Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Verlassen von Tahar Ben Jelloun!

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich den Roman Verlassen des marokkanischen Schriftstellers Tahar Ben Jelloun im öffentlichen Bücherschrank entdeckt und ja, das Cover hat mich direkt angesprochen! Das Thema Migration ist für mich sehr bedeutsam und somit war ich neugierig, wie der marokkanische Autor Jelloun, welcher als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb gilt, sich diesem Thema genähert hat.

Worum geht’s

Wir befinden uns in Marokko, genauer gesagt in Tanger im Jahre 1995. Viele Menschen träumen davon, das Land zu verlassen und die spanische Küste, die man bei guten Wetterverhältnissen sogar erkennen kann, zu erreichen. Nur 14km trennen diese zwei Welten, welche für die einzelnen Charaktere kaum unterschiedlichere Zukunftschancen bereithalten könnten. Auf verschiedenen Wegen versuchen sie nun, die „Festung Europa“ zu erreichen, um ein besseres Leben zu bekommen, aber leider scheitern dabei einige auch sehr tragisch bzw kommen in einer spanischen Realität an, die sie nicht erwartet haben.

Wie ist’s

Wahnsinnig gut geschrieben, denn es trifft einen ins Herz. Das ist keine leichte Kost, die einzelnen, teils miteinander verwobenen Schicksale, nehmen einen mit, da kann und will ich nichts beschönigen. Es ist einfach unfair, dass der Geburtstort so entscheidend für das weitere Leben ist und das wird anhand der unterschiedlichen Personen, die der gemeinsame Traum eines besseren Lebens jenseits ihrer Heimat eint, sehr deutlich illustriert.

Verlassen endet nicht mit dem Traum und dem Scheitern der Flucht, sondern begleitet auch Menschen, die es geschafft haben, Nordafrika hinter sich zu lassen. Doch merkt man, dass es den Protagonisten in ihrer neuen „Heimat“ nicht so gut geht, wie sie es sich erträumt haben: Einsamkeit, Isolation, der Verlust der eigenen Persönlichkeit und Fragen der Identität konfrontieren. Viele haben nicht den neuen tollen Job, sondern finden sich in der Illegalität gefangen, in Jobs wie Prostitution, die sie ausüben müssen, während sie gleichzeitig immer die Angst haben, gefunden und abgeschoben zu werden.

Tahar Ben Jelloun hat mit seinen Werken viele Preise gewonnen und wurde u.a. auch für den Literaturnobelpreis nominiert. Was ich vorher nicht wusste, aber seine kraftvolle Sprache fesselt, da sie nichts beschönigt. Sie drückt dahin, wo es weh tut, aber auch dorthin, wo es im Gedächtnis bleibt und noch lange Zeit in einem nachwirkt. Man vergisst diese Geschichten nicht mehr, da bin ich mir sicher. Besonders gut fand ich auch, wie er das Empowerment der Frauen in diesem Buch immer wieder betont, ihnen Handlungsmacht zuschreibt und sie nicht in diesem stereotypen passiven Verhalten zeigt, welches leider oftmals solche Geschichten dominiert.

Definitiv ein Glücksgriff, dass ich dieses Buch im öffentlichen Schrank gefunden habe und ich will mehr von Jelloun lesen. Er hat nämlich auch Sachbücher geschrieben, die sie mit dem Islam beschäftigen und ich bin sehr gespannt, wie sich diese so lesen werden! Aber einen weiteren Roman von ihm würde ich mir natürlich auch sofort schnappen, wenn ich ihn finde!

[Lesenswert] Der dritte Bruder von Nick McDonell!

Da ich am Wochenende den Nachrichten etwas entfliehen wollte, schnappte ich mir endlich ein Buch, welches schon ewig bei mir rumsteht, ich es auch unbedingt lesen mag, aber gleichzeitig auch nicht, weil dann habe ich es ja gelesen habe. So geht es mir mit einigen Autoren und Nick McDonell gehört da definitiv dazu. Denn auch wenn er mich thematisch nicht immer kriegt, er schreibt einfach wahnsinnig gut und fesselt mich. Seinen Erstling „Zwölf“ habe ich in einem Rutsch durchgelesen, da ich es nicht niederlegen konnte – jetzt hatte ich also Der dritte Bruder zum Genießen vor mir!

