Letztes Jahr habe ich Anfang Dezember in Sravasti in Nord-Indien (dort soll Buddha ganz gerne den Monsun verbracht haben, da es nicht so unerträglich heiß war) meinen ersten Vipassana-Meditationskurs besucht. Das stand – wie so vieles – schon ewig auf meiner „will ich mal machen“-Liste und auch, wenn ich ihn lieber in Myanmar erfahren hätte, war die Zeit einfach richtig. Somit habe ich mich einige Wochen vorher schon online angemeldet, was ihr schnell und problemlos über Dhamma.org machen könnt und war voll mit nervöser Vorfreude. Denn ich habe noch nie im Leben zehn Tage nicht gesprochen und wollte unbedingt wissen, was das mit einem macht.
Da ihr wahrscheinlich durch eine Suche nach Erfahrungsberichten zu Vipassana auf diesen Blogpost gestolpert sein, erkläre ich nur ganz kurz, was genau das eigentlich ist, bevor ich zu meinem persönlichen Eindruck komme. Vipassana gilt als eine der ältesten Meditationspraktiken der Welt und wurde schon vor über 2500 Jahren entwickelt. Man unterrichtet sie nur in mindestens 10-Tages-Seminaren, da die Lehrer (nach Buddhas und S.N. Goenkas Lehren) davon ausgehen, dass man diesen Zeitraum – losgelöst von allem Weltlichen – braucht. Dazu zählt: kein Kontakt zur Außenwelt oder mit anderen Teilnehmern (weder sprechen, noch in die Augen schauen etc), jeglicher Verzicht auf externe Stimuli (Bücher, Handys, Blatt und Papier, nichts ist erlaubt), eine sehr einfache, aber vollwertige Diät und natürlich sind jegliche berauschende Substanzen (Alkohol, Zigaretten, Drogen) verboten. Es geht um euch und euren Geist, welchem es nur unabgelenkt möglich ist, die Dinge so wahrzunehmen, wie sie wirklich sind.
Die Vipassana-Kurse beruhen weltweit auf Spendenbasis, ihr zahlt nichts an, sondern gebt erst, nachdem ihr ihn absolviert habt, was ihr für angemessen haltet. Da ihr während der Zeit nicht nur die Meditationskurse (und Lehrer) bekommt, sondern auch eine Unterkunft (ich hatte mein eigenes Zimmer mit Bad) und verdammt leckeres (in meinem Fall indisches, hausgemachtes) vegetarisches Essen und Getränke im jeweiligen Kloster bekommt, wurde uns „Auswärtigen“ die Zahl 500 indische Rupien pro Tag als Richtlinie gegeben. Also knapp 6€ am Tag für alles und bitte, das ist wirklich nicht viel Geld für uns. Da es sich jeder leisten soll, so einen Kurs zu besuchen, gebe ich das doch sehr gerne, wenn ich damit sogar noch andere Menschen finanzieren kann.
Der Tagesablauf bei meinem 10-Tage-Kurs sah folgendermaßen aus:
04.00h: Aufstehen
4.30-6.30h: Meditation (in der Halle)
6.30-08.00h: Frühstück & Pause
08.00-09.00h: Gruppenmeditation (in der Halle)
09.00-11.00h: Meditation (in der Halle/eigenem Zimmer/eigener Zelle)
11.00-12.00h: Mittagspause
12.00-13.00h: Pause
13.00-14.30h: Meditation (in der Halle/eigenem Zimmer/eigener Zelle)
14.30-15.30h: Gruppenmeditation (in der Halle)
15.30-17.00h: Meditation (in der Halle/eigenem Zimmer/eigener Zelle)
17.00-18.00h: Teepause
18.00-19.00h: Gruppenmeditation (in der Halle)
19.00-20.15h: Vortrag von S. N. Goenka (Video auf englisch)
Insgesamt: 10 Stunden & 45 Minuten in Meditation pro Tag
Beginnen wir mit dem Anreisetag, welcher bei mir ganz schön lang dauerte, da ich erst über Nacht mit dem Zug, dann dem Bus und dann einer Riksha durch das sehr ländliche Uttar Pradesh fuhr. Angekommen wurde ich erstmal begrüßt und mir sofort Tee und etwas zu Essen gegeben (ich liebe indische Gastfreundschaft). Danach wurde mir mein Zimmer gezeigt, wobei es alles nach Geschlechtern getrennt ist. Also es gibt einen männlichen und einen weiblichen Bereich, sowohl für die Unterkunft, als auch die Essensräume, die Bereiche in der Pagoda und auch wenn wir gemeinsam in der Meditationshalle waren, waren die Männer auf der einen und die Frauen auf der anderen Seite. Da man nicht rüber schaute, hatte ich quasi zwölf Tage keinerlei Interaktion mit Männern und auch das war überraschend angenehm. Man bekommt eine Nummer, anhand der euch dann euer Meditationskissen, euer Essensplatz und auch eure Zelle in der Pagoda zugeteilt wird. Der von Hand geschlagene Gong ist nun eure neue Uhr und das alltagsstrukturierende Element – oh, was habe ich ihn morgens um 4 gehasst.
