Schlagwort: englische Bücher

[Lesenswert] Reasons to stay alive – Matt Haig

Da komme ich auf meiner einsamen Insel vor Malaysia an und das erste, was ich sehe, ist das Buch Reasons to stay alive von Matt Haig. Mit der Kulisse fallen mir auf jeden Fall gleich ein paar Gründe ein, warum es sich lohnt am Leben zu bleiben. Aber natürlich wollte ich das Buch trotzdem lesen und sehen, was Matt dazu zu sagen hat.

Worum geht‘s Ganz banal gesagt, um das Leben mit Depression. Der Autor lebt mit seiner Freundin ein entspanntes Leben auf einer sonnigen Insel, als sich plötzlich etwas in ihm selbst verändert. Zunächst kann er so gar nicht verstehen, wieso es ihm auf einmal so schlecht geht, aber mit der Zeit lernt er, dass er in einer akuten Depression steckt und arbeitet sich in diesem Bauch mehr oder weniger wieder aus ihr heraus.

Wie ist‘s Man erhält einen sehr offenen und ehrlichen Einblick in das Thema Depressionen und ich konnte da einige eigene Gedanken wiederfinden. Es hat einen Tagebuch-Stil, man kommt dem Autor schnell nahe und leidet mit ihm mit. Das Buch ist – trotz schwerem Thema – aber doch leicht zu lesen, da es eben kurze Kapitel hat und die Sprache mitnimmt. Man wird etwas gefesselt und will wissen, wie es ausgeht.

Mir hat das Buch gut gefallen, ich lese aber auch gerne Berichte zum Thema Depression und welche unterschiedlichen Erfahrungen die Menschen damit machen. Dass das Buch aber soooo gehyped wurde, verstehe ich nicht, für mich ist es einer von vielen Berichten, die sehr lesenswert sind. Aber vielleicht hilft doch genau dieser Einblick jemandem mit Depression weiter, somit wenn ihr das Thema interessant findet, schaut es euch einmal an. Weitere Bücher von Haig würde ich lesen, sollte ich einmal darüber stolpern, jetzt aber direkt in den nächsten Buchladen rennen, muss ich auch nicht 🙂

Habt ihr ein gutes Buch zum Thema Depression/Angst/Panikattacken, welches ihr empfehlen könnt? Dann gerne her damit!

[Lesenswert] A Visit from the Goon Squad – Jennifer Egan

Gehört hatte ich von dem Buch A Visit from the Goon Squad von Jenniger Egan noch nicht, aber als ich es im öffentlichen Bücherschrank fand, hat mich das Cover definitiv angesprochen und der Sticker „Winner of the Pulitzer Prize“ hat dann doch den Ausschlag gegeben, es mitzunehmen. Primär, weil ich etwas verwirrt war, wieso ich ihren Namen nicht kenne, normalerweise bin ich hier ziemlich up to date, aber das ging an mir komplett vorbei. Gelesen habe ich es während meiner Spaziergänge durch Montreal und das hat sehr gut zu der kreativen, sehr musikaffinen Stadt gepasst, aber dazu gleich mehr.

Worum geht’s Wir haben Bennie, der ehemals Punkbands managte, mittlerweile aber ziemlich gealtert ist und somit etwas in einer Lebenskrise steckt. Sasha ist seine jüngere Angestellte, die ebenfalls eher in einer dauerhaften Krise steckt. Durch diese beiden lernen wir diverse andere Charaktere kennen, die sowohl in ihrer Vergangenheit wie auch in ihrer Gegenwart eine Rolle spielen. Hauptakteur des Buches ist aber Musik, um die sich so ziemlich alles dreht! Wir haben Selbstzerstörung sowie Erlösung und man weiß selten, in welche Richtung das aktuelle Kapitel geht.

Wie ist’s Ich tat mir zu Beginn etwas schwer, da das Buch zwar ein großes Ganzes ist, im Grunde sind die einzelnen Kapitel aber Kurzgeschichten, die chronologisch nicht notwendigerweise zusammenhängen. Nachdem ich das kapiert habe, war es ein wahrer Lesegenuss. Jennifer Egan schreibt wunderbar, sie hat einen sehr schwarzen Humor, viel Kreativität, wenn es um ausgefallene Charaktere und noch irrsinnigere Wendungen geht. Man weiß nie, auf wen man auf den nächsten Seiten trifft und wie diese Person mit unseren beiden Hauptcharakteren zusammenhängt, aber man hat einfach nur Lust, genau das herauszufinden.