Worum geht’s

Mike und sein Bruder Lyle kommen aus einem komfortablen Leben in New York mit Eltern, die jedoch auch gerne mal etwas mehr trinken und sich häufig streiten. Mike bekommt die Möglichkeit, ein Praktikum in Hongkong zu absolvieren, welches ihn schließlich nach Bangkok und auch etwas in die Vergangenheit seiner Eltern führt. Durch ein tragisches Ereignis muss er jedoch zurück in die USA und das kurz vor dem 11. September.

Wie ist’s

McDonell hat es wieder geschafft, mich mit seinen Worten zu fesseln und somit habe ich das Buch nur einmal zum Schlafen weggelegt. Dabei ist es nicht unbedingt die Story, die er erzählt, denn die hat man ähnlich schon gelesen. Es ist, wie er sie erzählt, wie er die Charaktere einführt und sie sich weiterentwickeln lässt und natürlich wie er von einer Erzählebene zur nächsten springt. Das macht einfach Spaß und durch die sehr kurzen Kapitel (1-5 Seiten) liest man eben immer nur noch schnell eines. Dadurch, dass sich Gegenwart und Vergangenheit gleichzeitig entfalten, bekommt man immer mehr Einsicht in das „große Ganze“ und beginnt, Mutmaßungen anzustellen, wie es wohl weitergeht.

Ich will nicht verraten, was alles genau in dem Buch passiert, da dies den Lesegenuss etwas verkleinern würde. Aber es sind teilweise sehr krasse, einscheidende Dinge und McDonell schreibt mit einer Gleichgültigkeit, die ich gleichzeitig irritierend, aber auch faszinierend finde. Man erwartet, dass Mike mehr Emotionen zeigt oder zumindest mehr Probleme mit den jeweiligen Ereignissen hat, aber nein, diese Tragödie namens Leben nimmt er eher stoisch hin. Quasi nebenbei trennt er sich z.b. von seiner langjährigen Freundin, was sich nicht auf seinen Gemütszustand auszuwirken scheint. Und solch eine Figur muss man erstmal entwerfen + ihr dann diese Sprache geben – und deswegen mag ich McDonell so! Der zwar zunächst dafür gefeiert wurde, dass er mit 17 Jahren schon so ein Buch wie „Zwölf“ schreiben konnte, aber auch als „älterer“ Mensch schreibt er wahnsinnig gut!

Definitiv nicht das letzte Buch, was ich von diesem Autor gelesen habe und ich kann es euch absolut empfehlen! Es liest sich nur so runter, hallt etwas in einem nach und hat die ein oder andere sehr überraschende Wendung in petto.

Kennt ihr dieses oder ein anderes Buch von Nick McDonell? Falls ja, wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] Guantanamo Boy von Anna Perera

Das Buch Guantanamo Boy von Anna Perera stand jetzt bestimmt 1-2 Jahre in meinem „muss ich noch lesen“-Regal und endlich habe ich es mir geschnappt. Da es recht dick ist und ich es somit nicht unterwegs lesen wollte, brauchte ich einfach mal zwei halbwegs freie Tage und die hatte ich endlich einmal. Was super war, denn ich wollte mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören!

Worum geht’s

Gemeinsam mit seiner Familie verbringt der 15-jährige Khalid aus Groß-Britannien seine Ferien bei Verwandten in Pakistan. Dort wird er, ein ganz normaler Teenager, der gerne am Computer spielt, fälschlicherweise im Zuge der amerikanischen Kampf-dem-Terror-Aktion entführt und endet nach einem kurzen Zwischenstop in Afghanistan doch wirklich als „Sträfling ohne Prozess“ in Guantanamo Bay. Was er dort erlebt, wird in diesem Buch sehr eindrücklich geschildert.

Wie ist’s

Zunächst für mich einmal augenöffnend, denn ich wusste nicht, dass dort auch Kinder und Jugendlich von den Amerikanern einfach so festgehalten wurden und solche Höllen durchleben mussten. Dass Guantanamo Bay auch immer noch offen ist, obwohl Obama es schon schließen wollte, finde ich absolut schrecklich, denn ja, sie haben noch immer Gefangene da, die kein anderes Land „haben zu wollen scheint“. Aber gut, zurück zum Buch, welches Fiktion ist.

