Gestern habe ich euch schon von meinen ersten Eindrücken über Braunschweig berichtet, heute geht es um die Neueröffnung des Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM), dem eigentlichen Grund meines Kurztrips in die Löwenstadt. Nach einem gemeinsamen Frühstück im Hotel ging es auch gleich zum Museum, wo wir zunächst in entspannter Runde plauderten und alles über den sieben Jahren dauernden Umbau des Museums erfuhren. Diesen Blick hinter die Kulissen fand ich wahnsinnig spannend, ging ich während meines Ethnologiestudiums auch ständig im Völkerkundemuseum ein und aus. Jeder Museumsalltag ist anders, der im HAUM klang sehr spannend und abwechslungsreich!
Im Anschluss bekamen wir eine Hintergrundführung im Museum, wo uns die einzelnen Raumkonzepte erläutert und einige der über 4000 Kunstwerke detailliert erklärt wurden. Ich hätte unserer sympathischen Führerin ewig zuhören können, man bekommt durch ein wenig Hintergrundwissen einen ganz anderen Blick auf das jeweilige Kunstwerk – so ging es übrigens nicht nur mir, wo immer wir stoppten, bildete sich eine Menschentraube, da auch die anderen Besucher zuhören wollten. Zur Eröffnung war das Museum eine Woche eintrittsfrei (sonst 9€/7€), was sehr gerne von der Bevölkerung aufgenommen wurde – ich werde definitiv noch einmal kommen, wenn es wieder leerer ist!
Nach der Führung hatten wir noch etwas Zeit, die drei Etagen mit insgesamt 38 Ausstellungsräumen zu bewundern, ich war nur irgendwann gar nicht mehr aufnahmefähig. Die einzelnen Räume sind mit farblich passenden Wänden gestaltet, was man mag oder eben nicht. Mir persönlich gefällt diese Abwechslung sehr gut, da wird man immer wieder neu stimuliert und schaltet nicht ab und gleichzeitig unterstreichen die Farben die Stimmung der einzelnen Themen.
Noch ist das Museumsbistro geschlossen, ab 2017 wird man sich dort aber eine Pause gönnen können, bevor man sich weiter auf Erkundungstour macht. Im oberen Stockwerk gibt es viele Skulpturen und Angewandte Kunst, man wird mit der Masse einiger Sammlungsbestände (Email, Majolika, Fürstenberg-Porzellan) fast schon erschlagen, so viel gibt es. Für mich von Interesse waren auch die ostasiatischen und ethnologischen Objekte, die ich gar nicht erwartet hatte, richtig umgehauen hat mich aber der Raum für junge Kunst. Diese Intervention mitten zwischen den Sammlungen sieht man nicht kommen, man betritt durch die Tür eine vollkommen andere Welt und die im Moment gezeigten Installationen von Wolfgang Petrick sind genau mein Ding! Grotesk, morbide, aber irgendwie doch schön, haben sie mich sehr an der Heidelberg Project in Detroit erinnert.
Unsere Gruppe war nach dem Besuch gemäß des Museumsmottos „frisch verführt“ und einfach nur begeistert. Dass es solch eine beeindruckende Sammlung in Braunschweig gibt, ich hätte es nie erwartet und fühle mich wie ein Banause. Auch meine Familie und Freunde, denen ich allen schon davon erzählt habe, sind ganz erstaunt, nie hatte jemand von dem Museum gehört. Das muss schleunigst geändert werden und vielleicht kann ich ja auch einen von euch mit diesem Beitrag motivieren – da können sich einige Museen in Berlin, die viel mehr gehyped werden, nämlich mal eine Scheibe abschneiden!
Leider hatten wir alle noch ein enges Tagesprogramm, weswegen wir uns nur noch schnell für ein Gruppenbild in der Sonne versammelten und uns dann trennten. Mit dabei waren Alexandra & Matthias, Anna, Eva, Jessica, Melanie, Ulrike und Maria und ich habe mich besonders darüber gefreut, dass auch Bloggerinnen aus Braunschweig direkt dabei waren, so konnte man noch ein paar Insidertipps erhalten.
Für mich ging es dann zunächst mit Eva in das Kloster St. Aegidien, worin sich auch das Jüdische Museum befindet. Erneut ging ich ohne wirkliches Vorwissen dorthin und wir hatten so eine spannende Führung, ich bin begeistert, man merkt, dass auch hier einiges an Herzblut drinnen steckt. Davon abgesehen beeindruckt das Gebäude an sich natürlich schon und man fühlte sich in eine andere Zeit versetzt; wer dem Trubel der Stadt etwas entfliehen mag, kann das hier in kürzester Zeit zu Fuß tun. Danach huschte ich zur Touristinfo und schnappte mir meinen Audioguide „Fokus Mittelalter“. Leider hatte ich nicht mehr allzu viel Zeit und musste mich auf einige Sehenswürdigkeiten beschränken – schön gemacht ist er aber und wer keine Lust auf eine Führung mit Guide hat, kann hier getrost auf eigene Faust losziehen!
Für mich ging es dann noch zum Handelsweg, wo ein paar kleine Galerien, das sehr schöne Cafe (mit Plattenladen & Ausstellungen) Riptide sowie ein paar nette Interior Design Läden sind. Im ein Raum entdeckte ich eine Ausstellung von York Schmitz, die ich ganz für mich alleine hatte, was nach dem Andrang im Museum eine willkommene Abwechslung war. Bevor mein Zug fuhr, traf ich mich noch einmal mit Melanie und Anna beim Happy Rizzi Haus, was ein nunja sehr speziell aussehendes Haus ist (die Modekette New Yorker hat hier ihre Büros). Danach verzweifelten wir ein wenig bei dem Besuch, ein Cafe mit noch drei Plätzen zu finden und schlussendlich landeten Melanie und ich irgendwo am Kornmarkt.
Ihr merkt es, ich bin von Braunschweig absolut begeistert und schäme mich fast ein wenig, noch nie zuvor mal aus dem Zug ausgestiegen zu sein. Ich habe zwar schon einiges gesehen, aber im Sommer muss ich doch noch einmal wiederkommen, das Museum alleine in Ruhe besuchen und mich bei schönem Wetter durch die Stadt treiben lassen. Vielleicht gefällt mir die Stadt so gut, da es irgendwie (wenn man meinen Vornamen mal nimmt) eben auch meine Stadt ist und es wirklich an jeder Ecke Löwen gibt!
Seid ihr schon einmal in Braunschweig gewesen? Vielleicht ja sogar schon im neu eröffneten HAUM? Für Kunstliebhaber kann ich es nur empfehlen und von Berlin aus ist es auch wirklich nicht weit weg. Hätte ich mehr Zeit gehabt, rund um Braunschweig gibt es auch noch viele Wanderwege, die laut Internet sehr schön sein sollen..aber das macht im Sommer auch mehr Spaß! 🙂
Vielen liebe Dank an das Herzog Anton Ulrich-Museum sowie das supernette Team vom Stadtmarketing Braunschweig!