Kategorie: Lesen

[Lesenswert] Die beste Entscheidung unseres Lebens – Friederike Achilles & Philipp Rusch

Als ich letzte Woche das Buch „Die beste Entscheidung unseres Lebens. Wie wir einfach loszogen und um die halbe Welt reisten“ von Friederike Achilles und Philipp Rusch im öffentlichen Bücherschrank stehen sah, musste ich einfach zugreifen. Denn a) brauchte ich eine leichte Lektüre für den Urlaub in der Sächsischen Schweiz (Bericht folgt) und b) sitze ich hier quasi mit starkem Fernweh und versuche gerade herauszufinden, wo ich jetzt hinreisen werde. Da ist ein bisschen Inspiration doch genau das Richtige und da die asiatische Monsoonzeit beginnt, wird es wohl in eher unbekannte Gefilde für mich gehen, nämlich wohl in Richtung Mittel- und Südamerika. Gut, dass die beiden Autoren genau dort den ihre Reise begonnen haben, somit war ich schon sehr neugierig!

Worum geht’s Der Titel verrät es eigentlich schon, wir begleiten hier Friederike und Philipp einmal um die halbe Welt. Gestartet wird in Kuba, dann geht es durch Mittel- und Südamerika, ein Abstecher in die USA, dann weiter rüber nach Asien und am Ende landen sie in Indien, wo Philipp nämlich Familie hat, die er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Dass sie in Varanasi, meinem liebsten Ort auf der Welt, stoppen, war für mich einerseits interessant, andererseits lese ich eigentlich nie Berichte hierüber, da ich meine eigenen Erfahrungen nicht vermischen mag (und mich oft über die Ignoranz anderer Reisender aufrege *g*)

Wie ist’s Es ist im typischen Reisenotiz-Stil geschrieben, als würde man eben in das Notizbuch der beiden schauen, welches sie unterwegs gefüllt haben. Sie schreiben abwechselnd, mal gibt es aber ergänzende Kommentare des jeweils anderen, was ich ganz nett fand, da man so eben zwei Sichten („Realitäten“) von einem Ort bekam. Die anfänglichen Berichte fand ich etwas zäh, im Südamerikateil wurde es besser, da mich das wohl einfach mehr interessiert hat und ich habe mir auch ein paar Inspirationen für eine eigene Reise holen können. Aber wirklich gefesselt haben mich die beiden mit ihrem Erzählstil einfach nicht, was natürlich immer vom eigenen Geschmack abhängt und viele das Buch bestimmt sehr mögen werden.

Gestaltet ist das Buch sehr schön, man hat im Umschlagsinneren eine Weltkarte mit allen Stopps der beiden, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die einzelnen Bildern bereichern die Berichte und gefallen mir. Aber wie gesagt, irgendwas fehlt mir, die Berichte bleiben eher an der Oberfläche, manchmal wird ganz schön verallgemeinert, mir fehlt der Respekt für die jeweilige Kultur an einigen Stellen und es werden auch viele Klischees von den beiden aufgegriffen. Vielleicht hätten sie weniger Länder auf ihre Liste setzen und stattdessen noch mehr Zeit in den verbliebenen Ländern bleiben sollen, um mehr einzutauchen.

Ich kann das Buch nicht empfehlen, da es mir persönlich einfach nicht zusagt und besonders für Leute wie mich, die eben selbst viel reisen, ist es nichts. Somit habe ich es jetzt halbherzig meiner Mama hingelegt, dass sie mal reinschaut, werde es dann aber schnell wieder in den öffentlichen Bücherschrank stellen, damit sich hoffentlich jemand anderes mehr darüber freut. Habt ihr einen Tipp für ein Weltreise-Buch, das ihr nur so verschlungen habt? Und falls wer eine tolle Ecke in Mittel- und Südamerika kennt (gerade bin ich ganz unspektakulär bei Tulum) freue ich mich natürlich auch sehr darüber!

[Lesenswert] The curious incident of the dog in the night-time – Mark Haddon

Vor Jahren kam dieses Buch durch einen Freund in meinen Besitz, wo es jetzt lange Zeit einfach so im Regal stand. Da ich eben diesen Freund aber die Tage in Berlin besuchte (und er das Buch selbst nie gelesen hat), nahm ich die Zugfahrt zum Anlass, es einfach mal zu lesen. Ohne große Erwartungen fing ich also mit The curious incident of the dog in the night-time von Mark Haddon an und was soll ich sagen, ich habe es einfach nur verschlungen! Ganz, ganz, ganz große Liebe und ich habe meinen Freund auch schon überzeugt, dass er es jetzt lesen muss!

