ zeigt sehr gut, worum es in diesem wunderschön gestalteten Buch geht. Ai Weiwei nimmt uns inspiriert von den zwölf chinesischen Tierkreiszeichen und den mit ihnen verbundenen Charaktereigenschaften mit hinein in seine Welt und das spannenderweise nicht in chronologischer Reihenfolge. Somit weiß man nie, wo man sich als nächstes in seinem aufregenden und so vielseitigen Leben wiederfinden wird!

Die grafische Biographie wirft uns in ein Meer von neuen Perspektiven auf das Leben Ai Weiweis und besonders in seine Kindheit in einem politischen Umfeld, welches die Meinungsbildung/-freiheit seiner Individuen stark einschränkte und zeigt, wie trotzdem/genau das deshalb geistige Freiheit entstehen und Kunst produzieren kann. Geprägt von diesen Umständen reflektiert er sein weiteres Leben und Schaffen.

Wahnsinnig gut, wenn man sich für Ai Weiwei, seine Kunst und das damalige Leben in China interessiert. Gestaltet ist es großartigst, man hat hier einfach selbst ein Kunstwerk in der Hand, welches man ehrfürchtig umblättert und immer wieder von der Gestaltung überrascht und begeistert wird. Das „Lesen“ selbst geht schnell, man denkt immer mal wieder nach, recherchiert etwas, aber insgesamt kann man das Buch in zwei Stunden durchlesen (wenn man denn mag). Wobei mich die vielen Details der Zeichnungen sehr viel länger aufgehalten haben, ich weitere Interviews mit ihm zu spezifischen Themen recherchierte und auch nach der Lektüre immer wieder gerne zu dem Buch zurückkehrte und mir einige noch einmal anschauen musste.


Das Buch schafft es, ein bisschen mehr die Denkweise Ai Weiweis aufzuzeigen und natürlich von welchen Ereignissen diese, besonders in seiner Kindheit, geprägt wurde. Dass man auch noch einiges über die damit verbundene chinesische Geschichte und die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen lernt, war ein Bonus, welchen ich nicht habe kommen sehen. Die Eigenschaften des jeweiligen Tieres haben sich ganz vorzüglich mit den Themen aus dem Leben Weiweis überschnitten und so habe ich hier gleich doppelt neue Sachen gelernt. Insgesamt einfach nur ein verdammt spannender Einblick in das Leben eines meiner Lieblingskünstler!


Ganz klar eine Lese- und Anschauempfehlung für alle, die den Künstler und seine Kunst mögen, aber ich denke, dass dies auch ein Genuss für Menschen sein kann, die Ai Weiwei hierdurch erst entdecken. Das Buch macht neugierig, noch mehr über ihn zu erfahren, über die damalige und heutige Situation in China, über das Streben von Kunst, sich nicht unterkriegen zu lassen und natürlich verändert es auch, mit welchen Vorwissen ich mir nun weitere Werke von ihm anschauen werde. Einerseits mag ich es, Kunst ab und zu ohne Kontext/ohne Vorwissen auf mich wirken zu lassen, aber für einen richtig vollen Eindruck brauche ich dann aber doch so viel Einblick wie möglich in die Gedankenwelt des Künstlers. Und genau diesen Eindruck bekommt man hier künstlerisch präsentiert und besser geht es einfach nicht!

[Lesenswert] Windstärke 17 von Caroline Wahl!

Nachdem ich 22 Bahnen dieses Jahr nur so verschlungen habe, war ich natürlich enorm auf Windstärke 17 von Caroline Wahl gespannt. Das Tolle an der Bibliothek hier ist, dass sie viele der deutschen Bestseller direkt im Sortiment haben und es nur wenig Menschen gibt, welche diese dann auch lesen wollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die erste Person war, die dieses Buch aufgeschlagen hat, was es gleich nochmal besonderer macht. Ob meine Vorfreude auf Windstärke 17 berechtigt war, erzähle ich euch jetzt!


Nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter flüchtet Ida mit wenigen Sachen spontan ans Meer. Wie genau ihr Leben weitergehen soll, weiß sie noch nicht, aber sie weiß, dass sie nicht zu ihrer großen Schwester Tilda ins Familienidyll nach Hamburg flüchten will. Stattdessen braucht sie Wind, der ihr um die Ohren braust und das Meer, in welches sie sich stürzen kann, um schon ihren Morgen mit Naturgewalt und Kampf zu beginnen. Sie endet auf Rügen, lernt zufällig Kneipenbesitzer Knut kennen und findet sich kurzerhand bei ihm und seiner Frau Marianne im ehemaligen Kinderzimmer wieder. Beide scheinen ihren neuen Familienzuwachs zu mögen und bei einer Abendschicht in der „Robbe“ lernt Ida dann Leif kennen, der ebenfalls einige Kampfspuren vom Leben davongetragen hat.

