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[Lesenswert] Der kleine Bruder von Sven Regener

Was habe ich mir das Buch aufgespart! Denn wenn es um deutsche Literatur geht, kommen einfach nicht viele Schriftsteller an diese wunderbare Wortzaubereien von Regener heran! Somit gab es Der kleine Bruder von Sven Regener erst nach einigen Monaten in meinem Bücherschrank zu lesen und ich habe es mit nur einer kurzen Pause direkt mal verschlungen!

Worum geht’s Frank, welcher gerade aus dem Militärdienst „entlassen“ wurde, beschliesst, Bremen den Rücken zu kehren und zu seinem großen Bruder Manfred nach Berlin zu fahren. Dort angekommen, findet er „Freddie“ zwar nicht vor, taucht aber in dessen WG-Leben in Kreuzberg ein und lernt ein künstlerisches Paralleluniversum kennen, welches ihm bis dato fremd war. Auf der Suche nach seinem Bruder trifft er die merkwürdigsten Gestalten, findet sich an sonderbaren Orten in ungewohnten Situationen vor und merkt erstaunt, dass sich das alles doch gar nicht so verkehrt anfühlt.

Wie ist’s Wenn ihr Herr Lehmann und Neue Vahr Süd mögt, werdet ihr auch Der Kleine Bruder verschlingen! In Dialogform geht es hier nur so durch Berlin, durch Menschen und Orte, die einen mitnehmen, faszinieren und durch ihre Authentizität verzaubern. Künstler, Lebemänner, Hausbesetzer, Anarchisten, Punks, Kneipenchefs, Suchende und Getriebene (um mal stereotyp in Kategorien zu unterteilen *g*) geben sich hier die Klinke in die Hand. Es passiert einerseits gar nicht viel und andererseits eben doch eine ganze Menge und das Gefühl/die Atmosphäre, welche Sven Regener erschafft, ist einfach „Berlin“ für mich. Auch wenn ich es nicht in dieser Epoche (1989), sondern erst in den 2000 kennenlernen durfte.

Die „Handlung“, also die Suche nach dem Bruder, steht zwar im Vordergrund, aber ist mehr Rahmen, um die unterschiedlichen Welten Berlins aufzuzeigen und erwartet hier keine spannenden Wendungen oder fesselnde Momente. Darum geht es nicht, es geht um Alltagsausschnitte, welche mit viel Situationskomik beschrieben werden, die mich einige Mal zum laut lachen brachte. Irgendwie passt hier, wenn man sagt „der Weg ist das Ziel“ und es ist irgendwie nur zweitrangig, ob Frankie am Ende seinen Bruder findet oder nicht.

Eine wirklich spannende Zeitreise, in eine Welt, in der alles im Aufbruch und irgendwie möglich schien, obwohl es noch Ost und West gab. Aber Berlin hat eben dieses ganz besondere Lebensgefühl, welches man mal am eigenen Leib erfahren (oder zumindest so gelesen) haben sollte. Ich kann es nicht anders erklären, aber immer, wenn ich mal wieder ein paar Wochen/Monate dort bin und mich (gerne durch die Kunstszene, wobei ich ja riesiger Streetart-Fan bin) treiben lasse, kann ich einfach freier atmen. Und dabei bin ich mittlerweile doch eher Natur- statt Stadtmensch, was das alles noch konfuser macht. Aber all das transportiert Regener in diesem Buch für mich, denn auch Frankie erfährt diese Transformation, die wohl nur Berlin in einem auslösen kann.

Viele Kritiken sehen dies als das schwächste Buch von Sven Regener, aber ich kann da einfach nicht zustimmen, da es für mich wirklich perfekt war. Keine unnötigen Seiten, um die Story irgendwie in die Länge zu ziehen, ein super Einblick in die damalige Situation in Berlin, spannende Charaktere, die man mit Faszination kennenlernt und dann natürlich unser Suchender, mit dem man sich gemeinsam durch die Nacht treiben lässt. Ich werde es zwar nicht nochmal lesen (kommt in den Bücherschrank), aber ich wurde sehr gut unterhalten und werde definitiv alles lesen, was mir von Sven Regener noch so unterkommt!