Danach gibt man all seine ablenkenden, persönlichen Gegenstände ab, was neben Smartphone und Laptop auch Bücher, Zettel und Stiftesind. Das war mir noch logisch, dass ich aber auch meinen Reisepass abgeben musste, war doch seltsam. Aber man soll die Meditation vorher nicht abbrechen, muss das auch unterschreiben (ich wäre jetzt auch nicht über zwei Steinmauern geklettert, um zu fliehen..) und durch die Wegnahme sichern sie sich wohl ab. Doch kein Reisepass und somit Ausweisdokument in einem fremden Land zu haben, ist seltsam. Abends gab es an diesem Tag eine kurze Einführung in den weiteren Tages- und Wochenablauf und danach ging man zu Bett. Oh, was war ich gespannt auf den nächsten Morgen!
Zu den Zimmern noch zwei Sätze, da ich dies spannend fand und zuerst keine Ahnung hatte, was da passiert. Es gab zwei Betten, eines mit Matratze, eines als Holzpritsche und das „luxuriösere“ hatte ein Moskitonetz. Die neuen Schüler dürfen die bequeme Variante nehmen, wenn man schon häufiger Kurse besucht hat, nimmt man die unbequemere Version. Bei der Größe der Spinnen in meinem Zimmer (die man auch nicht rauswerfen darf, da man sie aus Versehen verletzten könnte und das verboten ist), war mir das Moskitonetz definitiv ein guter Freund. Diese bequem/unbequem Variante zieht sich durch die gesamte Ausstattung: so könnt ihr ein bequemeres Kissen zur Meditation nutzen oder den Boden; so könnt ihr den Milchtee mit Zucker trinken oder nur das Wasser mit Ingwer und auch beim Essen entscheiden, wie viel ihr euch „gönnen“ wollt. Gerne gegönnt hätte ich mir, dass das Zimmer etwas wärmer wäre, denn Dezember in Nord-Indien ist fies kalt und das wenige heiße lauwarme Wasser aus dem Eimer zum Duschen, hat da auch nicht sonderlich geholfen. Mimimi, ich weiß, aber ich wollte es nur anmerken..nehmt euch dicke Socken mit! Wir hatten morgens z.b. alle Handschuhe für die erste Meditation an 😉
Die ersten Tage wird man an die neue, mir bis dato unbekannte, Meditationsweise herangeführt, man lernt – mithilfe der Lehrer, Tonbandaufnahmen von Goenka während der Meditations und Videos von ihm während der abendlichen Unterrichtseinheit – wie man atmen soll und erlebt dann verrückterweise nach und nach, dass das, was einem erzählt wird, selbst erfahren wird. Da sich dies für jeden anders anfühlen wird, werde ich hier nicht ins Detail gehen, aber teilweise habe ich mich wie ein kleiner Magier gefühlt, der seinen Körper und dessen Energie plötzlich unter Kontrolle hat.
Mir fiel es die ersten Tage wahnsinnig schwer, meineGedanken abzuschalten. Man soll sich lediglich auf sein Ein- und Ausatmen konzentrieren, auf kein Wort, kein Mantra, keinen Zustand – nur auf das Gefühl an/in/um die Nase herum, wenn man ein- und wieder ausatmet. Was für ein paar Minuten gar nicht schwer ist, aber wenn man das erstmal eine Stunde am Stück bzw den gesamten Tag macht, ist das sehr anstrengend. Meist schlang ich in jeder Essenspause alles nur so runter und legte mich sofort in mein Bett. Mein Körper bzw mein Geist war einfach nur erschöpft. Dazu kam, dass ich in wachem Zustand sehr viele Flashbacks zu (keinen besonders prägenden) Momenten hatte, ich also merkte, was ich so alles noch zu verarbeiten habe, mir aber nie die Zeit nehme, da ich durch meinen Lebensstil ständig neues konsumiere – also in Form von Orten und natürlich auch dort getroffenen Menschen. Gleichzeitig träumte ich enorm intensiv, hier kam mein Geist also auch nicht zur Ruhe.