Juhu, das Buch begleitet erneut die mir in „22 Bahnen“ ans Herz gewachsenen Charaktere und somit bin ich sofort wieder komplett in ihre Leben und Entwicklungen investiert. Dieses Mal steht die jüngere Schwester Ida im Vordergrund, die nach dem Tod ihrer Mutter nicht so genau weiß, wie das Leben weitergehen soll. Dass man da einfach mal spontan ans Meer fahren muss, kann ich mir gut vorstellen und ich war einfach nur neugierig, nein gefesselt, wie ihr Leben weitergehen wird.

Mit einer Schreibblockade kämpfend, versucht Ida zunächst, nur im Hier und Jetzt zu leben. Ja nicht an die tote Mama oder ihr altes Leben denken, an ihr nicht wirklich gut laufendes Studium oder andere Probleme aus ihrem vorherigen Leben. Stattdessen lernt sie Marianne, Knut, Leif und das Leben auf der Insel näher kennen, doch hat sie immer wieder Momente, in denen das Verdrängen nicht mehr funktioniert. Caroline Wahl schreibt wunderbar ehrlich, roh, direkt und mit Worten, die in einem Nachhallen und an persönliche Verluste (und deren Verarbeitungsversuche) denken lassen.

Als Leser lernt man, wie das Leben von Ida nach dem Auszug ihrer großen Schwester mit ihrer alkoholkranken Mutter weiterging und was das mit der Psyche eines jungen Menschen macht. Wie schwierig die Mutter-Tochter-, aber auch die Schwester-Schwester-Beziehung gewesen ist und welche Auswirkungen das auf alle hatte. Es geht viel um die Themen Schmerz, Entfremdung, Schuld, Verlust, Liebe und ist in vieler Hinsicht ein recht typischer Coming of Age Roman. Wobei er besonders wird durch das brachiale Sprachtalent, welches Wahl immer wieder an den Tag legt und es einen manchmal in einem Satz, einer Beschreibung komplett gefangen hält. Das Buch wirkt nach..und nach..und nach!

Man fiebert bis zum Ende mit, man hofft, dass es für alle Beteiligten irgendwie ein Happy End gibt und weiß gleichzeitig auch, dass das nicht realistisch sein dürfte und Caroline Wahl nun einmal eine Realistin zu sein scheint. Das Buch war viel zu schnell vorbei, hier hätte ich auch noch 100 weitere Seiten gelesen!

[Lesenswert] Greta & Valdin von Rebecca K Reilly!

Es gibt diese Buchcover, die mich einfach magisch anziehen und ich mir schon vor dem ersten Buchstaben sicher bin, dass ich den Inhalt sehr mögen werde. Genau so geschehen ist das vor Kurzem mit dem Buch Greta & Valdin von Rebecca K Reilly und natürlich muss ich euch dieses Buch genauer vorstellen!


Die Geschwister Greta und Valdin sind in ihren Zwanzigern und leben nach gescheiterten Beziehungen zusammen in einer Wohnung. Ihr Familienhintergrund ist eine sehr spannende Mischung, da sie Maori-Russische-Katalanische Wurzeln haben und es somit immer wieder zu dem Zusammenstoßen verschiedener Haltungen innerhalb der Familie kommt, was ganz gerne in einem Chaos endet. Valdin hat Liebeskummer, nachdem sein sehr viel älterer Freund Hals über Kopf aus Neuseeland nach Argentinien gezogen ist und Greta ist unglücklich in Holly verliebt, welche sie jedoch nur auszunutzen scheint.

Einfach wahnsinnig unterhaltsam und die Seiten fliegen nur so dahin. Es ist mit einer unbeschwerten Leichtigkeit geschrieben, wobei die Charaktere eben doch schon sehr viel erlebt haben und auch die Familiengeschichte ist keine seichte Kost. Man bekommt durch die Familienkonflikte, Identitäts- sowie Arbeitskrisen und Liebesabenteuer der beiden Geschwister in ihren 20ern hier immer die Wahl, wie tief man die jeweilige Problematik an sich heranlassen will. Was ganz wunderbar ist, denn ja nach eigener Stimmung hat der Leser hier mehr oder weniger zum Nachdenken. Auf jeden Fall fiebert man immer mit und will wissen, wie es weitergeht, sodass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.

