Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Life on Svalbard von Cecilia Blomdahl!

Normalerweise stelle ich in meiner Lesenswert-Rubrik keine Bildbände vor, aber heute muss ich einfach eine Ausnahme machen! Denn eine meiner liebsten Content Creatorinnen, Cecilia Blomdahl, hat vor kurzem ihren ersten Bildband Live on Svalbard. Finding Home on a Remote Island Near the North Pole herausgebracht und nachdem ich länger auf der Warteliste der finnischen Bibliothek stand, konnte ich das Werk nun endlich in Händen halten. Und es natürlich direkt standesgemäß mit mehreren Tassen Kaffee an einem verschneiten Winterwochenende genießen!


Vor etwa zwei Jahren wurde mir von Youtube ein Video von der Schwedin Cecilia über das Leben auf Spitzbergen (Svalbard) vorgeschlagen und wer mich kennt, der weiß, dass das genau so ein Ort ist, wo ich hinfahren will. Ok, Grönland wird auf Position 1 und Churchill in Kanada auf Platz 2 bleiben, aber danach dürfte dann schon recht bald Spitzbergen kommen. Wobei mir das persönlich als kurzer Touritrip zu langweilig wäre (man darf sich nur mit Eisbär-Schutzwaffe außerhalb der Stadt alleine bewegen), denn die meisten Dinge dort muss man wohl als geführte Tour machen..also am besten mal für eine Saison dort arbeiten und das Leben „like a local“ genießen.

Bis dahin habe ich aber die sehr sympathischen Videos von Cecilia, die gemeinsam mit ihrem Partner Christoffer und ihrem enorm niedlichen Hund Grim dort in einem Haus etwas außerhalb der Stadt lebt. Sie nimmt ihre Zuschauer und jetzt auch Leser durch ihren Alltag mit, der enorm durch die raue Natur beeinflusst wird. Also, alles was ich in leichterer Form aus Nordfinnland kenne, aber dort gibt es z.b. aktuell gar keine Sonne mehr, sondern vier Monate Polarnacht, was man auch erst einmal abkönnen muss.

Das Buch beeindruckt natürlich vor allem durch seine gewaltigen Naturaufnahmen, welche in den verschiedenen Jahreszeiten aufgenommen werden und einem das Gefühl geben, irgendwie aus der Ferne mit dabei zu sein. Gleichzeitig bekommt man recht intime Eindrücke von Cecilia und ihrem Leben dort, was immer das Gefühl erzeugt, dass man sich mit einer Bekannten zum Kaffee trifft und sich darüber austauscht, was es gerade neues gibt.



Mir gefällt die Mischung aus Bildern, erklärenden Texten z.b. über die Aurora Borealis und persönlichen Notizen, welche dem Buch Abwechslung verleihen und es so einfach nie langweilig wird. Die Einteilung in die Kapitel „Polar Night, Pastel Winter, Sunny Winter, Polar Day & Golden Autumn“ finde ich sehr sinnvoll, so hat man wirklich einen Rundumblick auf das Leben inmitten dieser sich wechselnden Natur. Dinge, die dort im Alltag ganz normal sind, wie dass man eben eine Waffe mitnehmen muss, wenn man mit dem Hund Gassi geht oder dass man mit dem Skimobil fahren muss, wenn man zu einer Hütte außerhalb will, da es keine Straßen gibt, sind für den Leser spannend. Wobei ich mich durch die sonntäglichen Videos mittlerweile auch daran „gewöhnt“ habe, dass da einfach mal Belugawale am Haus vorbeischwimmen! 😉

Von Grim, dem Finnish Lapphund, kann ich nicht genug bekommen und hätte am liebsten direkt selbst einen. Aber auch die indigenen Rentiere mit ihren kleinen Beinchen sind niedlich und nicht zuletzt bin ich auch froh, dass Christoffer ein bisschen Platz im Bildband bekommt. Er lebt schon einige Jahre länger auf der Insel und hat eine sehr ruhige, besonnene Art, welche auch hier herauskommt – in Videoform und Ebook gibt es von ihm mittlerweile auch einige norwegisch-schwedisch-inspirierte Rezepte und das sieht alles immer so lecker aus. Das hätte hier auch gerne noch vorkommen dürfen!

Also das Buch ist für reguläre Zuschauer von Cecilia vielleicht nicht mehr soooo neuartig vom Inhalt her, da man viele Aufnahmen schon gesehen und einige Geschichten schon gehört hat. Wobei es natürlich noch einmal ein Unterschied ist, die Bilder selbst in der Hand zu halten versus sie in einem Video oder Instagram-Post zu sehen. Aber zum Unterstützen kann ich mir sehr gut vorstellen, es zu verschenken, weswegen ich es euch auch noch schnell vor Weihnachten vorstellen wollte, falls jemand noch ein Geschenk für einen Abenteurer, Schneeliebhaber oder Weltreisenden im Bekanntenkreis braucht!


Kennt ihr Cecilia und ihre Videos über das Leben auf Spitzbergen schon? Hat noch wer Fernlust dadurch bekommen? Und vielleicht sogar schon den Bildband gekauft? Was sagt ihr?

[Lesenswert] Der Bademeister ohne Himmel von Petra Pellini!

Es gibt diese Bücher, die man sich für einen ganz besonderen Moment aufspart und genau so eines ist Der Bademeister ohne Himmel von Petra Pellini für mich. Nachdem es ein paar Wochen bei mir lag, fand ich endlich einen ruhigen Samstag, an welchem ich mich komplett in diese Geschichte werfen konnte und hach, da hätten auch gerne noch so 50 Seiten mehr dran sein dürfen!



