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[Lesenswert] Das Mädchen – Stephen King

Ich muss gestehen, ich habe noch nie ein Buch von Stephen King gelesen. Klar sagt mir der Name was und ich kenne auch die Handlungen einiger Bücher, aber wirklich eines konsumiert hatte ich bis vor kurzem noch nicht. Dann fiel mir aber Das Mädchen in die Hände und nach zwei Tagen war ich schon damit durch! Dass King schreiben kann, muss ich niemandem erzählen, aber ein bisschen mehr habe ich doch noch zu sagen!

Worum geht’s Die neunjährige Trisha ist mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder zu einer kurzen Wanderung auf dem Appalachian Trail unterwegs. Während die beiden streitend vorlaufen, muss Trisha jedoch auf Toilette und beschliesst, sich etwas abseits des Weges zu begeben. Was ihr zum Verhängnis wird, da sie sich verläuft und plötzlich alleine ohne Orientierung irgendwo im Wald unterwegs ist. Mit kaum Nahrung, einem Walkman mit Radiofunktion und enorm viel Willensstärke versucht sie, nicht in Panik zu geraten, sondern ihren Weg zurückzufinden. Als jedoch die Nacht und damit auch das Gefühl, beobachtet zu werden, hereinbricht, beginnt Trisha zu realisieren, dass sie mitten in einem Kampf ums nackte Überleben steckt.

Wie ist’s Absolut fesselnd, man kann das Buch einfach nicht zur Seite legen und muss wirklich „nur noch schnell ein Kapitel lesen“, bis es plötzlich 2 Uhr nachts ist 😉 Man kann sich wahnsinnig gut in Trisha hineinversetzen, lebt ihre Verzweiflung, ihre Angst, aber auch ihren Mut und ihre Sturheit nicht aufzugeben mit! King beschreibt die Atmosphäre wahnsinnig gut, den Wald, die Angst vor dem Unbekannten, der Dunkelheit und dem „Verfolger“, welcher etwas Wahnvorstellung, aber auch etwas real ist. Zumindest hatte ich einige dieser Gedanken auf auf dem Pacific Crest Trail, wobei ich mich da gar nicht verlaufen hatte.

Das Ende ist grandios, es macht absolut Sinn, irgendwie hätte es nicht anders ausgehen dürfen und ja, ich hatte ein bisschen feuchte Augen. Auch die vielen Baseball-Referenzen, die Trisha Mut gemacht haben, haben mich nicht gestört, da sie einfach passen und der Figur noch mehr Kontur geben – absolut verrückt, was dieses 9-jährige Mädchen hier erlebt und wie glaubhaft es alles erscheint!

Das Mädchen hat mich definitiv davon überzeugt, mehr von Stephen King zu lesen, in seine Beschreibungen tief einzutauchen und mich von seiner Sprachgewalt fesseln zu lassen. Man vergisst sowohl Zeit als auch wo man ist und geht einfach vollends in diese andere Story über, was mir selten passiert. Muss ich mir manchmal einen Timer stellen, dass ich am Tag 30 Minuten lese, hier verging die Zeit wahnsinnig schnell..und wegen mir hätte das Buch auch noch 50 Seiten mehr haben dürfen.

Kennt ihr das Buch zufällig? Oder habt etwas anderes von King gelesen, was ihr weiterempfehlen könnt? 🙂

[Lesenswert] Wo ich mich finde – Jhumpa Lahiri

Manchmal bekommt man einfach die perfekten Geschenke. Das hier war so ein Moment und ach, ich war soooo glücklich, denn das neue Buch einer meiner liebsten Autorinnen zu einer Zeit, in welcher ich mich definitiv nach comfort reading sehe. Somit habe ich mir Wo ich mich finde von Jhumpa Lahiri natürlich nach sehr kurzem „ich will es mir noch etwas aufheben“-Denkens geschnappt und in wenigen Stunden nur so eingeatmet!

