Als ich damals einen möglichst günstigen Flug von Frankfurt nach Vancouver suchte, fiel mir auf, dass Iceland Air ziemlich nette Angebote über Island bis Toronto hat. Somit stand quasi sofort fest, dass ich einen Stopover in Reykjavik einlegen würde und mir dieses traumhaft schöne Land etwas ansehen werde. Gedacht – gebucht, ich bin bei solchen Entscheidungen immer schnell! Somit ging es für mich dann Freitagsmittags los und der Flug nach Island verging wie nichts. Es gibt bei Iceland Air zwar nur zu bezahlenden Service (wie bei Ryan Air etc), aber immerhin war Wasser, Saft, Tee & Kaffee umsonst und ganz ehrlich, bei knapp vier Stunden Flug reicht mir das vollkommen. Zum Snacken hatte ich ein paar Nüsse und Schokolade dabei. Der erste Eindruck von oben war schon einmal Hammer, ich Flugangsthase drückte mir wirklich die Nase an der Scheibe platt!
Unberührbare, einem die Sprache nehmende, Landschaft, die weder von Strassen noch von Städten gestört wird. Die Küste war beeindruckend, rau, unnahbar erscheinend und auch die Berge im Inneren haben mich einfach nur umgehauen. Ich bin großer Game of Thrones-Fan und genau so stelle ich es mir „hinter der Mauer“ vor – passenderweise wurde hier ja auch für Szene der Serie gedreht. Vom Flughafen aus geht es dann 40 Minuten mit dem Bus nach Reykjavik und holla die Waldfee, war das eine spannende Fahrt! Von wegen schnöde Strasse, man fährt hier durch erkaltete Lavalandschaft und denkt, man sei auf dem Mond. Jeder, der davon träumte, Astronaut zu werden, sollte einfach mal hierher!
Vom Busbahnhof konnte ich gemütlich zu meinem Ho(s)tel laufen, ich hatte mich für das Igdlo Guesthouse entschieden. Trotz Nebensaison sind die Preise in Island nämlich gewaltig und somit habe ich hier für ein Zimmer für 3 Nächte 99€ bezahlt. Was in Ordnung ist, aber erwartet kein tolles Hotel, sondern ein sauberes, aber eben in die Jahre gekommenes Hostel. Ich hatte ein Waschbecken und Spiegel im Zimmer, ebenso einen großen Schrank und einen Tisch, das Bad mit Dusche war auf dem Gang. Vollkommen in Ordnung für die kurze Zeit und das Personal war so unsagbar nett, das hat meinen Aufenthalt sehr angenehm gemacht. Es gibt auch eine große Küche, in der ihr kochen könnt, was ich auch getan habe, da wie gesagt alles sehr teuer dort ist und somit sparte ich mir das Essengehen (ich finde Supermärkte im Ausland eh immer spannender als Restaurants). Die Isländer stehen übrigens wahnsinnig auf Fastfood, es gibt überall Burger und Hotdogs, aber nicht in der vegetarischen Variante und somit war es für mich eh uninteressant!
Reykjavik ist eine Stadt, wie sie auch in jedem anderen skandinavischen Land stehen könnte und hat mich jetzt nicht sonderlich umgehauen. Es war aber auch nass-kalt-grau und stürmig (hübsch mit 70kmh-Winden) und somit streifte ich nur kurz durch die Stadt. Ich sah mir das Nationalmuseum und das Fotografiemuseum (letzteres ist umsonst) an und fand beide sehr gut. Eigentlich wollte ich auch noch ins Phallusmusem (japps, ein Museum, gewidmet dem Penis), aber das hatte zu. Somit lief ich stattdessen durch den Stadtpark, an der Kirche vorbei und zum Supermarkt.
Am nächsten Tag kam dann mein Highlight, meine Golden-Circle-Tour. Wohl jeder Tourist wird sich diese Route geben, da man sie in 8-9 Stunden befahren kann und abends wieder in sein Hotel fallen kann. Ich habe meine über Get your guide gebucht, was problemlos geklappt hat und wurde morgens vom Hostel abgeholt. Im Minibus ging es dann durch die atemberaubende Landschaft Islands, wo es an jeder Ecke etwas Neues zu sehen gibt. Viele glücklich aussehende Islandpferde, überall Schnee, Berge und Dampf, der aus der Erde kommt. Bei der Tour stoppten wir auch diverse Male, z.b. bei dem Gullfoss Wasserfall, den geothermalen Springquellen Geysir & Strokkur und dem Thingvellir Nationalpark. Ich kann euch gar nicht beschreiben, wie beeindruckend ich es fand, dass man dort merken konnte, dass die Erde, auf der wir leben, wirklich „lebt“ und arbeitet. Besonders das Stück Land zwischen europäischer und amerikanischer tektonischer Platte fand ich einfach nur verrückt, mehr im Niemandsland kann man ja nicht stehen. Dass links und rechts tiefe Risse in der Erde waren, weil sie sich eben auseinanderbewegt, ach einmalig!
Die Bilder kommen bei weitem nicht daran ran, wie es wirklich aussieht und sich anfühlt. In Kombination mit der eisig-klaren Luft, dem Wind und der beeindruckenden Stille fühlt man sich dort wie am Ende der Welt. Normalerweise ist Busfahren überhaupt nicht mein Ding, hier konnte ich aber nicht anders, als die komplette Fahrt über aus dem Fenster zu starren, da ich keine Sekunde verpassen wollte.
Ich will unbedingt noch mehr von Island sehen und werde versuchen, wenn ich von Kanada wieder nach Deutschland fliege, einen etwas längeren Zwischenstopp einzulegen. Denn das war nur ein Bruchteil der Insel, die ich erkunden durfte und selbst diese hat mich von ihrer Vielfalt her schon umgehauen. Wie wird es dann erst im Norden, Osten und Süden sein? Die Isländer selbst sind übrigens ein lustiges Völkchen, so glaubt man z.b. daran, dass Elfen in großen Steinen wohnen und baut dann Strassen um große Felsbrocken, die da herum liegen, drum herum, man will ja niemanden stören. Die isländische Sprache klingt sehr lustig, aber auch recht unaussprechbar – toll finde ich aber, dass sie keine englischen Worte hineinbringen, sondern für jedes englische, neue Wort dann ein isländisches Wort aus mehreren Worten erschaffen. In Kontakt mit Einheimischen kommt man spielend – da ich nicht wie die restlichen Touris angezogen war, als würde ich demnächst den Mount Everest besteigen, dachte jeder in Reykjavik, ich sei wohl aus einem Dorf in die Hauptstadt gezogen und sprach mich sofort an. Man kennt sich bei 300.000 Menschen wohl doch noch mehr oder weniger 😉 War auf jeden Fall sehr spannend! Auf meiner Liste fehlte die blaue Lagune, die werde ich dann beim nächsten Mal nachholen! Wenn wer Fragen hat, nur her damit, ich könnte noch ewig weiter tippen, ich glaube nur, das liest hier eh keiner mehr *g*
Auf wessen Reiseliste findet sich Island noch? Ich hatte zwar eigentlich Grönland auf meiner Liste, aber das war definitiv ein guter Kompromiss. Wenn ihr zufällig plant nach Kanada zu fliegen, vielleicht wäre so ein Stopover ja auch etwas für euch. Ich hatte eine wahnsinnig tolle Zeit und bin noch immer ganz platt, wenn ich an dieses Gefühl denke, dass ich in dieser Landschaft hatte 🙂 Einen ersten Bericht aus meiner neuen Wahlheimat Vancouver gibt es dann nächste Woche!