Dies hat sich aber alles abgeschwächt und es fühlte sich an, als würde mein Geist endlich ruhiger werden, da eben keine neuen Dinge von außen verarbeitet werden mussten. Gleichzeitig wurden die Flashbacks weniger und auch meine Träume ließen mich in den letzten drei Tagen fitter aufwachen. Es gelang mir immer länger, mich auf meinen Körper bzw auf die Wahrnehmung aller Empfindungen an ihm zu konzentrieren; hierdurch verliert man da auch das Zeitgefühl und ist manchmal ganz verwirrt, wie „schnell“ diese Einheit nun herum ging. Mir persönlich gelang die Vipassana-Meditation am besten in meiner Zelle in der Pagoda. Irgendwie hat so ein kleiner Raum mit dicken Mauern, auch über dem Kopf, eine besondere Wirkung auf mich (und hat auch jegliche Geräusche geblockt, denn auch wenn wir in der Pampa in Indien sind, es ist immer noch laut); aber ich sitze in Indien auch immer gerne in Höhlen herum.
Nachdem ich anfangs mal das Gefühl hatte, „jetzt verstehe ich, was passiert“ und dann wieder „ich habe keine Ahnung, was ich hier machen soll“-Gedanken, war ab Tag 7 irgendwie alles anders. Ich zweifelte nicht mehr an mir und meinen Empfindungen, ich merkte, dass ich die Vipassana Meditation zu erfahren beginne und fand das wahnsinnig grandios. Man fühlt sich – wie schon erwähnt – einfach großartig, wenn man plötzlich diese „Kraft“ hat. Es beruhigt einen. Und die Idee der Metta Meditation, welche wir am Ende des Kurses lernten, ist einfach nur wunderbar. Hierdurch kann man positive Kraft/Energie (wie auch immer ihr es nennen wollt) von sich aus auf andere übertragen und so esoterisch es klingt, wir haben es alle gespürt. Kann man nicht beschreiben, muss man selbst erfahren.
Als ich mich zu diesem Kurs anmeldete, dachte ich überhaupt nicht darüber nach, wie man eigentlich meditiert. Also, dass man die Zeit komplett im Schneidersitz verbringen wird und ich nur sehr selten so (still herum) sitze. Besonders soll man sich so wenig wie nur möglich bewegen und ich sage euch, mein Körper war fix und fertig. Da war den PCT laufen nix dagegen! Erst bekam ich Krämpfe, später wirkliche Schmerzen und meine linke Schulter war noch Wochen später kaum zu gebrauchen (und musste mit Akupunktur behandelt werden, da sie wohl entzündet gewesen war). Wenn ihr überlegt, solch einen Kurs zu machen, trainiert vielleicht ein wenig das (Still-)Sitzen im Schneidersitz; so doof das klingt, ich hätte es wirklich tun sollen. Da jeder Mitleid mit mir hatte, bekam ich jeden Tag andere Unterlagen zum Ausprobieren; am liebsten hätte ich mich ja auf einen der Stühle gesetzt (das ist alten Leuten erlaubt), aber gleichzeitig wollte ich den Boden spüren und somit durch den Schmerz atmen.
Sehr interessant war auch der Abreise-Tag. Wir waren insgesamt vierzehn Frauen, die nun zwölf Tage auf engstem Raum verbrachten, ohne sich je auch nur in die Augen gesehen zu haben. Wir begannen nach und nach alle zu reden und es war komisch, weil wir uns irgendwie kannten. Auf eine sehr unorthodoxe, aber doch intensive Art und es war sehr schön, noch gemeinsam zu essen, zu lachen und ein wenig Erfahrungen auszutauschen. Mit den meisten bin ich auch noch in Kontakt und es ist einfach schön, eine Gruppe zu haben, die nicht denkt, dass man absolut verrückt ist, so etwas zu machen.