Worum geht’s Um eine Frau in ihren Vierzigern, welche scheu und zurückgezogen, etwas unsicher ihr Leben in Italien zwischen Uni, Schwimmhalle, Buchhandlung und der eigenen Wohnung gestaltet. Sie lebt weniger ihr Leben als dass sie das Leben anderer beobachtet und diese Momente in sich aufsaugt. Sie verlässt ihre gewohnte Umgebung nur selten, hat flüchtige Beziehungen und irgendwie viele Anfänge, die genau das bleiben.

Wie ist’s Die Geschichte ist in sehr kurzen Kapiteln erzählt und jedes zieht einen sprachlich in seinen Bann. Man muss einfach weiterlesen und das nicht unbedingt aufgrund der „wie geht es nur weiter“-Frage, sondern weil die Worte die Haut kitzeln wie ein erfrischender Sommerregen. Lahiri hat diesen einzigartigen Blick, mit welchem sie den Leser direkt sehen lässt, was auch unsere Protagonistin sieht und dadurch fühlt man sich ihr sehr nah. Die Zeit vergeht, man geht mit, will nicht, dass das Buch endet, da es sich nicht nach einer Geschichte, sondern nach einer neuen Freundschaft anfühlt, die man hier eingeht.

Ich will nicht viel von der Story preisgeben, von den kleinen Alltagsanekdoten, welche in Sätzen beschrieben werden, die lange im Leser nachhallen. Manchmal musste ich das Buch hinlegen und einfach nachdenken. Es inspiriert, es macht traurig, es weckt Emotionen in einem durch die Beobachtungen einer Frau, mit welcher man sich gleichzeitig so richtig identifizieren kann und dann doch wieder keine Ahnung hat, wer sie eigentlich ist. Dieser Balance-Akt gelingt der Autorin in all ihren Geschichten, die ich bisher lesen durfte und nicht zu Unrecht hat sie einen Pulitzerpreis.

Spannend war für mich auch, Jhumpa Lahiri in deutscher Übersetzung zu lesen, normalerweise lese ich immer ihre auf englisch verfassten Bücher. Dieses hier schrieb sie jedoch auf italienisch und da bin ich dann doch raus. Es gibt ein sehr spannendes Interview von ihr über die italienische Sprache und wieso sie sie doch lernen wollte, falls ihr noch etwas Zeit habt:

Ich kann das Buch absolut empfehlen und weiß auch, dass ich es bestimmt erneut lesen werde, da es mich so sehr begeistert! Ihre Prosa wird als „suggestive, luzide und mit großem Sog“ betitelt und das stimmt einfach zu 100 Prozent! Wenn ihr jetzt denkt, dass das super klingt, ihr aber von der Story her nicht interessiert seid, ich habe die Autorin 2004 dank The Namesake kennen- und liebengelernt und vielleicht ist die Geschichte von Gogol Ganguli, welcher seinen Namen ändern will, eher eures!

Kennt ihr Jhumpa Lahiri? Wenn ja, welches ist euer Lieblingsbuch von ihr? Und von welchem anderen Buch seid ihr in letzter Zeit absolut begeistert gewesen? 🙂

[Lesenswert] Couchsurfing im Iran – Stephan Orth

Seit über zehn Jahren bin ich selbst schon aktiver Couchsurfer und habe in den unterschiedlichsten Ländern (u.a. Panama, Mexiko, Indien, Australien, USA und Kanada) bei mir zuvor fremden Leuten übernachten. Was immer ein besonderes Erlebnis ist und für mich definitiv eine der liebsten Reisemöglichkeiten (jupps, auch alleine als Frau). Somit war ich neugierig auf das Buch Couchsurfing im Iran von Stephan Orth, gleichzeitig hatte ich aber auch etwas Angst, dass mir seine Art des Reisens nicht gefallen könnte.

