Absoluter Lesetipp! Oh, was hat mich The Orange Grove von Larry Tremblay sofort in seinen Bann geschlagen und ich das (ok, recht dünne) Buch auch an einem Tag sofort durchgelesen. Es kam noch aus meiner Zeit, als ich in Montreal wohnte und dringend mehr lokale Autoren lesen wollte, dann aber doch nie dazu kam. Jetzt hat sich das geändert und ich bin so richtig begeistert! Und ein bisschen wütend auf mich, dass ich das Buch nicht früher gelesen habe.
Worum geht’s Die beiden neunjährigen Zwillinge Amed und Aziz leben mit ihrer Familie in einem nicht näher bestimmten Land, in welchem Bürgerkrieg herrscht. Ein Bombeneinschlag tötet ihre Großeltern und zieht sie nun aktiv in dieses Geschehen mit ein – denn der Kommandant einer lokalen Miliz kommt mit einem Sprengstoffgürtel und fordert Blutrache. Der Vater soll wählen, welcher Sohn dieses Opfer erbringen darf.
Wie ist’s Es tut weh, es bringt zum Verzweifeln, die Story lässt einen nicht mehr los und man will sofort wissen, wie die verschiedenen Dilemmata gelöst werden. Dass es kein gutes Ende geben kann, ist einem dabei sofort gewiss. Aber nicht nur die Story fesselt, die Sprachgewalt von Larry Tremblay hat mich einfach nur umgehauen. Er schreibt klar, aber mit soviel Emotion und Nachhall, ich konnte das Buch echt nicht in der Öffentlichkeit lesen, denn es trifft. Manchmal absolut unerwartet und man sitzt einfach nur da und fragt sich, in was für einer Welt wir eigentlich leben.
Das Buch macht wütend, verzweifelt und selbst einzelne, „gute“ (was auch immer das heißen mag) Menschen schaffen hier keinen Ausgleich mehr. Als Sommerlektüre würde ich es nur bedingt empfehlen, da es den Leser fordert und man es nicht mal schnell zwischendurch lesen sollte. Ich will auf jeden Fall mehr von ihm lesen, wenn er auch bei anderen Geschichten so gut schreibt und kann jedem dieses dünne Buch nur ans Herz legen. Für mich eines der Bücher des Jahres! Wer es nicht auf Englisch oder im französischen Original lesen mag, es gibt es unter dem Titel Der Name meines Bruders auch bei Amazon.