Da mir immer wieder bewusst wird, wie sehr ich die Welt und wie wenig ich meine Heimat, den Odenwald, kenne, versuche ich das schrittweise zu ändern. Was dank Corona in den letzten zwei Jahren auch super funktioniert hat, denn beim Wandern ist man doch meist ziemlich für sich und kann die Natur bedenkenlos genießen. Vor kurzem ging es nun gemeinsam mit meiner Mama etwas weiter weg, nämlich in die als Geheimtipp gehandelte Margaretenschlucht bei Neckargerach und auf die Minneburg. Von diesem entspannten Tagesausflug will ich euch nun etwas genauer erzählen, denn ich hatte vorher noch nie von der Margaretenschlucht gehört (obwohl ich u.a. in Heidelberg studierte und nebenan in Neckargemünd lebte).



Bekannt ist die malerische Margaretenschlucht sowohl für ihre Vegetation aus seltenen Moosen, Farnen und Flechten sowie ihre geschützten Amphibien (wie Feuersalamander und Bergmolch, von denen wir leider keine antrafen). Seit 1940 steht dieses Gebiet schon unter Naturschutz. Natürlich sind auch ihre insgesamt 110m langen Wasserfälle ein kleines Highlight, wir hatten Ende Oktober allerdings kaum Wasser im dortigen Flursbach. Was gut war, denn wenn es nass ist, kann das eine ganz schön rutschige Kletterpartie werden. Aber ja, per se können sich da wundervolle Wasserfälle bilden, wir hatten nur ein paar Pfützen und kleine Flüsschen, die abwärts strömten. Sehr spannend ist an diesem Flecken auch die Erdgeschichte des südlichen Odenwalds: hier findet ihr nämlich Buntsandsteinschichten aus mehreren Epochen und bekommt anhand diverser hilfreicher Schilder auch einige Infos am Wegesrand.



Die Margaretenschlucht ist durch einen Rundwanderweg (etwa 3 km) gut zu erkunden und wir entschieden uns, von unten nach oben die Schlucht zu besteigen. Ihr könnt entweder in Neckargerach direkt parken und das kleine Städtchen noch erlaufen oder auf einem der Wanderparkplätze beginnen (wir parkten am „Gickelsfelsen“). Von dort ging es zunächst etwas steil und auf nassen Blättern rutschig bergab, um dann gemütlich und flach über dem Neckar zu spazieren. Man hatte tolle Aussichten, konnte den Schiffen in der Schleuse zusehen und lernte einiges über das Gebiet (z.b. war Mark Twain mal hier).



Nach kurzer Zeit schon kommt man in die Schlucht und sieht, dass es nun etwas gefährlicher wird. Man hat Stahlseile an den Seiten und muss schon darauf achten, wo man hintritt. Einige Steine sind locker, andere nass und rutschig und an mehreren Stellen muss man auch durch den (sehr flachen) Bach waten. Also meiner Meinung nach kann jeder mit vernünftigen Schuhen diesen Weg erklimmen, denn Atempausen kann man ja immer machen. Mit Hund oder Kinderwagen würde ich mich hier allerdings nicht hinwagen, denn der Pfad ist schmal und auch bei kleinen Kindern wäre mein Herzschlag definitiv etwas zu schnell 😉 Achja, ich wurde auch gut matschig, also je nachdem, was ihr danach noch vorhabt, nehmt euch vielleicht noch eine Hose mit.




Oben angekommen kann man sich entweder an einem Getränke- und Snackautomaten erfrischen oder durch ein Stück Streuobstwiese (an eingezäunten Rehen vorbei) zu einem großen Rastplatz mit vielen Bänken, Tischen und einer tollen Aussicht laufen. Waren wir in der Schlucht recht alleine (es waren unter der Woche etwa 10 andere Menschen vor/hinter uns), ging es hier recht trubelig zu und wir liefen weiter. Vorbei an Ziegen, die zum Streicheln an den Zaun kamen und Pferden war das ganz idyllisch und ging wieder leicht bergab zu unserem Parkplatz. Da der Rundweg eben „nur“ 3 Kilometer lang war und wir keine lange Rast eingelegt haben, waren wir hier ziemlich schnell fertig und entschieden uns, auf die anderen Flussseite zu fahren.



Hier befindet sich nämlich die Minneburg, welche wir schon von der anderen Seite gesehen hatten und nun einmal hinauflaufen wollten. Parken kann man direkt unterhalb und dann hat man die Wahl, einen steilen 700m Weg zu laufen oder den Rundweg andersherum, wo es etwa 3 Kilometer sind. Wir entschieden uns für die Serpentinen und jappsten etwas, kamen aber recht schnell oben an. Um zu unserer Überraschung festzustellen, dass die Burg wegen Bauarbeiten geschlossen ist 😉 Aber gut, sie sah auch von außen nett aus und die Aussicht war ebenfalls schön. Zum Abstieg entschieden wir uns für den flacheren Weg, der allerdings dank vieler nasser Blätter enorm rutschig war (wer Wanderstöcke hat, nehmt sie im Herbst definitiv mit).



Die Minneburg wurde das erste Mal 1339 urkundlich erwähnt und wurde ab 1521 umfangreich umgebaut. Der quadratische Bergfried ist wohl der älteste Teil der Burg und man kann die ursprüngliche, fünfeckige Kernburg noch gut erkennen. Die Burg soll der Legende nach als Zeichen einer unglücklichen Liebe gebaut worden sein: Minna, eine Tochter aus adligem Hause wurde einem Grafen versprochen, den sie allerdings nicht liebte und vor ihm flüchtete. Ihr Herz gehörte einem armen Ritter, welcher sich auf dem Kreuzzug befand und als er wiederkam, fand er seine sterbende Geliebte in einem Höhlenversteck nahe der heutigen Burg, die er in ihrer Erinnerung bauen ließ.



Da wir jetzt doch etwas hungrig waren, ging es wieder über den Neckar und in Neckargerach ins Cafe Haaf. Ein etablierter Familienbetrieb mit sehr freundlichen Besitzern (Vater und Tochter, die hier den Laden schmeißen) und es gab fantastischen Kuchen sowie Kaffee. Beides waren riesige Portionen (stand auch auf der Karte, aber man glaubt es heute ja nicht mehr, besonders wenn es „nur“ 3,50€ kosten soll) und mein Zwetschenkuchen war perfekt reif. Statt einem kleinen Tässchen, bekommt man hier eine riesige Tasse Kaffee und genau so macht man mich glücklich 😉 Jetzt hätten wir noch weiter am Neckar entlanglaufen können, wobei ich das glaube ich mit dem Rad angenehmer finde, da es eben asphaltiert ist. Somit ging es stattdessen mit dem Auto wieder durch die vielen kleinen Örtchen im Odenwald zurück und ich habe schon 1-2 weitere Ziele gefunden, die ich noch erkunden mag!