Es lässt sich leicht lesen, was auch daran liegen dürfte, dass es ein Jugendbuch ist. Aber es spricht mit der Stimme von Khalid und dieser ist eben erst 15. Was aber die Schilderungen für mich umso authentischer macht. Besonders in den Verhören wird hier sehr gut seine Verzweiflung, Panik und irgendwann auch Resignation spürbar und man leidet mit. Aber auch sonst merkt man, was das Eingeschlossen- und Isoliert-Sein, die Aussichtslosigkeit und natürlich die Folter mit der Psyche eines (jungen) Erwachsenen machen. Man wünscht ihm so sehr ein gutes Ende, wodurch man immer weiterliest, da kein Happy End in Sicht scheint.

Grausamkeiten werden hier manchmal in Nebensätzen kurz abgehandelt, aber das finde ich auch super gemacht. Denn man merkt, wie sich die moralischen Grundsätze verschieben, was plötzlich akzeptiert wird oder sogar als alltäglich behandelt. Dass so viele Menschen von außen zuschauen oder in dieser Hölle aktiv agieren, macht einem mal wieder bewusst, wozu Menschen fähig sind. Besonders in emotionalen Zeiten, wie das nach dem 11. September definitiv der Fall gewesen ist.

Mir hat das Buch sehr gefallen, meine Erwartungen wurden wirklich übertroffen und ich war gefesselt. Ich habe es lediglich zur Seite gelegt, um ein paar Infos nebenbei zu recherchieren und dann habe ich so 50 Seiten vorm Ende eine Pause gemacht, um mich darauf vorzubereiten. Ohne zu spoilern, kann ich sagen, dass mir auch dieses sehr gut gefallen hat!

Spannende Thematik und für mich ein sehr gutes Buch, welches nicht nur Jugendliche lesen sollten. Ich habe es jetzt in Darmstadt schon wieder in den öffentlichen Bücherschrank für den nächsten Leser gestellt. Also solltet ihr es auch einmal finden, nehmt es mit und lasst euch in diese grausame Welt entführen!

[Lesenswert] Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie

Oh, was habe ich mich gefreut, als ich vor einiger Zeit Americanah von Chimamanda Ngozi Adichie im öffentlichen Bücherschrank gefunden habe! Schon bei seinem Erscheinen hatte ich sehr große Lust auf dieses Buch, es dann aber immer wieder vergessen oder einfach keine Zeit gefunden. Pünktlich zum neuen Jahr sollte es aber endlich sein und ich kann euch schon verraten, ich habe es nur so verschlungen!

Worum geht’s

Ifemelu und Obinze wachsen zusammen in Nigeria auf und beginnen, sich zu verlieben. Gemeinsam planen sie, zum anschließenden Studium in die USA zu gehen, doch während Ifemelu dies gelingt, findet sich Obinze obdachlos auf den Straßen Londons wieder. Sie beginnt nach einem holprigen Start, Fuß in den USA zu fassen, während Obinze leider in einer brenzligen Situation als Mensch ohne gültige Papiere bleibt. Doch ist dies nicht das Ende ihrer Geschichte.

Wie ist’s

All seine Lobpreisungen hat dieses Buch einfach nur verdient. Es wird als einer der großen Romane einer starken, afrikanischen Stimme gefeiert und ganz egal, welche Stimme es ist, ich will mehr von ihr lesen. Mit viel scharfer Beobachtungsgabe wird hier das Leben zweier Menschen beschrieben, welche untrennbar miteinander verbunden sind, auch wenn sie auf verschiedenen Kontinenten leben. Es geht um Liebe, aber auch um viel mehr. Fragen der Identität, viel zum Thema Rassismus, über das Leben in einem anderen Land, Neuanfänge und auch Mut. Für mich beweisen beide Charaktere auf ganz unterschiedliche Weisen Mut, welche ich bewundere.

Man wird durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven gefesselt, man will einfach wissen, wie es weitergeht, aber auch was alles in der Vergangenheit passiert ist. Das ganze Bild soll einem nach und nach gezeigt werden und es kommen ständig neue, spannende Nuancen hinzu. Ich habe zum Beispiel nie gedacht, dass ich es spannend finden würde, ausführlich über einen Besuch in einem Friseursalon zu lesen. Aber hier wurde ich eines besseren belehrt, denn Haar ist nicht gleich Haar, sondern eben Ausdruck der Identität, aufgrund dessen man dann gerne diskriminiert wird.