Kennt ihr dieses Buch oder eines der anderen von Sven Regener? Wie gefällt euch denn sein Schreibstil? Welcher deutsche Autor ist euer Liebling? Ich habe gerade mal wieder meinen Bücherschrank aussortiert und merke, wie es mir mittlerweile echt leichter fällt, mich von Büchern (wie One Day von David Nicholls) zu trennen, die man einfach nur „hat“, aber nicht sonderlich toll fand 😉

[Lesenswert] Griessnockerl Affäre von Rita Falk!

Als das Buch Winterkartoffelknödel vor zehn Jahren raus kam, war ich definitiv sehr neugierig, denn bis dahin hatte ich noch nie einen niederbayrischen Provinzkrimi gelesen. Danach hatte ich das aber auch irgendwie wieder vergessen, bis Opa mir nun die Griessnockerl Affäre von Rita Falk in die Hand drückte. Mittlerweile ermittelt Dorfpolizist Franz Eberhofer schon den 10. Fall, die Griessnockerln (das gibt es dann in Suppenform im Buch) waren allerdings erst seit vierter, somit bin ich noch immer nicht ganz up to date.

Worum geht’s Polizistenmord! In der Provinz und dann hat Franz zu dem ermordeten Kollegen auch noch ein angespanntes Verhältnis und erscheint plötzlich dringend tatverdächtig. Natürlich muss er den inkompetenten Kollegen unter die Arme greifen und versuchen herauszufinden, was da wirklich passiert ist. Während gleichzeitig zuhause einiges im Argen liegt, denn es taucht eine ehemalige Liebschaft von der Oma auf.

Wie ist’s Ich habe gelernt, dass ich nicht alleine mit meinen grammatikalischen Verfehlungen bin und es auch Eberhofer nicht so genau mit dem Genitiv nimmt oder wann man als und wann man wie nutzt 😉 Aber teilweise tut das Lesen ein wenig weh, wobei es wirklich authentisch wirkt und eben nach gesprochener Sprache. Also, wenn ihr einen Provinzkrimi lesen wollt, sprachlich habt ihr ihn hier. Ein paar passende Rezepte gibt es im Anhang auch noch, wenn man sich so richtig in Stimmung bringen will.

Die Story ist etwas sehr seicht für meinen Geschmack, die Figuren werden alle eher oberflächlich beschrieben (oder man kennt sie mittlerweile wohl einfach schon sehr gut) und sonderlich viel Spannung kommt auch nicht auf. Dadurch habe ich mich nicht wirklich in die Charaktere einfühlen und mitfieber können. Aber man kann das Buch innerhalb weniger Stunden gemütlich runterlesen, Pausen machen, ohne danach Probleme zu haben, wieder in die Story zu finden und wird nett unterhalten. Etwas für die Bahn, den Strand, wenn man eben nicht viel denken, sondern abschalten mag. Muss ich mehr Bücher von Rita Falk lesen? Nein, außer die Story klingt wirklich sehr, sehr fesselnd, aber ich bin mir sicher, die nächste Person, die es jetzt im Bücherschrank entdeckt, wird sich freuen 🙂

Mögt ihr Provizkrimis? Vielleicht ja die Reihe von Rita Falk? Oder könnt ihr damit auch eher wenig anfangen?

[Lesenswert] Schnee, der auf Zedern fällt – David Guterson

Kennt ihr diese Bücher, an denen man einfach ewig liest und nicht das Gefühl hat, dass sich storymässig etwas tut? So erging es mir bei Schnee, der auf Zedern fällt von David Guterson und auch wenn das Buch noch so (wohl zu recht) gelobt wird, wir hatten es einfach nicht leicht miteinander!

Worum geht’s Dem Lachsfischer Kabuo (Amerikaner japanischer Abstammung) wird der Mord eines anderen Fischers vorgeworfen. Zeugen gibt es keine, aber Indizien, welche nun während eines Schneesturms auf der kleinen Insel San Piedro in einem Gerichtsverfahren ans Licht gebracht werden. Ishmael Chambers, der die einzige Zeitung vor Ort betreibt, versucht, das Verbrechen mit all seinen in der Vergangenheit liegenden Begebenheiten, die dazu geführt haben könnten, aufzuklären. Wobei er nicht ganz ohne eigenes Motiv zu handeln scheint.

