Als ich Zodiac von Ai Weiwei das erste Mal ehrfürchtig in den Händen hielt, wollte ich es nicht sofort öffnen. Stattdessen wollte ich mir diesen Moment für einen besonderen Tag aufheben, an welchem ich genau dieses tolle Gefühl, wahre Kunst genießen zu dürfen, gebrauchen konnte. Der Tag kam dann schneller als gedacht und somit kann ich euch jetzt schon von diesem großartigen Werk erzählen, welches ich zwar wieder bei der Bibliothek abgeben musste, aber irgendwann selbst besitzen werde. Wenn es denn mal das Haus geben sollte, in welchem ich meine eigene Bibliothek einrichten kann..und bis dahin kann ich jedem nur empfehlen, sich eine Ausstellung oder auch nur ein Teil von Ai Weiwei anzusehen, da diese einen nachhaltig beeindrucken!


Der Untertitel „A Grapic Memoir“ oder in der deutschen Version „Mein Leben – Meine Kunst“ zeigt sehr gut, worum es in diesem wunderschön gestalteten Buch geht. Ai Weiwei nimmt uns inspiriert von den zwölf chinesischen Tierkreiszeichen und den mit ihnen verbundenen Charaktereigenschaften mit hinein in seine Welt und das spannenderweise nicht in chronologischer Reihenfolge. Somit weiß man nie, wo man sich als nächstes in seinem aufregenden und so vielseitigen Leben wiederfinden wird!

Die grafische Biographie wirft uns in ein Meer von neuen Perspektiven auf das Leben Ai Weiweis und besonders in seine Kindheit in einem politischen Umfeld, welches die Meinungsbildung/-freiheit seiner Individuen stark einschränkte und zeigt, wie trotzdem/genau das deshalb geistige Freiheit entstehen und Kunst produzieren kann. Geprägt von diesen Umständen reflektiert er sein weiteres Leben und Schaffen.

Wahnsinnig gut, wenn man sich für Ai Weiwei, seine Kunst und das damalige Leben in China interessiert. Gestaltet ist es großartigst, man hat hier einfach selbst ein Kunstwerk in der Hand, welches man ehrfürchtig umblättert und immer wieder von der Gestaltung überrascht und begeistert wird. Das „Lesen“ selbst geht schnell, man denkt immer mal wieder nach, recherchiert etwas, aber insgesamt kann man das Buch in zwei Stunden durchlesen (wenn man denn mag). Wobei mich die vielen Details der Zeichnungen sehr viel länger aufgehalten haben, ich weitere Interviews mit ihm zu spezifischen Themen recherchierte und auch nach der Lektüre immer wieder gerne zu dem Buch zurückkehrte und mir einige noch einmal anschauen musste.


Das Buch schafft es, ein bisschen mehr die Denkweise Ai Weiweis aufzuzeigen und natürlich von welchen Ereignissen diese, besonders in seiner Kindheit, geprägt wurde. Dass man auch noch einiges über die damit verbundene chinesische Geschichte und die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen lernt, war ein Bonus, welchen ich nicht habe kommen sehen. Die Eigenschaften des jeweiligen Tieres haben sich ganz vorzüglich mit den Themen aus dem Leben Weiweis überschnitten und so habe ich hier gleich doppelt neue Sachen gelernt. Insgesamt einfach nur ein verdammt spannender Einblick in das Leben eines meiner Lieblingskünstler!


Ganz klar eine Lese- und Anschauempfehlung für alle, die den Künstler und seine Kunst mögen, aber ich denke, dass dies auch ein Genuss für Menschen sein kann, die Ai Weiwei hierdurch erst entdecken. Das Buch macht neugierig, noch mehr über ihn zu erfahren, über die damalige und heutige Situation in China, über das Streben von Kunst, sich nicht unterkriegen zu lassen und natürlich verändert es auch, mit welchen Vorwissen ich mir nun weitere Werke von ihm anschauen werde. Einerseits mag ich es, Kunst ab und zu ohne Kontext/ohne Vorwissen auf mich wirken zu lassen, aber für einen richtig vollen Eindruck brauche ich dann aber doch so viel Einblick wie möglich in die Gedankenwelt des Künstlers. Und genau diesen Eindruck bekommt man hier künstlerisch präsentiert und besser geht es einfach nicht!

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