Worum geht’s Der 15-jährige Christoper lebt mit seinem Vater in einer Reihenhaussiedlung, wo er eines Abends den toten Hund der Nachbarin findet. Zunächst wird ihm der Mord unterstellt, da er Asperger hat und niemand so genau weiß, was er mit dem Hund zu tun hatte. Da sich die Polizei nicht weiter um den Fall kümmert, beschließt Christopher schließlich selbst, den Mord aufzuklären und beginnt Nachforschungen in der Nachbarschaft anzustellen. Hier beginnt er, viel wichtigere Geheimnisse aufzudecken, die ihn schließlich dazu bringen, sich ganz alleine auf eine Reise nach London zu begeben.

Wie ist’s Mark Haddon schreibt ganz wunderbar, hier wird einem eine sehr gute Geschichte mit vielen unerwarteten Wendungen erzählt. Zumindest habe ich vom Klappentext her etwas ganz anderes erwartet und dann wurde es so viel tiefer und dunkler, grandios! Unsere Hauptperson Christopher ist so interessant und vielschichtig, da ich mich gerade sowieso mit Asperger beschäftige, war das auch einfach genau das richtige Buch. Teilweise sind seine Handlungsweisen auf den ersten Blick „seltsam“, man wird aber durch seine Sicht gelenkt und beginnt zu verstehen, wann er wie handelt.

Die Illustrationen und z.b. Berechnungen sind ebenfalls sehr passend für das Buch, sie geben einem ein noch besseres Verständnis in die Lebenswelt von Christopher. Die Sprache von Haddon selbst ist leicht und flüssig zu lesen, er verzichtet auf unnötige Verschachtelungen. Ein paar spannende Referenzen zu anderen Büchern baut er aber auch ein, wenn sich jemand weiter mit einer bestimmten Thematik beschäftigen will. Da die Kapitel kurz sind, kann man das Buch auch gut mit Unterbrechungen also z.b. morgens in der Bahn lesen, denn man findet immer wieder sehr schnell hinein. Da es aber wirklich fesselnd ist, würde ich es euch empfehlen, wenn ihr etwas mehr Zeit habt, um euch komplett in einer Geschichten zu verlieren. Schön ist ebenfalls, dass das Buch nachwirkt und man sich über viele Dinge, wie man selbst die Welt wahrnimmt, Gedanken macht. Mir hat es definitiv geholfen, einen besseren Blick in die Lebenswelt von Menschen mit Asperger zu erhalten und dass es dann auch noch ein Coming of Age Roman in seinen Anfängen ist, hat die Sache für mich komplett rund gemacht!

Eine Stelle aus dem Buch, die ich besonders gut fand, schreibe ich euch auch noch kurz auf: „Prime numbers are what is left when you have taken all the patterns away. I think prime numbers are like life. They are very logical but you could never work out the rules, even if you spent all your time thinking about them“.

Wer etwas für’s Herz will, was einen mitnimmt und doch mal etwas anderes ist, für den ist dieses Buch genau das Richtige und spontan würde ich es jedem empfehlen. Traut euch auch gerne an die englische Version, Mark Haddon schreibt sehr verständlich und verschachtelt nicht unnötig! Kennt es wer zufällig schon und ist davon ebenfalls begeistert?

[Lesenswert] Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson

Zwar schreibe ich selbst wahnsinnig gerne Reiseberichte für meinen Blog (und andere Seiten), lesen mag ich solche meist aber nicht. Was einfach daran liegt, dass ich die Orte unbeeinflusst zum ersten Mal erleben will und mich überraschen lassen mag. Klar schaue ich vorher online, was es so zu entdecken gibt, aber ich lasse mich beim Reisen eben doch einfach treiben, frage Leute vor Ort und schaue um die Ecke. Das kann ich zum Glück, da ich selten kurze Reisen unternehme, sondern eben genug Zeit habe.

Das Reise-Buch Frühstück mit Kängurus von Bill Bryson stand bestimmt lockere fünf Jahre ungelesen in meinem Schrank, denn a) hatte ich Australien so gar nicht mehr auf dem Plan für die nahe Zukunft und b) gab es einfach so viele Bücher, die ich vorher lesen wollte. Jetzt war ich zufälligerweise aber spontan von Indien aus drei Wochen in Australien (ok, nur in Canberra) und dachte mir, dass ich das Buch nun auch lesen und sehen kann, was Bill so von Down Under gehalten hat. Lustigerweise haben wir zur Hauptstadt eine recht ähnliche Meinung!