Achja, man hat während der gesamten Zeit eine Lehrerin, welche auch zu persönlichen Gesprächen bei Fragen bereit steht, einem bei den ersten Meditationstagen hilft und ich mochte ihre ruhige Ausstrahlung sehr. Leider wurde sie jedoch nach nur wenigen Tagen sehr krank (wie gesagt, es war wirklich kalt) und somit haben wir sie alle primär in Ruhe gelassen. Aber ihre Anwesenheit hatte etwas beruhigendes für mich. Da ich am Abreisetag erst abends abfuhr, hatte ich noch ein paar Stunden quasi alleine in der Tempelanlage (und somit auch Bilder) und es war ein toller Ausklang, noch alleine etwas zu meditieren und mich in Ruhe zu verabschieden. Da in der „normalen“ Tempelanlage nur Herzensmenschen wohnen/arbeiten, bekam ich natürlich trotzdem noch Lunch und ein Essenspaket sowie viel Tee über den tag hinweg, die Tasse eines Mitarbeiters (der sich davon auch nicht abbringen ließ) und konnte mit den Freiwilligen (ehemaligen Teilnehmern, die nun neuen Schülern helfen wollen) ausgiebig reden. Ein bisschen wanderte ich noch durch Sravasti, aber es war sehr komisch, plötzlich wieder unter Menschen zu sein.
Hatte ich zu Beginn des Kurses quasi die Tage (und Meditationsstunden) gezählt, die ich noch vor mir hatte, wollte ich zum Ende hin gar nicht, dass es „schon“ vorbei ist. Was komisch klingt, aber ich mochte dieses einfache Leben sehr. Komplett ohne Kontakt mit der Aussenwelt, ohne sozial agieren zu müssen (was ich normalerweise sehr mag, aber es kann anstrengend sein, besonders in Indien, wo man nie alleine ist), ohne mein Smartphone, welches sonst mein ständiger Begleiter ist und somit auch ohne Ablenkung. Es geht wirklich nur um einen selbst. Nach all dieser Ruhe und Entspannung, gepaart mit der ausgleichenden Anstrengung der Meditation hatte ich doch Angst, jetzt gleich wieder nach Delhi und in den Trubel zu fahren, sowie wenige Tage später für Weihnachten nach Hause zu fliegen.
Es kam übrigens wie ich es erwartet hatte: seitdem ich Sravasti verlassen habe, habe ich es kein eines Mal hingekriegt, mich an das Ideal der einstündigen, morgendlichen und abendlichen, täglichen Meditation zu halten. Es kommt einfach immer etwas dazwischen, zunächst war es das Reisen, dann der Jetlag oder Termine und dann die Tatsache, dass ich mir diese „Meine-Zeit“ einfach nicht nehme. Dabei weiß ich, wie gut es mir tun würde (- die Schulterschmerzen) und ich will es in meinen Alltag integrieren. Vielleicht kann ich dazu diese aktuelle Situation nutzen, denn es hätte definitiv nur positive Auswirkungen auf mich. Gut ist, dass ich in einer WhatsApp-Gruppe bin, wo ehemalige Schüler und Lehrer sind und wir jeden Tag Videos zugeschickt bekommen, mit denen ich mich beschäftigen kann.
Würde ich es wieder tun? Absolut, ich hatte schon nach möglichen Terminen geschaut, bevor Corona passierte und all unser Leben erst einmal etwas in Stillstand brachte. Gerne würde ich es wieder in Indien erleben und ich könnte mir durchaus auch vorstellen, wenn mein Körper mitmacht, das für 21 Tage auszuprobieren und später auch als Freiwilliger zurückzukehren, um neuen Schülern zu helfen. Aber bis dahin muss ich noch ein paar mehr Kurse absolvieren.
Viele Worte später und doch kann ich nicht wirklich transportieren, was das für eine Erfahrung war. Aber da diese individuell so unterschiedlich ist, denke ich auch nicht, dass es möglich ist. Euch hoffentlich aber doch darin bestärkt hat, dass es ein einmaliges, absolute zu empfehlendes Erlebnis ist – selbst, wenn ihr am Ende nur daraus mitnehmt, dass es nichts für euch ist.
Habt ihr schon eine/mehrere Vipassana Meditationen mitgemacht? Wenn ja, wo und wie hat es euch gefallen? Oder spielt ihr mit dem Gedanken? Seit ich es gemacht habe, lerne ich übrigens ständig Menschen kennen, die es auch haben..Zufall?
Ein ganz schneller „verrückt, ich werde doch tatsächlich schon 35, warum fühle ich mich immer noch wie 28“-Post 😉 Normalerweise fahre ich an meinem Geburtstag weg und schaue mir irgendwas an, was sonst keinen interessiert, aber das ist zurzeit natürlich unvorstellbar. Dieses Jahr hätte es Südspanien und dort Alhambra sein sollen, aber das wird es dann einfach 2021.