Worum geht’s Stephan Ort reist erneut durch den Iran und versucht bei möglichst vielen Einheimischen einen Blick in ihren Alltag zu erhalten – meist alleine, wobei das definitiv ein männlicher Erfahrungsbericht ist, als Frau hätte man da alleine sehr viel mehr „Probleme“. Dabei erlebt er natürlich einiges, lernt spannende Menschen kennen und erhält verschiedenste Bilder aus einem sehr komplexen Land. Ein wenig Geschichtswissen und regionale Infos werden auch eingestreut, wobei man für mich hier gerne noch mehr in die Tiefe hätte gehen können. Ich will selbst unbedingt einmal in den Iran, aber us-visumsbedingt muss ich damit noch ein wenig warten.

Wie ist’s Natürlich ist es etwas auf der „ich muss schockieren“, reißerischen Seite geschrieben, so startet das Buch schnell mit einem BSDM-Treff im Park, der aber doch enorm unspektakulär ist. Aber per se bekommt man einen interessanten Einblick in einen gesellschaftlichen Teil des Irans, welcher primär aus jungen, englischsprachigen und gebildeten Menschen besteht. Die einzelnen Orte sind spannend ausgewählt, der Autor lässt sich vor Ort etwas treiben (wie ich auch) und sagt zu eigentlich allem ja (wie ich auch). Das mag ich sehr und daher kommt er bestimmt an Orte jenseits aller Reiseführer. Andererseits ist eine meiner Freundinnen aus dem Iran und wollte von dem Buch so gar nichts wissen..was auch spannend zu sehen war.

Es dümpelt oftmals an der Oberfläche, aber das kann auch an den kurzen Kapiteln liegen und den vielen Orten, die auf den Seiten untergebracht werden sollen. Ich hätte mir lieber weniger Kapitel, aber mehr Inhalt gewünscht. So ist es eben eine unterhaltsame Urlaubslektüre, die nur nicht wirklich lange nachhallen wird. Bis auf den Ablauf, wie man sein Visum vor Ort verlängert, werde ich mir wohl eher wenig aus dem Buch merken und habe es jetzt auch schon einem Freund weitergegeben.

Wie mir Amazon zeigt, hat Stephan Orth auch noch die Bücher Couchsurfing in China und Couchsurfing in Russland herausgebracht; in ersterem war ich schon mit einem Couchsurfer unterwegs und Russland will ich zwar auch noch erreisen, aber das, ohne vorher schon darüber zu lesen 🙂 Vielleicht sollte ich einfach auch mal alle meine CS-Erlebnisse aufschreiben, da waren echt schon skurrile Momente dabei..aber irgendwie glaube ich, gibt es da nur eine kleine Zielgruppe an interessierten Lesern, nunja 😉

[Lesenswert] In Deinem Namen – Harlan Coben!

Wenn ich ehrlich bin, habe ich zu In Deinem Namen von Harlan Coben nur aufgrund des Covers gegriffen, denn dieses ist wahnsinnig schön gestaltet! Der Klappentext klang recht generisch, aber Harlan Coben soll sehr spannend schreiben und somit habe ich mich letzte Woche mal mit ihm in die Badewanne gelegt!

Worum geht’s Vor fünfzehn Jahren kam der Zwillingsbruder von Detective Nap Dumas grausam ums Leben. Gleichzeitig verschwand seine damalige Freundin Maura spurlos von einem Tag auf den anderen. Beides lässt ihn noch immer nicht los und als plötzlich die Mauras Fingerabdrücke an einem aktuellen Tatort auftauchen, nimmt Dumas die Ermittlungen wieder auf und beginnt eine Reise in die Vergangenheit.

Wie ist’s Die Story ist wirklich nicht neu, aber am Ende kommen ein paar „habe ich nicht kommen sehen“-Wendungen und die mochte ich. Die Figuren wurden mir irgendwie nicht sympathisch, man fiebert eher dem Ende entgegen als mit den einzelnen Charakteren mit. Was in Ordnung ist, ich muss nicht immer emotional involviert sein.

