Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, tiefer in die Welt der Graphic Novels einzutauchen und zu schauen, ob nicht auch dieses Genre etwas für mich ist. In meiner Jugend konnten mich Mangas irgendwie nicht wirklich begeistern und irgendwie dachte ich bis jetzt auch, dass das bei Graphic Novels ähnlich wäre.

Wobei ich vor Jahren schon einmal bei einer Ausstellung von Art Spiegelman’s Maus war (welchen ich diesen Januar endlich auch gelesen habe, absolut grandios!) und mich das doch faszinierte. Denn besonders für sehr historisch düstere Themen gefällt mir die Idee, Worte mit toll gezeichneten Bildern zu verbinden und somit die eigenen Bilder im Kopf zu umgehen. Somit habe ich in den letzten Wochen schon einige historische Graphic Novels gelesen und will euch diese nun nach und nach vorstellen.



Drei bzw vier (eine Geschichte wird von zwei Brüdern erzählt) Kinder, die den Holocaust überlebt haben, erzählen je einem Illustrator ihre Erlebnisse, welche dann gemeinsam in Bildern festgehalten werden. Dazu gibt es am Ende noch mehr Kontext, was mir sehr gut gefällt, da man sonst Details überliest/nicht unbedingt ohne weitere Erklärung verstehen kann. Die Jungen und Mädchen haben unterschiedliche Schicksale in verschiedenen Ländern erlitten und erzählen ihre Geschichten von Flucht, Angst und Überleben auf ihre eigene Weise. Sehr interessant ist zu sehen, wie sie nun als gealterte Menschen mit diesen Erlebnissen umgehen, wie sie von ihnen geprägt wurden und was sie an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben haben.

Absolut lesenswert und einfach ein ganz anderer Zugang zu dieser unvorstellbar schrecklichen Zeit, durch Kinderaugen, aber eben mit der Reflexionsfähigkeit Erwachsener und gleichzeitig noch der externen Perspektive der Illustratoren, die ihre eigenen Gedanken durch ihre Zeichnungen ausdrücken. Die Erlebnisse werden hierdurch noch greifbarer, sie nehmen einen mit und fürchterliche Dinge, die von den Überlebenden als Nebensächlichkeit erwähnt und quasi an den Rand gezeichnet werden, lassen einen innehalten.

Die drei Geschichten der vier Kinder sind sehr unterschiedlich, wodurch man hier im Anschluss noch mehr über die verschiedenen Länder und die spezifische Situation der Juden nachlesen und lernen will. Sehr gut fand ich die Anmerkungen im Anschluss, wo auf wenigen Seiten noch einmal wichtige Infos zusammengefasst und alles in einen größeren Rahmen für mehr Kontext gesetzt wurden. Auch die Illustrations-Stile der einzelnen Künstler unterscheiden sich sehr, was mir sehr gefallen hat, da sie unterschiedliche Stimmungen transportieren. Ich war mir unsicher, ob ich die Illustrationen abfotografieren darf, da ich kein Copyright verletzten will und kann sie euch somit leider nicht zeigen.

Für mich hätte dieses Buch gerne dicker sein und noch mehr Geschichten enthalten dürfen, denn viele Menschen, die damals als Kinder diese Zeit erlebt haben, sind schon sehr alt oder leben nicht mehr und ihre Zeugnisse sollten für die Nachwelt festgehalten werden. Persönlich engagiere ich mich schon lange ehrenamtlich beim Arolsen Archiv und digitalisiere dort Daten, denn diese Zeit und jedes einzelne Schicksal darf nicht vergessen werden.

Auf mich hat dieses Buch sehr stark und lange nachgewirkt, obwohl es schnell gelesen war (bisher lese ich Graphic Novels sehr schnell und schaue ihre Illustrationen möglicherweise nicht lange genug an) und ich kann es nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder empfehlen, welchen man diese Themen näher bringen will. Man bekommt hier viele Geschichten, Perspektiven, Gefühle, Erlebnisse und Informationen, welche ich z.b. bei der gerade gelesenen Graphic Novel „The Librarian of Auschwitz“ vermisst habe, hier war es mir viel zu oberflächlich und ich bereue, nicht erst das Buch und dann die Graphic Novel gelesen zu haben.


Lest ihr gerne Graphic Novels? Wenn ja, könnt ihr mir eine Empfehlung aussprechen? Sehr gerne historisch, aber das ist kein Muss!

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