Am nächsten Montag, dem 17.10., wird das Erste um 20.15 Uhr den Film „Terror – Ihr Urteil“ vom Juristen Ferdinand von Schirach ausstrahlen und ich hatte die Gelegenheit, ihn mir schon vorab anzusehen. Was sehr passend war, las ich doch gerade „Verbrechen“ von von Schirach und fand das richtig gut. In „Terror – Ihr Urteil“ muss man sich mit einer sehr schweren, komplexen Thematik auseinandersetzen, denn es geht darum, ob man 164 Menschen töten darf, um 70.000 Menschen zu retten. Denn genau das hat der Kampfpilot Lars Koch getan, der nun vor Gericht steht und auf sein bzw unser Urteil wartet. Eine Lufthansa-Maschine war über deutschem Luftraum entführt worden und steuerte auf ein vollbesetztes Stadion, die Allianz-Arena, zu – laut Gesetz darf man das Flugzeug trotzdem nicht abschießen, sondern muss versuchen, die Menschen am Boden zu evakuieren. Dies ist hier nicht geschehen, so dass der Pilot alleine mit sich ausmachen muss, ob er trotz fehlendem Schießbefehl die Maschine mit ihren unschuldigen Passagieren abschießt oder wartet und die noch größere Katastrophe mit ansieht.
Der Film spielt ausschließlich im Gerichtssaal, es gibt keine Rückblenden, keine dramatischen Szenen, doch allein durch die Schwere der Thematik wirkt der Film. Er ist spannend, besonders Florian David Fitz in der Rolle des Kampfpiloten überzeugt sehr und man kann sich gut in seine ausweglose Lage hineinversetzen. Egal, wie man sich entscheidet, es kann nicht gut ausgehen. Zu Beginn des Filmes hat man einen kurzen „House of Cards“-Moment, denn der gegenwärtige Richter richtet sich an uns Zuschauer, womit wir bei dem interessantesten Aspekt des Filmes angelangt sind: mithilfe einer multimedialen Abstimmung entscheidet nämlich der Zuschauer, also wir, wie das Urteil am Ende ausfallen soll. Ist der Pilot des 164-fachen Mordes schuldig oder ist er unschuldig, da er das „kleinere Übel“ laut Kant gewählt und eine Katastrophe verhindert hat? Hat er den Menschen in der Maschine ihre Würde genommen, hat er sie zu Objekten degradiert, zu Teil einer Waffe, wie Lars Koch es in seiner Befragung versuchte zu erklären? Wie würde man selbst in solch einer Situation reagieren?
Je nachdem, wie die Zuschauer in ihrer Rolle als Schöffen entscheiden, wird es entweder zu einem Freispruch oder einer Verurteilung kommen und ich bin schon sehr gespannt darauf. Als Aussenstehender, der in diesem Fall nicht betroffen ist, da er z.b. einen Angehörigen in der Passagiermaschine hatte, würde ich sagen, dass der Kampfpilot richtig gehandelt hat, so unsagbar tragisch es auch ist. Er hat unschuldige Menschen ermordet, müsste also laut Definition ein Mörder sein, aber irgendwie mag ich ihn nicht so bezeichnen. Als „Helden“ würde ich ihn jedoch auch nicht betiteln, denn eine Heldentat ist es einfach nicht – sondern wie schon erwähnt, nur das „kleinere Übel“, um eine große Katastrophe zu verhindern. Einfach gesagt, wenn man persönlich nicht involviert ist, richtig. Insgesamt keine Situation, die einfach nur schwarz oder weiß ist und ich bin sehr froh, hier nicht in der Realität ein Urteil fällen zu müssen.
Im Anschluss an die Urteilsverkündung wird Frank Plasberg in einem hart aber fair-Spezials mit einer Expertenrunde über die Abstimmung des Publikums diskutieren und die juristischen und ethischen Grundlagen des Falls noch einmal tiefergehend erörtern. Hier werden bestimmt einige spannende Diskussionen geführt werden und ich finde diese aufbauende Sendung gut, da man nach dem Film einfach so viele Gedanken hat, mit denen man sich weiter auseinandersetzen mag. Wenn man dann alleine auf der Couch sitzt, ist das etwas blöd und hier kann Frank Plasberg dann aushelfen. Abstimmen könnt ihr am Montag sowohl auf der Seite der Ard, bei Facebook und bei Twitter – ich bin schon sehr gespannt, wie das vom Publikum aufgenommen wird und hoffe auf eine rege Teilnahme. Wie würdet ihr entscheiden oder könntet ihr kein Urteil fällen? Macht ihr bei der multimedialen Abstimmung mit? Ich werde definitiv reinschalten und auch bei Twitter verfolgen, was so passiert.
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