Ganz nebenbei bekommt man spannende Infos über das Leben in Nigeria in den 90er Jahren, was für mich definitiv Neuland war, welches ich noch näher kennenlernen will. Aber auch die Eindrücke, die man als „geduldete“, nigerianische Gaststudentin in den USA sowohl aus illegaler Einwanderer in Groß-Britannien erhält, sind teilweise sehr schmerzhaft. Wie Menschen mit anderen Menschen umgehen, wie sie ihren „Wert“ einschätzen und was sich daraus in der Zukunft noch ergeben kann, ist einfach lesenswert.

Absolute Leseempfehlung, auch wenn es mit etwa 600 Seiten nicht gerade dünn ist. Aber ich sage euch, die Seiten fliegen nur so und schon ist man fast am Ende, wo man doch noch gar nicht sein kann. Welches mir übrigens auch gut gefiel, ich will hier nur nichts verraten! Also, wenn ihr dieses oder ein anderes Buch von Adichie findet, lesen!

[Lesenswert] ABC-Lesechallenge 2021 – Endstand!

Bäbämm, pünktlich zum Jahresende will ich einmal schauen, wie ich 2021 bei meiner ABC-Lesechallenge abgeschnitten habe. Seit einigen Jahren versuche ich erfolglos, mich einmal komplett durch das ABC zu lesen. Genauer gesagt geht es darum, Buchtitel mit jedem Anfangsbuchstaben aus dem Alphabet mindestens einmal zu lesen und da scheitere ich immer grandios bei einigen selteneren Buchstaben wie X und Q. Kleiner Spoiler: 2021 hat daran leider auch nichts ändern können!

Zwischenstand: 22 von 26 Buchstaben „gelesen“

Alles Inklusive – Doris Dörrie (klick)

Agnes – Peter Stamm (klick)

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Black Mamba Boy – Nadifa Mohamed (klick)

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Caravaggio – Gilles Lambert (klick)

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Denkanstöße 2021 – Isabelle Nelte (Hg.) (klick)

Denn niemand hört dein Rufen – Mary Higgings Clark (klick)

Distant Mirrors. America as a Foreign Culture – Philip DeVita & James Armstrong (eds.) (klick)

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Erbe, Das – Sidney Sheldon (klick)

Extremely loud & incredibly close – Jonathan Safran Foer (klick)

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Finnish Nightmares – Karolina Korhonen (klick)

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Gum Thief, The – Douglas Coupland (klick)

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Herr Brechbühl sucht eine Katze – Tim Krohn (klick)

Hieronymus, was redst denn da – Franz Xaver Breitenfellner (klick)

Himmel und Hölle – Alice Munro (klick)

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Identitty – Mithu Sanyal (klick)

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Jedermann – Philip Roth (klick)

junge Falke, Der – Sabine Ebert (klick)

Junge im gestreiften Pyjama, Der – John Boyne (klick)

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Kind 44 – Tom Rob Smith (klick)

Koma – Jo Nesbo (klick)

kurze Geschichte der Menschheit, Eine – Yuval Noah Harari (klick)

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Leben kleben, Das – Marina Lewycka (klick)

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Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt, der – Herta Müller (klick)

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Normal People – Sally Rooney (klick)

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Odins Insel – Janne Teller (klick)

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Professor, Der – John Katzenbach (klick)

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Q

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Ritter der vierzig Inseln, Die – Sergej Lukianenko (klick)

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Seltsam wie die Liebe – Barbara Gowdy (klick)

Shakespeare – Bill Bryson (klick)

Sommerlügen – Bernhard Schlink (klick)

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Traveling with Che Guevara – Alberto Granado (klick)

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unendliche Geschichte, Die – Michael Ende (klick)

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Von Männern, die keine Frauen haben – Haruki Murakami (klick)

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Watermelon – Marian Keyes (klick)

Wie man mit einem Lachs verreist und andere nützliche Ratschläge – Umberto Eco (klick)

Wikinger – Angelika Lenz (klick)