Wie ist’s Atmosphärisch sehr dicht geschrieben, man verliert sich in Seiten von Beschreibungen und als Leser wusste ich machmal nicht mehr, wo ich bin. Wir haben verschiedene Erzählstränge, zeitliche Sprünge, Schnee, Kälte und viele Details, sei es zum Thema Fischen oder wie sich Wasserleichen so verhalten in ihrem Zersetzungsprozess. Statt auf 500 hätte die eigentliche Geschichte für mich auch viel kürzer erzählt werden können, ohne von ihrer Intensität einzubüßen.

Doch so sehr ich gerade auch meckerte, die Geschichte ist wahnsinnig interessant. Es geht um das Leben der Menschen in den USA vor/während des Zweiten Weltkrieges und was dies mit ihnen getan hat. Dabei werden vor allem Amerikaner mit japanischer Abstammung, welchen zuvor in Harmonie mit den schon einigen Generationen dort lebenden Amerikanern lebten und dann in all dem Chaos zu Opfern werden. Darüber habe ich bisher wenig gelesen (und auch wenig drüber nachgedacht, sind wir mal ehrlich) und fand diesen Einblick somit sehr neu und spannend. Dass man da so viele – für mich echt unwichtige – Fisch- und Erdbeerdetails reinbringen musste, ist schade, denn so werde ich das Buch nicht wirklich weiterempfehlen ausser ihr WOLLT unbedingt einen sehr dichten Roman mit allen möglichen Details, die ihr später mal als euren Gegenüber überraschenden Smalltalk auf einer Party loswerden wollt 😉

Kennt ihr den Roman? Zumindest der Name war mir ein Begriff, ich hatte ihn allerdings als Filmtitel abgespeichert. Und hat ihn vielleicht sogar wer gelesen und ist so ganz anderer Meinung?

[Lesenswert] Wenn der Mond stirbt – Richard Crompton

Und da wurde es doch schon wieder ein Krimi, anscheinend finde ich so langsam Gefallen an diesem Genre. Denn auch Wenn der Mond stirbt von Richard Crompton lag viele, viele Jahre in meinem „noch zu lesen“-Bücherregal und ich griff nie danach. Dabei klang es durchaus spannend, denn die Handlung spielt in Nairobi (Kenia) und ich glaube, dass ich noch nie ein Buch mit diesem Schauplatz gelesen habe.

Worum geht’s Die übel zugerichtete Leiche einer Massai, welche als Prostituierte arbeitet, wird im Abwasserkanal der kenianischen Hauptstadt gefunden. Der Ermittler Mollel, ebenfalls Massai und sonst etwas störrischer und in Ungnade gefallener Ermittler, wird „von oben“ auf den Fall angesetzt und findet schnell heraus, dass da mehr als nur Raub dahintersteckt. Es geht in die Tiefen der lokalen Politik sowie zu einem sehr einflussreichen Prediger, welcher mit ausländischen Spendengeldern finanziert wird und seine eigene Agenda hat.

Wie ist’s Leider etwas verworren, teilweise verliere ich mich ein wenig in der Story bzw muss Google fragen, was da eigentlich gerade vor sich geht. Man taucht in die kenianische Politik ein, in Korruption, Polizei(gewalt), Armut, soziale Ungleichheit und diverse Konflikte zwischen ethnischen Gruppen. Was den Roman aufgrund seiner Themenvielfalt aber auch spannend macht und man hinein tauchen und mehr erfahren will, um zu verstehen, wieso hier wer gerade wie handelt. Doch das „Mehr“ bietet der Autor an dieser Stelle nicht, was sehr schade ist!

