Mitte August musste ich Australien Lebewohl sagen und da ich keine Lust auf 1,5 Tage im Flugzeug und an Flughäfen hatte, buchte ich mir einfach nur einen Flug nach Singapur und legte dort einen kurzen Stopp ein. Ich war vor ewigen Zeit zwar schon einmal in dieser verrückten Stadt, aber so wirklich viel Erinnerung hatte ich nicht mehr. Somit war ich gespannt, wie es mir dieses Mal gefallen würde und ob ich mich doch an irgendwelche Sachen erinnern würde.
Geflogen bin ich günstig mit Scoot Airlines (die jetzt mit Tigerair zusammengelegt wurden) und der Flug war ok. Man bekommt nichts an Bord, wenn man nicht dafür bezahlt, somit habe ich mir einfach Essen und Wasser mitgenommen. Man darf zwar offiziell keine Lebensmittel von draußen konsumieren, aber wenn man sich nicht ganz dumm anstellt, geht es eben doch. 9 Stunden so ganz ohne wollte ich nämlich dann doch nicht erleben. Ansonsten kann ich aber nicht meckern, wir kamen pünktlich an und ich hatte was zum Lesen dabei (Entertainment in Form von iPads mit Filmen kostet nämlich auch wieder). Der Flughafen in Singapur ist enorm effizient, ich war quasi sofort im Land und hatte mein Gepäck. Praktischerweise ist er auch super an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, solltet ihr kein Geld für ein Taxi ausgeben wollen. Mein Couchsurfinghost holte mich ab und zeigte mir gleich mal eine ganz andere Welt, er war nämlich reich. So richtig reich und so sah ich mich kurze Zeit später in einem Penthouse mit eigenem Pool und solchen Annehmlichkeiten wieder. Doch, durchaus mal eine nette Abwechslung 😉
Da ich spät abends ankam, unterhielten wir uns einfach, bestellten leckeres indisches Essen und ließen den Abend dann ausklingen. Dank Jetlag war ich dann sehr früh wach, mein Host auch und eine Freundin kam noch vorbei, mit der es dann erstmal frühstücken ging. Keiner der beiden kommt aus Singapur, somit war es auch für sie etwas Neuland, aber wir saßen am Ende in einer unter Einheimischen gut bekannten Bäckerei, wo wir länger warten mussten, bis es dann verschiedene Kaffeespezialitäten und Brötchen mit Kaya-Butter gibt. War jetzt nicht unbedingt meines, irgendwie hatte das nicht so viel Eigengeschmack, aber man konnte es schon essen. Von dort liefen wir dann einfach mal zum East Coast Park und schauten uns ein wenig sonntägliches Strandleben an. Hier war echt einiges los und die Rollschuhbahn auf der „My heart will go on“ lief, war definitiv sehenswert. Da Singapur wundervoll heiß ist, gab es wieder kalten Tee zur Erfrischung und dann ging es in mein erstes Hawker Center. Das sind quasi eine Vielzahl von verschiedenen, günstigen Restaurants, wo man sich an verschiedenen Orten seine Sachen zusammensuchen und dann gemeinsam essen kann – also wie ein Mallfoodcourt, nur eben meist im Freien. Natürlich landeten wir beim Inder und natürlich war es ebenfalls ganz ausgezeichnet. Am frühen Nachmittag machte ich mich dann auf nach Little India, wo mein Hostel für die nächste Nacht war.
Hier begannen dann auch schon die Flashbacks, waren wir 2006 ebenfalls in dieser Gegend untergebracht. Wie der Name schon verrät, leben hier viele Inder, aber es ist sehr viel weniger trubelig, was mich schon fast enttäuscht hat. Mein Hostel war das The InnCrowd Backpackers‘ Hostel, welches auch vollkommen in Ordnung war. Ich schlief in einem 12-Schlafsaal, die Matratze war ok, das Wlan ebenfalls und es gab sogar heißes Wasser in der Dusche. Das im Preis inbegriffene Frühstück kann man allerdings getrost weglassen. Ich warf meine Sachen also auf mein Bett/in meinen Spind und machte mich zu Fuß einmal quer durch die Stadt, um mich mit einer ganz lieben Couchsurferin zu treffen.