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X

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Y

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Z

Insgesamt habe ich es auf 22 Buchstaben und 36 Bücher (zum Vergleich: 2020 waren es 23 Buchstaben und 62 Bücher) geschafft, wobei ich 2021 irgendwie nicht so viel Zeit zum Lesen hatte, wie ich es mir gewünscht hätte. Beziehungsweise habe ich viel Fachliteratur gelesen, die ich hier jedoch nicht einrechne, denn das soll reine Unterhaltung bleiben. Wie immer scheitere ich an den üblichen Verdächtigen Q und X, aber auch bei Y & Z fand ich dieses Jahr kein Buch, welches mein Interesse geweckt hat. Denn nur für den Titel lese ich dann auch wieder kein Buch, wenn es mich sonst null anspricht.

Da ich es mag, meine gelesenen Bücher für mich zu dokumentieren (und das leider viel zu viele Jahrzehnte nicht tat), werde ich mich auch 2022 wieder an der Challenge versuchen und meine Fortschritte hier dokumentieren. Wenn wer ein Buch mit Q, X, Y oder Z als Anfangsbuchstaben des Titels hat, freue ich mich natürlich sehr über eure Tipps!

Macht wer von euch dieses Jahr auch eine Lese-Challenge? Wenn ja, wie genau läuft sie denn ab? 🙂 Ich probiere jeden Tag mindestens 30 Minuten zu lesen, was meist funktioniert, aber dann auch gerne mal in gleich 2-3 Stunden ausartet. Aber hey, da beklage ich mich bestimmt nicht, es gibt doch nichts besseres als ein Buch, was einen so richtig fesselt!

[Lesenswert] Von Männern, die keine Frauen haben – Haruki Murakami

Gefühlt liebt jeder Haruki Murakami, aber irgendwie wurde ich mit seinem „Mister Aufziehvogel“ nie wirklich warm. Dann las ich ein Buch über das Laufen von ihm, was ich wiederum gut fand und nun dachte ich mir, probiere ich es eben mal mit Kurzgeschichten. Von Männern, die keine Frauen haben von Haruki Murakami hat sieben Kurzgeschichten und ich war gespannt!

Worum geht’s

Um Einsamkeit, die ich jedoch nicht unbedingt an der erfüllenden Konstellation Mann-Frau ausmachen würde, wie der Autor es tut. Wir bekommen Einblicke in das Leben sieben japanischer Männer, welche sich auch wiederum überschneiden, was mir gut gefiel. Diese leben eher unkonventionell, nicht unbedingt in die Gesellschaft passend

Wie ist’s

Zu Beginn war ich sehr angetan, da es einmal eine andere, etwas melancholische Erzählweise und Thematik war. Die einzelnen Charaktere sind spannend entworfen, doch beginnen die Geschichten dann leider, etwas redundant zu werden. Sprich, es geht immer um Einsamkeit, Sex, Tod bzw Trennung. Man dümpelt beim Lesen so mit, wirkliche Spannung kommt selten auf. Dadurch, dass es eben nur Kurzgeschichten bin, bin ich den jeweiligen Charakteren auch nicht so zugetan, mir ist ziemlich egal, wie es für sie ausgeht.

Natürlich fragt man sich, was hat der Autor vielleicht selbst erlebt und was ist reine Fiktion. Für Murakami-Fans, die mehr über den Auto wissen wollen, vielleicht ganz interessant. Bis auf die letzte Geschichte – da haben wir auch einmal eine Kafka-Verbindung, die ich mir nicht antun konnte, da ich das Original zu sehr mag – habe ich alle Geschichten komplett gelesen, aber finde sie kurzweilig und werde mich da bald auch nur noch sehr bruchstückhaft dran erinnern können. Als seichte Urlaubslektüre könnte das also was für euch sein!

Eine weitere Murakami-Erfahrung, die mich leider nicht umgehauen hat. Vielleicht lag es diesmal an der gleichbleibenden Thematik, aber ich war einfach nicht gefesselt und wollte direkt weiterlesen. Stattdessen wurde es mein U-Bahn-Buch, wo man mal schnell unterwegs eine Geschichte lesen kann. Mal schauen, wie mein nächstes Leseabenteuer mit diesem Autoren ablaufen wird! Welches Buch könnt ihr von ihm empfehlen?

