Es gibt diese Bücher, die man sich für einen ganz besonderen Moment aufspart und genau so eines ist Der Bademeister ohne Himmel von Petra Pellini für mich. Nachdem es ein paar Wochen bei mir lag, fand ich endlich einen ruhigen Samstag, an welchem ich mich komplett in diese Geschichte werfen konnte und hach, da hätten auch gerne noch so 50 Seiten mehr dran sein dürfen!



Worum geht’s

Über schwere Themen, mit welchen sich die 15-jährige Linda konfrontiert sieht. Einerseits will sie nicht mehr leben und am liebsten vor ein Auto laufen, andererseits brauchen aber ihr bester Freund Kevin, welcher an der Welt verzweifelt und ihr an Alzheimer erkrankter Nachbar Hubert sie. Auch ihre alleinerziehende Mutter hat immer wieder Beziehungsprobleme und der gewalttätige Vater ist zum Glück nicht mehr auf der Bildfläche. Linda passt mehrmals in der Woche auf Hubert auf, welcher zuhause von der polnischen Pflegerin Ewa betreut und von seiner eigenen Tochter hin und wieder besucht wird. Linda versucht, den ehemaligen Bademeister Hubert so lange es geht in der Welt zu halten und in seiner Krankheit immer wieder kleine Lichtblicke zu kreieren, während sie bemerkt, dass seine Welt immer kleiner wird.

Wie ist’s

Wie eigentlich jedes Buch, welches sich mit einer Form von Demenz beschäftigt, sehr schmerzhaft. Man weiß, wie es endet, auch wenn man es sich anders wünscht und immer wieder mithofft, gibt es doch keine andere Alternative. Sehr gut geschrieben ist der Blick eines jungen Menschen auf diese Krankheit und wie Linda damit umgeht. Wie sanft und einfühlsam sie die Körpersprache des alten Mannes liest und ihn nicht einfach nur pflegt oder wie ein leeres Objekt behandelt. Sondern immer wieder die Person, die er weiterhin ist, anspricht und zu aktivieren versucht. Und ihn auch einfach sein lässt. Richtig, richtig ergreifend geschrieben und es fühlt sich sehr real an. Da die Autorin selbst lange Zeit in der Pflege demenzkranker Menschen tätig war, glaube ich ihr.

Aber auch wenn Hubert eine sehr wichtige Person in Lindas Leben ist, so haben wir ebenfalls noch ihren besten Freund Kevin, welcher ein Einzelgänger ist und den Untergang das Welt nahen sieht. Also in Form von Umweltzerstörung und dass es vielen Menschen egal scheint. Linda versucht, wichtige Momente mit Kevin zu schaffen, damit er sich später gut an sie erinnern kann, wenn sie nicht mehr ist – so übernachten sie z.b. heimlich in einer Kirche und gleichzeitig kann sie mit seinen manchmal sehr existentiellen Fragen nur bedingt etwas anfangen. Ebenso geht es ihr mit ihrer Mutter, welche sie nicht alleine zurücklassen will, sondern ihr einen neuen Partner und ein glückliches Leben wünscht.

Wir haben hier einen sehr einfühlsam geschriebenen Coming of Age Roman, welcher durch seine schweren Themen lange Zeit nachhallt. Einzelne Sätze sind manchmal ein Schlag in die Magengrube, die Szene mit dem Therapiehund hat mich unerwartet erwischt und ich glaube nicht, dass man das Buch lesen kann, ohne die ein oder andere Träne zu verdrücken. Zumindest ich könnte das nicht in der Öffentlichkeit lesen, das habe ich bei Büchern zu diesem Thema nur einmal versucht und hach, mir tun die Leute neben mir im Flugzeug immer noch leid, die dachten, dass meine Welt gerade zusammenbricht.


Der Bademeister ohne Himmel ist ein Buch, welches einen mitnimmt und auch wenn es eine schmerzhafte, tief ins Herz gehende Lektüre ist, kann ich sie euch nur empfehlen!