Worum geht’s

Über schwere Themen, mit welchen sich die 15-jährige Linda konfrontiert sieht. Einerseits will sie nicht mehr leben und am liebsten vor ein Auto laufen, andererseits brauchen aber ihr bester Freund Kevin, welcher an der Welt verzweifelt und ihr an Alzheimer erkrankter Nachbar Hubert sie. Auch ihre alleinerziehende Mutter hat immer wieder Beziehungsprobleme und der gewalttätige Vater ist zum Glück nicht mehr auf der Bildfläche. Linda passt mehrmals in der Woche auf Hubert auf, welcher zuhause von der polnischen Pflegerin Ewa betreut und von seiner eigenen Tochter hin und wieder besucht wird. Linda versucht, den ehemaligen Bademeister Hubert so lange es geht in der Welt zu halten und in seiner Krankheit immer wieder kleine Lichtblicke zu kreieren, während sie bemerkt, dass seine Welt immer kleiner wird.

Wie ist’s

Wie eigentlich jedes Buch, welches sich mit einer Form von Demenz beschäftigt, sehr schmerzhaft. Man weiß, wie es endet, auch wenn man es sich anders wünscht und immer wieder mithofft, gibt es doch keine andere Alternative. Sehr gut geschrieben ist der Blick eines jungen Menschen auf diese Krankheit und wie Linda damit umgeht. Wie sanft und einfühlsam sie die Körpersprache des alten Mannes liest und ihn nicht einfach nur pflegt oder wie ein leeres Objekt behandelt. Sondern immer wieder die Person, die er weiterhin ist, anspricht und zu aktivieren versucht. Und ihn auch einfach sein lässt. Richtig, richtig ergreifend geschrieben und es fühlt sich sehr real an. Da die Autorin selbst lange Zeit in der Pflege demenzkranker Menschen tätig war, glaube ich ihr.

Aber auch wenn Hubert eine sehr wichtige Person in Lindas Leben ist, so haben wir ebenfalls noch ihren besten Freund Kevin, welcher ein Einzelgänger ist und den Untergang das Welt nahen sieht. Also in Form von Umweltzerstörung und dass es vielen Menschen egal scheint. Linda versucht, wichtige Momente mit Kevin zu schaffen, damit er sich später gut an sie erinnern kann, wenn sie nicht mehr ist – so übernachten sie z.b. heimlich in einer Kirche und gleichzeitig kann sie mit seinen manchmal sehr existentiellen Fragen nur bedingt etwas anfangen. Ebenso geht es ihr mit ihrer Mutter, welche sie nicht alleine zurücklassen will, sondern ihr einen neuen Partner und ein glückliches Leben wünscht.

Wir haben hier einen sehr einfühlsam geschriebenen Coming of Age Roman, welcher durch seine schweren Themen lange Zeit nachhallt. Einzelne Sätze sind manchmal ein Schlag in die Magengrube, die Szene mit dem Therapiehund hat mich unerwartet erwischt und ich glaube nicht, dass man das Buch lesen kann, ohne die ein oder andere Träne zu verdrücken. Zumindest ich könnte das nicht in der Öffentlichkeit lesen, das habe ich bei Büchern zu diesem Thema nur einmal versucht und hach, mir tun die Leute neben mir im Flugzeug immer noch leid, die dachten, dass meine Welt gerade zusammenbricht.


Der Bademeister ohne Himmel ist ein Buch, welches einen mitnimmt und auch wenn es eine schmerzhafte, tief ins Herz gehende Lektüre ist, kann ich sie euch nur empfehlen!

[Lesenswert] The Good Son von You-Jeong Jeong

Beim Stöbern in der Bücherei habe ich zufällig The Good Son von You-Jeong Jeong gesehen und das Cover hat mich neugierig gemacht. Da ich bisher eher wenig von südkoreanischen Autoren gelesen habe (The Human Act von Han Kang liegt auch schon seit Wochen hier rum..) und da auch nichts aus dem Genre Thriller, durfte das Werk also mit und ich hatte die Erwartung, dass ich sofort gefesselt werden und es in einem Rutsch lesen würde. Denn Herbst und Thriller funktionieren für mich perfekt und ich hatte ein Wochenende vor mir!


Worum geht’s

Der 26-jährige Yu-jin wacht ohne Erinnerungen, aber mit Blut am Körper auf und findet seine Mutter, mit der er zusammenlebt und die ihn auch ziemlich kontrolliert, brutal ermordet im Wohnzimmer. Schon seitdem er ein Kind ist, bekommt Yu-jin Medikamente von seiner Tante gegen Epilepsie verschrieben, wobei er deren Einnahme immer mal wieder heimlich pausiert, da er sich ohne sie klarer und energetischer fühlt. Genau so eine Pause hatte er auch jetzt gemacht und sich nachts immer wieder nach draußen geschlichen, um lange Spaziergänge zu machen oder mit Freunden etwas zu unternehmen. Yu-jin versucht herauszufinden, was mit seiner Mutter passiert ist und ob er oder eine andere Person darin involviert ist, während er seinen Bruder und seine Tante sowie die Polizei, die wegen eines anderen Mordes an einer Frau in der Nachbarschaft ermittelt, im Dunkeln tappen lässt.

Wie ist’s

Ich weiß nicht wieso, aber der Thriller war einfach nicht spannend und hat mich null gefesselt. Statt „noch ein Kapitel lesen zu wollen“, habe ich mich hier durchkämpfen müssen und auch das Ende hat mich nicht umgehauen. Dabei hat The Good Son alles, was ich mag: wir werden in die Situation geworfen, lernen erst nach und nach die Vorgeschichten kennen, wissen nicht, wer ist gut, wer ist böse und sollten miträtseln und in die menschlichen Psychen eintauchen. Aber ich habe es nur halbherzig getan, da ich weder Sympathie für eine der Personen aufbauen konnte, noch wirklich wissen wollte, was passiert ist.