Worum geht’s Bill nimmt uns quer durch Australien mit, was er in mehreren Roadtrips, mal allein, mal mit Begleitung, bereist, aber doch noch immer nicht alles entdeckt hat. Das Land ist aber auch einfach verdammt groß und teilweise fährt man mehrere hundert Kilometer durch das reine Nichts. Erinnert mich sehr an meinen Trip vom Yukon hoch nach Yellowknife in Kanada (absolut zu empfehlen übrigens!). Es geht viel um die Natur, die Menschen, man bekommt einiges zur Geschichte und Kultur serviert, aber in leichten, kurzen Häppchen.

Wie ist’s Ganz nett, aber nicht unheimlich fesselnd oder motivierend, jetzt sofort den nächsten Flug zu buchen und selbst loszufahren. Praktisch fand ich, dass ich Orte/Dinge gleich googlen konnte, über die er schrieb und mir so doch selbst aus der Ferne ein Bild machen konnte. Teilweise habe ich andere Erfahrungen gemacht, das fand ich sehr spannend und auch die Perspektive, aus der er (weißer Engländer, der lange in den USA gelebt hat) kommt, kommt hier gut durch und bringt ihn zu anderen Erfahrungen. Diese Leseart hat den Reisebericht für mich interessanter gemacht, aber da spricht kurz die Ethnologin.

Ansonsten nennt er skurrile Fakten, gräbt historische Ereignisse aus, die die Australier lieber unter den Teppich kehren und zeichnet ein recht vielfältiges Bild. Aborigines kommen für mich viel zu kurz, was ich sehr schade finde. Das Buch erschien schon 2002, aber ich finde, trotz dieser 15 Jahre stimmen noch sehr viele Beobachtungen, die er gemacht hat, mit den meinen überein. Teilweise ist das Buch doch sehr langatmig und übertrieben, an einigen Stelle aber doch enorm witzig (Bryson hat einen trockenen Humor), wie andere seiner Werke, fand ich es jetzt auch nicht. Ich habe eher durchgehalten, damit ich es jetzt in den nächsten öffentlichen Bücherschrank stellen kann und etwas mehr Platz im Regal habe.

Nicht das überzeugendste Werk, was ich von Bill Bryson gelesen habe, seine kurze Geschichte von fast allem fand ich um Längen besser. Wenn ihr einen Reisebericht, keinen -führer über Australien lesen wollt, könnt ihr hiermit vielleicht trotzdem euren Spaß haben, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden, aber ich würde es jetzt nicht an meine Freunde mit einer absoluten Leseempfehlung weitergeben. Frühstück mit Kängurus hatte ich leider nie, ich habe sie aber beim Picknicken am Nachmittag häufig angetroffen 🙂

[Lesenswert] Weiße Nächte: Eine Liebesgeschichte – Fjodor Dostojewski

Heute habe ich einen Klassiker für euch, den ich auf Empfehlung einer Freundin kaufte und dann erst einmal Jahre lang im Regal stehen hatte, da ich irgendwie nie Lust auf „eine der schönsten Liebesgeschichten der Weltliteratur“ hatte. Jetzt habe ich die schon 1848 geschriebene Novelle Weiße Nächte: Eine Liebesgeschichte von Fjodor Dostojewski aber doch endlich zur Hand genommen und 110 Seiten innerhalb weniger Stunden nur so verschlungen. Und ja, statt in den öffentlichen Bücherschrank stelle ich es wieder in mein Regal, da ich es definitiv noch einmal lesen mag!

Worum geht’s Unser Erzähler, ein einsamer, etwas unglücklich wirkender Städter, streift durch die abendlichen Straßen von St. Petersburg als er eine junge, weinende Frau entdeckt. Unter dem Vorwand, Nastenka vor einem betrunkenen Mann zu beschützen, nähert er sich ihr und die beiden beginnen ein Gespräch. Schnell wird klar, dass auch sie unglücklich mit ihrem Leben ist und sie beginnen, sich ihre Geschichten zu erzählen. Sie treffen sich noch in drei weiteren Nächten und zwischen dem Austausch von Ängsten und Sehnsüchten beginnt, sich eine zarte Liebe zwischen ihnen zu entwickeln, die jedoch an der Realität scheitert.

Wie ist’s Dostojewski schreibt natürlich auch hier großartigst, allein sein erster Satz aus diesem Werk wurde schon so oft zitiert, aber ich schreibe ihn euch auch noch einmal: „Es war eine wundervolle Nacht, eine solche Nacht, wie sie vielleicht nur vorkommen kann, wenn wir jung sind.“ Der Roman wird als „empfindsam“ beschrieben und das ist er auch. Man bekommt hier sehr viel Inneneinsicht in die Gefühlswelt der beiden Hauptpersonen, was durchaus schmerzend sein kann. Es ist kein heiterer Liebesroman, keine Chic-Lit-Lektüre (nicht negativ gemeint!), die euch auflachen lässt, sondern man hat eben diese melancholisch-russische Atmosphäre, die ich so liebe.