Die Story an sich ist ganz spannend gestaltet, es kommen ein paar unerwartete Wendungen, doch störe ich mich etwas an unserer Hauptperson, welcher einen kleinen Heldenkomplex hat und mir (bisher) nicht allzu sympathisch ist. Gut finde ich die Beschreibungen von Nairobi, die Szenen sind atmosphärisch teilweise dicht gefüllt und ich glaube dem Autoren, dass er selbst Jahre vor Ort gelebt hat. Zwar bin ich kein riesiger Krimi- und auch kein Massai-Hardcore-Buchfan, aber ich könnte mir doch vorstellen, den Nachfolger Hell’s Gate zu lesen, welcher dann in der Provinz spielt.

Per se will ich definitiv mehr Bücher mit dem groben Schauplatz „Afrika“ lesen und das natürlich besonders gerne von afrikanischen Autoren. Sollte die Buchmesse diesen Herbst doch irgendwie in Frankfurt stattfinden, werde ich mich da mal ein wenig intensiver umsehen. Wenn ihr allerdings jetzt schon einen Tipp habt, gerne her damit!

[Lesenswert] Ein unbeschriebenes Blatt – John Colapinto

Mal wieder ein Fund aus dem öffentlichen Bücherschrank, welcher viel zu lange bei mir zuhause im Regal stand. Aber jetzt durfte Ein unbeschriebenes Blatt von John Colapinto auch dran glauben und ich hatte kurzweilige Unterhaltung zuhause auf der Couch. Dass ich mich endlich durch meinen „bitte lesen“-Stapel arbeite, hat auch sein Gutes, langsam habe ich wieder Platz im Regal!

Worum geht’s Nach dem unerwarteten Tod seines Mitbewohners Stewart fällt Cal dessen bis dato unbekanntes Manuskript in die Hände. Selbst ein bisher erfolgloser Schriftsteller liest er dessen Werk und ist schockiert – davon wie gut es ist und davon, dass es von seinem eigenen Leben handelt. Cal beschliesst kurzerhand das Manuskript bei Agenten als das Seinige auszugeben – mit überraschend viel Erfolg, welcher jedoch bald von der Vergangenheit zu überschatten werden droht.

Wie ist’s Irgendwie nur ok. Der Schreibstil war leicht und flüssig zu lesen, aber hatte auch nichts Besonderes. Die Story entwickelte sich etwas anders als geplant, wodurch es zu spannenden Wendungen kam, die mal stimmig und mal eher übertrieben und stark konstruiert wirkten. Wirklich sympathisch wurde mir keine der Hautpersonen, somit ist fehlende Empathie auch daran schuld, dass es mir komplett egal war, wie das Buch ausging. Ich war nur froh, als es endlich vorbei war, da es sich doch gut zog.

Bisschen Krimi, bisschen Identitätstausch, bisschen Romantik, bisschen viel Drama. Aber nichts hat mich überzeugt, noch mehr Bücher von John Colapinto in die Hand zu nehmen. Denn ich weiß leider, dass ich in ein paar Monaten wohl komplett vergessen habe, dass es das Buch gibt.

Somit heute mal meinerseits kein Buchtipp für euch, sondern eher ein „lest es wirklich nur, wenn ihr die Story unbedingt braucht“ oder andere Sachen von dem Autoren verschlungen habt; sonst gibt es einfach so viel besser erzählte Geschichten mit komplexen Charakteren und wunderbar gemalter Sprache, die Atmosphäre schafft. Denn das gab es hier für mich nicht – gerade lese ich Das letzte Einhorn von Peter S. Beagle und bin sehr viel glücklicher!

[Lesenswert] Mord in bester Lage – Michael Böckler

Da mich normalerweise weder Krimis noch das Thema „Wein“ sonderlich reizen, stand das Buch Mord in bester Lage von Michael Böckler viele Jahre ungelesen in meinem Regal. Da ich mich jetzt aber doch etwas intensiver daran mache, alle ungelesenen Bücher in die Hand zu nehmen, durfte es mich die letzten Tage durch die Selbstisolation begleiten.