Hada kommt aus Singapur und wir begannen unsere abendliche Tour mit einem Besuch in der National Gallery, wo sie bis vor kurzem gearbeitet hatte und wir somit nicht nur umsonst reinkamen, sondern eben auch hinter die Kulissen schauen konnten. Wahnsinnig spannend und da wir von Sekunde Eins einen Draht zueinander hatten, lachten wir die nächsten Stunden einfach mal durch. Von dort ging es dann Richtung Gardens by the Bay, wo wir uns natürlich die Lightshow ansehen mussten. Das war so ziemlich die Attraktion, die mir wirklich jeder nahelegte. Insgesamt ist Singapur schon sehr künstlich und surreal und als ich mich jetzt nachts mit zig Menschen im Regen auf dem Boden liegend wiederfand und beleuchtete Bäume, die mit Musik unterschiedlich angestrahlt wurden, ansah, musste ich mich doch kurz fragen, was ich hier eigentlich mache 😉
Danach trafen wir noch eine andere Couchsurferin von den Philippinen und marschierten eisessend (Rote Bohnen Eis in Toastbrot war auch mal eine Erfahrung) durch diverse Shoppingmalls, um noch eine zweite Lichtershow anzusehen. Am Ende saßen wir einfach lange Zeit noch an der Marina Bay, unterhielten uns und danach lief (!) ich durch die sehr leere, ruhige Stadt zurück zu meinem Hostel.
Tag 2 war ebenfalls sehr vollgepackt, aber ich wollte a) möglichst viel aus der Zeit machen, b) hatte ich mir mal richtig „frei“ genommen und somit auch genug Zeit und c) musste ich auf niemanden Rücksicht nehmen, der vielleicht lieber schlafen oder weniger laufen mag. Somit wurde das auch voll ausgekostet, mein Körper hasste mich am Ende zwar, das war doch etwas zu viel Bewegung und zu wenig Schlaf. Ich startete am Botanischen Garten, den ich dann auch in seiner Gänze erlief, ein paar Pausen machte und die vielen unterschiedlichen Bäume und Pflanzen bewunderte.
Von dort marschierte ich dann zur bekannten Orchard Road, wo ich durch ein paar der Shoppingmalls lief, aber das ist einfach nicht mehr meine Welt. Ich wollte auf ein Skydeck fahren, welches dann aber aufgrund Renovierungen geschlossen war und somit lief ich einfach zum Fort Canning Park und sah mir das Nationalmuseum an. Letzteres war durchaus beeindruckend, wenn ihr aber nicht genug Zeit habt, würde ich euch die National Gallery mehr ans Herz legen. Anschließend ging es nach Chinatown, wo ich diese superleckere Kaffee-Tee-Mischung trank und mir den südindischen Sri Mariamman Tempel ansah.
Bei Clarke Quay kam ich auch vorbei, das fand ich aber tagsüber schon sehr mallorca-haft und flüchtete Richtung Telok Ayer Markt. Von dort lief ich dann wieder auf anderen Pfaden zurück nach Little India und entdeckte unterwegs noch das neu eröffnete Parkview Museum, welches mit „On sharks & humanity“ eine verdammt gute Ausstellung bot. Dazu noch umsonst und in einem enorm beeindruckenden Gebäude, welches mich immer noch an Batman erinnert. Einen ganz kurzen Abstecher zur Haji Lane und zur Moschee musste ich auch noch machen – und während ich die Straße mit ihren vielen Restaurants und Shops eher weniger mochte, war die Moschee genau mein Ding und eine absolute Empfehlung von mir!
Abends traf ich mich wieder mit meiner lieben CS-Freundin und noch einem anderen Couchsurfer, der mir zig Mal sein Penthouse (direkt bei Clarke Quay) anbot, sodass ich irgendwann annahm. Zunächst gingen wir wieder enorm lecker indisch essen, danach machten wir uns zu dritt auf in seine Wohnung, wo wir den Abend mit einer spektakulären Aussicht und Gesprächen wie unter alten Freunden ausklingen ließen. Wenn ihr es noch nicht gemerkt habt, ich liebe Couchsurfing, weil man wirklich mit Menschen „connected“ und nicht mit anderen Reisenden dieselben Smalltalk-Themen durchkaut.
Am nächsten Morgen ging es früh wieder raus, ich wollte unbedingt zum MacRichie Reservoir und den dortigen Trail zur 250m-hohen Hängebrücke laufen. Da es kurz vorher regnete, war das eine sehr schwüle und matschige Angelegenheit, aber hey, ich war mitten im Dschungel, da schrien Affen und ich traf einen netten Griechen, der mit mir wanderte. Die 14km (so in etwa) sind durchaus machbar, nehmt nur genug Wasser mit und die Hängebrücke war eine riesige Herausforderung für meine Höhenangst. Aber so über den Bäumen war schon wunderschön. Bisschen doof ist, dass die Brücke schwankt und sie recht schmal ist – an den Seiten sitzen dann auch noch Affen, die einen durchaus angehen und versuchen, die Tasche zu klauen. Zum Glück hatte ich griechische Unterstützung, alleine wäre das noch einmal eine andere Nummer gewesen.
