Es gibt diese Bücher, auf die man unsagbar viel Vorfreude hat und das lange auf sie Warten somit gar nicht so schlimm ist. Als The End of Drum-Time von Hanna Pylväinen dann endlich nach fünf Monaten Wartezeit bei mir lag, sah ich die kleingedruckte Schrift und die teilweise siebzehn Zeilen langen Sätze und muss gestehen, ich habe mich hier echt immer wieder zum Weiterlesen überwinden müssen. Was schade ist, denn die Geschichte an sich ist grandios! Aber dazu gleich mehr!
Worum geht’s
Schauplatz ist das Örtchen Garasavvon in Nähe des Polarkreises im Jahr 1851. Hier lebt ein Pfarrer mit seiner Familie, welcher versucht, die indigenen Sami zu „retten“ und sie zu Gott zu bringen. Wobei die Mehrheit der Sami damit beschäftigt ist, sich um ihre Rentiere und ihr Überleben zu kümmern, anstatt sonntags zum Gottesdienst zu erscheinen. Plötzlich jedoch konvertiert ein wichtiger Sami und beginnt selbst, die Worte des neuen Gottes zu predigen – während er gleichzeitig seinem Sohn Ivvár die Herde mit all ihrer überfordernden, mühsamen Arbeit überlässt.
Alkohol ist ein großes Problem in diesem Setting und natürlich gibt es einen Siedler aus dem Süden, welcher versucht, damit sein Geld zu verdienen. Henrik ist einsam dort oben, fühlt sich nicht wohl und versucht, Anschluss an die Pfarrersfamilie zu bekommen – was nicht allzu einfach ist, da doch Alkohol „the devil’s piss“ ist und am liebsten verbannt werden soll.
Die fast erwachsenen Pfarrerstöchter sind ebenfalls nicht sehr glücklich mit ihrem momentanen Leben. Sie sollen bald in den Süden geschickt und verheiratet werden. Doch als Willa plötzlich vor Ivvár steht, beginnt sie, sich eine Zukunft hier im Norden inmitten von Rentieren vorstellen zu können. Sie findet sich schnell inmitten einer Welt wider, in der sie wie ein Kind nichts zu wissen scheint und beginnt zu lernen, wie der Alltag „durch die Augen des Rentiers“ aussieht. Plötzlich jedoch wird genau diese Welt bedroht..
Wie ist’s
Für mich war der Anfang seeeeehr zäh, es passierte wenig und die einzelnen Sätze waren so enorm lang, dass ich manchmal mittendrin vergessen habe, worum es am Anfang ging. Für dieses Buch braucht man Konzentration und die habe ich am Ende des Tages manchmal einfach nicht. Die Autorin schreibt enorm deskriptiv, ihr bekommt die winzigsten Details einer Situation erzählt und das kann zwar ganz nett sein, um sich wirklich dort einzufühlen, mir war es aber zu viel und dadurch oftmals langweilig.
Warum ich mich trotzdem durchgekämpft habe und mir immer sagte „hey, nur noch zehn Seiten“? Weil ich die Geschichte sehr interessant fand und man hier eine gute Vorstellung von dem Leben der Sami mit ihren Rentieren und der Siedler bekommt, die in dieser rauen, nordischen Landschaft ihr Leben zu gestalten versuchten. Es ist glaubhaft geschrieben und das gefällt mir hier – die Charaktere erscheinen real, ihre Handlungen sind nachvollziehbar und die ständige Spannung zwischen indigenen Menschen und zugezogenen Christen, die sie dominieren wollen, wird gut erzählt.
Man will zum Ende hin aber doch wissen, wie die unterschiedliche Handlungsstränge ausgehen und welche Lösung/en sie bekommen. Wobei ich nicht so sehr darauf brannte, zu erfahren, wie es mit den verschiedenen Liebesgeschichten weitergeht, sondern mit dem Kampf der Kirche/der Siedler gegen die Sami. Und was mich besonders fesselte, war der Konflikt zwischen den Ländern und ihren Grenzen, welche die Sami mit ihren Rentieren problemlos überqueren konnten und es nun gestoppt werden sollte. Hier hätte ich gerne mehr erfahren, aber dazu reichte die Zeit im Buch leider nicht und wir haben ein etwas offenes Ende.
Das Buch hat insgesamt sehr gute Bewertungen & Auszeichnungen bekommen, aber es war einfach nicht mein Schreibstil. Womit ich natürlich nicht sagen will, dass er in irgendeiner Weise schlecht ist, er war für mich nur zu anstrengend (vielleicht wäre das in meiner Muttersprache wieder anders gewesen, aber auf Englisch war das zu viel).
Wenn euch das Thema rund um das Leben der Sami zu dieser Zeit interessiert, schaut euch mal die Leseprobe an und schaut, ob ihr vielleicht mehr Zugang zu diesem Buch findet! Denn interessant ist es allemal und ich habe viel über die damalige Zeit gelernt!