Worum geht’s Baron Emilio von Ritzfeld-Hechenstein will eigentlich das Dolce Vita in Südtirol auf dem Weingut seiner neuen Freundin Pina genießen. Doch statt sich „nur“ durch die Weine der Region zu testen, tauchen plötzlich mehrere Leichen in seinem Umfeld auf, welche auch noch mit besagter Freundin in Verbindung zu stehen scheinen. Somit muss er am Ende doch seine Karriere als Ermittler wieder entstauben und herausfinden, was da eigentlich vor sich geht – natürlich mit genügend Weinverkostungen zwischendurch.

Wie ist’s Wir hatten es nicht leicht miteinander, sagen wir es so. Die Beschreibungen Südtirols, der Weine und der regionalen kulinarischen Spezialitäten war zu Beginn spannend, am Ende aber einfach zu viel für mich. Denn so ein Weinkenner bin ich (immer noch) nicht, dass ich mich da an halbseitigen Beschreibungen einer Rebsorte erfreuen kann.

Die Story ist leider recht vorhersehbar, teilweise doch etwas abstrus (wer mag keine satanistisch verwirrten Mönche, welche ritualistische Morde planen und auch noch sexuell überreizt sind) und die Personen dürften für mich gerne komplexer sein. Emilio wird schrullig, mit einigen Macken gezeichnet, aber wie gesagt, das hätte ich gerne ausführlicher gehabt. Es ist der zweite Band aus der Reihe um den ermittelnden Baron, man muss die Vorgeschichte allerdings nicht kennen, da mit Rückblenden wichtige Ereignisse aufgegriffen werden. Es gibt ein paar spannende Wendungen, aber wie gesagt, der Großteil dümpelt eher so dahin.

Am Ende des Buches gibt es noch einen ausführlichen Anhang mit Wein- und Restauranttipps sowie Rezepten, wenn man sich motiviert fühlt, selbst einmal vor Ort in Südtirol auf den Spuren von Emilio zu wandeln. Für Liebhaber der Gegend oder welche, die es noch werden wollen, vielleicht von Interesse.

Insgesamt bin ich nicht sonderlich überzeugt von dem Buch, also ist die Motivation, ein weiteres aus der Reihe zu lesen, auch wenig vorhanden. Aber wenn man Lust auf einen Provinzkrimi hat und das Buch zufällig mal im öffentlichen Bücherschrank, wieso nicht 😉

[Lesenswert] Tote Spur: Verschollen in den Wäldern Kanadas – Barbara Fradkin

Aktuell bin ich ein wenig auf dem Krimi-Trip, um die Realität auszublenden und kam somit endlich dazu, Tote Spur: Verschollen in den Wäldern Kanadas von Barbara Fradkin zu lesen. Ich habe das Buch vor Jahren mal meinem Opa zum Geburtstag geschenkt (da ich gerade in Kanada war und etwas themenbezogenes wollte..makaber? vielleicht ein bisschen) und es nachdem er damit durch war, bekommen. Circa sechs Jahre später habe ich es nun innerhalb von 1,5 Tagen durchgelesen!

Worum geht’s Hannah, die Tochter von Inspektor Green, ist mit ihrem neuen Freund und zwei weiteren Bekannten zu einer Kanu- und Trekkingtour im Nahanni-Nationalpark aufgebrochen. Scott, ihr Freund, benimmt sich dabei allerdings seltsam, irgendwie getrieben und ändert die Pläne der Gruppe spontan. Nachdem sich Hannah nicht bei ihrem Vater meldet, macht dieser sich um sein Stadtkind Sorgen und ruft bei der Parkbehörde an – welche überhaupt nichts von der Gruppe wissen, allerdings ein gestrandetes Kanu gefunden haben und keinen Hinweis darauf haben, wem dieses gehört. Green beschliesst, sofort mit einem Kollegen hoch in den Yukon zu fliegen und auf eigene Spuren zu ermitteln, da es schließlich um seine Tochter geht.