Dieses Jahr ist alles anders und somit gibt es Geburtstag in Isolation (ich war jetzt seit vierzehn Tagen nicht mehr draußen), hoffentlich mit ein paar Stunden in der Sonne im Garten gemeinsam mit meinen Großeltern, welche auf demselben Grundstück wie meine Eltern (und nun aktuell ich) leben. Aber ganz ehrlich, nach Feiern ist mir so gar nicht, wenn man nicht mal jemanden drücken kann.
Somit habe ich für mich schon entschieden, dass ich einfach in sechs Monaten meinen 35.5ten Geburtstag feiere (und denke optimistisch, dass wir uns dann zumindest wieder ohne Sicherheitsabstand bewegen dürfen). Ob man jetzt ganze oder halbe Jahre feiert, ist doch eh schnuppe!
Kaffee und Kuchen sowie später Essen mit meinen Eltern gibt es aber trotzdem, denn so traurig mich all das macht, was aktuell passiert, ein paar Stunden Ablenkungen sind definitiv notwendig! Und wer weiß, vielleicht verirrt sich eine der beiden dicken Nachbarkatzen auch noch zu uns und ich habe was zum Kuscheln!
Innerhalb der letzten Woche hat sich für uns alle die Welt so ziemlich auf den Kopf gestellt und wurde einiges Verhalten zunächst noch als absolut übertrieben angesehen, ist es jetzt wohl erstmal unser neuer, temporärer Alltag. Persönlich habe ich mich für zwei Wochen freiwillige Selbst-Isolation entschieden, da ich es nicht riskieren will, nach all den Flugzeugen und Flughäfen, die ich am 13. und 14. gesehen habe, das Coronavirus doch in mir zu haben und irgendwen anzustecken. Ich bin in der absolut verrückt-glücklichen Lage, mit 34 Jahren noch drei lebende Großeltern zu besitzen und werde da den Teufel tun, mich leichtsinnig zu verhalten.
Zwar habe ich nicht die typischen Symptomen, aber ich habe eben doch immer mal wieder erhöhte Temperatur, leichten Husten, Halskratzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein (wie immer nach langem Reisen und mit meiner aktuellen Rippenbruch-Lungenentzündungsvorgeschichte auch nicht verwunderlich), und ganz ehrlich better safe than sorry. Alles, was ich zu erledigen hätte, kann ich auch noch in einer, zwei oder drei Wochen machen. Beziehungsweise muss ich mich sowieso erstmal komplett neu orientieren, denn am 1.4. geht es natürlich nicht mehr nach Spanien, um die Via de la plata zu wandern.
Diesen Samstag habe ich Geburtstag, da sind dann genau die zwei Wochen um, die ich mir selbst in Quarantäne gegeben habe und sollte es mir bis dahin nicht schlechter gehen oder erfahren, dass jemand in meinem Kontakt-Umfeld aka Flugzeug positiv getestet wurde..wage ich mich dann das erste Mal raus und sehe einen Freund, natürlich mit genug Abstand (meine liebste Infografik ist ja die mit dem Tapir, welchen ich am liebsten sofort als emotional support animal haben würde):
Ich weiß, dass die meisten Blogger beschlossen haben, einfach weiter zu machen wie bisher, um euch allen Ablenkung zu geben und ich will das auch. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich das gerade noch nicht, da ich im Moment noch viel zu sehr damit beschäftigt bin, alles erstmal „sacken zu lassen“ (hätte mir mal wer vor zwei Wochen gesagt, dass ich einem CSU-Politiker zustimmen und über Oliver Pocher und seine Instastories schmunzeln würde..), mich nicht alle fünf Minuten mit aktualisierten Nachrichten und der John Hopkins Weltkarte zu befassen und in leider doch sehr negative Gedankenspiralen abzudriften. Zwar lenke ich mich mit lesen (endlich komme ich mal an die 700-Seite-Wälzer, die ich schon lange in die Hand nehmen will), dem Lernen von amerikanischer Gebärdensprache und ewig dauernden Telefonaten mit Freunden ab, aber die täglich steigenden Infektions- und leider auch Todeszahlen sind und bleiben im Moment doch das Hauptthema.