Coben kann definitiv schreiben (ein paar Mal war die deutsche Übersetzung etwas holperig), ich fand die Kapitel meist spannend und habe nur etwas überflogen, wenn die Rückblenden doch zu langatmig wurden. Man will wissen, wie es weitergeht und ich habe das Buch auf zwei Sitzungen durchgelesen. Man kommt – dank der meist kurzen Kapitel – aber auch nach einer Pause schnell wieder rein. Also eine super Lektüre für den Urlaub, aber auch in Bus/Bahn auf dem Weg zur Arbeit (wenn überhaupt noch wer das Homeoffice verlässt).

Trotz der mich nicht unbedingt begeisternden Story kann ich mir sehr gut vorstellen, mehr von Coben zu lesen (dann aber lieber auf englisch). Habt ihr schon etwas von ihm gelesen, was ihr besonders empfehlen könnt?

[Lesenswert] Picknick auf dem Eis – Andrej Kurkow

Hach, was habe ich mich gefreut, als ich Picknick auf dem Eis von Andrej Kurkow im öffentlichen Bücherschrank gefunden habe! Schon ewig wollte ich etwas von dem in Kiew lebenden Autor lesen und endlich sollte es soweit sein. Dass es Picknick auf dem Eis war, umso besser, denn die Story ist genau nach meinem Geschmack!

Worum geht’s Viktor führt ein einsames Leben in Kiew, welches nur von dem vor einem Jahr bei ihm eingezogenen Pinguin Mischa aufgeheitert wird. Er schreibt erfolglos an Romanen und lebt so vor sich hin, bis er beginnt, als Nekrologe für eine Zeitung zu arbeiten. Denn erstaunlicherweise schreibt er Nachrufe für Menschen, die noch nicht gestorben sind..was sich dann allerdings rasch zu ändern beginnt und Viktors Leben auf den Kopf stellt!

Wie ist’s Kurkow schreibt wahnsinnig gut, ich habe jede Seite genossen und mir sogar zwei Zeilen rausgeschrieben (das passiert echt selten!). Die Geschichte ist skurril, aber eben doch möglich und der Einblick in das Leben in Kiew enorm spannend. Der Pinguin ist ein sehr lustiger Charakter und so absurd es klingt, er passt als WG-Genosse und auch alle anderen Handlungen sind zwar auf den ersten Blick unmöglich, auf den zweiten Blick ergeben sie dann aber doch Sinn und man hinterfragt ihre Glaubhaftigkeit nicht mehr, sondern taucht einfach weiter in das Buch ein.

Eine absolute Empfehlung für alle, die sich von Sprachgewalt begeistern lassen wollen, von Sätzen, die einen treffen, die nachhallen, die so wunderbar beschreiben, was man selbst zwar fühlt, aber nicht unbedingt ausdrücken kann. Besonders in der aktuellen Pandemie-Situation hat mir das Buch wirklich geholfen, mich abzulenken und gleichzeitig doch im Hier und Jetzt zu sein. Ich liebe russische Autoren und Kurkow (welcher aus St. Petersburg kommt) hat diese Liebe nur noch intensiviert.

Mit nur einer Unterbrechung habe ich das Buch durchgelesen und wollte wirklich nicht, dass es vorbei ist. Ich hatte Angst, dass das Ende ihm nicht gerecht wird, aber oh, das wird es! Auf nur wenigen Seiten kommt hier einerseits ein Abschluss, andererseits öffnen sich neue Welten! Doch lustigerweise fand ich diese Woche in einem anderen öffentlichen Bücherschrank Pinguine frieren nicht, was quasi der ergänzende Nachfolger ist und ach, natürlich musste es sofort mit!

Von Kurkow werde ich definitiv noch mehr lesen, seine Erzählart begeistert mich und auch die absurden, aber doch realen Geschehnisse haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Kennt ihr etwas von ihm? Wenn ja, welches Buch könnt ihr denn empfehlen? Graue Bienen?