Dass sich unser Erzähler in das Mädchen verliebt, welches wiederum auf die Rückkehr eines Mannes wartet, den sie heiraten will, ist tragisch und man wartet eigentlich nur darauf, dass es zu einem dramatischen Ende kommt. Denn von außen betrachtet, kann diese Situation nicht gut ausgehen und doch gelingt es Dostojewski immer wieder, kleine Zweifel zu säen und Hoffnung im Leser zu wecken. Um diese dann natürlich wieder zu zerstören, was ihm wunderbar gelingt und das Buch so zu einem sehr intensiven Leseerlebnis macht! Hat man es durch, legt man es zwar aus der Hand, denkt aber noch einige Tage über die Handlung nach.

Die Novelle ist natürlich auch ganz klar „Zeichen ihrer Zeit“ und somit sehr spannend, wenn ihr euch für das frühere Russland und seine Sprache interessiert. Klar, ich habe die deutsche Übersetzung gelesen, aber hier wurde ein sehr guter Job gemacht und die teilweise sehr einfache, aber doch überschwängliche, nicht gerade moderne Sprache gibt einem viel Atmosphäre mit. Besonders empfehlen kann ich es Leuten, die sich an Dostojewski erst einmal herantasten wollen, da es eines seiner leicht zu lesenden Werke ist und eben auch nicht besonders dick..danach kann man sich ja gleich mit „Der Idiot“ ein zweites, etwas verwirrenderes Lesevergnügen geben.

Kennt ihr das Buch? Wie hat es euch gefallen und was ist euer Lieblingswerk von Dostojewski? Ich bin noch während der Abizeit total der russischen Literatur verfallen (natürlich klassisch mit Tolstoi und Gogol) und wenn ihr da Interesse habt, kann ich gerne noch mehr zeitgenössische russische Autoren vorstellen! 

[Lesenswert] How to survive as a rock band – Itchy Poopzkid

Auch an Tag 4 in Deutschland kämpfe ich noch mit dem Jetlag und wache schön in australischer Zeit mitten in der Nacht auf. Diese Zeit nutze ich dann aber produktiv, mich durch mein SUB-Regal zu lesen und habe mit How to survive as a rock band von der Punkrock-Band Itchy Poopzkid angefangen. Es ist bestimmt schon zehn Jahre her, dass ich auf dem ersten Konzert von ihnen war und die Musik hat mich einige Jahre begleitet. Fast noch besser fand ich aber immer die Livekommunikation von Sibbi & Panzer, die sich so auf der Bühne und in den danach geschriebenen Konzertberichten (damals noch auf scheisscombo.de) offenbarte. Diese waren immer so lustig, dass ich wirklich laut auflachen und mit den Tränen kämpfen musste. Somit wusste ich schon, bevor ich das Buch auch nur in der Hand hatte, dass ich viel Spaß damit haben werde!

Worum geht’s Man bekommt einen guten Einblick, was wirklich in einer Band abläuft und das Buch selbst sieht sich als „ultimativen Ratgeber einer trendresistenten Non-Hit-Wonder Band“. Thematisch beginnt das Werk bei der Bandgründung, legt offen, wie man ein Studioalbum aufnimmt, was alles auf Tour passieren kann und geht noch kurz auf Plattenverträge ein. Mammutanteil des Buches hat das Leben auf Tour und das ist auch mit Abstand das beste Kapitel, da einen die Anekdoten hier zum Lachen vor Weinen bringen. Dank vieler kurzer Unterkapitel wird einem auch nie langweilig und der Schreibstil ist genau nach meinem Geschmack.

Wie ist’s Noch immer wahnsinnig komisch, selbstironisch und teilweise so skurril, dass man es fast nicht glauben will. Die knapp 200 Seiten lesen sich sehr schnell runter, sie sind schön designt, man hat einiges an Bildern und insgesamt macht das Buch einfach gute Laune. Die reinkopierten Konzertberichte sind absolut spitze, ich musste nachts ins Kissen lachen, um niemanden zu wecken, die restliche Schreibe des Buches ist etwas „informativer“ und weniger witzig, aber so kurz gehalten, dass es dem Vergnügen keinen Abbruch tut. Solltet ihr die Band mögen oder mal einen Einblick in das Leben einer Punkrockband haben wollen, würde ich es euch definitiv empfehlen!