Was mir hilft, ist im Moment sehr häufig bewusst tief ein- und auszuatmen und ich bin sehr froh, letztes Jahr einen Vipassana-Meditationskurs absolviert zu haben. Dort begibt man sich ja in eine freiwillige Selbst-Isolation (zwar komplett abgeschirmt von der Aussenwelt, was aktuell einfach nicht geht) und das hilft mir im Moment, nicht durchzudrehen, denn nein, ich gehe im Moment auch nicht in den „Wald“, sondern lediglich mal kurz in den Garten, das muss reichen. Und es reicht. Über diese sehr intensive Erfahrung will ich euch die Woche auf jeden Fall noch berichten, vielleicht hilft das dem ein oder anderen da draußen ja auch, der sich ähnlich machtlos-ängstlich fühlt. Wer schon weiß, wovon ich rede und spontan eine Stunde meditieren mag:
Bleibt gesund, haltet euch bitte, bitte an die Abstands- und Rausgehregeln, denkt an den tapsigen Tapir, seid nett zu all den fantastischen Menschen da draußen, die in dieser schwierigen Lage einen absolut grandiosen (und meist sowas von unterbezahlten) Job erledigen – und wenn ihr gute Strategien für den Umgang mit dieser neuen Situation gefunden habt, lasst sie mir doch sehr gerne als Kommentar da!
[Gelesen] Chuzpe – Lily Brett; Ein unbeschreibliches Blatt – John Colapinto
[Gehört] Nachrichten
[Getan] nicht das Haus verlassen; gelesen, geskyped, erste Gebärdensprache-Videos auf YT geschaut; meine Spanisch-App viel zu lange angestarrt; diverse Hotels in Spanien storniert
[Gegessen] Ritter Sport Alpenmilch; Kürbishummus; Brötchen mit Kräuterquark; Bratkartoffeln; Schoko-Kränzl
[Getrunken] Kaffee; Pepsi Light & viel Minz-Tee
[Gedacht] was eine Woche.
[Gefreut] dass ich letzten Freitag zurück nach Deutschland bin statt meinen Flug am 22. von Panama aus wahrzunehmen (welcher nicht mehr existiert..)
[Geärgert] Ignoranz so vieler Menschen, denen es wichtiger ist „zu feiern“
[Gewünscht] dass es striktere Ausgangssperren gibt (etwas, was ich mir nie erträumt hätte zu sagen, da es so gegen ziemlich alles steht, wofür ich normalerweise bin)
Seit Anfang Dezember hatte ich auf einmal starke Schmerzen in der linken Schulter. Ich weiß genau, wann sie angefangen haben (an Tag 7 meiner Vipassana-Meditation) und dachte mir schon, „ok, da geht gerade wirklich was kaputt“). Somit habe ich es stillgehalten, Wärme(lampe) drauf, bin zur TCM-Massage (einmal zum Schröpf-Bericht) und wollte dann eigentlich zum Chiropraktiker. Was aber (da der Typ einfach nicht zum vereinbarten Termin in seiner Praxis war) nicht stattfand und ich mich dann spontan zur Akupunktur umentschied. Denn das wollte ich auch schon ewig mal ausprobieren und hey, wieso nicht!
Akupunktur kommt ebenfalls aus der Traditionellen Chinesischen Medizin und soll unser blockiertes Qi, unsere Lebensenergie, welche hier die Schmerzen verursacht, wieder zum Fließen bringen. Durch die Nadelstiche an den richtigen Stellen, salopp gesagt, geschieht dies und das kann einige Sitzungen dauern.
Diese Behandlungen werden nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen (auch nicht teilweise, zumindest bei der TK, was ich ganz schön doof finde, denn die Osteopathie wird es ja auch..) und eine Erst-Sitzung (ausführliche Anamnese und erstes Mal Nadelsetzen) bei meiner Heilpraktikerin (im Landkreis Darmstadt-Dieburg) kostet 80€ und jede weitere Behandlung dann 55€. Also kein günstiges Freizeitvergnügen, aber was ist einem Schmerzfreiheit nicht alles wert.
Jede Behandlung beginnt mit einem Gespräch, wie hat sich der Schmerz verändert (hat er sich verändert, ist er gewandert etc) und das war teilweise sehr spannend. Meine Heilpraktikerin hat sich auch immer viel Zeit genommen, mir alles zu erklären, wodurch ich pro Sitzung eine Stunde bei ihr war – die Nadeln selbst waren nur etwa 20 Minuten in meinem Körper. Vor dem ersten Mal Nadelnsetzen war ich sehr nervös, wie sich das wohl anfühlen würde – ich habe Tattoos und irgendwie diesen Schmerz erwartet. Aber nein, teilweise merkte ich die Nadeln überhaupt nicht (und vergaß, dass sie überhaupt in meiner Haut waren), teilweise traf sie aber genau in den Schmerz und das ging dann wortwörtlich „unter die Haut“.