Ein Roman, der durchaus süchtig macht und einen fesselt, ich habe ihn sehr schnell durchgelesen. Am besten natürlich mit Musik im Ohr, die hier eine große Rolle spielt und somit omnipräsent ist. Es macht Spaß, das Buch zu lesen, man muss schmunzeln, manchmal tut es aber auch weh und man leidet mit den Protagonisten mit. Für mich ein sehr gutes Gesellschaftsportrait, welches nicht aus der Luft gegriffen ist. Das Einzige, was mir nicht zusagte, war die 40-seitige Powerpointpräsentation, die ein Kapitel des Buches ausmacht, aber erneut, man muss ihr lassen, dass das eine kreative Idee war.  Es ist kein Buch, welches ich jedem empfehlen würde, da es eben doch etwas spezieller ist, aber wenn ihr dunkle, satirische Lektüre und Musik mögt, ist es genau für euch geschrieben!

Kennt ihr A Visit from the Goon Squad? Wenn ja, wie hat es euch gefallen? Was habt ihr noch von Jennifer Egan gelesen, was ihr empfehlen könnt? Ich lasse das Buch jetzt hier bei einem Freund zurück und hoffe, dass es ihm auch Freude bereitet.

[Lesenswert] Beatrice and Virgil – Yann Martel

Oh, was habe ich mich gefreut, als ich den Roman Beatrice and Virgil von Yann Martel in der Hostelbücherei in Singapur entdeckte. Natürlich musste ich ihn mir sofort schnappen, denn seit ich Life of Pi gelesen habe (und mich weiterhin dem Film verweigere), bin ich großer Yann Martel-Fan und wollte unbedingt mehr von ihm lesen!

Worum geht’s Dieses Mal fällt es mir etwas schwer, eine Inhaltsangabe zu geben, ohne zu viel vorwegzunehmen. Das Buch hat nämlich einige sehr spannende, überraschende Wendungen und somit fasse ich mich hier kurz. Henry, ein Schriftsteller mit Schreibblockade, bekommt einen Leserbrief, worin er um Hilfe bei einem Theaterstück gebeten wird. Aufgrund Langeweile treibt es ihn schließlich zu dem Absender, welcher sich als sonderbarer Kauz entpuppt, der als Taxidermist arbeitet und das Interesse von Henry zu wecken beginnt.

Wie ist’s Zunächst mal zu kurz, was war ich traurig, als es nach knapp 200 Seiten schon zu Ende war. Das Buch startet zwar etwas langsam, hatte mich aber doch schon von Seite 1, da es einfach nur großartig geschrieben ist. Der Klappentext bietet einem hier zum Glück auch nicht viele Infos, denn das Buch überrascht. Und überrascht. Und dann kommt wieder eine neue Wendung, die man einfach nicht hat kommen sehen.

Super fand ich auch die Abwechslung im Schreibstil, mal haben wir Prosa, dann werden Teile des Theaterstückes, an dem die beiden Männer gemeinsam arbeiten, abgedruckt und man ist mitten in dieser zweiten Story von Esel und Affe, deren Ende man auch unbedingt kennen will. Mantel verwebt diese beiden Erzählstränge auf einfach nur großartige Weise und das Lesen und Hin- und Herspringen ist ein Genuss. Es stört den Lesefluss gar nicht, im Gegenteil, es hat mich Seite um Seite lesen lassen und dass es keine Kapitel gibt, hat mir beim Aufhören auch nicht geholfen. Am Ende hatte ich das Buch an zwei Tagen durch, an denen ich eigentlich nicht mal Zeit zum Lesen hatte.

Das Ende hätte für mich gerne noch etwas ausführlicher sein dürfen, da ich einfach nicht wollte, dass das Buch schon vorbei ist, aber es endet mit einem ganz großartigen und wieder unerwarteten Moment und somit bin ich doch versöhnt. Will ich noch mehr von Yann Martel lesen? Absolut, für mich ist dieses Werk nämlich noch um einiges besser als Life of Pi und hat mich nun vollkommen überzeugt!