[Lesenswert] ABC-Challenge 2017 – 1. Update!

Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an der ABC-Challenge (hier geht’s zu meinem Endstand) teilgenommen und hatte so viel Spaß dabei, dass ich auch dieses Jahr wieder mitmachen mag. Bei dieser Challenge geht es darum, innerhalb eines Jahres Buchtitel zu lesen, sodass jeder Buchstabe im Alphabet abgedeckt ist. Klingt eigentlich zunächst ganz einfach, es gibt jedoch Buchstaben, an denen ich zumindest verzweifelt bin. Um die Challenge noch einen Ticken schwieriger zu machen, verbiete ich mir nämlich, Bücher nur wegen ihres Anfangsbuchstabens zu kaufen – ich muss sie entweder wirklich unbedingt lesen wollen und/oder sie im öffentlichen Bücherschrank finden. Da ich minimalistischer leben mag und mein Bücherregal sowieso aus allen Nähten platt, kaufe ich mir seit zwei Jahren nur noch sehr selten Bücher; meist leihe ich sie einfach aus oder hole sie aus einem öffentlichen Bücherschrank, wohin sie nach dem Lesegenuss auch wieder gehen.

Da wir jetzt schon im ditteni Monate hinter uns haben, dachte ich mir, wird es Zeit für ein erstes Update! 

ZWISCHENSTAND:  von sechsundzwanzig Buchstaben sind acht „gelesen“

 

Aging and the Indian Diaspora – Sarah Lamb
Barney’s Version – Mordecai Richler
Cockroaches – Jo Nesbo
D
Everyone has a story – Savi Sharma
F
Glamorama – Bret Easton Ellis
H
India – Shashi Tharoor
J
K
Life of Pi – Yann Martel
M
N
O
P
Q
R
Stadt und die Hunde, Die – Mario Vargas Llosa
T
U
V
W
X
Y
Z

Ich habe mich dazu entschieden, sowohl englische als auch deutsche Titel für die Challenge zu nutzen, da ich zu circa 50% englische Bücher lese und das hier auch abgebildet werden darf. Außen vor lasse ich Hörbücher und Ebooks (fragt mich nicht, wieso), wobei ich sie zwar liebe, sie aber nicht sichtbar in meinem Bücherregal stehen.

Dass es bisher „nur“ acht Bücher sind, überrascht mich, da ich eigentlich mehr lese. Aber wie immer liegt das u.a. daran, dass ich jetzt schon Buchstaben „doppelt“ habe und diese nicht extra aufzähle. Bis zum Halbzeitsupdate wird sich da aber hoffentlich noch einiges ändern. Seit Dienstag bin ich auch wieder in Deutschland und habe schon erfahren, dass mein liebster öffentlicher Bücherschrank nicht mehr ist und ich mich jetzt einmal erkundigen muss, wo es hier im Umkreis noch welche gibt. Nicht nur, damit ich Lesenachschub kriege, sondern auch, damit ich einige Bücher auf die Reise schicken kann, die hier nur im Regal stehen und besser bei jemandem anderen aufgehoben sind.

Macht noch jemand bei der Challenge mit? Wie sieht euer Zwischenstand aus? Hat jemand einen guten Buchtipp für einen der schwierigeren Buchstaben wie Q? 

[Lesenswert] Everyone has a story – Savi Sharma

Wann immer ich im Ausland bin, versuche ich natürlich, möglichst viele hiesige Autoren zu lesen, um einen noch besseren, vielleicht intensiveren Einblick in das dortige Leben zu erhalten. In Indien ist die Auswahl an Autoren absolut überwältigend, mir war nach leichter Kost für einige Stunden Zugfahrt und so kam Everyone has a story von Savi Sharma zu mir. Natürlich habe ich es – wie immer – in einem öffentlichen Hostelbücherschrank gefunden und in einen anderen dann gleich wieder reingestellt. Die Autorin war mir bis dato unbekannt, ich fand allerdings toll, dass sie die erste Selfpublishing-Autorin Indiens ist und das in einem noch so jungen Alter!

Worum geht’s Alles dreht sich um die beiden Hauptpersonen Meera (ambitionierte Nachwuchsschriftstellerin) und Vivaan (Bankmanager), die sich bei einer Lesung kennenlernen und sich nach und nach mit diversen Hürden ineinander verlieben. Meist treffen sie sich in dem Cafe eines Freundes, der somit auch noch in das Buch integriert wird und als Inspirationsquelle für Meera’s Geschichten dient.