Mir ist aufgefallen, dass ich sehr wenige Bücher lese, die in Neuseeland spielen und dann noch in der heutigen Zeit. Somit war das einfach spannend herauszufinden, wie Identität von den jeweiligen Charakteren konstruiert und gelebt wird, was es für die Personen bedeutet, Maori, Russisch und Katalanisch zu sein und auch, mit welchen Schwierigkeiten sie hierdurch im Alltag konfrontiert werden. Kommt dazu noch die Frage nach, in wen verliebe ich mich und wie fluide ist diese Anziehung, hat man mehr als genug Themen, um gerne noch 100 weitere Seiten zu schreiben. Denn ja, ich sage es selten, aber mir war das Buch doch tatsächlich einmal zu kurz!

Rebecca K Reilly schreibt glaubhaft, unterhaltsam, aber auch mit einer Tiefe sowie komplexen Charakteren und diese Kombination ist genau meins! Somit würde ich wahnsinnig gerne mehr von ihr lesen und war absolut verwirrt, als ich merkte, dass dies ihr erster Roman ist. Wahnsinnig gut! Hoffentlich schreibt sie schon fleißig weiter und gibt mir in Zukunft einen weiteren Einblick in die neuseeländische, urbane Welt oder auch zu einem ganz anderen Thema. Lesen würde ich wahrscheinlich erst einmal alles von ihr!


Ein ganz wunderbares Debüt, welches ich so ziemlich jedem ans Herz legen würde und gespannt bin, ob es jemand von euch schon gelesen oder auf seinem SUB liegen hat?

[Lesenswert] Yours for the taking – Gabrielle Korn

ich weiß gar nicht mehr, wie und wo ich zufällig das erste Mal über Yours for the taking von Gabrielle Korn gestolpert bin. Aber es klang sofort interessant und nach etwas, was ich so noch nicht gelesen habe – plus das Cover, welches direkt zum Hingreifen und Loslesen dieses Debüts einlädt!



Wir befinden uns im Jahr 2050 und die Menschheit hat es geschafft, die Natur weitestgehend zu zerstören. Das Überleben wird immer schwieriger, die Menschen müssen vor dem Klima fliehen, aber wirkliche Rückzugsorte gibt es kaum noch. Somit wird die Idee entwickelt, sogenannte „Inside Projects“ zu bauen, in welchem eine gewissen Anzahl Menschen geschützt überleben wird. Dafür muss man sich bewerben und mit gaaaaanz viel Glück bekommt man einen Platz. Die reichen Menschen ziehen sich währenddessen auf Raumschiffe zurück.

Ava lebt mit ihrer Freundin in Brooklyn und wird als Teilnehmerin für das Inside Project ausgewählt. Genau ihr Projekt wird von der Milliardärin Jaqueline Miller geführt, welche für ihre radikalen Ideen und ihre Form von Feminismus sehr bekannt ist. Sie sieht die Cis-Männer als Verursacher der Zerstörung der Welt und entscheidet, dass in ihrem Inside nur weibliche Personen leben dürfen und will sogar noch weiter gehen und eine Welt ganz ohne Cis-Männer erschaffen. Dieses Geheimnis kann sie mithilfe ihrer getreuen Mitarbeiterinnen zunächst bewahren und damit anfangen, eine rein weibliche Welt zu erschaffen..doch nach und nach wird deutlich, dass das biologische Geschlecht nicht die einzige Komponente ist, die für Probleme in dieser neuen, isolierten Welt verantwortlich ist.

Ich fand die Idee sehr interessant, aber gleichzeitig auch etwas zu flach ausgearbeitet. Also hier hätte man einfach noch viel mehr (philosophisch) in die Tiefe gehen können, aber stattdessen bekommt man einen queeren Young Adult-Roman, der eben in einer nicht allzu weit entfernten und auch nicht allzu unrealistischen Dystopie spielt. Thematisch haben wir hier natürlich die Frage der (Gender)-Identität, des Verständnisses von Familie, Liebe in unterschiedlichsten Beziehungen, Feminismus-Debatten und auch Verrat. Die einzelnen Figuren fand ich ganz gut entworfen, aber es wurde auch immer wieder sehr oft wiederholt, wer sich hier wie identifiziert. Wobei ich glaube, dass ich hier vielleicht nicht die direkte Zielgruppe bin, da ich mich oft genug in anderen Romanen wiederfinde, aber es bestimmt für viele junge Menschen wichtig ist, so eine große Vielfalt zu bekommen. Damit eben jeder sich in diesem Buch in anderen Personen erkennen kann.