Nach zehn Minuten werden alle Nadeln „gelockert“, also kurz sanft bewegt und auch hier, merkte ich teilweise nichts und teilweise kamen da gute Schmerzen bei auf – manchmal auch an ganz anderen Körperstellen, was interessant war. Nach der Behandlung steht man langsam auf, macht nichts allzu stressiges, ich war meist mit einem Freund Kaffee trinken und einige Leute werden davon auch müde. Mein Körpergefühl war entspannt, angenehm und ein wenig wie nach einer Runde Meditation.
Nach jeder Behandlung fühlte sich mein Schmerz „anders“ an, er wanderte, wurde weniger, aber ging nicht komplett weg. Ich hatte insgesamt 5 Sitzungen, danach musste ich abbrechen, da ich nach Panama flog, sonst wäre ich definitiv noch 1-2 Mal mehr hingegangen. Mittlerweile ist der Schmerz komplett weg, manchmal knackt meine Schulter aber noch komisch (ironischerweise fühlte sich meine Schulter nach 14 Stunden im Flugzeug zum ersten Mal wieder richtig gut an..wtf) und ich denke schon, dass die Akupunktur ihn langsam geheilt hat. Auch einen vollkommen davon unabhängigen „auf er Haut“-Schmerz haben wir mit einem Akupunkturpflaster weggekriegt. Wusste ich auch nicht, dass es das gibt!
Achja, nach jeder Sitzung wurde ich noch getapt, damit sich die Wirkung etwas länger hält und ich bekam kleine runde Pflaster mit Winz-Nadeln an die Handgelenke. Die so harmlos aussahen, aber die Dauerstimulation hatte mich echt mit vor Schmerzen tränenden Augen an der Kasse im Aldi stehen. Nach zwei Tagen (und ich war damit in der Sauna *g*) musste ich diese dann jeweils entfernen, das war zu viel Qi-Anregung für mich. Aber per se finde ich sie eine super Sache, sie sollen auch gegen Flugangst oder Übelkeit helfen und bei beidem kann ich mir vorstellen, sie auszuprobieren.
Was mir sehr geholfen (und diverse Menschen in meinem Freundeskreis ebenfalls sehr glücklich gemacht) hat, war ein Akupressur Massagering. Mit diesem hat man sich einfach über den Tag verteilt, die Finger entlang gerollt und wow, das tat teilweise unendlich weh, aber hat meine sehr verkrampften Muskeln gelockert. Wenn man nervös ist/beim Nachdenken was in der Hand haben muss/sich ablenken will etc., helfen diese Ringe auch und bei meinen AD(H)S-Freunden war das ein super Spielzeug (und das meine ich ernst). Wir haben ihn so viel benutzt, das Edelstahl sprang an der Lötstelle auseinander und ja, wir haben ihn wieder zusammengelötet 😉 Definitiv etwas, ohne das ich nicht mehr leben mag, denn auch nur vom täglichen Tippen sind die Finger ja schon angestrengt und das hier geht so schnell und tut so gut.
Insgesamt habe ich sehr positive Akupunktur-Erfahrungen gemacht, bin froh, dass ich es ausprobiert habe und mein Körper gut darauf reagiert. Ich kann mir vorstellen, in Zukunft mit Akupunktur gegen mein nächtliches Knirschen anzugehen, im Moment bin ich nur leider nicht lange genug an einem Ort, um 1x die Woche zur Behandlung zu kommen.
Habt ihr schon Erfahrungen mit Akupunktur gemacht? Hat sie euch geholfen? Oder habt ihr vor, es auch einmal auszuprobieren? Wenn ja, hoffe ich, dass ich euch mit meinem Bericht ein bisschen ermutigen konnte!
[Getan] mich dann doch sehr spontan (5 Stunden vor Abflug) entschieden, zurückzufliegen und nicht zu warten, wie sich das alles in Panama entwickelt und ob mein Flug am 22. via Madrid überhaupt noch geht; somit gab es dann am 13. erst einmal Mexico City, dann Paris und am 14. abends war ich dann in Frankfurt
Meine Leidenschaft für Inneneinrichtung ist für Außenstehende oft ein Paradox, da sie null zu meinem aktuellen Lebensstil zu passen scheint. Denn seit Jahren schon (fast 9 mittlerweile) habe ich immer nur für wenige Wochen/Monate einen festen Wohnsitz, bevor es mich weiterzieht und in den seltensten Fällen muss ich meine vier Wände selbst einrichten. Sprich, ich lebe in den Visionen anderer Menschen und finde das ehrlich gesagt wahnsinnig spannend. Es ist so interessant zu sehen, wie sich die Geschmäcker innerhalb einer Stadt (Berlin hat mich da mit seiner Vielfalt umgehauen) unterscheiden, aber auch, wie sehr sie von Land zu Land und Kultur zu Kultur wechseln.
