Manchmal wählt man nicht die Bücher sondern die Bücher wählen den Leser. So fühlte es sich zumindest an, als mir The book of lost things von John Connolly aus dem öffentlichen Bücherschrank entgegen fiel. Erst stellte ich es wieder weg, da es nicht gaaaanz so nach meinem Geschmack klang, nachdem ich aber den gesamten Schrank durchforstet hatte und nichts besser fand, schnappte ich es mir doch. Immerhin ist es auf englisch und so kann ich wenigstens noch ein paar neue Worte lernen.
Worum geht’s Der zwölfjährige David versucht den Verlust seiner Mutter zu verarbeiten und die neue Frau (und den neuen Bruder) seines Vaters in sein Leben zu integrieren. Er flieht in eine Welt der Bücher, wo Märchen Realität werden und wird innerhalb dieser Fantasiewelt mit seinen Ängsten konfrontiert. Dabei muss er diverse Abenteuer bestehen und trifft wunderliche Gestalten, die ihn vor so manche Herausforderung stellen.
Wie ist’s Für jemanden, der Märchen liebt, ist dieses Buch genau das Richtige. Ich persönlich fand es etwas langatmig und zäh, habe oftmals ein paar Seiten überblättert und es hat mich einfach nicht gefesselt. Angefangen habe ich das Buch am Flughafen, habe es dann im Flugzeug aber schnell aus der Hand gelegt und dann erst einen Monat später wieder ausgepackt – ich wollte es nicht weiter durch die Gegend schleppen und habe es durchgelesen. Ich hatte einen psychologisch spannenderen Roman erwartet, der besser auf die Entwicklung von David eingeht, aber hier bekommt man einfach eine Heldengeschichte mit Märchen, die nur wenig an der Oberfläche kratzt. Die Hauptperson streift durch die Fantasiewelt und trifft eine Märchenfigur nach der anderen, was nicht gerade neu ist, wenn man die Märchen schon kennt.
Thematisch haben wir neben Wut, Eifersucht, Trauer und Missmut aber auch Freundschaft, Loyalität und Liebe und somit eigentlich die perfekte Mischung für einen coming of age Roman. Leider nutzt der Autor dies aber nicht aus und stellt die Märchen ständig in den Vordergrund, dabei wäre David’s Entwicklung so viel spannender, hach! Die Beziehung zu seinem Vater und der Stiefmutter wird am Ende etwas mehr thematisiert, was ich super fand, hier hätte es gerne noch mehr sein dürfen!
Noch ein Pluspunkt ist, dass der Autor am Ende des Buches sehr ausführlich beschreibt, warum er welches Märchen benutzt hat und wie sich das Buch entwickelt hat. Das gab eine interessante Insiderperspektive, die ich mir bei vielen anderen Büchern wünschen würde! Oftmals fragt man sich ja, was genau sich der Autor hierbei gedacht hat und das wurde einem dieses Mal beantwortet. Schade, dass es kein Buch ist, welches ich großartig finde, dann wäre dieser Abschluss noch besser gewesen.
Erwachsene Märchenfreunde, das dürfte was für euch sein, dem Rest würde ich eher abraten, da ich mich schon sehr dazu durchringen musste, das Buch wieder in die Hand zu legen und zu beenden. Wäre ich nicht buchstäblich auf einer einsamen Insel ohne andere Bücher gewesen, ich bezweifle, dass ich es in Deutschland beendet hätte. Hoffentlich gefällt es dem nächsten Leser besser! Für mich eines der schwächsten Werke, welches ich dieses Jahr gelesen habe.