Wie ist’s Mir hat das Buch persönlich sehr gut gefallen, was gar nicht so sehr an der Story lag. Denn diese war recht leicht vorhersehbar, die Charaktere auch nicht unbedingt sehr komplex beschrieben und hätte dieser Roman in Schweden gespielt..hätte ich ihn hier nicht mal besprochen. Aber für mich ist die Beschreibung der kanadischen Wildnis, der unterschiedlichen Landschaften, der Orte und Personen vor Ort das klare Highlight des Buches. Denn an vielen Plätzen bin ich selbst gewesen, habe mich daran erinnert, quasi die fantastisch klare Luft in der Nase gehabt, und musste durchaus schmunzeln, wenn da mal wieder die freundlichen, aber bürokratieliebenden Kanadier beschrieben wurden. Oder die etwas verschrobenen Menschen, die in und mit dieser rauen Natur leben und einfach spannende Lebensläufe haben.

Für Outdoor-Liebhaber ist das Buch ebenfalls was, da man z.b. genauer erfährt, wie man einen Fluss mit dem Kanu richtig befährt, wie man sich richtig in der Natur verhält (Stichwort: Leave no Trace) und auch die tierischen Begegnungen, die beschrieben wurden, freuten mich. Somit war das weniger Krimi (wobei da durchaus auch spannende Stellen dabei waren, ich die Perspektivenwechsel mochte und auch die Tatsache, dass man über 200 Seiten auf die erste Leiche warten muss), sondern eher Kanada-Wildnis-Bericht mit ein bisschen Fesselungsgefahr.

Die kanadische Autorin hat – wie mir Amazon sagt – eine ganze Reihe von Krimis, die vor Ort spielen, geschrieben. Sollte ich mal wieder einen von einem mir bekannten Schauplatz sehen, würde ich ihn mir wohl ebenfalls schnappen..und wahrscheinlich wieder sechs Jahre rumstehen haben, bis ich ihn zur Hand nehme 😉

Was lest ihr aktuell so? Zufällig auch Krimis? Wenn ja, was könnt ihr da denn so empfehlen?

[Lesenswert] Die Toten, die niemand vermisst – Hjorth & Rosenfeldt

Es gibt diese dicken Wälzer, die ich ewig im Regal stehen habe, da sie einfach so unpraktisch zum Mitnehmen sind. So erging es auch dem Buch Die Toten, die niemand vermisst von Hjorth & Rosenfeldt, welches trotz spannend klingender Story immer den Kürzeren zog aufgrund seines Aussehens – soviel zu, ich achte nur auf die inneren Werte 😉 Aber da ich aktuell eigentlich nur noch zwischen Bett und Couch hin und herlaufe, konnte ich mich durch diese 700 Seiten lesen – und war nach nur 2,5 Tagen durch!

Worum geht’s In Nordschweden wird von Wanderern zufällig ein Massengrab mit vier Erwachsenen und zwei Kindern entdeckt. Alle wurden per Kopfschuss getötet und somit wird der Mord ein Fall für die Reichspolizei aus Schweden. Diese kommt mit einem illustren Team an Ermittlern und merkt langsam, dass dies ein Fall mit vielen Verstrickungen in die höchsten politische Ebenen, national und international zu sein scheint.

Wie ist’s Wahnsinnig spannend, da das Buch aus sehr vielen, teilweise in der Vergangenheit liegenden Erzählsträngen und aus der Perspektive von zig verschiedenen Personen erzählt wird. Man weiß zu Beginn der meist kurzen Kapitel nie, was/wen man als nächstes lesen wird und inwiefern dies für die Gesamtgeschichte und die Aufklärung der Morde signifikant ist.

Die unterschiedlichen Personen sind vielschichtig und nicht unbedingt sympathisch, aber dafür ehrlich, beschrieben, man taucht in menschliche Abgründe ein, beginnt mitzufiebern und will schlichtweg wissen, wie es weitergeht. So liest man noch eines und noch eines und noch fünf weitere Kapitel, bis es dann plötzlich 3 Uhr morgens ist. Zwar ist das Band 3 der sogenannten Sebastian Bergmann-Reihe, aber man kann der Geschichte auch ohne die vorherigen Bände problemlos folgen, da alle wichtigen, in der Vergangenheit liegenden, Ereignisse noch einmal Erwähnung finden. Das Ende macht auch schnell klar, dass da zumindest noch ein weiteres Buch folgen wird.