[Lesenswert] The Orange Grove von Larry Tremblay

Absoluter Lesetipp! Oh, was hat mich The Orange Grove von Larry Tremblay sofort in seinen Bann geschlagen und ich das (ok, recht dünne) Buch auch an einem Tag sofort durchgelesen. Es kam noch aus meiner Zeit, als ich in Montreal wohnte und dringend mehr lokale Autoren lesen wollte, dann aber doch nie dazu kam. Jetzt hat sich das geändert und ich bin so richtig begeistert! Und ein bisschen wütend auf mich, dass ich das Buch nicht früher gelesen habe.

Worum geht’s Die beiden neunjährigen Zwillinge Amed und Aziz leben mit ihrer Familie in einem nicht näher bestimmten Land, in welchem Bürgerkrieg herrscht. Ein Bombeneinschlag tötet ihre Großeltern und zieht sie nun aktiv in dieses Geschehen mit ein – denn der Kommandant einer lokalen Miliz kommt mit einem Sprengstoffgürtel und fordert Blutrache. Der Vater soll wählen, welcher Sohn dieses Opfer erbringen darf.

Wie ist’s Es tut weh, es bringt zum Verzweifeln, die Story lässt einen nicht mehr los und man will sofort wissen, wie die verschiedenen Dilemmata gelöst werden. Dass es kein gutes Ende geben kann, ist einem dabei sofort gewiss. Aber nicht nur die Story fesselt, die Sprachgewalt von Larry Tremblay hat mich einfach nur umgehauen. Er schreibt klar, aber mit soviel Emotion und Nachhall, ich konnte das Buch echt nicht in der Öffentlichkeit lesen, denn es trifft. Manchmal absolut unerwartet und man sitzt einfach nur da und fragt sich, in was für einer Welt wir eigentlich leben.

Das Buch macht wütend, verzweifelt und selbst einzelne, „gute“ (was auch immer das heißen mag) Menschen schaffen hier keinen Ausgleich mehr. Als Sommerlektüre würde ich es nur bedingt empfehlen, da es den Leser fordert und man es nicht mal schnell zwischendurch lesen sollte. Ich will auf jeden Fall mehr von ihm lesen, wenn er auch bei anderen Geschichten so gut schreibt und kann jedem dieses dünne Buch nur ans Herz legen. Für mich eines der Bücher des Jahres! Wer es nicht auf Englisch oder im französischen Original lesen mag, es gibt es unter dem Titel Der Name meines Bruders auch bei Amazon.

[Lesenswert] Rosenrot von Arne Dahl!

Mit dem Buch Rosenrot von Arne Dahl durfte es endlich mal wieder ein Schwedenkrimi für mich sein. Da es schon der 5. Band um das sogenannte A-Team war, hatte ich kurz Bedenken, nicht in die Story reinzukommen, aber die waren definitiv unnötig, denn die Geschichte kann durchaus für sich stehen.

Worum geht’s Ein ehemals alkoholabhängiger, gerade wieder in den Dienst gekommener, Polizist erschiesst einen südafrikanischen Flüchtling bei einer Razzia und gleichzeitig wird während eines Einbruches in Stockholm eine Leiche gefunden. Ob diese beiden Vorfälle irgendwie miteinander in Verbindung stehen, muss das A-Team, eine recht illustre Truppe nun aufklären..und dass eine Kollegin eine Beziehung mit besagtem Polizisten hatte, macht die Sache nicht gerade einfacher.

Wie ist’s Zu Beginn hat es sich seeeeehr gezogen und ich musste mich regelrecht zwingen, auf meine 30 Minuten am Tag zu kommen. Aber ab der Hälfte war ich dann in der Story (wenn auch nicht bei den Charakteren) und wollte wissen, was hier nun genau passiert ist und welche Hintergründe offengelegt werden. Es wirkte alles etwas zu konstruiert und irgendwie nur bedingt glaubwürdig, aber ich wurde in der zweiten Buchhälfte dann doch gut unterhalten. Als ich dann endlich drinnen war, war das Buch jedoch schon wieder vorbei, hm.