Wie ist’s Man bekommt hier seeeeeehr seichte Kost, die dazu auch nicht gut geschrieben ist. Erwartet man einen witzigen Chetan Bhagat, wird man leider absolut enttäuscht. Das Buch wird abwechselnd aus der Perspektive von Meera und Vivaan erzählt, doch macht es das auch nicht spannender. Es ist belangloses Geplänkel, alles vorhersehbar, sehr klischeehaft und einfach nur banal. Ich hatte mehr das Gefühl, das Tagebuch eines Teenies zu lesen, statt ein richtiges, gedrucktes Buch, in welches Menschen Geld investiert haben.

Die Storyline hat mich überhaupt nicht gefesselt, am Ende wollte ich kurz jubeln, aber dann kam es natürlich doch so, wie man es von Seite 1 erwartet hat. Kreativität und neue Gedanken sucht man hier echt vergebens, das Buch ist wie eine dieser schlechten romantischen Komödien, die nachts im vierten Programm laufen (oder so, ich habe keine Ahnung *g*). Die einzelnen Charaktere werden nur oberflächlich, dafür dann aber natürlich sehr stereotypisch gezeichnet und auch hier hat man das Gefühl, ihnen schon zigmal begegnet zu sein.

Gut war, dass das Buch zwischen den einzelnen, sehr kurzen Kapiteln immer leere Seiten hat und groß gedruckt ist, ich war in vielleicht 90 Minuten durch und kann sagen, dass ich somit immerhin nicht allzu viel Lebenszeit verschwendet habe. Noch ein Buch (ja, es gibt noch eines) von der Autorin würde ich aber bestimmt nicht lesen und weiterempfehlen kann ich es beim besten Willen auch nicht. Nich einmal als Studie über das Datingverhalten junger, urbaner Inder oder an einen Teenager, dafür hat mir hier einfach so gar nichts gefallen. Was aber immerhin dafür sorgen wird, dass ich es in kurzer Zeit komplett vergessen haben werde. Denn auch wenn der Titel es verspricht, dieses Buch hat sowas von gar keine Story!

Lest ihr auch gerne Bücher von den Autoren, in deren Land ihr gerade seid? Wenn ja, was gab es da zuletzt für euch? Solltet ihr Lust auf indische Autoren haben, dann kann ich euch Arundhati Roy sehr ans Herz legen, die Bücher kann man nicht oft genug gelesen haben!

[Lesenswert] The Best American Essays 2013 edited by Cheryl Strayed

Optisch hat das Buch schon einiges mitgemacht und wäre ich kein großer Fan von Essays und Cheryl Strayed, hätte ich es auch nie aus dem öffentlichen Bücherregal gezogen. So konnte ich die äußeren Makel aber übersehen und The Best American Essays 2013 Edited by Cheryl Strayed and Robert Atwan flugs mit auf meine einsame Insel nehmen. Persönlich liebe ich Essays, da sie mich trotz ihrer Kürze meist zum Nachdenken anregen und man viele unterschiedliche Themen und Perspektiven in nur einem Buch erhält. Besonders angezogen hat mich die Tatsache, dass Cheryl Strayed die Essays danach auswählte, dass „each of these essays left me saying Ah at the end, with joy or sorrow or recognition, with delight or dread or awe or all of those things mixed together. As if nothing would ever be the same again“.

Worum geht’s Insgesamt sind es 26 Essays, von sehr bekannten bis zumindest von mir noch nie gehörten Autoren und es sind sowohl große Zeitschriften, aber auch kleinere, regionale Vertreter dabei. Die Mischung ist alleine von diesen beiden Punkten schon sehr abwechslungsreich, die Themen und Schreibstile ergänzen das aber noch einmal und nach jedem Essay ist man gespannt, wie es noch weitergeht. Ich weiß nicht, ob die Reihenfolge von Cheryl festgelegt wurde, aber sie hat mir richtig gut gefallen, da es nicht drei schwere und drei seichtere Teile hintereinander waren, sondern immer genug Abwechslung, dass einem nie langweilig wurde.

Wie ist’s Ganz genau nach meinem Geschmack und jedes Essay hatte eine richtig gute Message, die absolut zum Nachdenken anregte und Cheryl’s Anspruch, dass etwas nach dem Lesen anders ist, definitiv genügt. Nach jedem Autoren habe ich eine kurze Pause eingelegt, nachgedacht, mir Notizen gemacht, was ich näher recherchieren mag und ich kann nicht ein Essay herauspicken, welches mir nicht gefiel. Die unterschiedlichen Themen und Stile waren erfrischend, ich kann noch von jedem Einzelnen eine Zusammenfassung geben und sagen, was mir besonders gefallen hat und das habe ich bei 26 Stück eigentlich nicht erwartet. Wahnsinn, dass die Qualität hier durchgehend so fantastisch ist und ich will definitiv mehr von den einzelnen Autoren lesen. Müsste ich jetzt wirklich (mit Pistole am Kopf) einen Liebling wählen, würde es wohl Highway of Lost Girls von Vanessa Veselka für GQ werden, der eine so starke, atmosphärische Wirkung hatte, dass ich Gänsehaut bei 35 Grad am Strand bekam.