Für Krimi-Fans, besonders natürlich solche mit Schwerpunkt auf Skandinavien, ist das genau das richtige Buch für einige Stunden auf der Couch. Beim Lesen wird euch bestimmt nicht langweilig werden, ein paar Ereignisse sind zwar leicht vorhersehbar, aber dafür kommen dann andererseits so unerwartete Dinge um die Ecke, dass man überrascht jappst. Für mich ein rundum gelungenes Lesevergnügen und sollte ich einen der anderen Bände im öffentlichen Bücherschrank entdecken, würde ich ihn definitiv einpacken!

[Lesenswert] ABC-Lesechallenge 2020 – 1. Update!

Mittlerweile schreiben wir Jahr 4, in welchem ich versuche, mich einmal durch das Alphabet zu lesen. Die Regel ist simpel: ich möchte einmal jeden Buchstaben des Alphabets als Anfangsbuchstaben im Buchtitel eines von mir gelesenen Buches haben. Aber ich scheitere jedes Jahr und bin schon am Überlegen, ob ich es im nächsten Jahr noch einmal mit den Anfangsbuchstaben der Autorennachnamen machen soll, da dies irgendwie realistischer scheint. Dieses Jahr bleibt alles beim Alten und heute gibt es das erste 3-Monats-Update!

Zwischenstand: 11 von 26!

Apothekerin, Die – Ingrid Noll (klick)
At Home in the World – Thich Nhat Hanh (klick)

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Bildung. Alles, was man wissen muß – Dietrich Schwanitz(klick)

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Chemie des Todes, Die – Simon Beckett (klick)
Chuzpe – Lily Brett (klick)

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D

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Ein unbeschriebenes Blatt – John Colapinto (klick)

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Fahrenheit 451 – Ray Bradbury (klick)
falsche Fährte, Die – Henning Mankell (klick)
Fürchtet euch – Wiley Cash (klick)

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G

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H

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I

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J

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K

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Leticia Valle. Memoiren einer Elfjährigen – Rosa Chacel (klick)
Let’s be less stupid – Patricia Marx (klick)
Lob der Stiefmutter – Mario Vargas Llosa (klick)

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Mord in bester Lage – Michael Böckler (klick)

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Never Knowing. Endlose Angst – Chevy Stevens (klick)

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P

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Q

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R

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Schatzinsel, Die – R.L. Stevenson (klick)
Seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Der – R.L. Stevenson (klick)

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Thinking, Fast and Slow – Daniel Kahneman (klick)
Toten, die niemand vermisst, Die – Hjorth & Rosenfeldt (klick)
Tschick – Wolfgang Herrndorf (klick)

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U

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V

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Wahrheit über Alice, Die – Rebecca James (klick)

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X

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Y

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Z

Seien wir ehrlich, mit so vielen Buchstaben hatte ich bei diesem ersten Update nicht gerechnet, aber die letzten 2,5 Wochen, welche ich so gut wie nur zuhause war, haben da einiges beschleunigt. Aktuell versuche ich nun, all die dicken Wälzer zu lesen (>1000 Seiten), welche ich in Zukunft bestimmt nicht mit mir durch die Welt schleppen werde und das funktioniert auch gut..am Tag komme ich locker auf so 2-3 oder auch 4 Stunden Lesezeit, was meinen „to read“-Stapel definitiv freut. Und mich auch, wenn ich sie bald irgendwann alle wieder in einen öffentlichen Bücherschrank stellen kann, dass sich andere Leute mit ihnen von unserer aktuellen Realität ablenken lassen können.

20 Bücher in 3 Monaten ist für mich ein guter Schnitt; außer wenn ich wirklich keine Zeit habe, versuche ich nämlich immer, doch ein Buch pro Woche zu lesen bzw. eigentlich lese ich ja immer zwei Bücher simultan, man weiß doch nie, worauf man gerade Lust hat 😉

Macht wer von euch bei dieser oder einer anderen Lese-Challenge mit? Wie sieht es bei euch aus? Und was ist bisher das empfehlenswerteste Buch, welches ihr 2020 gelesen habt? Für mich wäre das aus Tschick, meine ausführliche Review könnt ihr gerne nachlesen!