[Lesenswert] Finnish Nightmares – Karolina Korhonen

Das enorm lustige Comicbuch Finnish Nightmares von Karolina Korhonen fand ich hier beim Housesitting in Helsinki im Bücherregal und musste durchaus schmunzeln. Der „different kind of social guide to Finland“ ist nämlich ziemlich gut getroffen, wobei ich sagen muss, dass ich einige der Situationen seeeeeehr gut nachvollziehen kann!

Worum geht’s

Wir lernen Matti, einen typischen Finnen, kennen, der Ruhe und seinen persönlichen Freiraum liebt. Karlina Korhonen beschreibt in lustigen Szenen, was es bedeutet „finnisch zu sein“ und wie sich das auf die verschiedenstens Lebensbereiche wie Nachbarschaft, Öffentlichkeit, Einkaufen, Restaurantbesuche, soziale Beziehungen und den Arbeitsplatz auswirken kann. Dabei geht es darum, wie Introvertiertheit das Leben erleichtern, aber auch etwas verkomplizieren kann.

Wie ist’s

Nach etwas über drei Wochen in Helsinki kann ich einige der Stereotype hier durchaus bestätigen. Die meisten Finnen, die ich bisher getroffen habe, sind schüchtern, nicht sonderlich an Smalltalk interessiert und verschwenden einfach keine unnötigen Worte. Während ich in anderen Ländern z.b. jeden mir entgegenkommenden Menschen beim Wandern verbal grüße, wird hier eher genickt, seeeelten Augenkontakt gesucht, meist aber einfach nur still aneinander vorbeigelaufen und sogar weggeguckt. Woran ich mich durchaus erstmal gewöhnen musste. Auch so alltäglicher Smalltalk an der Kasse im Supermarkt fällt hier weg und ich kann sagen, so wenig habe ich in einem fremden Land bisher selten gesprochen. Was nicht daran liegt, dass ich mich nicht verständigen kann, denn jeder hier spricht hervorragend Englisch – man will es nur wie gesagt eher nicht.

Somit finde ich das Buch Finnish Nightmares definitiv erleuchtend, denn ich glaube auch, dass es keine generelle Unfreundlichkeit, sondern einfach der Lebensstil hier ist, dass man weniger mit Fremden interagiert, wenn man denn nicht muss. Ob das jetzt Introvertiertheit und Schüchternheit sind, sei mal dahingestellt, aber ich habe ein paar der Comics definitiv schon am eigenen Leib erlebt und fand sie manchmal lustig, manchmal aber auch etwas befremdlich. Eben je nachdem, ob ich sie nachvollziehen konnte 😉

Wer eine locker-leichte, zum Schmunzeln anregende „Lektüre“ haben mag und einen Einblick in das Leben eines „typischen Finnens“ bekommen will oder jemandem, der Finnlandfan ist, etwas schenken mag, dann kann ich euch dieses dünne Büchlein definitiv empfehlen. Es ist sehr süß gestaltet, man mag Matti sofort und wie gesagt, es gibt viele Situationen, die man selbst schon einmal erlebt hat, was auch kurz zum Nachdenken über das eigene Selbst anregt.

[Lesenswert] Normal People von Sally Rooney

Vor etwas über zwei Jahren tauchte Normal People von Sally Rooney überall auf und ich erinnere mich, es in London in der Hand gehabt zu haben, mich dann aber doch gegen einen Kauf entschied. Denn irgendwie klang es für mich nach einer nicht sonderlich spektakulären Liebesgeschichte a la „One day“ und weckte mein Interesse nicht genug, um es zu kaufen. Jetzt fand ich es aber im Bücherregal meiner Unterkunft hier in Helsinki und wollte wissen, ob es diesen Hype damals wert gewesen ist!

Worum geht’s

Connell und Marianne kommen beide aus derselben Kleinstadt in Irland und gehen auf dieselbe Schule, interagieren dort aber nicht. Während Connell allseits beliebt ist, gilt Marianne als Aussenseiterin. Dass seine Mama für ihre Mutter als Putzhilfe arbeitet, erlaubt den beiden Teenagern, sich unbemerkt kennenzulernen und sie beginnen, sich zu verlieben. Nach der Schule gehen beide zum Studieren nach Dublin, wo sie sich erneut finden und merken, dass sie irgendwie immer wieder magisch voneinander angezogen werden.

