Am 30.12. ging es für mich endlich wieder on the road, mich hat der Stillstand (und Vollzeitjob) in Montreal schon ganz hibbelig gemacht. Verrückt, dass ich keine zwei Monate mehr an einem Platz sein will, wobei ich denke, dass das bald in Berlin wieder anders sein wird. Auf jeden Fall fuhr ich über Nacht mit dem Greyhoundbus (mittlerweile weiß ich, dass der Megabus die günstigere Alternative ist) von Montreal über Ottawa und Toronto nach London, Ontario (wer kennt es nicht *g*), wo mich mein bester Freund mit dem Mietwagen abgeholt hat. Die Fahrt über war es erst schneeig und dunkel und als es wieder hell wurde, ging es durch Ontario und ganz ehrlich, sonderlich schön ist es da nicht. Bis jetzt definitiv das hässlichste Fleckchen Kanadas, was ich gesehen habe. Schnee gab es dort auch nicht mehr, da war ich von Montreal wohl etwas verwöhnt – stattdessen also graue Wolken und Dauerregen, ole!
In London selbst haben wir nur den Internationalen Flughafen (davon gibt es mehr, als man denkt *g*) gesehen, da ich mich dort bei der Autovermietung eintragen lassen musste und meine Bank (CIBC, kann ich jedem nur empfehlen, ist das erste Jahr umsonst und überall in Kanada zu finden) gesehen, dann ging es gleich weiter Richtung Grenze! Wir stoppten kurz bei Walmart, da ich eigentlich noch Winterschuhe brauchte, aber sonst ging es geschwind nach Sarnia. Wir wählten diesen Grenzübergang, da wir uns dachten, dort sei weniger los, aber es hat ewig gedauert. Unser Auto (und alle Sachen) wurden penibel untersucht und auch wenn der Grenzbeamte durchaus nett war, das lange Warten war doof. Wieso mein Freund trotz Esta noch alle Fingerabdrücke und ich ohne Esta nur meinen Daumenabdruck geben musste, wird auch so ein Geheimnis bleiben. Kleiner Tipp: wenn ihr über den Landweg einreist, spart euch das Esta, ihr müsst nämlich trotzdem die $6 bezahlen, für die man das Land-Visum (I-94) bekommt.
Da es mittlerweile schon später Nachmittag war und langsam dunkel wurde, entschieden wir uns, in Flint, Michigan zu übernachten. Ja, das steht auf der Liste der zehn gefährlichsten Orte der USA (danke, Mama!), aber ach, da kommt Michael Moore her und wir hatten Hunger. Unser Sylvestermenü bestand aus einem ausgiebigen All-You-Can-Eat-Buffet, wo der Teufel los war und dann suchten wir uns ein Hotel. Wir haben immer kurz vorher (manchmal auch direkt im Motel) im Internet gebucht, da bekam man immer günstigere Preise als vor Ort und das meist über booking.com (und einmal über Expedia). Wir schliefen in einem Motel 6, eine Kette, die oft in den USA vertreten ist und nichts weltbewegendes ist, aber für eine Nacht mehr als ok. Silvester fand da aber irgendwie nicht statt, wir gingen um Mitternacht raus und standen dann ganz alleine auf dem Parkplatz *g* Also wieder rein ins Zimmer und ab ins Bett 😉
Am nächsten Morgen ging es zunächst nach Lansing (aka die Hauptstadt, die keiner kennt), wo wir uns das Capitol ansahen und dann über die Grenze nach Indiana. Unterwegs sahen wir einen Wolf, was ich ziemlich toll fand und stoppten am Lake Michigan. Hier sah es aus wie an der Ostsee und in dem kleinen Örtchen standen enorm tolle Häuser – ja, in so vierzig Jahren könnte ich da auch wohnen 😉 Wir marschierten etwas am Wasser entlang, aber durch den Wind war es soooo kalt, das war nicht mehr schön. Somit zurück ins Auto und nach Michigan City, was unser nächster Schlafplatz wurde. Hier gab es zufällig eine riesige Premium Outlet Mall, in der wir den Abend verbrachten und am nächsten Morgen ging es weiter nach Gary. Wem dieser Ort nichts sagt, hier ist Michael Jackson aufgewachsen und da das Haus noch steht, haben wir mal vorbeigeschaut. Auch dieser Ort steht auf der „Gefährlich-Liste“ und hier sah man schon sehr viel Armut und Verfall. Eingestürzte Gebäude überall und die Tankstelle mit Gittern und Panzerglas. Ich wurde gut bestaunt beim Tanken, aber so günstig habe ich das nirgendwo anders mehr!
Am Mittag kamen wir in Chicago an und haben gleich ein Weihnachtsgeschenk eingelöst. Ich schenkte meinem besten Freund eine Gangster Tour (Untouchable Tour), welche online sehr gute Bewertungen hatte. Jetzt kann ich sagen, auch wenn es eine reine Bustour war, ich bin restlos begeistert! Man hat so viel über die Stadt gelernt und viele Gebäude gesehen und Stories gehört, die man in keinem Reiseführer/online so gefunden hätte. Da Chicago parkmäßig ein Albtraum ist ($25 pro Tag fürs Parkhaus war günstig), war mir der Bus auch lieber! Da die Tour direkt neben unserem Hotel endete (lustiger Zufall), ging es danach kurz Ausruhen und dann Downtown (immer mit den Erzählungen aus der Prohibitionszeit und Al Capone im Kopf) erkunden. Wir spazierten einfach nur durch die enorm beeindruckenden Gebäude, machten Fotos und versuchten, nicht zu erfrieren. Abends ging es zur legendären Pizzeria Uno, wo die Chicago deep dish pizza erfunden wurde. Muss man natürlich auch probiert haben!
Solltet ihr da je hingehen, das war eine vegetarische Minipizza und ich musste stark mit mir kämpfen. Zum Glück hatten wir das Mittagessen ausgelassen, aber es war trotzdem enorm gut. Der Laden selbst ist klein, hektisch und überlaufen, wir mussten ca 40 Minuten auf einen Tisch warten, aber da man die Bestellung schon vor dem Warten aufgibt (die Pizza braucht ebenfalls 40-60 Minuten), hat das gut gepasst. Da das Lokal ebenfalls nicht allzu weit entfernt vom Hotel war, ging es noch eine Runde durch Downtown und aufs Hoteldach, den Ausblick genießen.
Zum zweiten Tag in Chicago und unserem weiteren Roadtrip erzähle ich euch dann mehr in Teil 2. Es ging zwar nicht mehr hoch nach Wisconsin, dafür aber quer durch Illinois, Indiana und Michigan zurück nach Toronto.