Was Kurztrips in deutsche Städte angeht, so bin ich eine echte Niete. Zwar kann ich die meisten Orte geographisch recht gut auf der Karte einordnen, mehr als den Bahnhof habe ich aber selten gesehen. So ging es mir auch mit Braunschweig. Seit Jahren schon stoppe ich mit dem ICE dort auf dem Weg nach Berlin, ausgestiegen bin ich nie. Einmal fuhren wir mit einem Sprinter runter nach Darmstadt und nahmen kurz vor Braunschweig am Flughafen zwei Hasen (jupps, das Leben ist manchmal komisch) für eine Familie mit, die ihnen in Südhessen ein neues Zuhause gegeben haben. Doch auch damals konnten wir uns leider nicht motivieren, mal in die Stadt zu fahren. Was ein absoluter Fehler war, denn ich bin soooo begeistert von der Löwenstadt, die ich nun dank dem lieben Team vom Stadtmarketing erleben durfte! Tausend Dank noch einmal für diesen tollen Aufenthalt in „eurer“ Stadt, ich verstehe mittlerweile, wieso ihr hier so gerne lebt! Der Name „Löwenstadt“ ist hier übrigens echt Programm, ich habe zu Beginn meines Aufenthaltes noch jeden Löwen fotografiert, das wurde aber schnell zu viel, denn sie sind überall!
Fokus unserer Bloggerreise lag auf der Neueröffnung des Herzog Anton Ulrich-Museums, darauf gehe ich im morgigen Beitrag ein. Heute will ich euch ein paar Eindrücke von der Stadt geben und was wir dort noch so gemeinsam als Gruppe getan haben. Von Frankfurt aus fuhr ich mit dem ICE schon sehr früh los und hatte somit noch den gesamten Nachmittag zur Verfügung, bevor es zum gemeinsamen Kennenlern-Abendessen ging. Vom Bahnhof aus kann man schnell in die Stadt laufen, wo ich an einem schönen Park mit Fluß (die Ocker geht einmal um die Stadt herum) vorbeikam und erstmal eine Pause an der frischen Luft machte. Untergebracht wurden wir im Best Western City Hotel, welches ich euch nicht unbedingt empfehlen würde, die Mitarbeiter sind allerdings alle enorm freundlich und ließen mich mein Gepäck schon mal dort lagern.
Vom Hotel aus stolperte ich direkt ans Hauptpostamt (ein herrliches Gebäude), lief ein paar Meter und stand auf einem großen Platz, der mir signalisierte, hier bist du in der Fußgängerzone. Diese ist übrigens riesig, ich verlief mich auch gleich mal, aber zum Glück stehen immer wieder Orientierungsschilder an der Seite. Von der Architektur her die Altstadt eine schöne Mischung aus historischen Häusern, einige noch mit Fachwerk und neueren Geschäftsfassaden, was aber gut funktioniert. Fachwerk kenne ich aus dem Odenwald zwar zur Genüge, aber immer nur in kleineren Dörfern, nie so sehr in einer Stadt und davon musste ich (trotz Regen) einige Fotos machen.
Erste Anlaufstelle waren der Dom und die Burg Dankwarderode, wobei ich ersteren gleich besichtigte. Kostet keinen Eintritt und man bekommt noch einen ehrenamtlichen Guide dazu, super! Heinrich der Löwe ließ den Dom mit seinen romanischen Kunstwerken für seine Frau Mathilde und sich errichten und man kann hier ihr Grabmahl besichtigen. Besonders interessant fand ich den siebenarmigen Leuchter, der über dem Marienaltar thront und etwas fehl am Platz wirkt. Die Burg Dankwarderode bietet mit dem gesamten Domplatz ein hervorragendes Motiv für Bilder und ich wüsste jetzt schon, dass all meine nordamerikanischen Freunde vor Begeisterung juchzen würden!