Habt ihr schon etwas von Yann Martel gelesen? Welches Buch von ihm könnt ihr mir denn noch empfehlen?

[Lesenswert] Bossypants – Tina Fey

Es gibt diese Bücher, die irgendwie so ziemlich jeder gelesen hat und man auch ständig online wieder über sie stolpert. So fühlte sich auf jeden Fall Bossypants von Tina Fey für mich an, nachdem ich das erste Mal den Klappentext las, war ich dann aber irgendwie nicht sonderlich an der Lektüre interessiert. Irgendwie habe ich es gleich in die Sparte von Bücher wie „How to be a woman„, was ich ja so gar nicht mochte, eingeteilt, eben feministisch angehauchte Werke, die für mein eigenes Verständnis nur überhaupt nicht feministisch, sondern eher belanglos an der Oberfläche dümpeln sind 😉 Jetzt fand ich Bossypants aber im dörflichen öffentlichen Bücherschrank und nahm es mir als Flugzeugbuch mit. In den 11,5 Stunden, die es bis nach Mexiko brauchte, hatte ich es auch geschwind ausgelesen und tippe nun schnell meine Gedanken, bevor ich sie wieder vergesse.

Worum geht’s Den meisten ist der Name Tina Fey wahrscheinlich ein Begriff, ich hatte sie irgendwie „nur“ als Comedian abgespeichert, dabei schreibt und produziert sie die TV Serie „30 Rocks“, welche ich vor längerem mal angefangen, dann aber doch wieder abgebrochen habe. Das Buch ist jetzt eine Mischung aus Autobiographie, Arbeitsalltag und Werdegang ihrer Karriere, gespickt mit vielen Wortwitzen, Anspielungen und eben auch dem „Kampf“ von Frauen in einer von Männern dominierten Filmindustrie.

Wie ist’s  Spontan würde ich sagen, dass es eine gute Wahl war, das Buch im Flugzeug zu lesen, da man eine leichte Unterhaltung bekommt, bei der man ab und zu schmunzeln muss und das in kurzen, gut verdaulichen Happen. Pausen kann man auch problemlos einlegen, man kommt schnell wieder in das Buch hinein und die Kapitel sind kurz gehalten. Da ich nun aber weder Tina Fey Fan bin, noch ihren Werdegang verfolgt habe, war es für mich teilweise doch recht uninteressant, da es eben sehr persönlich ist und mich ihre Erlebnisse auf einer Kreuzfahrt z.b. nun eben nicht sehr fesseln können. Für Fans von ihr oder 30 Rocks ist das Buch aber definitiv etwas, man erkennt nämlich sehr gut ihren Stil wieder, hier nur eben mal in Buchform.

Es ist erstaunlicherweise weniger reißerisch-feministisch und belehrend, wie ich es erwartet habe, was mich positiv überrascht hat. Auch wenn sie in Richtung politischer Themen geht (eine ihrer bisher größten Rollen war die Verkörperung von Sarah Palin während des Wahlkampfes) gelingt ihr das auf locker-flockige Art. Ein bisschen zwischen den Zeilen lesen funktioniert hier aber auch gut, sollte man sich doch ein paar mehr Gedanken machen wollen. Für mich war das mit das spannendste Kapitel, neben der Erzählung, wie 30 Rocks zustande gekommen ist. Mit (noch mehr= Worten über das Thema Stillen oder Babyformula kann man mich nämlich einfach nicht begeistern, egal, wie „komisch“ es auch geschrieben ist.

Als Fazit halte ich mal fest, dass es zwar nicht mein Buch war, ich es aber trotzdem in einem Rutsch durchgelesen habe (ich saß aber auch bei Condor ohne Entertainmentsystem fest) und ich durchaus ein paar Mal schmunzeln musste. Zum Lautlachen hat es nicht gereicht und einige Sachen fand ich auch eher gar nicht passend, aber insgesamt ist es eine gute Mischung. Besonders natürlich wenn man mehr über Tina Fey wissen will, was die meisten Menschen, die dieses Buch erwerben, wohl wollen. Hat man so gar keinen Plan, wer sie ist und was sie tut, es gibt dann doch bessere Autobiographien, die man lesen kann, die einem „mehr“ zu bieten haben.