Das Beste an diesem Band ist die Tatsache, dass er von 2013 ist und ich so noch viele andere lesen kann – für The Best American Essays 2016 hat Jonathan Franzen die Ehre gehabt und sich die Essays nach seinem Kriterium „risk“ ausgesucht, was mich auch schon wieder total neugierig macht. Schade, dass wir so etwas nicht auch für deutsche Autoren haben, vielleicht sollte ich das irgendwie mal einführen, denn ach, ich hatte wirklich mit das beste Leseerlebnis 2016 mit diesem schon so kaputtgelesenen Buch. Am liebsten würde ich es mit zurück nach Deutschland schleppen und ins Regal stellen, aber a) will ich weiterhin minimalistisch leben und b) sollen möglichst viele Leute in diesen Genuss kommen und zum Nachdenken angeregt werden. Mal sehen, wie lange es in meinem liebsten Restaurant im öffentlichen Bücherregal stehenbleibt.

Kennt wer von euch die Reihe oder kennt weitere gute Essaybände, die ich lesen könnte? Bestimmt haben viele von euch „Wild“ gelesen, den Film gesehen oder zumindest dank der neuen Gilmore Girls Staffel von Cheryl Strayed gehört, die ich euch nicht nur als Editor dieses Bandes, sondern auch als Autorin empfehlen kann. Da sollte man sich aber lieber gleich das Wochenende freinehmen, denn wenn man mit einem ihrer Bücher anfängt, kann man nicht mehr aufhören!

[Lesenswert] Die Angst des Tormanns beim Elfmeter – Peter Handke

Zwar ist es schon eine ganze Weile her, dass ich das Buch „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ von Peter Handke gelesen habe, da ich aber doch noch ab und an daran denke, verdient es einen eigenen Beitrag. Der Autor an sich ist schon eine sehr spannende Persönlichkeit, der sein Jurastudium vor der letzten Prüfung abbrach, Erzählungen, Prosa, Theaterstücke und Übersetzungen seit 1966 verfasst und selbst sagt, dass ein Künstler mehrere Verwandlungen durchlaufen muss, welche qualvoll, aber eben notwendig seien. Ohne auch nur den Klapptentext zu lesen (ok, es gab auch keinen) wusste ich schon, dass ich diesen Autoren mögen werde!

Worum geht’s Hauptperson ist Josef Bloch, der wie gewöhnlich zu seinem Job als Monteur erscheint, dort jedoch das passive Verhalten der Kollegen (keiner grüsst ihn) als Botschaft auffasst, dass er gefeuert wurde. Der ehemalige Torwart (dazu kommt ganz am Ende des Buches etwas) beginnt, wahllos durch Wien zu streifen, geht ins Kino, in Restaurants und Cafes und kehrt in einem Hotel ein. Die Kassiererin des Kinos und er kommen sich näher und es kommt zu einem tragischen Ende der Beziehung, die ich absolut nicht habe kommen sehen. Bloch verliert mehr und mehr den Bezug zur Realität, Wahrnehmungsstörungen setzen ein, Worte passen für ihn nicht mehr zu den Objekten, wenn jemand mit ihm spricht, stimmen die Worte nicht mit den Lippenbewegungen überein und er sieht sich selbst in als Statist in einer Welt, die keinen Sinn ergibt, auch wenn er sie versucht zu dekonstruieren.

Wie ist’s Absolut großartig geschrieben, Peter Handke hat mich schon nach wenigen Seiten mit seinem Stil gefesselt und ich verstehe, wieso er von vielen so gefeiert wird. Er schreibt aus der Sicht des Protagonisten, der sich mehr und mehr verliert, die Realität anders wahrnimmt und den Leser mit seinen Gedanken wirklich fordert. Man muss sich selbst viele Dinge erklären und kann nicht einfach jeden Satz so hinnehmen, wie er geschrieben ist. Die Wahrnehmungsstörung wird so zur Realität des Lesers und man kann sich (mal mehr, mal weniger gut) in seine Situation hineinversetzen. Überrascht wurde ich aber auch oft, da kommen Wendungen und Gedanken auf, die ich einfach nicht erwartete. Was meinen Lesegenuss natürlich noch steigerte! Das Ende hat mich ehrlich gesagt etwas irritiert zurückgelassen und ich weiss, dass ich dieses Buch in einigen Jahren noch einmal lesen werde, das geht dank der Kürze ja ganz gut. Als Urlaubs- oder Bahnlektüre würde ich es aber absolut nicht empfehlen, man muss sich schon darauf einlassen und konzentriert an die Sache gehen, sonst bleibt man schnell sehr irritiert zurück und hat nicht wirklich viel Spaß.