Was all das Reisen und in fremden Wänden leben aber mit sich bringt, ist, dass ich meinen Geschmack sehr genau forme. Da ich eben Sachen ausgesetzt werde, die manchmal genau meines sind und somit unbedingt für „später“ gemerkt werden müssen; und dann gibt es auch Dinge, von denen ich nach wenigen Tagen schon sagen kann, „nein, das will ich nicht in meiner Wohnung haben“. Da für mich Wald als Lebensraum eine große Rolle spielt, ich Holz und gleichzeitig viel Glas und Einfachheit in der Gestaltung mag, bin ich ein großer Fan von skandinavischen Designern, was sowohl Architektur als eben auch Inneneinrichtung betrifft. Besonders wohl fühlte ich mich in Kopenhagen und habe somit einen kleinen soft spot für dänische Designer wie die Marke Oliver Furniture.
Inspiriert von der skandinavischen Holztischlerei entwirft Soren Rorbaek wunderschön anzusehende, schlichte, funktionale Möbel, welche gleichzeitig modern und zeitlos sind. Ihm ist es wichtig, nachhaltig zu produzieren, also keinen Trends zu folgen, sondern dem Kunden (wenn er Veränderung wünscht), es zu ermöglichen, bereits gekaufte Möbel durch anfügbare Elemente zu verändern. Dinge sollen wieder- und weiterbenutzt werden und somit ein Beitrag zur Abfallvermeidung geleistet werden. Ein Gedanke genau nach meinem Geschmack!
Sie haben eine riesige Bandbreite an Möbeln, Tische, Regale,Kommoden, Kleiderschränke, Betten (und Matratzen), Teller- und Wanderegale, Kleiderständer sowie tolle Kinderaccessoires – und Möbel. Ich habe euch mal ein paar meiner liebsten Stücke als Inspiration in diesen Beitrag gepackt; und merke so langsam doch, dass ich mir ein kleines Häuschen in der Natur einrichten mag. Wenn ich mich nur endlich mal entscheiden könnte, wo das sein sollte! Vancouver Island, Oregon, irgendwo in Skandinavien (wo ich dann aber im Winter nicht sein mag *g*), ich bin absolut unentschlossen und sollte doch mal auf den Lottogewinn hoffen, damit ich noch eine zweite Wohnung im Warmen haben kann!
Erhältlich ist Oliver Furniture im Fachhandel, besonders gut finde ich, dass es sogar ein Outlet (leider in Dänemark) gibt, wo man die Sachen als 2. Wahl sehr viel günstiger bekommen kann. Wer einen Kombi hat und ein paar Zimtschnecken essen mag, vielleicht könnte man das ja mit einem Kurztrip nach Kopenhagen verbinden!
Von welchem skandinavischen Designer seid ihr denn sehr begeistert? Oder habt ihr euch an diesem minimalistischen Stil sattgesehen und habt lieber auffällige Statement-Pieces in der Wohnungen, die einen zum Anschauen auffordern?
[Gehört] „My dad wrote a porno“-Podcast (ich bin jetzt in Staffel 4)
[Getan] montags nach El Valle de Anton in Zentralpanama gefahren, dort auf und halb um einen Vulkan gewandert (einen Tukan gesehen!) und mir leider beim dumm Hinfallen eine Rippe gebrochen; den Rest der Woche dann eher weniger
Ein Beitrag geteilt von Leona ? (@leonaslalaland) am
[Gegessen] Schoko-Frosties mit Marshmallows; frische Ananas; Spaghetti mit Pilz-Tomatensoße; Tortillas mit Guacamole; Kochbananen-Chips mit Limette
[Getrunken] Cola Zero; Iced Coffee; Wasser mit Limette
[Gedacht] au. Mist, ich hoffe, ich hab mir nicht gebrochen.
[Gefreut] die Natur Panamas ist grandios!
[Geärgert] meine eigene Tollpatschigkeit
[Gewünscht] dass die Schmerzen schnell weggehen
[Gekauft] nur Lebensmittel und Parkeintritt zum Wandern
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