Hat einer von euch das Buch schon gelesen und ist vielleicht sowohl Tina Fey oder 30 Rocks Fan? Wie hat es euch gefallen?

[Lesenswert] ABC-Lesechallenge – 3. Update! Auf zum Endspurt!

Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an der ABC-Challenge (hier geht’s zu meinem Endstand) teilgenommen und hatte so viel Spaß dabei, dass ich auch dieses Jahr wieder mit dabei bin. Bei dieser Challenge geht es darum, innerhalb eines Jahres Buchtitel zu lesen, sodass jeder Buchstabe im Alphabet abgedeckt ist. Klingt eigentlich ganz einfach, es gibt jedoch Buchstaben, an denen ich zumindest letztes Jahr verzweifelt bin. Um die Challenge noch einen Ticken schwieriger zu machen, verbiete ich mir nämlich, Bücher nur wegen ihres Anfangsbuchstabens zu kaufen – ich muss sie entweder wirklich unbedingt lesen wollen und/oder sie im öffentlichen Bücherschrank finden. Da ich minimalistischer leben mag und mein Bücherregal sowieso aus allen Nähten platt, kaufe ich mir seit zwei Jahren nur noch sehr selten Bücher; meist leihe ich sie einfach aus oder hole sie aus einem öffentlichen Bücherschrank, wohin sie nach dem Lesegenuss auch wieder gehen.

Da wir jetzt schon im neunten Monat sind, wird es definitiv Zeit für ein letztes Update vor dem EndspurtLeider hat sich nicht sehr viel getan, was aber nicht an meiner Lesebereitschaft liegt, sondern daran, dass ich die „falschen“ Anfangsbuchstaben lese. Mal sehen, ob ich das in den verbleibenden Monaten noch etwas ändern kann oder dies vielleicht schon mein Endstand sein wird. Letztes Jahr habe ich 23 von 26 geschafft und für dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, zumindest 24 hinzukriegen.

ZWISCHENSTAND:  von sechsundzwanzig Buchstaben sind neunzehn „gelesen“

 

Aging and the Indian Diaspora – Sarah Lamb
Barney’s Version – Mordecai Richler
Cockroaches – Jo Nesbo
Deutschland. Ein Wintermärchen – Heinrich Heine
Everyone has a story – Savi Sharma
Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson
Glamorama – Bret Easton Ellis
How to survive as a rock band – Itchy Poopzkid
India – Shashi Tharoor
Juliet, Naked – Nick Hornby
Kontrabass, Der – Patrick Süskind
Life of Pi – Yann Martel
Mond über Manhattan – Paul Auster
New York Triologie – Paul Auster
O
Postmodernism – Christopher Butler
Q
Road to Mount Buggery, The – Mark Whittaker & Amy Willesee
Stadt und die Hunde, Die – Mario Vargas Llosa
Timbuktu – Paul Auster
U
V
Weiße Nächte – Fjodor Dostojewski
X
Y
Z

Ich habe mich dazu entschieden, sowohl englische als auch deutsche Titel für die Challenge zu nutzen, da ich zu circa 50% englische Bücher lese und das hier auch abgebildet werden darf. Außen vor lasse ich Hörbücher und Ebooks (fragt mich nicht, wieso), wobei ich sie zwar liebe, sie aber nicht sichtbar in meinem Bücherregal stehen.

Da sind es in den letzten drei Monaten doch tatsächlich nur „zwei neue“ Buchstaben geworden, dabei lese ich im Schnitt neben meiner Fachliteratur zwei Bücher die Woche. Aber nungut, jammern ist nicht, weiter geht es. Zwar bin ich wieder im Ausland unterwegs und dort ist die Suche nach öffentlichen Bücherschränken noch einmal eine andere Sache, aber irgendwie klappt das schon und vielleicht finde ich ja doch noch bis zum Jahresende fünf weitere spannende Titel mit den fehlenden Buchstaben.

Macht noch jemand bei der Challenge mit? Wie sieht euer Halbzeitstand aus? Hat jemand einen guten Buchtipp für einen der schwierigeren Buchstaben wie Q? 