Gut gemacht finde ich, dass man gemeinsam mit dem Protagonisten verwirrt am Beginn des Buches „aufwacht“ und nicht weiß, was passiert ist und welche Rolle er dabei gespielt hat. Dass man durch seine Augen und mit seinem Wissen nach und nach versucht, alle Puzzleteile zu finden, diese logisch miteinander zu verknüpfen und dann immer noch im Hinterkopf zu behalten, dass man nicht weiß, wer der Protagonist eigentlich ist. Wobei das für mich sehr schnell klar und ab dann war das Buch einfach nicht mehr spannend, sondern plätscherte so vor sich hin.

Ich kann den Hype leider so gar nicht nachvollziehen, für mich ist das Buch nichts besonderes, außer dass es in Südkorea spielt und ich diesen kulturellen Kontext somit interessant fand. Aber weder Schreibstil noch Story (kann man problemlos in einem Satz zusammenfassen) fand ich besonders und auch das Ende war dann halt einfach da. In Erinnerung halten werde ich das Buch, da ich bestimmt zwei Wochen brauchte, um es zu lesen, was für mich eine kleine Ewigkeit ist und ich simultan vier andere Bücher fertiggelesen habe.


Nein, dieses Mal passen wir einfach nicht zusammen. Aber da es sooooo viele gute Rezensionen hat, wollte ich es euch trotzdem vorstellen, vielleicht ist es ja mehr nach eurem Geschmack! Kennt jemand The Good Son zufällig schon und fand es vielleicht grandios?

[Lesenswert] ABC-Challenge – 3. Update!

Dieses Jahr läuft meine ABC-Challenge sehr gut! Obwohl ich noch nicht einmal sonderlich auf die Buchstaben achtete, die ich noch lesen muss, habe ich passend zum 3. Update schon etwas tolles zu verkünden! Nicht nur habe ich echt viele Bücher dieses Jahr gelesen, nein, ich habe sogar alle Buchstaben schon abgearbeitet 😉 Verrückt, oder? Aber schauen wir uns das jetzt noch ein bisschen im Detail an!


Zwischenstand: 26 von 26 Buchstaben „gelesen“


Abgebrannt in Mississippi – Mark Childress (klick)

Abgeschnitten – Sebastian Fitzek & Michael Tsokos (klick)

Absolution – Alice McDermott (klick)

Absturz – T.J. Newman (klick)

Adventures in Moomin Valley – Amanda Li (klick)

All about Flags – Robin Jacobs & Ben Javens (klick)

Atlas Six, The – Olivie Blake (klick)

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Bandit Queens, The – Parini Shroff (klick)

Baumgartner – Paul Auster (klick)

Be finnish without suffering – Sami Nyyssölä

Black Wolf – Juan Gómez-Jurado (klick)

But I live: Three Stories of Child Survivors of the Holocaust – Miriam Libicki, Gilad Seliktar, Barbara Yelin et al. (klick)

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Café am Rande der Welt, Das – John Strelecky (klick)

Check & Mate – Ali Hazelwood (klick)

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Diaries of War – Nora Krug (klick)

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Echtzeitalter – Tonio Schachinger (klick)

End of Drum-Time, The – Hanna Pylväinen (klick)

Evil Eye – Etaf Rum (klick)

Expiration Dates – Rebecca Serle (klick)

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Family Lore – Elizabeth Acevedo (klick)

Finnische Tage – Herman Koch (klick)

40 Men and 12 Rifles – Marcelino Truong (klick)

Fox Wife, The – Yangsze Choo (klick)

Frauen, die er kannte, Die – Hjorth & Rosenfeldt (klick)

From Lukov with Love – Mariana Zapata (klick)

Funny Story – Emily Henry (klick)

25 letzte Sommer – Stephan Schäfer (klick)

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Girl by the bridge, The – Arnaldur Indridason (klick)

Good Material – Dolly Alderton (klick)

Good Son, The – You-Jeong Jeong (klick)

Great Country, A – Shilpi Somaya Gowda (klick)

Greta & Valdin – Rebecca K Reilly (klick)

Gruß aus der Küche – Ingrid Noll (klick)

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Honor – Thrity Umrigar (klick)

House, The – Paco Roca (klick)

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I escaped a chinese internment camp – Fahmida Azim et al. (klick)

I want to die but I want to eat Tteokbokki – Baek Sehee (klick)

In ewiger Freundschaft – Nele Neuhaus (klick)

Irresponsible Adult – Lucy Dillon (klick)

It’s lonely at the centre of the earth – Zoe Thorogood (klick)

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Jule & Julia – Julie Powell (klick)

Junge, der Träume schenkte, Der – Luca Di Fulvio (klick)

Just for the Summer – Abby Jimenez (klick)

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Kartell des Schweigens – Philip Jolowicz (klick)

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Last Murder at the End of the World, The – Stuart Turton (klick)

Librarian of Auschwitz, The – Antonio Iturbe (klick)

Love, Theoretically – Ali Hazelwood (klick)

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Maame – Jessica George (klick)

Manga Stories – Haruki Murakami (klick)

Mantis, The – Kotaro Isaka (klick)

Maus – Art Spiegelman (klick)

Monster – Nele Neuhaus (klick)

My brilliant friend (Graphic Novel) – Elena Ferrante (klick)

My Year of Rest and Relaxation – Ottessa Moshfegh (klick)