Für mich ging es weiter ins Schlossmuseum, denn dieses wollte ich mir unbedingt angesehen. Genauer gesagt, hat Christo vor dem Museum die Installation Package on a hunt stehen, die ich sehen musste. Normalerweise ist seine Kunst zeitlich beschränkt, dieses Werk wird allerdings nicht wieder ausgepackt und ach, ich stand dümmlich grinsend auf diesem trubeligen Platz, wo der Wagen stand und sonst von niemandem beachtet wurde. „Hallo, sie laufen hier an grandioser Kunst vorbei“, kam mir ein paar Mal leise über die Lippen!
Das Schlossmuseum selbst ist auch ein kleiner Geheimtipp von mir, bei 3€ Eintritt waren meine Erwartungen nicht sehr hoch, wurden aber um einiges übertroffen. Noch recht neu, ist das Museum sehr interaktiv gestaltet, man erhält einen Audioguide und kann sich selbst durch die Ausstellung führen. Es gibt viele Informationen, Geschichten, Musik und man kann z.b. im weißen Saal an einer gedeckten Tafel Platz nehmen, während man dem Guide zuhört. Eine herrliche Spielerei, mit der ich etwas über eine Stunde Spaß hatte. Viel besucht war das Museum nicht, ich fühlte mich ein wenig, als würde ich in meinem neuen, sehr schönen Schloss herumspazieren.
Apropos Schloss, hier fiel ich doch wirklich meiner Unwissenheit zum Opfer und hätte unsere gemeinsame Stadtführung echt früher gebraucht. Wenn ich Schloss denke, dann sehe ich ein altes, imposantes Gebäude vor mir. Ich komme also zum Schlossplatz, sehe die Quadriga und gehe durch die großen Tore des Gebäudes – und stehe mitten in einem gigantischen Einkaufszentrum. Was war ich verwirrt! Statt meines Museums sah ich nur Rolltreppen, Geschäfte und herumwuselnde Menschen mit Taschen. Das „neue“ Schloss steht aber noch gar nicht mal so lange, davor war es ein Park und davor stand das Schloss schon einmal. Damit es möglichst historisch korrekt aussieht, wurden beim Neubau viele original Teile verwendet und als Kompromiss wurde nicht nur Schloss, sondern auch Einkaufszentrum daraus. Absolut verrückt, wenn man überlegt, dass man mal kurz zu DM will und dafür ins Schloss muss. Klingt nicht ganz nach meinem normalen Lebensstandard, nach dem ersten Schock hatte ich aber Spaß darin und nutze diese skurrile Situation für eine kurze Pause aus (gutes, kostenloses WLAN gibt’s natürlich auch).
Nun wurde es Zeit für das Kennenlernen der anderen Blogger, wir bekamen nämlich eine Stadtführung. Leider regnete es etwas und wurde auch schon dunkel, aber ich mag solche geführten Entdeckungen sehr und unserer Führerin, Frau Billmann, brachte uns die Geschichte der Stadt amüsant näher. Man kann diese Führung (und noch viele mehr) im Tourismusbüro der Stadt buchen – oder sich dort einfach informieren lassen, was man so machen kann. Insgesamt bekam ich zu den meisten Orten, an denen ich den Tag über schon vorbeilief, nun ein paar Sätze und konnte alles besser einordnen – Braunschweig hat spannende Ecken! Im Anschluss ging es in die Apotheke, die wann immer ich davor/danach dran vorbeilief, enorm gut besucht war. Dort verbrachten wir einen schönen Abend mit gutem Essen (probiert unbedingt die hausgemachten Limonaden) und noch besseren Gesprächen und ich freute mich schon darauf, den nächsten Tag mit diesen lieben Bloggern verbringen zu dürfen. Unser Highlight – der Besuch des HAUM – stand ja noch auf und so ging es nicht allzu spät ins Bett!
Also ich ärger mich ein wenig, dass ich das Schlossmuseum nicht besucht habe. Zeit hätte ich gehabt, ich ging aber lieber in die Geschäfte bummeln.