[Lesenswert] Family Matters – Rohinton Mistry

Heute stelle ich euch mit Family Matters von Rohinton Mistry mal ein Buch vor, welches näher an meiner Doktorarbeit, aber trotzdem gut verdauliche Unterhaltung ist. Mistry ist ein (zumindest im englischsprachigen Raum) sehr bekannter, indischer Autor, dessen Werk Such a long journey ihn weltweit bekannt gemacht hat und auch absolut zu empfehlen ist. Seine Romane spielen meist in Mumbai und haben die dort lebenden Parsen als Protagonisten, was an sich schon spannend ist. Dass Mistry aber dazu noch ein richtig guter Geschichtenerzähler ist, macht jedes seiner Werke zu einem reinen Genuss (und mir mein wissenschaftliches Leben manchmal doch ein wenig einfacher).

Worum geht’s Der 79-jährige Witwer Narimar lebt mit seinen beiden Stiefkindern zusammen in einer Wohnung, was bereits zu Konflikten führt. Daneben hat er mit Parkinson und seiner Vergangenheit zu kämpfen. Bei einem Spaziergang verletzt er sich und muss die nächsten Wochen im Bett verbringen, womit seine Kinder überfordert sind und ihn zu seiner anderen Tochter „abschieben“. Diese kümmert sich rührend um ihn, muss aber gleichzeitig versuchen, ihre Familie zusammenzuhalten. Besonders ihr Mann hat so seine Probleme mit der neuen Situation, während er auch finanzielle Hürden überwinden muss.

Wie ist’s Absolut fesselnd, die 500 Seiten waren in zwei Tagen gelesen und am Ende habe ich mir sogar richtig Zeit gelassen. Da mir die ein oder andere Träne runterlief, war das aber auch so. Persönlich liebe ich es, den Alltag anderer Menschen zu betreten und in ihn eintauchen zu dürfen (gut, dass ich Ethnologin bin, nicht) und das gelingt in diesem Buch ganz wunderbar. Parsen sind mir eine recht unbekannte Gruppe, die beschriebenen Rituale, welche gleichzeitig in diese „Moderne“ integriert werden müssen, somit sehr spannend. Die einzelnen Charaktere sind hervorragend gezeichnet, man kann sich in sie hineinversetzen, mitfühlen und sich dennoch durch einige Handlungen überraschen lassen.

Besonders spannend war für mich natürlich die Hauptperson Nariman, welche sich durch das Buch hindurch sehr stark verändert und einen guten Einblick in das Leben mit Parkinson und dann mit Bettlägerigkeit und langsamem Dahinschwinden gibt. Absolut schmerzend, aber eben notwendig zu wissen. Das Buch ist aber trotzdem nicht nur düster und schmerzlich, es gibt lustige Momente, kleine Einblicke in den indischen, oft mit Korruption durchzogenen Alltag, welche mich mein Leben dort sehr vermissen lassen und ein schönes Indienbild zeichnen. Auch die beiden kleinen Söhne, welche mit ihrem kranken Großvater umzugehen lernen, sind spannende Charaktere, man will sie einfach drücken. Insgesamt kann man – ohne zu viel zu verraten – sagen, dass hier enorme Wandlungen aller Beteiligten geschehen, die einen Seite um Seite weiterlesen lassen, selbst wenn es mittlerweile 3 Uhr morgens ist.

Absolute Empfehlung, mit das beste Buch, welches ich dieses Jahr gelesen habe und ich ärgere mich noch immer, dass ich es schon seit Jahren im Bücherregal hatte und es schlichtweg vergessen habe. Damals natürlich in Indien kurz vor Abflug gekauft und dann immer zu anderem gegriffen, Schande über mein Haupt! Mehr von Rohinton Mistry werde ich definitiv noch lesen, wer weiß, vielleicht treffe ich ihn ja zufällig bei einer Lesung in Kanada, das wäre was!

[Lesenswert] The White Tiger – Aravind Adiga

Das Buch hat bereits 2008 den Man Booker Prize gewonnen und ist wohl auch schon so lange in meinem Besitz. Obwohl ich das Thema und den Klappentext sehr spannend fand, nahm ich es aber doch irgendwie nie in die Hand und musste erst in Singapur in der Hostelbibliothek wieder darüber stolpern. Dort war das Timing für The White Tiger von Aravind Adiga und mich dann aber endlich richtig und ich habe das Buch in drei Tagen durchgelesen.