Wie ist’s

Es tut mir wirklich leid, da das Buch enorm gelobt und mit Kritikerpreisen überschüttet wurde, aber ich fand es einfach nicht besonders. Also der Titel „Normal People“ passt hier zwar, aber ich habe genau solche klischeehaften Liebesromane schon in Massen und besser geschrieben gelesen. Ich werde nicht gepackt, die ersten fünfzig Seiten musste ich mich wirklich durch ihre Teenagerschwärmereien quälen, da es langweilig war. Leider entwickeln sich die Personen nicht so komplex, wie ich es mir erwünschte. Stattdessen bleibt vieles an der Oberfläche oder wird gar nicht erst angesprochen.

Das Buch macht manchmal tage- dann wieder wochenlange Zeitsprünge, wörtliche Rede wird nicht gekennzeichnet, was ich etwas ungewohnt (aber nicht dramatisch fand) und man dümpelt in der Geschichte eben so dahin. Ich musste nicht gespannt weiterlesen, sondern konnte das Buch auch einfach mal ein paar Tage aus der Hand legen. Für mich ist es etwas zu langatmig, verliert sich teilweise in absolut unwichtigen Details und verpasst dann wieder, wichtige Themen anzusprechen.

Vielleicht trifft es den heutigen Zeitgeist junger Menschen und ich bin da mit 36 Jahren jetzt echt nicht mehr die Zielgruppe, aber ich fand das Buch eher nichtssagend. So wie eine dieser vielen sechsfolgigen Netflix-Serien, mit denen man einen Sonntag rumbringt, sich danach aber nicht mehr an enorm viel erinnert. So geht es mir mit diesem Buch, ich erinnere mich grob an den Plot, aber nichts hat sich wirklich eingebrannt. Hier hätte ich mir einfach interessantere Charaktere mit Entwicklung gewünscht oder eben externe Situationen, die sie bewältigen müssen. Aber so war das alles einfach nur „Naja“ und motiviert mich leider auch nicht, mehr von Rooney zu lesen.

Kennt ihr Normal People (vielleicht auch die Serie) und stimmt mir zu oder seid ihr komplett anderer Meinung und habt das Buch nur so verschlungen? Ich bin neugierig, ob ich alleine mit dieser eher enttäuschten Sicht dastehe!

[Lesenswert] Identitti – Mithu Sanyal

Meine beste Freundin drückte mir das Buch Identitti von Mithu Sanyal mit den Worten „kennst du zwar alles schon, ist aber trotzdem nett“ in die Hand und ich muss sagen, damit hat sie ziemlich recht. Wobei ich bisher noch nicht von der Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal gehört hatte und somit sehr neugierig auf ihre Schreibweise war. Enttäuscht wurde ich definitiv nicht, will ich schon einmal anmerken!

Worum geht’s

Nivedita (indischer Papa und deutsche Mama) beschäftigt sich auf ihrem Blog mit Fragen rund um Identitätspolitik, während sie nebenbei unter Saraswati, einer renommierten Professorin für Postcolonial Studies in Düsseldorf, studiert. Diese ist ebenfalls eine PoC (Person of Colour), die sich unter anderem einen Ruf damit machte, weiße Studenten aus ihren Seminaren zu kicken. Jetzt kommt aber plötzlich heraus, dass Saraswati eigentlich Sarah Vera Thielmann heißt und Deutsche ist. Zwar mit einem indischem Adoptivbruder, aber per se ist sie weiß – und damit beginnt ein medialer Shitstorm, der sich gewaschen hat.

Wie ist’s

Am Anfang musste ich mich erst einmal in den Schreibstil einfinden, der aus der Ich-Perspektive von Nivedita erzählt wird. Dazwischen mischen sich Blogbeiträge, Twitterkommentare und andere soziale Medien, die sich zu Wort melden, was es spannend macht. Schön fand ich auch, dass es einige Zitate gibt, Quellenangaben und weiterführende Literatur, womit man sich hier wirklich tiefergehend mit dem Thema Identität beschäftigen kann, wenn man den will. Gemeinsam mit Saraswati dekonstruiert man hier als Leser den „race“-Begriff und fängt an, doch darüber nachzudenken, ob er nicht ähnlich fluide wie „gender“ sein kann. Denn das ist ihre selbstermächtigende These, mit der sie ihre eigene PoC-Identitätskonstruktion argumentiert und Nivedita sowie andere Studierende an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringt.