Die diversen Hauptcharaktere bekommen genug Spielraum für ihre Geschichten und auch ihre Entwicklung eingeräumt, yay! Sie haben interessante Charaktere und man will mehr über sie erfahren sowie über die Welten, in denen sie leb(t)en. Inwieweit hier alles wissenschaftlich korrekt dargestellt wird, sei mal zu vernachlässigen, denn dafür liest man dieses Buch nicht (wobei ich mir hier ein bisschen mehr Realität gewünscht hätte, aber gut, so ist es unterhaltsamer). Gleichzeitig bleibt das Buch spannend durch die wechselnden Stories und Perspektiven, die man bekommt. Auch hat man mehr als eine Zeitebene, was mich immer freut und insgesamt konnte ich das Buch schnell runterlesen, da es gut geschrieben und recht fesselnd war.

Das Ende und die Auflösung ging mir dann aber doch zu schnell und glatt über die Bühne, hier war ich plötzlich überrascht, dass jetzt alle Geschichten auf diesen wenigen Seiten enden müssen. Oder es auch nicht tun, da einige Personen doch etwas in Vergessenheit geraten – schade! Ich hätte hier auch nochmal 30-40 weitere Seiten gelesen, um ein bisschen mehr Enden zu bekommen bzw hat für mich die Geschichte hier einfach noch so viel Potential, welches nicht ausgeschöpft wurde.


Allein für die Repräsentation so vieler unterschiedlicher Personen würde ich das Buch schon empfehlen und besonders für jüngere Menschen als sinnvoll erachten. Die Geschichte jedoch wurde für mich nicht so tief erzählt, was ein bisschen enttäuschend war, da ich mir mehr davon erhofft hatte. Aber gut, unterhaltsam war es trotzdem und ich kann mir gut vorstellen, noch einmal etwas von Gabrielle Korn zu lesen!

[Lesenswert] The End of Drum-Time von Hanna Pylväinen!

Es gibt diese Bücher, auf die man unsagbar viel Vorfreude hat und das lange auf sie Warten somit gar nicht so schlimm ist. Als The End of Drum-Time von Hanna Pylväinen dann endlich nach fünf Monaten Wartezeit bei mir lag, sah ich die kleingedruckte Schrift und die teilweise siebzehn Zeilen langen Sätze und muss gestehen, ich habe mich hier echt immer wieder zum Weiterlesen überwinden müssen. Was schade ist, denn die Geschichte an sich ist grandios! Aber dazu gleich mehr!


Schauplatz ist das Örtchen Garasavvon in Nähe des Polarkreises im Jahr 1851. Hier lebt ein Pfarrer mit seiner Familie, welcher versucht, die indigenen Sami zu „retten“ und sie zu Gott zu bringen. Wobei die Mehrheit der Sami damit beschäftigt ist, sich um ihre Rentiere und ihr Überleben zu kümmern, anstatt sonntags zum Gottesdienst zu erscheinen. Plötzlich jedoch konvertiert ein wichtiger Sami und beginnt selbst, die Worte des neuen Gottes zu predigen – während er gleichzeitig seinem Sohn Ivvár die Herde mit all ihrer überfordernden, mühsamen Arbeit überlässt.

Alkohol ist ein großes Problem in diesem Setting und natürlich gibt es einen Siedler aus dem Süden, welcher versucht, damit sein Geld zu verdienen. Henrik ist einsam dort oben, fühlt sich nicht wohl und versucht, Anschluss an die Pfarrersfamilie zu bekommen – was nicht allzu einfach ist, da doch Alkohol „the devil’s piss“ ist und am liebsten verbannt werden soll.

Die fast erwachsenen Pfarrerstöchter sind ebenfalls nicht sehr glücklich mit ihrem momentanen Leben. Sie sollen bald in den Süden geschickt und verheiratet werden. Doch als Willa plötzlich vor Ivvár steht, beginnt sie, sich eine Zukunft hier im Norden inmitten von Rentieren vorstellen zu können. Sie findet sich schnell inmitten einer Welt wider, in der sie wie ein Kind nichts zu wissen scheint und beginnt zu lernen, wie der Alltag „durch die Augen des Rentiers“ aussieht. Plötzlich jedoch wird genau diese Welt bedroht..