Es gibt ein paar überraschende Wendungen, was mir gut gefiel und die Story immer mal wieder mit Spannung aufgeladen hat; aber da ich mich nicht wirklich mit den einzelnen Charakteren anfreunden konnte, war es mir irgendwie recht gleichgültig, was mit ihnen geschieht. Wäre man hier (vielleicht ist das in Band 1-4 geschehen) etwas mehr in die persönliche Tiefe gegangen, wäre das bestimmt anders gelaufen. Dahl schreibt nicht schlecht, aber eben auch nicht so, dass er mich fesselt. Hier gab es ein bisschen viele Bibelstellen und Rätsel, die mich doch etwas genervt haben *g* Somit muss ich auch keine weiteren Bücher aus dieser Reihe lesen und ich glaube, es wird auch noch etwas dauern, bis ich mir mal wieder einen Schwedenkrimi gönne. Dafür habe ich aber auch einfach noch zu viele andere Werke auf meinem „to read“-Stapel, die mich mehr interessieren!

Kennt ihr Bücher von Arne Dahl? Vielleicht sogar dieses? Welchen schwedischen Autoren lest ihr am liebsten?

[Lesenswert] Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen

Von Opa habe ich mir Trügerische Ruhe von Tess Gerritsen geschnappt, denn irgendwie klang die Story etwas nach Stranger Things (wo mir immer noch 1,5 Staffeln fehlen, Schande über mein Haupt) und somit war ich neugierig! Und schwupps, war mein Samstag weg und ich mit dem Buch fertig 😉

Worum geht’s In einer eigentlich idyllischen Kleinstadt beginnen Jugendliche plötzlich, gewaltvolle Taten bis hin zu Mord zu begehen, welche die Einwohner in einem Schock-Zustand zurücklässt. Die „neu hinzugezogene“ Ärztin Claire versucht, sich gemeinsam mit dem Polizeichef Kelly einen Reim aus diesen Taten zu machen..und plötzlich beginnt auch ihr eigener Teenagersohn Noah erste Anzeichen von Persönlichkeitsveränderung zu zeigen.

Wie ist’s Verdammt spannend, ich muss es sagen. Angepriesen wird es als „Medizin-Thriller wie von Michael Crichton, der auf dem Terrain von Stephen King spielt“ und das passt! Mir gefiel der Schreibstil von Tess Gerritsen, man will immer „nur noch ein Kapitel lesen“ und schwupps, ist es 3 Uhr morgens und man am Ende. So etwas will ich haben, wenn ich denn mal einen Krimi lesen! Es gibt ein paar unerwartete Wendungen, welche einen noch mehr an das Buch fesseln, das Ende kam dann aber doch etwas langweilig um die Ecke.

Die Charaktere werden gut eingeführt, die unvermeidbare Liebesgeschichte hätte für mich auch wegbleiben (oder etwas weniger kitschig sein dürfen..), aber der kleine Ort mitten im Nirgendwo mit seinen Bewohnern wird atmosphärisch gefüllt. Es war auch eine gute Balance aus medizinischem/anthropologischem Fachjargon und eben normaler Sprache, wodurch ich nie gelangweilt war.

Jupps, ich würde definitiv mehr von Tess Gerritsen lesen, ein Name, den ich zwar kannte, aber noch nie zu einem ihrer Werke gegriffen habe. Also, sollte ich mal eins im öffentlichen Bücherschrank finden, darf es mit zu mir..wobei nichts von ihren romantic novels, da bin ich dann doch raus.

Habt ihr schon etwas von Gerritsen gelesen? Vielleicht ja sogar Trügerische Ruhe? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? 🙂

[Lesenswert] Er ist wieder da – Timur Vermes!

Natürlich war mir Er ist wieder da von Timur Vermes ein Begriff, das Buch war vor einigen Jahren ja enorm beliebt. Aber wirklich Motivation zu lesen hatte ich nie, bis ich es jetzt vor kurzem im öffentlichen Bücherschrank entdeckte.