Mein erster, aber bestimmt nicht letzter Handke, das kann ich schon einmal sagen. Ich glaube allerdings, dass man dieses Buch nur sehr mögen oder absolut nicht leiden kann..viele haben es bestimmt nach wenigen Seiten entnervt aus der Hand gelegt, da es eben anders ist. Wirklich viel mit Fussball hat es auch nicht zu tun, sollte man den Titel hier zu wörtlich nehmen. Bei mir hat es einen bleibenden Eindruck hinterlassen, was bei meinem Lesepensum nicht allzu oft passiert und ich will unbedingt ein von ihm geschriebenes Theaterstück sehen. Kennt es wer von euch zufällig oder kann mir ein anderes Buch von Peter Handke empfehlen?

[Lesenswert] Die Stadt und die Hunde – Mario Vargas Llosa

Von dem Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa wollte ich schon ewig etwas lesen, kam dann aber irgendwie nie dazu, mir eines seiner Bücher zu kaufen. Umso mehr freute ich mich, dass ich kurz vor meinem Abflug Die Stadt und die Hunde im öffentlichen Bücherschrank fand und natürlich wurde es direkt eingepackt. Jetzt konnte ich es endlich lesen und dabei noch den tollen Gangesblick genießen!

Worum geht’s Das Buch spielt in einer peruanischen Militärschule und bildet das Leben der dortigen Kadetten ab. Man wird Teil ihres Alltags mit all seinen Regeln, seiner Gewalt, dem Umgang der Jungen untereinander und ihren Gedankenwelten. Das gegenseitige Piesacken endet schließlich in einem Mord, dem Denunzieren verschiedenster Kameraden und der Spaltung einer vorherigen, irgendwie doch vorhandenen Gruppengemeinschaft. Man bekommt hier einen sehr guten Einblick, wie das Leben in solch einer Schule abläuft und was es mit der Psyche Heranwachsender machen kann (statt sie zu „guten“ Menschen zu erziehen, kommen hier die schlechtesten Züge zum Vorschein). Ein coming of age Roman mit nicht gerade einfachen Charakteren, wie ich es liebe und dazu noch in einem Land, von dem ich herzlich wenig weiß. Da der Roman auch auf die Kindheit der verschiedenen Charaktere und ihr Leben ausserhalb der Schule eingeht, hat mir noch viel mehr Einblick in die peruanische Gesellschaft zu dieser Zeit gegeben und ich habe zumindest eine kleine Ahnung, wie es gewesen sein könnte.

Wie ist’s Grandios, lasst euch zu Beginn nur nicht entmutigen, es ist nämlich zunächst verwirrend, von dem gerade die Rede ist. Aber Mario Vargas Llosa schreibt so fesselnd, dass einen das nicht abhält und irgendwann kriegt man es auch immer raus, um wen es gerade geht. Der Roman ist teils autobiografisch, er ist roh und wirkt dadurch einfach sehr echt. Gewalt, keine angenehme Sprache, man fühlt hier einiges an negativen Emotionen, was das Lesen für mich aber noch besser machte.

Das Buch ist nach Llosa eine novela total, ein totaler Roman, welcher jedes kleinste Detail der Realität abbilden soll. Dadurch ist das Buch sehr lang, enorm viel beschreibend und man hat als Leser immer genau das vor Augen, was sich auch der Autor vorgestellt hat. Fand ich wahnsinnig faszinierend, auf Dauer ist es aber doch etwas viel und so musste ich bei dem Buch nach 100 Seiten immer mal eine Pause machen. Sich die vielen Details vorzustellen, ist nämlich gar nicht mal so einfach und das ist kein Buch, welches man ständig aus der Hand legen und unterbrechen sollte – zumindest ich war dann immer kurz verloren.

Will ich noch mehr von Llosa lesen? Absolut! Ich hoffe sehr, dass ich Das Grüne Haus bald finden werde..und habe das Buch hier schon in einen neuen öffentlichen Bücherschrank gestellt, damit sich jemand anderes genau so darüber freuen kann. Habt ihr schon etwas von diesem Autoren gelesen? Wie hat es euch gefallen?

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