Für mich war der Anfang seeeeehr zäh, es passierte wenig und die einzelnen Sätze waren so enorm lang, dass ich manchmal mittendrin vergessen habe, worum es am Anfang ging. Für dieses Buch braucht man Konzentration und die habe ich am Ende des Tages manchmal einfach nicht. Die Autorin schreibt enorm deskriptiv, ihr bekommt die winzigsten Details einer Situation erzählt und das kann zwar ganz nett sein, um sich wirklich dort einzufühlen, mir war es aber zu viel und dadurch oftmals langweilig.

Warum ich mich trotzdem durchgekämpft habe und mir immer sagte „hey, nur noch zehn Seiten“? Weil ich die Geschichte sehr interessant fand und man hier eine gute Vorstellung von dem Leben der Sami mit ihren Rentieren und der Siedler bekommt, die in dieser rauen, nordischen Landschaft ihr Leben zu gestalten versuchten. Es ist glaubhaft geschrieben und das gefällt mir hier – die Charaktere erscheinen real, ihre Handlungen sind nachvollziehbar und die ständige Spannung zwischen indigenen Menschen und zugezogenen Christen, die sie dominieren wollen, wird gut erzählt.

Man will zum Ende hin aber doch wissen, wie die unterschiedliche Handlungsstränge ausgehen und welche Lösung/en sie bekommen. Wobei ich nicht so sehr darauf brannte, zu erfahren, wie es mit den verschiedenen Liebesgeschichten weitergeht, sondern mit dem Kampf der Kirche/der Siedler gegen die Sami. Und was mich besonders fesselte, war der Konflikt zwischen den Ländern und ihren Grenzen, welche die Sami mit ihren Rentieren problemlos überqueren konnten und es nun gestoppt werden sollte. Hier hätte ich gerne mehr erfahren, aber dazu reichte die Zeit im Buch leider nicht und wir haben ein etwas offenes Ende.


Das Buch hat insgesamt sehr gute Bewertungen & Auszeichnungen bekommen, aber es war einfach nicht mein Schreibstil. Womit ich natürlich nicht sagen will, dass er in irgendeiner Weise schlecht ist, er war für mich nur zu anstrengend (vielleicht wäre das in meiner Muttersprache wieder anders gewesen, aber auf Englisch war das zu viel).

Wenn euch das Thema rund um das Leben der Sami zu dieser Zeit interessiert, schaut euch mal die Leseprobe an und schaut, ob ihr vielleicht mehr Zugang zu diesem Buch findet! Denn interessant ist es allemal und ich habe viel über die damalige Zeit gelernt!

[Lesenswert] ABC-Challenge 2024 – Halbzeit!

Wie schnell kann die Zeit eigentlich verfliegen? Jetzt sind wir doch tatsächlich schon bei der Halbzeit meiner ABC-Challenge angekommen, bei dieser ich wie jedes Jahr versuche, Buchtitel mit jedem Buchstaben des Alphabets am Anfang zu lesen. Das Jahr ging super los, nach drei Monaten hatte ich schon verrückte 18 von 26 Buchstaben gelesen und bin nun natürlich neugierig, wie es mittlerweile aussieht!


Zwischenstand: 24 von 26 Buchstaben „gelesen“


Abgebrannt in Mississippi – Mark Childress (klick)

Abgeschnitten – Sebastian Fitzek & Michael Tsokos (klick)

Absolution – Alice McDermott (klick)

Absturz – T.J. Newman (klick)

All about Flags – Robin Jacobs & Ben Javens (klick)

Atlas Six, The – Olivie Blake (klick)

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Bandit Queens, The – Parini Shroff (klick)

Baumgartner – Paul Auster (klick)

Be finnish without suffering – Sami Nyyssölä

But I live: Three Stories of Child Survivors of the Holocaust – Miriam Libicki, Gilad Seliktar, Barbara Yelin et al. (klick)

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Café am Rande der Welt, Das – John Strelecky (klick)

Check & Mate – Ali Hazelwood (klick)

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Diaries of War – Nora Krug (klick)

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End of Drum-Time, The – Hanna Pylväinen (klick)