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Nachmittage – Ferdinand von Schirach (klick)

Night She Disappeared, The – Lisa Jewell (klick)

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Okinawa – Susumu Higa (klick)

One of the good guys – Araminta Hall (klick)

Open Bar – Eduardo Medeiros (klick)

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Polar Vortex – Denise Dorrance (klick)

Pretty Girls – Karin Slaughter (klick)

Push, The – Ashley Audrain (klick)

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Quentin Tarantino (A Graphic Biography) – Michele Botton (klick)

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Red Harvest – Michael Cherkas (klick)

Remarkably Bright Creatures – Shelby van Pelt (klick)

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Schweine züchten in Nazareth – Amanda Sthers (klick)

Selfies – Jussi Adler-Olsen (klick)

Seven Year Slip, The – Ashley Poston (klick)

Signal Fires – Dani Shapiro (klick)

Single Mothering – Anna Härmälä (klick)

späte Leben, Das – Bernhard Schlink (klick)

Spur im Fjord, Die – Satu Rämö (klick)

STFU The Power of Keeping your Mouth shut in an endlessly noisy World – Dan Lyons (klick)

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Teacher, The – Freida McFadden (klick)

Thumbsucker – Eliza Fricker (klick)

Treasure of the Black Swan, The – Paco Roca (klick)

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U – Timur Vermes (klick)

Until August – Gabriel Garcia Marquez (klick)

Über Menschen – Juli Zeh (klick)

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Villa, The – Rachel Hawkins (klick)

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We’re all just fine – Ana Penyas (klick)

Windstärke 17 – Caroline Wahl (klick)

Woman in Me, The – Britney Spears (klick)

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X marks the Spot: The Story of Archaeology in Eight Extraordinary Discoveries – Michael Scott (klick)

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Your wish is my Command – Deena Mohamed (klick)

Yours for the taking – Gabrielle Korn (klick)

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Zodiac – Ai Weiwei (klick)

Zone of Interest, The – Martin Amis (klick)

22 Bahnen – Caroline Wahl (klick)

Zwerg reinigt den Kittel, Der – Anita Augustin (klick)


Insgesamt habe ich dieses Jahr schon 90 Bücher gelesen und bin somit meinem Ziel, über 100 Bücher zu lesen, auch schon sehr nahe! Wobei ich hier anmerken muss, dass ich aktuell auch immer mehr Graphic Novels lese, die man einfach schneller durch hat. Besonders für schwere historische Kost, die manchmal auch etwas langatmig sein kann, finde ich dieses Buchformat grandios und ihr seht hier in meiner Liste einige spannende Kandidaten. Als letztes habe ich Okinawa gelesen & kann das absolut empfehlen, denn ich habe viel gelernt.

Ansonsten lese ich mich bunt gemischt durch verschiedene Genres und schaue natürlich auch online immer wieder nach Empfehlungen. Betonen muss ich noch, dass über 90% dieser Werke von mir aus der Bibliothek ausgeliehen werden, da ich mir das a) sonst gar nicht leisten könnte, b) nicht genug Platz für all die Bücher hätte und c) es auch nicht soooo viele Bücher gibt, die ich unbedingt noch einmal lesen müsste. Dabei liebe ich es, im Buchladen vor Ort zu stöbern und mir auch mal ein Buch zu kaufen, aber im Moment nutze ich die Bibliothek so oft es geht und freue mich über das sehr komplexe Sortiment!

Mit den kälteren, dunkleren Tagen werde ich jetzt wohl ein bisschen mehr in die Fantasy-Welt eintauchen, wobei hier Dune ganz oben auf meiner Liste steht, da ich unbedingt erst die Bücher lesen und dann den zweiten Film sehen will. Ansonsten bin ich bald bei meinen Eltern zu Besuch & da ich dort noch immer so enorm viele Bücher stehen habe, will ich mich dort durch mindestens 6-7 lesen und diese dann in meinen liebsten öffentlichen Bücherschrank stellen. Herbst ist für mich nämlich auch ideal für alles mit Spannung, also ein paar Thriller, die man eh nur einmal liest – und ich denke, dass diese meine Zielgruppe für den Heimatbesuch sind. Da ich aber leider erst nach der Frankfurter Buchmesse ankomme, kann ich dieses Mal nicht hingehen und mich bezüglich aktueller Romane inspirieren lassen. Was schade ist, aber so lese ich mehr von meinem SUB & das ist auch gut! 🙂


Macht auch jemand von euch bei einer Lesechallenge mit? Wenn ja, wie läuft es bei euch und was lest ihr aktuell gerade? Habt ihr eine besondere Herbstlektüre zu empfehlen? Ich bin gespannt, was mein Endstand im Dezember sein wird, vielleicht knacke ich die 120?

[Lesenswert] Signal Fires von Dani Shapiro

Für mich gibt es Bücher, die besonders gut in einer bestimmten Jahreszeit funktionieren und somit habe ich mir Signal Fires von Dani Shapiro extra für die ersten Herbsttage aufgehoben. Es klang nämlich nach einer Geschichte, die man am besten mit einer Tasse Tee und unter der Decke gekuschelt liest, während man gleichzeitig mit verschiedenen Personen mitleidet und vielleicht noch das ein oder andere Rätsel lösen muss. Also kein cozy mystery, sondern mehr das Aufdecken von Familienstrukturen, aber ich kann euch schon verraten, dass ich ab der ersten Seite gefesselt war und das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.


