ich weiß gar nicht mehr, wie und wo ich zufällig das erste Mal über Yours for the taking von Gabrielle Korn gestolpert bin. Aber es klang sofort interessant und nach etwas, was ich so noch nicht gelesen habe – plus das Cover, welches direkt zum Hingreifen und Loslesen dieses Debüts einlädt!
Worum geht’s
Wir befinden uns im Jahr 2050 und die Menschheit hat es geschafft, die Natur weitestgehend zu zerstören. Das Überleben wird immer schwieriger, die Menschen müssen vor dem Klima fliehen, aber wirkliche Rückzugsorte gibt es kaum noch. Somit wird die Idee entwickelt, sogenannte „Inside Projects“ zu bauen, in welchem eine gewissen Anzahl Menschen geschützt überleben wird. Dafür muss man sich bewerben und mit gaaaaanz viel Glück bekommt man einen Platz. Die reichen Menschen ziehen sich währenddessen auf Raumschiffe zurück.
Ava lebt mit ihrer Freundin in Brooklyn und wird als Teilnehmerin für das Inside Project ausgewählt. Genau ihr Projekt wird von der Milliardärin Jaqueline Miller geführt, welche für ihre radikalen Ideen und ihre Form von Feminismus sehr bekannt ist. Sie sieht die Cis-Männer als Verursacher der Zerstörung der Welt und entscheidet, dass in ihrem Inside nur weibliche Personen leben dürfen und will sogar noch weiter gehen und eine Welt ganz ohne Cis-Männer erschaffen. Dieses Geheimnis kann sie mithilfe ihrer getreuen Mitarbeiterinnen zunächst bewahren und damit anfangen, eine rein weibliche Welt zu erschaffen..doch nach und nach wird deutlich, dass das biologische Geschlecht nicht die einzige Komponente ist, die für Probleme in dieser neuen, isolierten Welt verantwortlich ist.
Wie ist’s
Ich fand die Idee sehr interessant, aber gleichzeitig auch etwas zu flach ausgearbeitet. Also hier hätte man einfach noch viel mehr (philosophisch) in die Tiefe gehen können, aber stattdessen bekommt man einen queeren Young Adult-Roman, der eben in einer nicht allzu weit entfernten und auch nicht allzu unrealistischen Dystopie spielt. Thematisch haben wir hier natürlich die Frage der (Gender)-Identität, des Verständnisses von Familie, Liebe in unterschiedlichsten Beziehungen, Feminismus-Debatten und auch Verrat. Die einzelnen Figuren fand ich ganz gut entworfen, aber es wurde auch immer wieder sehr oft wiederholt, wer sich hier wie identifiziert. Wobei ich glaube, dass ich hier vielleicht nicht die direkte Zielgruppe bin, da ich mich oft genug in anderen Romanen wiederfinde, aber es bestimmt für viele junge Menschen wichtig ist, so eine große Vielfalt zu bekommen. Damit eben jeder sich in diesem Buch in anderen Personen erkennen kann.
Die diversen Hauptcharaktere bekommen genug Spielraum für ihre Geschichten und auch ihre Entwicklung eingeräumt, yay! Sie haben interessante Charaktere und man will mehr über sie erfahren sowie über die Welten, in denen sie leb(t)en. Inwieweit hier alles wissenschaftlich korrekt dargestellt wird, sei mal zu vernachlässigen, denn dafür liest man dieses Buch nicht (wobei ich mir hier ein bisschen mehr Realität gewünscht hätte, aber gut, so ist es unterhaltsamer). Gleichzeitig bleibt das Buch spannend durch die wechselnden Stories und Perspektiven, die man bekommt. Auch hat man mehr als eine Zeitebene, was mich immer freut und insgesamt konnte ich das Buch schnell runterlesen, da es gut geschrieben und recht fesselnd war.
Das Ende und die Auflösung ging mir dann aber doch zu schnell und glatt über die Bühne, hier war ich plötzlich überrascht, dass jetzt alle Geschichten auf diesen wenigen Seiten enden müssen. Oder es auch nicht tun, da einige Personen doch etwas in Vergessenheit geraten – schade! Ich hätte hier auch nochmal 30-40 weitere Seiten gelesen, um ein bisschen mehr Enden zu bekommen bzw hat für mich die Geschichte hier einfach noch so viel Potential, welches nicht ausgeschöpft wurde.
Allein für die Repräsentation so vieler unterschiedlicher Personen würde ich das Buch schon empfehlen und besonders für jüngere Menschen als sinnvoll erachten. Die Geschichte jedoch wurde für mich nicht so tief erzählt, was ein bisschen enttäuschend war, da ich mir mehr davon erhofft hatte. Aber gut, unterhaltsam war es trotzdem und ich kann mir gut vorstellen, noch einmal etwas von Gabrielle Korn zu lesen!