Echtzeitalter – Tonio Schachinger (klick)

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Family Lore – Elizabeth Acevedo (klick)

40 Men and 12 Rifles – Marcelino Truong (klick)

Fox Wife, The – Yangsze Choo (klick)

Frauen, die er kannte, Die – Hjorth & Rosenfeldt (klick)

From Lukov with Love – Mariana Zapata (klick)

Funny Story – Emily Henry (klick)

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Girl by the bridge, The – Arnaldur Indridason (klick)

Good Material – Dolly Alderton (klick)

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Honor – Thrity Umrigar (klick)

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I escaped a chinese internment camp – Fahmida Azim et al. (klick)

I want to die but I want to eat Tteokbokki – Baek Sehee (klick)

In ewiger Freundschaft – Nele Neuhaus (klick)

It’s lonely at the centre of the earth – Zoe Thorogood (klick)

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Jule & Julia – Julie Powell (klick)

Junge, der Träume schenkte, Der – Luca Di Fulvio (klick)

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Kartell des Schweigens – Philip Jolowicz (klick)

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Librarian of Auschwitz, The – Antonio Iturbe (klick)

Love, Theoretically – Ali Hazelwood (klick)

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Maame – Jessica George (klick)

Mantis, The – Kotaro Isaka (klick)

Maus – Art Spiegelman (klick)

Monster – Nele Neuhaus (klick)

My brilliant friend (Graphic Novel) – Elena Ferrante (klick)

My Year of Rest and Relaxation – Ottessa Moshfegh (klick)

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Nachmittage – Ferdinand von Schirach (klick)

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One of the good guys – Araminta Hall (klick)

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Polar Vortex – Denise Dorrance (klick)

Push, The – Ashley Audrain (klick)

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Quentin Tarantino (A Graphic Biography) – Michele Botton (klick)

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Red Harvest – Michael Cherkas (klick)

Remarkably Bright Creatures – Shelby van Pelt (klick)

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Schweine züchten in Nazareth – Amanda Sthers (klick)

Selfies – Jussi Adler-Olsen (klick)

Single Mothering – Anna Härmälä (klick)

späte Leben, Das – Bernhard Schlink (klick)

Spur im Fjord, Die – Satu Rämö (klick)

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Teacher, The – Freida McFadden (klick)

Thumbsucker – Eliza Fricker (klick)

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Über Menschen – Juli Zeh (klick)

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We’re all just fine – Ana Penyas (klick)

Woman in Me, The – Britney Spears (klick)

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X marks the Spot: The Story of Archaeology in Eight Extraordinary Discoveries – Michael Scott (klick)

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Y

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22 Bahnen – Caroline Wahl (klick)

Zwerg reinigt den Kittel, Der – Anita Augustin (klick)


Insgesamt habe ich schon 24 Buchstaben gelesen und das mit 59 Büchern. Der Vorsatz, noch mehr zu lesen, funktioniert bisher also sehr gut und ich habe auch kaum mehr Zeit, Serien oder Filme zu schauen. Was sich zwar bestimmt auch wieder ändern wird, aber aktuell lese ich so gerne und bin ständig in der Bibliothek, wo es tollen Nachschub jetzt. Die beiden noch fehlenden Buchstaben werde ich da bestimmt auch noch lesen können, aktuell ist es aber einfach, worauf ich Lust habe, ohne sonderlich darauf zu achten, ob der Titel zufällig mit V oder Y anfängt.

Besonders gut gefallen hat mir 22 Bahnen von Caroline Wahl und ich habe auch ihren Nachfolger schon hier liegen. Ein paar mehr Graphic Novels durften es auch sein, wobei da einige dabei waren, wo eher nichts in mir nachhallt, aber auch das ist in Ordnung. Gerade beendet habe ich The end of drum-time, welches inhaltlich enorm spannend, aber sooooo grausig geschrieben war, ein Satz ging da gerne mal über 17 Zeilen (jupps, ich zählte) und nein, dafür reicht meine Konzentration in meiner Freizeit dann wirklich nicht mehr. Da ich mir sehr schwer tue, ein Buch nicht zu beenden, habe ich dieses und auch alle anderen Titel, die ihr hier seht, komplett gelesen, aufgeben wollte ich nicht.


Macht auch jemand von euch bei einer Lesechallenge mit? Wenn ja, wie läuft es bei euch und was lest ihr aktuell gerade?

[Lesenswert] The Fox Wife von Yangsze Choo!