Worum geht’s

Wir befinden uns zuerst im Jahr 1985, in welchem die Geschwister Sarah und Theo mit einer Freundin durch eine laue Sommernacht in einem Vorort von New York fahren. Es kommt zu einem Unfall mit fatalen Folgen und einer Lüge, an der die gesamte Familie im Anschluss zu zerbrechen scheint. 20 Jahre später hat Vater Ben sich gerade dazu entschieden, aus ihrem Haus direkt neben der Unglücksstelle auszuziehen und zu seiner an Alzheimer erkrankten Frau ins Altenheim zu ziehen, als er den Nachbarsjungen Waldo nachts im Garten trifft..und es zu einer Verkettung seltsamster Ereignisse kommt, die Vergangenheit und Gegenwart, das Leben aller wieder miteinander zu verbinden scheint.

Wie ist’s

Es geht ins Herz, wie ein (vielleicht unbedachter) Moment, ein paar Worte, das Leben vieler Personen und ihre Beziehungen zueinander über Jahrzehnte dominieren und nachhaltig verändern kann. Dani Shaipro zeichnet diese Entwicklungen so gut, dass man einfach nur mitleiden kann und sich immer wieder fragt, wie man wohl selbst in solch einer Situation gehandelt hätte. Während einerseits die Vergangenheit aufgearbeitet wird, hat man noch eine zweite spannende Storyline in der Gegenwart, welche einen erneut auf verschiedenste Weisen mitleiden lässt. Man drückt hier irgendwie allen nur die Daumen, dass es gut wird, wobei man gleichzeitig weiß, dass das zu unrealistisch wäre..und dann kommt plötzlich noch eine Pandemie um die Ecke und verändert die Beziehungen erneut.

Wir haben hier sehr viel zum Thema Trauer und Traurigkeit, zum Erwachsenwerden und zum mit seinen Entscheidungen leben müssen. Alles keine leichte Kost und trotzdem schreibt Shapiro so wunderbar einfühlsam, dass man trotzdem Freude beim Lesen hat. Natürlich auch Tränen, das hier ist kein Buch, wo man laut lacht, aber man wird berührt und muss doch ab und an lächeln. Durch die verschiedenen Familien und ihre beiden Geschichten sowie das „durch die Zeitebenen“ springen, musste ich immer weiter lesen, da ich überall wissen wollte, wie es jetzt weitergeht und ich hätte hier auch 50 Seiten mehr problemlos gelesen. Denn so gut ich das Ende finde, es wirkt ein bisschen überstürzt. Der Buch wird gerade als Fernsehserie adaptiert und ich bin sehr gespannt, wie das werden wird und mir zumindest den Trailer anschauen!

Da ich nicht mehr spoilern will, gibt es von mir jetzt einfach nur noch eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch und die einfühlsame Art, mit der Dani Shapiro ihre Charaktere zum Leben erweckt und durch ihre Leben navigiert. Ich will unbedingt mehr von ihr lesen, denn Signal Fires wirkt nach und ich erwische mich dabei, wie ich immer wieder an die Geschichte(n) denke. Ein sehr gutes Zeichen, da ich viel lese und einige der Bücher quasi direkt nach dem Lesen schon wieder vergesse, aber dieses hier hallt nach und nach und nach 😉

[Lesenswert] The Villa von Rachel Hawkins

Auf meiner „Sommer-„Leseliste stand der Roman The Villa von Rachel Hawkins sehr weit oben und ich habe mich schon Wochen vorher darauf gefreut. Entdeckt hatte ich es in ein paar Buchvideos und ja, das war wieder so ein Cover, welches mich auch im Laden direkt zum Hingreifen animiert hätte. Von der Autorin selbst habe ich noch nie etwas gelesen, aber die Story klang auf den ersten Blick spannend und einfach nach einem tollen Buch für den Urlaub!


In Emilys Leben läuft es aktuell nicht rund – sie hat eine Schreibblockade, obwohl sie ihr 9. Buch einer Cozy Mystery Serie eigentlich dringend beenden muss, ihre Gesundheit ist nicht sehr gut und ihr bald Ex-Mann Matt fordert utopische Dinge bei der aktuell laufenden Scheidung. Als ihre beste Kindheitsfreundin & mittlerweile enorm erfolgreicher Selfhelp-Guru Chess ihr den Vorschlag macht, den Sommer gemeinsam in Italien zu verbringen, sagt sie kurzerhand zu und hofft, dass dieser Ortswechsel ihrer Kreativität hilft. Dass sie dort in einer Villa übernachten, in der in den 70er Jahren ein Mord an einem Musiker geschehen ist, macht Emily neugierig und sie beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren.


Die Mischung aus verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, gepackt in recht kurze Kapitel, gemischt mit Zeitungsartikel über den Mord und die Überlebenden aus der Vergangenheit, hatte mich schon nach wenigen Seiten total gefesselt. Man will wissen, was damals wirklich geschehen ist, aber auch, was noch geschehen wird und fiebert einfach mit. Dabei bekommt man immer wieder kleine Hinweise und langsam fügt sich das Bild zusammen, wobei der Schreibstil fesselnd bleibt.

Es ist ein nicht unbedingt realistisches Buch, denn wieso sollte erst Emily all diese Hinweise entdecken, aber gut, darüber lesen wir einfach mal hinweg und glauben das. Ich wurde auf jeden Fall gut unterhalten und fand auch die andere Storyline der jungen Schwester Mari & Lara, welche als Musen der Musiker in den 70ern in der Villa auftauchen, interessant. Aber so wirklich sympathisch war mir hier irgendwie niemand, wodurch ich nicht unbedingt für jemanden mitfieberte, dass er es (nicht) gewesen ist. Wir bekommen auf jeden Fall ein paar starke weibliche Charaktere in allen Zeitebenen, was mich freut, auch wenn sie ihr Leben ohne Rücksicht auf Verluste in die Hand nehmen.