Von dort lief ich dann ewig an einer Autobahn entlang, traf erneut eine andere umherwandernde Touristin, mit welcher ich kurz in einem Hawker Center stoppte. Danach fand ich mich an der Metrostation vom Botanischen Garten wieder und machte mich schnell auf zu Haw Par Villa, einem ganz verrückter Ort. Von den Tiger-Balm-Erfindern gegründet, ist es eine Art Themenpark über chinesische Mythologie, in welchem verschiedene Geschichten nachgebaut wurden. Man kann durch die zehn Stufen der Hölle laufen, was ich dann auch getan habe und danach meine eigene hatte: ich kam auf die dumme Idee, meine Schuhe kurz auszuziehen und mich auf eine Bank zu setzen. Als ich sie wieder anziehen wollte, waren sie voller Ameisen, die ich dann erstmal zehn Minuten ausschütteln und mich dabei anpinkeln lassen durfte. Nunja, man lernt nie aus.
Danach ging es noch ins NTU Centre for contemporary art, wo ich mir verschiedenste kleine Ausstellungen anschaute und den gesamten Campus sehr genoss. Verschwitzt, abgehetzt und absolut underdressed marschierte ich dann die lange Auffahrt entlang ins Ritz Carlton und wurde sogar eingelassen. Hier hängt nämlich einfach so, recht unbeachtet verdammt spannende Kunst herum und man kann sich einen kleinen Guide geben lassen und diese dann erkunden. Wenn man dreist genug ist, kann man sich auch einfach an den Pool legen und das luxuriöse Leben genießen 😉
Danach musste ich schon wieder weiter, ich traf mich mit meiner Couchsurferin-mittlerweile-Freundin an der Harbour Front und wir liefen nach Sentosa. was auch ein ganz seltsamer Ort ist. Eine Insel bestehend aus Hotelkomplex, Freizeitpark und Golfanlage, aber man hatte eine schöne Aussicht auf das Meer und es fühlte sich ganz kurz nach Urlaub an, nur eben in künstlich hoch zehn. Hier zu übernachten soll sehr teuer sein, ich persönlich würde das absolut nicht wollen, aber Geschmäcker sind zum Glück ja verschieden! Danach liefen wir einfach eine Weile durch die Stadt, schnappten uns einen Bus zu meinem Hostel, gingen nochmal lecker südindisch essen und dann bemalte sie mir meine Hand noch mit Henna, was ihr Hobby ist. Mit der noch nassen Paste an der Hand liefen wir dann zur Metro und ich erwischte zum Glück noch die letzte Bahn zum Flughafen (das sollte man vorher lieber mal checken, die Bahnen hören nämlich recht früh auf). Hier schlief ich dann ein paar unbequeme Stunden, da ich mein Gepäck nicht abgeben und somit nicht in den „bequemen“ Bereich konnte und dann ging es schon weiter nach Delhi.
Singapur ist definitiv eine Erfahrung und für ein paar Tage auch spannend, aber vorstellen hier zu leben, kann ich mir irgendwie so gar nicht. Alles hatte dieses „playground for rich adults with too much time“-Feeling und da ich da nicht dazugehören mag und weniger Künstlichkeit in meinem Leben will, dürfen jetzt doch noch ein paar Jahre vergehen, bis ich wieder hin komme. Wobei alle Menschen, die ich dort kennengelernt habe, die Stadt für mich besonders gemacht haben, da ich einfach eine tolle Zeit mit wunderbaren Gesprächen und viel Lachen hatte. Noch sind wir auch alle miteinander in Kontakt und ich hoffe sehr, alle mal wieder, gerne an anderen Orten, wiederzusehen.
Seid ihr schon einmal in Singapur gewesen? Wenn ja, was hat euch besonders gut gefallen? 🙂 Ich glaube, ich habe bei meinem Bericht auch noch ein paar Sachen vergessen, aber ich streife einfach gerne nur halbwegs geplant durch die Gegend und entdecke dann unterwegs noch so viele Sachen, die mich begeistern.