Worum geht’s Hitler wacht im Sommer 2011 mitten in Berlin auf, weiß nicht genau, wie ihm geschah, wo er ist und was das alles zu bedeuten hat. Trotzdem beginnt er sofort damit, sich wieder seinem Kampf zu widmen und verlegt ihn geschwind ins Fernsehen, wo er als Satiriker Karriere macht.

Wie ist’s Ich wollte es mögen, aber es ist einfach nicht mein Humor. Der Schreibstil dürfte dazu sehr beitragen, er ist in eben jenem Jargon geschrieben, den auch Hitler verwendet hat und nein, ich kann mir das nicht über 400 Seiten geben. Statt gefesselt zu sein, habe ich hier ernsthaft jeden Tag mit Timer gelesen, damit ich es auf 30 Minuten bringe. Die Story ist für mich auch nicht erheiternd, sondern nur erschreckend, ich konnte damit irgendwie null anfangen.

Aber trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben. Viele Leute finden es als Hörbuch, welches von Christoph Maria Herbst gelesen wird, besser..aber ich muss gestehen, dass ich auch keine Hitler-Imitation hören mag, sollte sie noch so gut sein. Es ist einfach nicht meines und nichts, womit ich meine Lebenszeit verbringen mag. Dieses eine Buch habe ich jetzt gelesen, mehr in der Richtung wird es definitiv nicht mehr.

Für mich irgendwie nicht Satire, sondern oberflächlicher, nicht mich abholender Humor, schade. Habt ihr das Buch zufällig gelesen und konntet ihr mehr damit anfangen? Oder ging es wem ähnlich?

[Lesenswert] Andorra von Max Frisch

Es wurde mal wieder Zeit, einen Klassiker zu lesen und da kam mir Andorra von Max Frisch aus dem öffentlichen Bücherschrank gerade recht. Ein Titel, den man kennt, ich hatte aber absolut keine Ahnung, worum es in dem Buch eigentlich geht und war dementsprechend gut überrascht!

Worum geht’s Unser Protagonist Adri wurde von seinem Vater unehelich gezeugt und aufgrund dessen als jüdischer Pflegesohn ausgegeben. Die Bewohner Andorras begegnen dem in einer Kneipe arbeitenden Jungen mit Vorurteilen in einem Land, welches sowieso den Angriff „der Schwarzen“ von außen fürchtet. Es folgt eine kleine Katastrophe auf die nächste, bis es schließlich in einem großen Drama endet.

Wie ist’s Frisch wollte mit diesem Werk die Themen Antisemitismus, Fragen der (Selbst-)Identität, Auswirkung von stereotypen Vorurteilen und die Frage von Schuld und Mitläufertum in einer Parabel behandeln und das ist ihm sehr gut gelungen. Andorra ist eigentlich die Schweiz während des Nationalsozialismus, was das Buch für mich sehr viel spannender macht, da ich wenig über das Verhalten der schweizer Bevölkerung während dieser Zeit wusste. Es ist ein Buch zum Kopfschütteln, welches ich wahnsinnig gerne im Theater sehen würde, da ich es mir aufgeführt noch besser vorstelle.

Es ist sprachlich leicht zu lesen, ich habe es in einem Anlauf getan, da ich wissen wollte, wie es ausgeht. Leider rutscht auch Frisch etwas zu sehr in die Vorurteilsschiene, wenn er Antisemitismus beschreibt, aber das Dilemma von Anpassung versus Identität wird sehr gut herausgearbeitet. Also kein Buch, welches man einfach nur konsumiert, sondern dabei ein wenig mitdenken muss. Zu recht ein Klassiker, wie ich finde!

Mal sehen, was ich als nächstes lese, die ein oder andere „Pflichtlektüre“ habe ich noch auf meiner Liste. Schlafes Bruder will ich zum Beispiel unbedingt wieder einmal lesen, das habe ich in der Schule absolut geliebt. Geht es euch manchmal auch so, dass ihr zu Klassikern greift? Oder ist das eher nicht so euer Geschmack?

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