Ohne etwas zu verraten, muss ich allerdings sagen, dass ich das Ende einer Zeitebene so gar nicht gut gelöst fand. War es überraschend? Absolut. Aber war es realistisch? Null. Das war eher so ein „das Buch muss jetzt fertig werden, mach mal schnell“-Ansatz und das war nicht nach meinem Geschmack. Hier hätten es auch einfach noch 30 Seiten mehr mit einer glaubwürdigeren Handlung sein dürfen. Das Ende der anderen Zeitebene gefiel mir dafür aber gut.


Insgesamt würde ich sagen, dass ich den fesselnden Schreibstil, die unterschiedlichen Ebenen und Vermischung verschiedener Medien sehr mochte und auch das Setting gut fand. Es war mir nur irgendwie zu unrealistisch, wodurch ich immer mal wieder so „hm ja genau“ im Kopf hatte 😉 Aber das würde mich nicht davon abhalten, dieses Buch als eine Sommerlektüre zu empfehlen oder zu schauen, was die Autorin noch für andere Werke geschrieben hat!

[Lesenswert] Evil Eye von Etaf Rum

Das Cover von Evil Eye von Etaf Rum hat mich einfach magisch angezogen und nachdem ich kurz überflogen hatte, worum es geht, war klar, dass es mit mir nach Hause kommen muss. Bereut habe ich diese Impulshandlung absolut nicht, denn schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch erst aus der Hand legen werde, wenn ich es in einem Rutsch durchgelesen habe!


Yara, geboren und aufgewachsen in Brooklyn, ist verheiratet, hat zwei Töchter und arbeitet an einem amerikanischen College, in welchem sie eigentlich Kunst unterrichten will, aber primär nur administrative Aufgaben erhält. Nachdem sie auf eine rassistische Aussage ihrer Kollegin bezüglich ihrer palästinensischen Herkunft reagiert, wird sie suspendiert und ihre Welt beginnt, Risse zu bekommen..welche durch ihre traumatische Kindheit und ihrer Erinnerung daran, immer größer zu werden scheinen..ihre Mutter sagte, dass sie verflucht sei und Yara beginnt, auch daran zu glauben.

Werde ich nun jedes Buch lesen, welches von Etaf Rum geschrieben wurde? Aber sowas von ja! Der Schreibstil ist fesselnd, aufregend und hat mich sofort in seinen Bann gezogen, genau wie ihre Charaktere sofort meine Empathie bekommen haben. Man hofft, dass Yara all diese schlimmen Erlebnisse in ihrem Leben nutzen kann, um ihre und die Zukunft ihrer Familie für alle Beteiligten positiver zu gestalten, doch gleichzeitig merkt man, welche enormen Hürden sie zu überwinden hat.

Das Aufwachsen in einer palästinensischen Familie in den USA war ein neuer Kosmos, über den ich bisher wenig gelesen habe. Viele der Traditionen und Denkweisen waren mir neu und somit super interessant, gleichzeitig gab es aber auch einige Dinge, die man eher negativ schon aus anderen Lebenswelten kennt (traditionelle Familienvorstellungen, Rollen, Schwiegermutter, Ansehen..und natürlich EHRE). All diese alltäglichen Momente fand ich sehr gut beschrieben, sei es die Vorbereitung des Abendessens oder die Gespräche zwischen Yara und ihrer Schwiegermutter. Dass Yara sich immer wieder fragt, ob diese Monotonie – Arbeit, Kinder, Haushalt, schweigendes Fernsehen mit dem Ehemann – alles ist, wodurch man glücklich sein soll und sie mehr eine Rolle zu spielen scheint, statt ihr Leben zu leben, wird wahnsinnig gut in diesem Buch dargestellt.

Gleichzeitig ist das Buch aber einfach harte Kost, da es viel um häusliche, physische und psychische Gewalt zwischen Eltern aber auch zwischen Eltern und Kindern geht. Das, gepaart mit dem vererbten Trauma von Vertreibung, Flucht und Krieg sowie Fragen nach der eigenen, amerikanisch-palästinensischen Identität macht mit Yara und ihrer Familie viel und hat schwerwiegende Konsequenzen für ihre Realität und Zukunft. Diesen Teufelskreis versucht Yara zu durchbrechen und sich ihre Macht und Freiheit als Frau und Mutter zurückzuholen, die sie all die Jahre verloren zu haben scheint.


Mehr will ich nicht verraten, aber für mich war das ein 5/5 Buch, da hier einfach alles stimmte, auch wenn ich am Anfang eine sehr andere Geschichte mit Schwerpunkt auf die Suspendierung erwartet habe. Stattdessen ging es hier viel tiefer, es gab verschiedene Generationen, Zeitebenen und tiefe Einblicke in Abgründe, die teilweise enorm schmerzhaft waren. Aber gleichzeitig konnte ich das Buch durch den fesselnden Schreibstil nicht aus der Hand legen, habe Yara die ganze Zeit die Daumen gedrückt, dass sie eine bessere Zukunft gestalten kann und freue mich nun schon sehr, bald wieder etwas von Etaf Rum zu lesen. Denn juhu, sie hat noch zwei weitere Bücher geschrieben 🙂

[Lesenswert] Zodiac von Ai Weiwei!

