Seit Monaten schon wollte ich endlich ein Mal ein ruhiges, erholsames Wochenende mit Rentieren verbringen und jetzt ist es endlich passiert! Da ich auf keine „hier schnell füttern“ Rentierfarm wollte oder zu einem dieser touristisch überlaufenen Orte, wo man Rentiere vor Schlitten spannt und kurz durch die Gegend fährt, suchte ich ein finnisches Ferienhaus, wo eben auch Rentiere wohnen. Fündig wurde ich dann bei Wanha Rojola in Syöte (etwa 130km von Oulu entfernt) und bezahlte haben wir zu zwei mit Geniusrabatt 85€ für eine Übernachtung in einem riesigen, sehr charmanten Haus. Wovon ich euch nun ein bisschen mehr erzählen mag, denn das ist für mich ein absoluter Geheimtipp, wenn ihr in aller Ruhe Rentiere beobachten wollt! 🙂


Die Fahrt selbst war von Oulu aus kinderleicht immer geradeaus bis Pudasjärvi und kurz danach auf eine etwas kleinere Straße. Da es genau an diesem Morgen einen verspäteten Schneesturm gab, waren die letzten 35km eher eine kleine Nahtoderfahrung, aber immerhin weiß ich jetzt, wie gut die Winterreifen wirklich sind, wenn man mal richtig rutscht. Statt wie alle anderen mit 80km, fuhr ich nur 50km, aber hey wir kamen an und kaum waren wir in die Einfahrt zum Ferienhaus eingebogen, sahen wir schon eine kleine Rentierherde!


Das Ferienhaus befindet sich in direkter Nähe zu dem Stall und der Futterstelle der Rentiere und somit hatte ich nun das Vergnügen, Rentiere aus der Küche, dem Wohnzimmer, dem Schlafzimmer und abends sogar aus der Sauna zu sehen! Also genau, was ich wollte, denn natürlich ist es grandios, die Tiere draußen direkt zu treffen, aber es hat auch etwas, sie vom Warmen aus zu beobachten. Geschlafen haben sie auch direkt neben dem Haus und hach, mein Herz! Ich konnte mich einfach gar nicht satt sehen und habe vielleicht schon intensiv recherchiert, wie man Rentiere halten muss.


Ein kleines, im Gesicht geflecktes Rentier, war auch so überhaupt nicht scheu, sondern lief sofort auf einen zu und wollte wohl gefüttert werden. Als wir ihm nichts anzubieten hatten, beobachtete es uns trotzdem noch einige Zeit neugierig, rutschte genau wie ich auf der unter dem Schnee verborgenen Eisschicht aus und lief dann zu seiner Herde zurück. Wir folgten da mit viel Abstand, denn man will die Tiere ja nicht unnötig stressen. Wobei sie einen sehr entspannten Eindruck machten und ich bin mir sicher, dass sie menschliche Nähe gewohnt sind. Die Wachhunde waren da weniger entspannt, aber sie haben ja auch einen Job zu erledigen 😉



Die Familie, der die Rentiere und auch ein paar Hunde, die hier ebenfalls leben, gehören, wohnt direkt nebenan und war sehr freundlich. Miia, unsere Gastgeberin, hat uns alles erklärt und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Wohnung auch einen offenen Kamin hat. Das ist einfach so gemütlich und in Kombination mit der Sauna, den Rentieren und der himmlischen Ruhe könnte ich hier durchaus längere Zeit verbringen. Wobei das Haus so groß ist, dass man sich zu zweit schon fast ein wenig verläuft 😉 Insgesamt passen hier sechs Personen rein und damit einem auch nicht langweilig wird, gibt es viele Brettspiele, Puzzle, Kinderspielzeug und Bücher. Ich habe fantastisch unter dem Dach geschlafen und meinen Morgen mit Kaffee, Buch und Rentieren vor dem Fenster richtig genießen können.


Da wir aber auch ein bisschen aktiv sein wollten und das Wetter am Sonntag Sonnenschein und mehr oder weniger blauen Himmel zu bieten hatte, sind wir dann noch in den nicht weit entfernten Syöte Nationalpark gefahren. Dort kann man aktuell noch super Ski fahren oder Langlaufen, aber wir wollten wandern und sind den kleinen Rundweg vom Besucherzentrum aus gelaufen. Diese Route kannte ich zwar schon von einem Besuch im Sommer, aber wo damals Blaubeeren und Moskitos ohne Ende waren, gab es nun Schnee, noch mehr Schnee und einen Specht 😉 Und natürlich erneut diese frische, klare Luft und diese Ruhe, die einfach nur friedlich ist. Das Besucherzentrum selbst ist sehr niedlich eingerichtet, bietet Infos über die lokale Flora und Fauna, hält einiges an Kartenmaterial mit Wanderwegen bereit und natürlich gibt es auch ein Restaurant.


Von hier ging es dann wieder über einen etwas fragwürdigen, ungeräumten Privatweg „auf eigene Gefahr“ zurück zur großen Straße und gen Oulu. Also mit einem Mietwagen, der gute Winterreifen hat, ist das bestimmt gar kein Problem, bei unserem alten, gerne mal kaputtgehenden Auto aber immer ein bisschen mehr Risiko. Geklappt hat es aber und auf dem Rückweg – wenn ihr die Strecke Pudasjärvi – Oulu fahrt, empfehle ich euch noch einen kurzen Halt am Hirvisuo (ein Sumpf, wo man etwa 500m Weg zu einem Vogelbeobachtungsturm laufen kann) und bei den Stromschnellen in Kiiminki (sie heißen Koiteli). Beides keine „nur dafür muss man hinfahren“-Sehenswürdigkeiten, aber doch nett genug, wenn sie eh auf dem Weg liegen und ihr euch für Natur interessiert. Für mich kann man da nur einfach nicht genug laufen, ohne nasse Füße zu kriegen.


Am liebsten würde ich ja direkt zurück zu den Rentieren fahren, wobei die Eichhörnchen hier vorm Fenster auch nett sind. Aber vielleicht mache ich es im Sommer nochmal, wobei ich mir unsicher bin, ob sie dann überhaupt dort sind oder durch die Gegend streifen – das hätte ich mal fragen sollen. Aber wenn ihr gerne finnische Natur, Ruhe und Rentiere haben wollt, vielleicht ist die Wanha Rojola etwas für euch – wir fanden es grandios dort!

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