[Lesenswert] Chuzpe von Lily Brett!

Was für eine Woche. Lag ich letzten Freitagmorgen noch auf meiner Liege mit Meerblick in Panama, ist seither wirklich eine Menge passiert. Da ich mich seit meiner Rückkehr nach Deutschland brav an alle social distancing-Regeln halte und noch keinen meiner Freunde gesehen habe (nach all den Flugzeugen & -häfen, die ich besuchen musste), nutze ich die viele Zeit zuhause nun, um meinen „noch zu lesen“-Bücherstapel abzuarbeiten. Da sind über achtzig Bücher drauf, also ich habe genug zu tun für die kommenden Wochen.

Der Roman Chuzpe von Lily Brett liegt seit ACHT Jahren bei mir, da gewann ich ihn nämlich zum Welttag des Buches und ja, ich habe es nie hingekriegt, ihn zu lesen. Was wirklich einfach nur schade ist, denn die Story hat mich definitiv angesprochen. 1,5 Tage in Quarantäne später und wir sind durch!

Worum geht’s Ruth hat ein schönes Leben in New York, ist in einer (meist) glücklichen Beziehung, hat erwachsene, gesunden Kinder, gute Freundinnen und leitet ihre gut funktionierenden Firma. Jetzt ist auch noch ihr 87-jähriger Vater Edek von Melbourne hergezogen, welchem sie einen angenehmen Lebensabend bereiten mag. Doch davon will ihr auf englisch und jiddisch kauderwelschender Papa gar nichts wissen; erst bringt er durch seine Hilfe etwas Chaos in ihr Berufsleben, danach beschliesst er, gemeinsam mit zwei polnischen Freundinnen ein Restaurant zu eröffnen. Dass das Klops-Imperium nur scheitern kann, davon ist Ruth überzeugt, wird nach und nach aber einem Besseren belehrt – denn wo ein Edek, da eine grandiose Idee!

Wie ist’s Hach, einfach nur gut für’s Herz und genau, was ich nach all der Aufregung gebraucht habe. Die Story ist leicht, plätschert so dahin, ohne das man sich beim Lesen groß anstrengen muss und man gewinnt die Charaktere, besonders natürlich Edek, einfach nur lieb. Die kleinen Dramen stellen sich als gar nicht so schlimm heraus und die sich verändernde Tochter-Sohn-Beziehung wird sehr schön beschrieben.

Das Buch ist amüsant, manchmal muss man laut lachen und unterhält mit seinen teils sehr skurrilen Wendungen einfach gut. Wir haben mehrheitlich Leichtigkeit, welche aber doch ab und zu in die Tiefe geht und zeigt, dass man Menschen nicht versuchen sollte, zu ändern, sondern sie so zu nehmen, wie sie eben sind. Eben diese richtig gute Mischung aus fesselnder Stroy (wie geht es mit dem Restaurant aus?) und unterschwelliger Moral (Ruth und ihre Vorstellung von Edeks Leben).

Auch wenn polnischer (Fleisch-)Klops nichts ist, was ich essen würde, fand ich den kulinarischen Einblick sehr spannend. Zofia, unsere 69-jährige kreative Köchin und später auch Edeks Partnerin hat definitiv ein Händchen für ausgefallene Rezepte, welche nicht nur im Buch, sondern zum Nachkochen sogar am Ende genau beschrieben werden. Fand ich – ebenso wie den Einblick in die jüdische Küche – super interessant und die vegetarischen Varianten klangen definitiv nach etwas, was ich sofort im Restaurant bestellen würde.

Ich habe es jetzt schon an Mama weitergegeben, was zeigt, wie sehr ich das Buch mochte und werde es danach in den öffentlichen Bücherschrank bringen (denn noch einmal werde ich es wohl doch nicht lesen). Von Lily Brett würde ich aber sofort noch etwas lesen, sollte ich einmal darüber stolpern..aber bis dahin mache ich mich weiter daran, meinen Bücherstapel hier zu verringern!

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