Als ich Zodiac von Ai Weiwei das erste Mal ehrfürchtig in den Händen hielt, wollte ich es nicht sofort öffnen. Stattdessen wollte ich mir diesen Moment für einen besonderen Tag aufheben, an welchem ich genau dieses tolle Gefühl, wahre Kunst genießen zu dürfen, gebrauchen konnte. Der Tag kam dann schneller als gedacht und somit kann ich euch jetzt schon von diesem großartigen Werk erzählen, welches ich zwar wieder bei der Bibliothek abgeben musste, aber irgendwann selbst besitzen werde. Wenn es denn mal das Haus geben sollte, in welchem ich meine eigene Bibliothek einrichten kann..und bis dahin kann ich jedem nur empfehlen, sich eine Ausstellung oder auch nur ein Teil von Ai Weiwei anzusehen, da diese einen nachhaltig beeindrucken!


Der Untertitel „A Grapic Memoir“ oder in der deutschen Version „Mein Leben – Meine Kunst“ zeigt sehr gut, worum es in diesem wunderschön gestalteten Buch geht. Ai Weiwei nimmt uns inspiriert von den zwölf chinesischen Tierkreiszeichen und den mit ihnen verbundenen Charaktereigenschaften mit hinein in seine Welt und das spannenderweise nicht in chronologischer Reihenfolge. Somit weiß man nie, wo man sich als nächstes in seinem aufregenden und so vielseitigen Leben wiederfinden wird!

Die grafische Biographie wirft uns in ein Meer von neuen Perspektiven auf das Leben Ai Weiweis und besonders in seine Kindheit in einem politischen Umfeld, welches die Meinungsbildung/-freiheit seiner Individuen stark einschränkte und zeigt, wie trotzdem/genau das deshalb geistige Freiheit entstehen und Kunst produzieren kann. Geprägt von diesen Umständen reflektiert er sein weiteres Leben und Schaffen.

Wahnsinnig gut, wenn man sich für Ai Weiwei, seine Kunst und das damalige Leben in China interessiert. Gestaltet ist es großartigst, man hat hier einfach selbst ein Kunstwerk in der Hand, welches man ehrfürchtig umblättert und immer wieder von der Gestaltung überrascht und begeistert wird. Das „Lesen“ selbst geht schnell, man denkt immer mal wieder nach, recherchiert etwas, aber insgesamt kann man das Buch in zwei Stunden durchlesen (wenn man denn mag). Wobei mich die vielen Details der Zeichnungen sehr viel länger aufgehalten haben, ich weitere Interviews mit ihm zu spezifischen Themen recherchierte und auch nach der Lektüre immer wieder gerne zu dem Buch zurückkehrte und mir einige noch einmal anschauen musste.


Das Buch schafft es, ein bisschen mehr die Denkweise Ai Weiweis aufzuzeigen und natürlich von welchen Ereignissen diese, besonders in seiner Kindheit, geprägt wurde. Dass man auch noch einiges über die damit verbundene chinesische Geschichte und die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen lernt, war ein Bonus, welchen ich nicht habe kommen sehen. Die Eigenschaften des jeweiligen Tieres haben sich ganz vorzüglich mit den Themen aus dem Leben Weiweis überschnitten und so habe ich hier gleich doppelt neue Sachen gelernt. Insgesamt einfach nur ein verdammt spannender Einblick in das Leben eines meiner Lieblingskünstler!


Ganz klar eine Lese- und Anschauempfehlung für alle, die den Künstler und seine Kunst mögen, aber ich denke, dass dies auch ein Genuss für Menschen sein kann, die Ai Weiwei hierdurch erst entdecken. Das Buch macht neugierig, noch mehr über ihn zu erfahren, über die damalige und heutige Situation in China, über das Streben von Kunst, sich nicht unterkriegen zu lassen und natürlich verändert es auch, mit welchen Vorwissen ich mir nun weitere Werke von ihm anschauen werde. Einerseits mag ich es, Kunst ab und zu ohne Kontext/ohne Vorwissen auf mich wirken zu lassen, aber für einen richtig vollen Eindruck brauche ich dann aber doch so viel Einblick wie möglich in die Gedankenwelt des Künstlers. Und genau diesen Eindruck bekommt man hier künstlerisch präsentiert und besser geht es einfach nicht!

[Lesenswert] Windstärke 17 von Caroline Wahl!

Nachdem ich 22 Bahnen dieses Jahr nur so verschlungen habe, war ich natürlich enorm auf Windstärke 17 von Caroline Wahl gespannt. Das Tolle an der Bibliothek hier ist, dass sie viele der deutschen Bestseller direkt im Sortiment haben und es nur wenig Menschen gibt, welche diese dann auch lesen wollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die erste Person war, die dieses Buch aufgeschlagen hat, was es gleich nochmal besonderer macht. Ob meine Vorfreude auf Windstärke 17 berechtigt war, erzähle ich euch jetzt!


Nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter flüchtet Ida mit wenigen Sachen spontan ans Meer. Wie genau ihr Leben weitergehen soll, weiß sie noch nicht, aber sie weiß, dass sie nicht zu ihrer großen Schwester Tilda ins Familienidyll nach Hamburg flüchten will. Stattdessen braucht sie Wind, der ihr um die Ohren braust und das Meer, in welches sie sich stürzen kann, um schon ihren Morgen mit Naturgewalt und Kampf zu beginnen. Sie endet auf Rügen, lernt zufällig Kneipenbesitzer Knut kennen und findet sich kurzerhand bei ihm und seiner Frau Marianne im ehemaligen Kinderzimmer wieder. Beide scheinen ihren neuen Familienzuwachs zu mögen und bei einer Abendschicht in der „Robbe“ lernt Ida dann Leif kennen, der ebenfalls einige Kampfspuren vom Leben davongetragen hat.

