Über das Buch The Push von Ashley Audrain bin ich ganz zufällig in einem „Was habe ich diesen Monat alles gelesen“-Video gestolpert und musste es mir sofort aus der Bibliothek ausleihen. Gerade habe ich es fertig gelesen, da ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte und muss euch direkt davon erzählen!
Worum geht’s
Blythe Connor, die aufgrund ihrer Mutter keine sonderlich schöne Kindheit hatte, will bei ihrem ersten Baby alles anders machen. Violet soll die liebende Mutter bekommen, die Blythe nie hatte und gemeinsam mit ihrem Mann Fox kann sie es gar nicht abwarten. Doch schon nach kurzer Zeit hat Blythe ein seltsames Gefühl, dass ihre Tochter nicht wie andere Kinder ist – was von ihrem Mann jedoch immer als Fantasie abgetan wird und somit Zweifel in Blythe verursacht. Als Baby Nummer 2, der kleine Sam, auf die Welt kommt, scheint zunächst alles in Ordnung zu sein und Blythe hat endlich die Mutter-Kind-Beziehung, die sie sich immer gewünscht hat..bis sich alles ändert.
Wie ist’s
Mehr kann und will ich nicht über die Geschichte verraten, denn sie ist so psychologisch-spannend konzipiert, dass man sie auf einmal durchlesen will und sich auch einfach nicht spoilern lassen sollte. Die Kapitel sind wahnsinnig kurz, springen durch verschiedene Zeitebenen und haben mich zu Beginn verwirrt zurückgelassen. Aber schnell war ich in ihrem Sog gefangen und wollte wissen, wie es mit Blythe, Violet und Sam (ok, bisschen spielt auch Ehemann Fox mit) weitergeht. Man hat während des gesamten Lesens kein gutes Gefühl und will manchmal gar nicht „hingucken“, aber man muss einfach.
Selbst habe ich keine Kinder und weiß somit nicht, wie sich Muttersein wirklich anfühlt, aber hier bekommt man sehr intime Einblicke, wie Ideal und Realität aufeinanderprallen. Dass es nicht nur reine Freude, sondern enorm viel Anstrengung über die Grenzen hinaus bedeuten kann und nicht jede Mutter sofort eine tolle Bindung zu ihrem Kind aufbaut. Statt Regenbögen bekommt man hier riesige Hagelkörner ins Gesicht geklatscht und überlegt, ob das vielleicht postnatale Depressionen sind oder Mutterinstinkt. Wie zuerst Fox, dann auch Blythe selbst, beginnt man als Leser ebenfalls daran zu zweifeln, ob das, was sie da spürt, wirklich real sein kann.
Der zeitliche Wechsel zwischen den verschiedenen Kindheiten nicht nur von Blythe, sondern auch von ihrer Mutter Cecilia und deren Mutter Etta, fand ich sehr interessant, da man so gut sehen konnte, von was diese Beziehungen geprägt und leider auch zerstört wurden. Woher dieser „ich will es unbedingt besser als meine Mutter machen“-Wunsch kommt und wie er bei dem ersten Kind so überhaupt nicht erfüllt werden kann, bei Kind 2 dann aber auf einmal genau das Bilderbuchidyll erschafft.
Das Ende kam zu früh, ich hätte hier noch locker 100 Seiten weiterlesen können, aber es gefällt mir trotzdem richtig gut. Das Buch geht einem unter die Haut und lässt einen nicht los; schon während des Lesens musste ich mit anderen darüber sprechen, da es solch eine rohe, schmerzhafte Geschichte des Mutterseins erzählt, wie man sie eher selten liest.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung von The Push und ich konnte gar nicht glauben, dass das ein Erstlingswerk ist. Egal, was Ashley Audrain als nächstes schreiben wird, ich werde definitiv mehr von ihr lesen, denn das war grandios geschrieben!