Worum geht’s Balram Halwai wächst in einem indischen Dorf auf, wo er als klügster Schüler mit glänzender Zukunft gilt. Doch kommt es natürlich ganz anders und das Buch ist ein Rückblick auf sein Leben. Statt guter Bildung bekommt er nämlich zunächst zur Unterstützung seiner Familie einen Job in einem Teeshop, welchen er aber schnell durch eine Tätigkeit als Fahrer austauscht. Diese bringt ihn schließlich nach New Delhi, wo er lernt, wie Korruption die Menschen regiert, dass Geld aber nicht jedes Problem lösen kann und wie man Menschen manipulieren kann. Aus dem schüchternen Jungen wird ein komplizierter Mann, welcher seine Rollen als Diener, Philosoph, Entrepreneur und schlussendlich Mörder irgendwie miteinander in Einklang zu bringen versucht.

Wie ist’s Thematisch ist das Buch große Klasse und ein richtiger Genuss, aber mit dem Schreibstil (ich habe die englische Version gelesen) hatte ich ab und an meine Probleme, der war nämlich recht öde. Bücher von indischen Autoren lese ich per se immer gerne, da sie eben doch einen anderen Blick anbieten und auch der von Adiga hat mich hier begeistert. Dass das Buch in sieben Briefen bzw Nächten spielt, fand ich ebenfalls erfrischend anders und hat auch mehr Spannung hereingebracht.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich den Hype nicht ganz verstehen kann, da es für mich ein Buch ist, welches ich bestimmt nicht noch einmal lesen werde und auch nur an einen Freund weitergab, da dieser noch etwas für’s Flugzeug auf die Schnelle brauchte. Denn so richtig „das musst du gelesen haben“ ist es für mich einfach nicht, da bleibt Shantaram einfach ungeschlagen, wenn es um Indien geht.

Etwas anderes von Aravind Adiga müsste ich jetzt auch nicht lesen, sollte ich aber mal drüber stolpern, würde ich ihm doch noch eine zweite Chance geben. Habt ihr das Buch oder etwas anderes von ihm schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch denn gefallen? Welches ist euer liebstes „Indien“-Buch?

[Lesenswert] The Road to Mount Buggery – Mark Whittaker & Amy Willesee

Manchmal geschehen ja diese Zufälle, die sich so richtig gut zu einem stimmigen Bild zusammenfügen. Zwei Tage bevor ich meinen Australienflug buchte, fand ich das Buch „The Road to Mount Buggery – A Journey through the curiously named places of Australia“ von Mark Whittaker und Amy Willesee im örtlichen Bücherschrank und jetzt gerade bin ich selbst mit dem Van in Down Under unterwegs. Zwar fahre ich nicht unbedingt die in diesem Buch benannten Orte ab, als einen Einstieg stellte ich es mir aber doch ganz passend vor.

Worum geht’s Ein Journalistenpärchen macht sich auf, kurios benannte Orte in Australien zu erkunden und davon gibt es erstaunlicherweise eine ganze Menge. Mit einem alten Van fahren sie die von ihnen erstellte „Map of Misery“ ab und erzählen dabei nicht nur von ihrer Reise, sondern eben auch, was sie an Informationen zu den jeweiligen Orten finden konnten. Die meisten Namen sind wirklich tragisch, man findet z.b. die Etappen Mount Hopeless, Isle of the Dead oder auch Hells Gate auf ihrer Route.