Oh, was habe ich mich darüber gefreut, als ich nach vielen Wochen des Wartens endlich den Roman The Fox Wife von Yangsze Choo aus der Bibliothek abholen konnte. Definitiv ein Buch abseits meines normalen Lesegeschmacks, doch ich war enorm neugierig auf diese Mischung aus Mystery & Folklore, welche im Jahr 1908 in China spielt. Das Cover gefiel mir schon einmal ganz hervorragend, da es einen sofort in diese etwas mystisch-magische Welt transportiert. Aber ein Spoiler: ich habe fast zwei Wochen gebraucht, dieses Buch zu lesen, was absurd langsam für mich ist, doch es hat echt ewig gedauert, bis wir miteinander warm geworden sind.



Die Leiche einer jungen Frau wird gefunden, die über Nacht auf der Straße erfroren zu sein scheint. Der ältere Privatdetektiv Bao wird mit der Aufklärung dieses Falles beauftragt, da das Gerücht herumgeht, dass Füchse schuld an ihrem Tod seien und Bao schon seit seiner Kindheit an Füchsen interessiert ist. Diese Kreaturen haben laut Volksglauben nämlich die Fähigkeit, sich in schöne Menschen zu verwandeln und sich in deren Welt manipulativ bewegen zu können. Gleichzeitig haben wir eine Füchsin namens Snow, die auf Rache sinnt und den Menschen jagt, der den Tod ihres Jungen zu verantworten hat. Die Wege von Bao, einer alten Freundin und der Füchsin beginnen sich miteinander zu verwirren und zu überkreuzen – wobei noch mehr Morde geschehen und aufgeklärt werden muss, wer und warum diese zu verantworten hat.

Fangen wir mit den positiven Aspekten an: die Geschichte spielt auf zwei Erzählebenen, was ich sehr mag, da man Abwechslung in kurzen Kapiteln hat und es hierdurch spannend gemacht wird. Chinesische Folklore finde ich ebenfalls super interessant, da ich kaum Wissen in diesem Gebiet habe und diese Legende der Füchse (und des Fuchsgottes) noch nicht kannte. Die einzelnen Figuren werden gut beschrieben, die Landschaft immer anschaulich mit Worten gemalt und man kann die Atmosphäre oft geradezu schmecken, riechen und fühlen. Wir haben eine große Anzahl an unterschiedlichen Themen wie Freundschaft, alte Liebe, zweite Chance, traditionelle Männer- und Frauenrollen, Einblicke in die chinesische Gesellschaft um 1900 und natürlich viel Folklore rund um die unsterblichen Füchse, aber auch Geister und Menschen ohne Schatten.

Aber irgendwie wurde ich mit dem Schreibstil nicht warm und damit will ich überhaupt nicht sagen, dass dieser schlecht ist. Denn das ist er nicht. Er war mir nur zu langsam, zu sanft, zu..wenig, um mich wirklich zu fesseln. Das geschah erst auf den letzten 80 Seiten, wo die Detektivgeschichte mehr in den Vordergrund trat – davor musste ich mich wirklich fast zu meinen wenigstens 30 Seiten pro Tag zwingen. Irgendwie floß es nicht so, mein Lesetempo war langsam, obwohl die Wortwahl nicht sonderlich kompliziert war und es fühlte sich mehr nach einem Kampf an, den ich nicht aufgeben wollte. Ich habe generell ein Problem damit, Bücher nicht zu beenden und besonders ein Buch, welches solch enorm gute Kritiken bekommen hat. Denn jetzt denke ich, dass das Problem bei mir liegt 😉 Vielleicht war es einfach nicht die richtige Zeit für dieses Buch und mich, aber da es schon wieder vorgemerkt wurde, musste ich es leider eben genau jetzt lesen.

Da The Fox Wife nicht das einzige Buch von Yangsze Choo ist, werde ich in Zukunft bestimmt noch zu einem weiteren Buch von ihr greifen und schauen, ob ich mit z.B. The Night Tiger besser harmoniere und das Lesen wieder zu einem Genuss wird. Hier war es bis kurz vorm (dann doch noch spannenden) Schluss wirklich nur ein Durchhalten meinerseits und ich hatte leider keinen großen Spaß. Aber es wird eine zweite Chance für mich und Choo geben, wenn wir ein bisschen Abstand voneinander gehabt haben und ich vielleicht in einem anderen State of Mind bin!


