Als mir das Buch von einer lieben Frau in Yellowknife in die Hand gedrückt wurde, hatte ich eigentlich keine sonderlich hohen Erwartungen. Oh, was lag ich falsch! Zwar hatte ich bis dato noch nie von Corban Addison gehört, aber ich habe seinen Debütroman A Walk Across the Sun an nur einem Tag verschlungen! Was bei 530 Seiten durchaus ein paar Stündchen (und viele Tassen Tee) gedauert hat!
Worum geht’s Auf der einen Seite haben wir die beiden jungen Geschwister, Ahalya und Sita, die nach einem Tsunami ihre gesamte Familie verloren haben und durch unglückliche Umstände an einen Bordellbesitzer in Mumbai verkauft werden. Eines der Mädchen beginnt dort zu arbeiten, die jüngere Schwester kommt durch erneut sehr unglückliche Umstände als Drogenkurrier erst nach Europa und dann nach Amerika. Die andere Erzählebene des Buches behandelt den amerikanischen Anwalt Thomas, der sich nach beruflichen und persönlichen Problemen, plötzlich in Mumbai bei einer NGO wiederfindet, die sich mit dem Thema Human Trafficking beschäftigt. Beide Geschichten laufen zunächst nebeneinander her, beginnen sich dann aber zu überlappen und Thomas kämpft um Sita!
Wie ist’s Ich habe das Buch geradezu verschlungen, ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Addison beschreibt ein Indien, welches ich erlebt habe, er stellt die Charaktere grandios dar und bringt einen schnell dazu, Empathie aufzubauen. Durch die verschiedenen Ebenen, die parallel ablaufen, bekommt man einen guten Einblick in die Grausamkeiten, die in den Bordellen stattfinden und das Leben der jungen Mädchen beeinflussen, aber auch in die Seite der Kämpfer gegen diese Zustände. Da Addison selbst Rechtsanwalt ist, kann er sehr gut nachstellen, wie diese Prozesse ablaufen und besonders die fiktive NGO, die vor Ort arbeitet, fand ich sehr spannend!
Da die gesamte Thematik sehr spannend ist, lernt man viel über die Zusammenhänge im Human Trafficking und ich muss sagen, es lässt einen nicht mehr los. Gut geschrieben und fesselnd, ich kann es uneingeschränkt empfehlen und habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass der Autor mittlerweile noch mehr Bücher verfasst hat. Es ist kein Buch für nebenbei, es ist keine nette Geschichte, es ist ans Herz gehender Stoff, mit dem man sich auch danach noch beschäftigen wird. Ich bin die Tage zufällig noch über diese Vice-Reportage über das größte Bordell in Bangladesch gestolpert und verlinke sie mal hier, vielleicht habt ihr 25 Minuten Zeit!