Wie ist’s  Irgendwie wurde ich leider nicht wirklich warm mit dem Buch, ob es jetzt an dem Schreibstil der beiden lag oder daran, dass so wenig passierte und das Thema mich nicht wirklich packen konnte – Lust auf einen Roadtrip konnte mir das Werk so gar nicht machen. Es hatte eine eher drückende Stimmung, welche zwar zu den Orten passt, die sie besucht haben, aber ein paar nette Reiseanekdoten hätten mich hier doch glücklich gemacht, um ein wenig Abwechslung beim Lesen zu bekommen. Die Kapitel sind recht kurz, drehen sich immer um einen Ort und lassen sich auch ohne Reihenfolge problemlos lesen. Als Strand- oder Unterwegslektüre ist das Buch definitiv geeignet, man kommt schnell wieder rein, aber ich muss gestehen, ich habe es nicht beendet. Was ich nur sehr selten mache, aber hier passierte einfach so wenig abwechslungsreiches, dass es mir irgendwann zu trist wurde und ich meine Australien- und Roadtriplust nicht gänzlich verlieren wollte.

Solltet ihr euch für australische Geschichte, merkwürdige Ortsnamen interessieren und es aushalten, wenn seitenweise seeeeeehr wenig passiert, dann ist das vielleicht euer Buch. Oder solltet ihr es auch in einem öffentlichen Bücherschrank finden, lest es lieber mal an. Ich habe es schon zurückgestellt und hoffe sehr, dass es dem nächsten Leser mehr Freude bereitet. Zum Glück genieße ich meinen Roadtrip hier gerade und auch wenn wir nicht zu Orten mit fragwürdigen Namen fahren, Langeweile kommt bisher absolut nicht auf!

Was war euer letztes Buch, welches ihr nicht beenden konntet oder quält ihr euch durch, komme was wolle?

[Lesenswert] Sherlock Holmes – Arthur Conan Doyle

Ja, ich weiß, Schande über mein Haupt, aber irgendwie hatte ich bisher nie das Verlangen gehabt, mich mal mit Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle auseinanderzusetzen. Man weiß ja so in etwa worum es geht und Kriminalgeschichten sind nicht unbedingt meins. Nachdem ich aber erst dazu gebracht wurde, die Serie zu schauen (wie grandios sind die Dialoge bitte), habe ich mich jetzt auch dabei erwischt, wie ich täglich 1-2 seiner Kurzgeschichten lese. Leider gerade nur als ebook, da ich noch am Reisen bin, aber darüber reden wollte ich trotzdem schon mal.

Worum geht’s Hier muss ich wohl nichts mehr sagen, jeder weiß, dass Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Freund Dr. 5James Watson die Kriminalfälle löst, welche die Polizei vor einem Rätsel stehen lässt. Das gelingt durch die enorme Intelligenz von Sherlock, der Menschen sehr gut lesen kann und auch ein wenig durch die eher praktische Hilfe von Watson.

Wie ist’s Dieses Gesamtwerk besteht aus 56 Kurzgeschichten sowie vier Romanen und ist einfach nur fantastisch. Je nach Lust und Laune kann man sich eher eine kurze Geschichte gönnen oder doch etwas mehr Zeit einplanen und sich eine längere Geschichte vornehmen. Denn das muss man, da die einzelnen Fälle so spannend sind, dass man sie einfach nicht aus der Hand legen mag. Man rätselt mit, lässt sich aber auch wieder überraschen, wenn es doch ganz anders gut als erwartet. Ich muss gestehen – und das sage ich selten – dass mir die TV Serie, angepasst an die Neuzeit etwas besser gefällt, doch nichtsdestotrotz werde ich alle Sherlock Holmes Geschichten lesen. es ist nämlich sehr spannend zu sehen, wie sie umgesetzt und verändert wurden.

Trotz seines Alters sind die Geschichten noch immer fesselnd, die Sprache von Arthur Conan Doyle sehr gut zu lesen und oftmals ist man überrascht, wie er etwas so Alltägliches spannend schreiben kann. Wenn ihr wie ich noch nie Sherlock Holmes gelesen habt, da ihr eben auch nicht solche Krimifans seid oder denkt, ihr wisst ja, worum es geht, sucht euch mal eine Kurzgeschichte und testet sie an. Wahrscheinlich werdet ihr genau wie ich in ihren Bann gesogen und 30 Minuten später eine andere Meinung haben. Lest sie auch ruhig im Original, Doyle schreibt sehr klar und verständlich und verzichtet auf eher unbekannte Worte.