Es ist sehr gut gemacht, wie hier aktuelle postkoloniale Literatur und Debatten eingefügt werden, manchmal quasi im Nebensatz und ich habe Freude beim Lesen gehabt. Wer sich mit der Thematik beschäftigen mag und nicht gleich auf Sachbuchebene, dem kann ich Identitti empfehlen, denn es macht Spaß zu lesen und schafft es, einen zu fesseln. Man will wissen, wie es ausgeht und ich habe das Buch deshalb in nur drei Sitzungen gelesen.

Wenn der ein oder andere schon auf Weihnachtsgeschenk-Suche ist, das hier lohnt sich in meinen Augen definitiv zum Verschenken! Zumindest habe ich gleich noch 2-3 Leute im Kopf, denen ich das Buch auch weitergeben würde, denn es regt zum Nachdenken an, ist gleichzeitig aber doch eine leicht zu lesende Lektüre – und diesen Spagat schaffen nicht so viele Autoren aktuell! 🙂

[Lesenswert] Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt – Herta Müller

Der Namen Herta Müller ist mir zwar schon lange ein Begriff, aber erstaunlicherweise hatte ich bis vor kurzem noch nie etwas von ihr gelesen. Als ich dann Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt im Bücherschrank entdeckte, wusste ich, dass endlich der Zeitpunkt gekommen war! Und stürzte mich recht unbedarft in dieses immer noch in mir nachhallende Werk!

WORUM GEHT’S

Wir befinden uns in einem Dorf in Rumänien zur Zeit Ceausescus, in welcher immer mehr rumäniendeutsche Bewohner ihre Heimat verlassen. Auch die Familie Windisch wartet auf ihre Papiere mit Ausreisegenehmigung, um in den so vielversprechenden Westen zu ziehen. Sie befinden sich in einem schrecklich bedrückenden Stillstand und schaffen es erst mit Hilfe ihrer Tochter Amalie und einer schrecklichen Selbstaufopferung, an die ersehnte Genehmigung zu gelangen.

WIE IST’S

Mit einfachen Sätzen und klaren Worten gelingt es Herta Müller, einen sofort in eine schirr aussichtslose, deprimierende Lage in einem kommunistischen Land im Aufbruch, aus dem man selbst schnell fliehen mag, zu versetzen. Die Worte schmerzen, hallen nach und lassen einen nicht zur Ruhe kommen. Die wenigen (bisschen über 100) Seiten liest man schnell durch, hält immer mal wieder inne und ja, ich musste auch ab und an googlen, um all die historischen Zusammenhänge zu verstehen. Sie malt mit ihren Worten ganze Landschaften der Heimatlosigkeit, was mich fasziniert; die Themen Sexualität und besonders der (brutale) Umgang mit Frauen ist schockierend und wird gleichzeitig als „ganz normal“ dargestellt, was schmerzt.

Dadurch muss ich sagen, dass es kein leichtes Buch ist, welches man mal so zwischendurch lesen kann. Man sollte sich lieber einen Nachmittag/Abend dafür reservieren und sich wirklich auf die Geschichte konzentrieren. Mit Pausen funktioniert der Atmosphärenaufbau für mich hier nämlich leider nicht, da man nicht so leicht wieder reinkommt. Gute Laune hat man nach dem Lesen auch nicht, ich habe mich danach erst einmal genauer über Rumäniens Geschichte informieren müssen und habe das ein oder andere gelernt.

Ich muss allerdings gestehen, dass mir diese Lektüre nicht unbedingt Lust macht, mehr von Herta Müller zu lesen. Es ist nachvollziehbar, wieso sie den Nobelpreis bekommen hat, für mich ist ihre Schreibweise aber eher anstrengend und nur passend, wenn ich wirklich in der Laune dafür sein sollte. Was ich in der Thematik „deutsche Minderheit in Rumänien“ aber eher nicht mehr sein werde, zumindest nicht in nächster Zeit, da ich das Gefühl habe, einen ganz guten Einblick bekommen zu haben.

Habt ihr schon etwas von Herta Müller gelesen? Wenn ja, was denn und wie seid ihr damit zurechtgekommen?

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