Juhu, das Buch begleitet erneut die mir in „22 Bahnen“ ans Herz gewachsenen Charaktere und somit bin ich sofort wieder komplett in ihre Leben und Entwicklungen investiert. Dieses Mal steht die jüngere Schwester Ida im Vordergrund, die nach dem Tod ihrer Mutter nicht so genau weiß, wie das Leben weitergehen soll. Dass man da einfach mal spontan ans Meer fahren muss, kann ich mir gut vorstellen und ich war einfach nur neugierig, nein gefesselt, wie ihr Leben weitergehen wird.

Mit einer Schreibblockade kämpfend, versucht Ida zunächst, nur im Hier und Jetzt zu leben. Ja nicht an die tote Mama oder ihr altes Leben denken, an ihr nicht wirklich gut laufendes Studium oder andere Probleme aus ihrem vorherigen Leben. Stattdessen lernt sie Marianne, Knut, Leif und das Leben auf der Insel näher kennen, doch hat sie immer wieder Momente, in denen das Verdrängen nicht mehr funktioniert. Caroline Wahl schreibt wunderbar ehrlich, roh, direkt und mit Worten, die in einem Nachhallen und an persönliche Verluste (und deren Verarbeitungsversuche) denken lassen.

Als Leser lernt man, wie das Leben von Ida nach dem Auszug ihrer großen Schwester mit ihrer alkoholkranken Mutter weiterging und was das mit der Psyche eines jungen Menschen macht. Wie schwierig die Mutter-Tochter-, aber auch die Schwester-Schwester-Beziehung gewesen ist und welche Auswirkungen das auf alle hatte. Es geht viel um die Themen Schmerz, Entfremdung, Schuld, Verlust, Liebe und ist in vieler Hinsicht ein recht typischer Coming of Age Roman. Wobei er besonders wird durch das brachiale Sprachtalent, welches Wahl immer wieder an den Tag legt und es einen manchmal in einem Satz, einer Beschreibung komplett gefangen hält. Das Buch wirkt nach..und nach..und nach!

Man fiebert bis zum Ende mit, man hofft, dass es für alle Beteiligten irgendwie ein Happy End gibt und weiß gleichzeitig auch, dass das nicht realistisch sein dürfte und Caroline Wahl nun einmal eine Realistin zu sein scheint. Das Buch war viel zu schnell vorbei, hier hätte ich auch noch 100 weitere Seiten gelesen!

[Lesenswert] Greta & Valdin von Rebecca K Reilly!

Es gibt diese Buchcover, die mich einfach magisch anziehen und ich mir schon vor dem ersten Buchstaben sicher bin, dass ich den Inhalt sehr mögen werde. Genau so geschehen ist das vor Kurzem mit dem Buch Greta & Valdin von Rebecca K Reilly und natürlich muss ich euch dieses Buch genauer vorstellen!


Die Geschwister Greta und Valdin sind in ihren Zwanzigern und leben nach gescheiterten Beziehungen zusammen in einer Wohnung. Ihr Familienhintergrund ist eine sehr spannende Mischung, da sie Maori-Russische-Katalanische Wurzeln haben und es somit immer wieder zu dem Zusammenstoßen verschiedener Haltungen innerhalb der Familie kommt, was ganz gerne in einem Chaos endet. Valdin hat Liebeskummer, nachdem sein sehr viel älterer Freund Hals über Kopf aus Neuseeland nach Argentinien gezogen ist und Greta ist unglücklich in Holly verliebt, welche sie jedoch nur auszunutzen scheint.

Einfach wahnsinnig unterhaltsam und die Seiten fliegen nur so dahin. Es ist mit einer unbeschwerten Leichtigkeit geschrieben, wobei die Charaktere eben doch schon sehr viel erlebt haben und auch die Familiengeschichte ist keine seichte Kost. Man bekommt durch die Familienkonflikte, Identitäts- sowie Arbeitskrisen und Liebesabenteuer der beiden Geschwister in ihren 20ern hier immer die Wahl, wie tief man die jeweilige Problematik an sich heranlassen will. Was ganz wunderbar ist, denn ja nach eigener Stimmung hat der Leser hier mehr oder weniger zum Nachdenken. Auf jeden Fall fiebert man immer mit und will wissen, wie es weitergeht, sodass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.

Mir ist aufgefallen, dass ich sehr wenige Bücher lese, die in Neuseeland spielen und dann noch in der heutigen Zeit. Somit war das einfach spannend herauszufinden, wie Identität von den jeweiligen Charakteren konstruiert und gelebt wird, was es für die Personen bedeutet, Maori, Russisch und Katalanisch zu sein und auch, mit welchen Schwierigkeiten sie hierdurch im Alltag konfrontiert werden. Kommt dazu noch die Frage nach, in wen verliebe ich mich und wie fluide ist diese Anziehung, hat man mehr als genug Themen, um gerne noch 100 weitere Seiten zu schreiben. Denn ja, ich sage es selten, aber mir war das Buch doch tatsächlich einmal zu kurz!

Rebecca K Reilly schreibt glaubhaft, unterhaltsam, aber auch mit einer Tiefe sowie komplexen Charakteren und diese Kombination ist genau meins! Somit würde ich wahnsinnig gerne mehr von ihr lesen und war absolut verwirrt, als ich merkte, dass dies ihr erster Roman ist. Wahnsinnig gut! Hoffentlich schreibt sie schon fleißig weiter und gibt mir in Zukunft einen weiteren Einblick in die neuseeländische, urbane Welt oder auch zu einem ganz anderen Thema. Lesen würde ich wahrscheinlich erst einmal alles von ihr!


Ein ganz wunderbares Debüt, welches ich so ziemlich jedem ans Herz legen würde und gespannt bin, ob es jemand von euch schon gelesen oder auf seinem SUB liegen hat?

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