Was soll ich sagen, ich bin bekehrt und freue mich, dass ich noch einige Geschichten vor mir habe. Sie eignen sich super, wenn man am Reisen ist oder unterwegs mal schnell etwas zur Ablenkung lesen lässt und schärfen doch irgendwie auch die eigenen Sinne. Zumindest betrachte ich Menschen im Moment mit mehr Detail und Interesse, was ja auch nicht allzu verkehrt ist. Habt ihr schon Geschichten von Sherlock Holmes gelesen? Wenn ja, welche gefiel euch am besten und ist noch wer verrückt nach der Serie (ich lebe bei sowas echt hinter einem Stein, sie ist schon so alt..)?

[Lesenswert] How to be a woman – Caitlin Moran

Heute stelle ich euch ein Buch vor, zu welchem ich persönlich nie gegriffen hätte. Da ich hier in Australien aber etwas auf dem Trockenen sitze und nicht nur ebooks lesen mag (ich brauche einfach das Gefühl eines Buches in der Hand), nehme ich mehr oder weniger, was ich so kriegen kann. So kam also How to be a woman von Caitlin Moran zu mir und ja, meine Erwartungen waren eher mau. Wenn auf dem Cover Lobpreisungen der Grazia „The book EVERY woman should read“ stehen, bin ich eher etwas skeptisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Da ich nicht sehr in britischer Comedy bewandert bin, kannte ich Caitlin Moran bis dato auch nicht.

Worum geht’s

Caitlin Moran erzählt Episoden aus ihrem Leben, welche sie dann mit diversen Frauenthemen zu verbinden versucht. Sei es Pornographie, die erste Menstruation, das Aufwachsen zur Frau in einer englischen Großfamilie ohne Privatsphäre, Schambehaarung beziehungsweise Körperhaare im Allgemeinen oder die Debatte, wie man seine Vagina selbst betiteln soll – das Buch bietet einem eine gewisse Themenvielfalt in kurzen Kapiteln. All dies schreibt sie unter dem Stichwort „Feminismus“, wobei sie nicht belehrend, sondern eben lustig sein will.

Wie ist’s

Ganz ehrlich, ich musste hier kämpfen und habe oftmals nicht eines der kurzen Kapitel in einem Rutsch beenden können. Denn so sehr ich mich auch als feministisch bezeichnen würde, mir ist der Schreibstil von Moran einfach zu platt und niveaulos. Davon einmal abgesehen, dass die Themen eben nicht neu sind, sondern schon so oft behandelt wurden, dass man das Gefühl hat, all das schon einmal gelesen zu haben. Sind die Kapiteltitel noch catchy, verliest sich das aber schnell und wie gesagt, sie schreibt mir einfach zu vulgär (ohne, dass ich jetzt sonderlich spießig bin). Als Show in Form von Standup-Comedy könnte ich mir das schon besser und um Welten lustiger vorstellen, aber hier ziehen sich die meist oberflächlich behandelten Themen eben unnötig in die Länge, was mich beim Lesen langweilt und somit dazu bringt, das Buch immer wieder zur Seite zu legen.

Für mich ist sie nicht die neue, spritzige Stimme, welche der Feminismus in unserer heutigen Zeit braucht, da sie eben nur wiederholt und mir ihre eigenen Erfahrungen hier auch nicht sonderlich viel bringen. Ganz schlecht machen will ich das Buch aber auch nicht, da es bestimmt für viele eine lustige, leichte Lektüre ist, die man eben so konsumieren kann, wenn man in der Bahn sitzt oder sich einfach im Urlaub entspannen will. Sonderlich mehr kann ich in ihm aber leider wirklich nicht erkennen und wer sich mehr mit Feminismus beschäftigen will, sollte hier nicht zu viel verlangen. Für mich ist sie eine schlechtere Version von Lena Dunham, welche eben lustiger sein will, das nur leider zu Gunsten des Niveaus versucht und eben nicht mit cleveren, neuartigen Ansichten oder Statements. Schade! Ich sollte vielleicht auch noch kurz erwähnen, dass ich das Buch (noch nicht) beendet habe, da ich mich hier wirklich zu zwingen muss und mittlerweile doch lieber zu meinen ebooks greife – was eigentlich schon alles sagt 😉

Kennt ihr das Buch zufällig oder andere Sachen von Caitlin Moran? Wie gefallen sie euch? Bin ich hier irgendwie zu kritisch?

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