Jetzt würde mich natürlich interessieren, ob ihr a) auch so Probleme damit habt, Bücher nicht zu beenden, besonders wenn sie so tolle Kritiken bekommen haben und jeder sie zu lieben scheint und b) ob ihr dieses oder ein anderes Buch von Yangsze Choo zufällig schon gelesen habt? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen?

[Lesenswert] Der Junge, der Träume schenkte von Luca Di Fulvio!

Seit dem Jahre 2012 stand das Buch Der Junge, der Träume schenkte von Luca Di Fulvio nun bei mir im Schrank, denn ich bin ehrlich, selbst hätte ich es mir nie gekauft. Aber da es ein Geschenk ist, habe ich mir immer wieder gesagt, dass ich bestimmt „irgendwann einmal Lust darauf haben würde“ und nein, der Zeitpunkt ist nicht eingetreten. Aber ich wollte endlich ein bisschen Platz in meinen Regalen schaffen und ihm somit endlich eine Chance geben. Was soll ich sagen, es ist immer noch nicht mein Interessensgebiet, aber die 780 Seiten ging verdammt schnell rum, denn plötzlich wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wissen, wie es mit den verschiedenen Charakteren weitergeht!


Im Jahr 1909 kommt die junge Italienerin Cetta gemeinsam mit ihrem Sohn Natale per Schiff nach New York, um dort ihren Traum nach einem besseren Leben wahrwerden zu lassen. Doch statt einem traumhaften Leben in Freiheit voller Möglichkeiten, erwartet die beiden der harte Alltag in der Lower East Side voll von Kriminalität, Elend und Armut. Der junge Natale muss in dieser Welt schnell erwachsen werden und lernen, wie er sich in ihr behaupten kann..und als plötzlich Ruth in sein Leben tritt, verändert sich alles.

Für mich sind Romane in dem 20er Jahre New York Setting nicht so interessant, weswegen ich das Buch auch so lange nicht in die Hand nahm. Aber es war am Ende doch sehr spannend geschrieben, da es in recht kurzen Kapiteln auf verschiedenen Zeitebenen und an verschiedenen Orten (und eben nicht nur in New York) spielte und man so recht schnell involviert war und wissen wollte, wie es mit den einzelnen Personen weitergeht. Natale bzw Christmas (wie er bei der Ankunft in den USA umgetauft wird) ist ein sehr sympathisch beschriebener Charakter, dessen Leben man gerne verfolgt, mit ihm lacht, leidet und auf diese bessere Zukunft hofft, die seine Mutter sich wünscht. Aber auch Ruth, die er zufällig kennenlernt, wächst einem als Leser schnell ans Herz.

Durch die vielen kleinen, gut beschriebenen Details bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür, wie das Leben damals in den verschiedenen sozialen Schichten gewesen sein dürfte, wie die Leute ausgesehen und gesprochen haben, und ich mag, dass das Buch authentisch wirkt. Man hat das Gefühl, dass Luca Di Silvio hier viel Zeit mit Hintergrundrecherchen verbracht hat und auch Wortschatz verwendet, der in den damaligen Kreisen wohl genutzt wurde. Beim Lesen hat man einfach viele Bilder im Kopf und kann manchmal quasi mitriechen und schmecken, was die jeweiligen Charaktere gerade erleben. Interessant fand ich die Geschichte rund um das Radio, was damals ja eine tolle Erfindung war!

Es passieren in diesem Buch einige überraschende Dinge, die ich nicht habe kommen sehen, welche einerseits absurd, andererseits aber irgendwie doch glaubwürdig sind und in die Zeit passen. Daran hatte ich meine Freude, doch andererseits gibt es auch sehr viele brutale Schilderungen von roher Gewalt, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte. Also manchmal hätte eine Andeutung ohne so viele Details ausgereicht, denn das hat mich teilweise ganz schön verfolgt und somit mir hier keinen reinen epochalen Familien-Wohlfühlroman beschert (sondern eher die harte Realität).


Insgesamt wurde ich gut unterhalten und habe definitiv mal wieder etwas außerhalb meiner Komfortzone gelesen. Die zwei weiteren Bücher des Autoren, deren Titel zumindest ähnlich klingen, muss ich jetzt aber auch nicht unbedingt lesen. Da habe ich einfach noch zu viele mehr meinem Geschmack entsprechenden Bücher auf meinem Lese-Stapel! Habt ihr das Buch zufällig gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen?

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