ja, den Namen hat man schonmal gehoert irgendwann wohl im Fernsehen. Oder man ist Johnny Cash- Fan, dann verbindet man ihn sofort mit dem Gefaengnis dort. Genau dahin schreibe ich nun einen Brief. Bis heute Nacht kam ich noch gar nie auf die Idee, dass ich das jemals tun sollte..“State Prison“ auf einen Umschlag schreiben ebenso wie meine Adresse. Diese Verbindung herstellen. Wie ich genau darauf kam, weiss ich nicht. Ich sass gestern Nacht an meinem Schreibtisch, las etwas in einem Buch, welches ich fuer einen Artikel eben lesen muss, und stoppte. Wahllos surfte ich durchs Internet und kam irgendwie auf eine Seite ueber die Todesstrafe..klar, dass ist ein Thema, da hat jeder seine Meinung zu behaupte ich mal dreist. Man ist/dafuer/dagegen..man ist nicht wirklich neutral. Was bringt es einen Menschen umzubringen, erfaehrt man (wer ist man ueberhaupt) dann Gereichtigkeit? Sind seine Taten so vergolten? Ich bezweifle dies stark. Selbstverstaendlich bin ich gegen diesen grausamen Akt. San Quentin nun ist das Gefaengnis in Kalifornien, wo man unter teils unmenschlichen Bedingungen auch auf diesen Tod warten darf. Enorme Ueberbelegung, Grausamkeiten zwischen Gefangenen und Waertern..diesen Themen sind einem nicht fremd, man hat sie schonmal gehoert. Bis in die 90er wurde hier sogar noch per Gaskammer gemordet..fuer mich eigentlich nicht vorstellbar, wie man so etwas tun kann. Ob die Giftspritze humaner ist..nunja, auch diese Frage bestreite ich..
Auf jeden Fall gibt es Insassen in diesem Todestrakt, die gerne Brieffreundschaften nach draussen aufnehmen wuerden. Kennt man ja auch aus dem Fernsehen, wo es dann immer um Bewunderung und Nachahmer oder um romantischen Briefverkehr geht..beides nicht unbedingt nachvollziehbar fuer mich. Doch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man in einem Gefaengnis so unfassbar viel „freie“ Zeit hat, in der man einfach nichts zu tun hat, wenn man in seiner Zelle sitzt. Viele ueben sich dann in kreativem Tun, andere wollen schreiben und einen Menschen ausserhalb des Gefaengnisses mit ihren Worten erreichen. Ich muss gestehen, ich klickte wahllos auf einen Namen, da er interessant klang. Der Mann schrieb einen sehr langen Vorstellungstext, er gab dem Leser jetzt schon einen Einblick in seine Gedankenwelt, was ich spannend fand. So begann ich ihm zu schreiben, ohne jeglichen Plan, was ich eigentlich schreibe. Allein, dass ich mit der Hand schreiben musste, war ein Kampf, aber ich hielt tapfer durch..etwas mehr als 2 DIN A4 Seiten..worueber..gute Frage, ich habe keine Ahnung, wie man Briefe schreibt..immer nur Emails und auch die nicht an Fremde ohne explizites Thema..nunja, so gegen 2 Uhr war ich fertig, suchte einen Umschlag und klebte Briefmarken drauf. Dieser Umschlag liegt nun hier und wird nachher, wenn ich auf dem Weg zum Flughafen bin, eingeworfen. Dann heisst es warten. Ich bin sehr gespannt, ob ich Antwort bekommen werde (er wartet ja bestimmt nicht sonderlich dringend auf diesen einen Brief) und auch, was ich dann tun werde..ich bin bezueglich dieser Sache nunja..es gibt kein passendes Wort fuer meinen Zustand.
Jetzt gehts mal ans Kofferpacken, ich will es mal nicht auf den allerletzten Druecker machen 🙂