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[Lesenswert] Home Fire – Kamilla Shamsie!

Als mir das Buch Home Fire (deutscher Titel: Hausbrand) von Kamilla Shamsie in die Hand gedrückt wurde, habe ich nicht gedacht, dass es für mich eines der besten Bücher, wenn nicht sogar das beste Buch, des Jahres für mich werden würde. Aber genau so war es, Kamilla Shamsie hat mich von der ersten Seite mit ihrer Schreibart in einen kleinen Lesewahn gezogen und ich konnte das Buch einfach nicht zur Seite legen!

Worum geht’s Um Recht und Unrecht, um Moral, um die Fragen nach Identität, Familie und wie weit man gehen kann. Zunächst lernt man Isma kennen, die nach dem Tode ihrer Mutter ihre jüngeren Geschwister in London großgezogen hat und nun endlich „für sich“ leben kann. Was sie dank einer Doktorandenstelle in den USA tun kann, einem sehr fremden Land, welchem sie sich zu nähern versucht. Sie lernt Eamonn zufällig in einem Buchladen kennen, welcher sich als Sohn eines einflussreichen, muslimischen Politikers aus London entpuppt. Es beginnt eine Art Freundschaft mit unterschiedlichen Intentionen, die sich verkompliziert, als Eamonn zurück in London Ismas Schwester Aneeka kennenlernt. Im Gegensatz zu ihrer Schwester lebt sie ein weniger striktes, muslimisches Leben und bangt gleichzeitig um ihren Zwillingsbruder Parvaiz, welcher sich – dem eigenen IS-Kämpfer-Vater nacheifernd – nach Syrien aufgemacht hat, aber doch wieder zurück nach Großbritannien kommen mag.

Wie ist’s Aufgebaut wie eine griechische Tragödie (Antigone) und chronologisch aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten erzählt, ein wahnsinnig fesselnder Lesegenuss. Kamila Shamsie kann schreiben, ihr Stil hat mir enorm viel Freude bereitet, ich habe die Worte geradezu eingeatmet und wollte sie in mir behalten. Die Personen werden intensiv beschrieben, ihr Verhalten überrascht aber teilweise doch und ich wollte einerseits wissen, wie es ausgeht und andererseits hätte ich noch ein paar hundert Seiten mehr lesen können. Man will, dass es aufhört und eben doch nicht, denn dann hat man ja nichts mehr zum Lesen. Wobei hier ein sehr würdiges Ende gefunden wurde, welches mich zunächst überrumpelt hat, nach einigem Nachdenken aber wirklich perfekt zur Geschichte passt.

Das Buch ist keine leichte Lektüre, es trifft einen ins Herz und bringt einen ins Grübeln. Es hallt nach und ich will endlich mit jemandem darüber sprechen, weswegen es schon bei meiner besten Freundin liegt! Eines der wenigen Bücher der letzten Jahre, welches ich a) nicht in einen öffentlichen Bücherschrank stellen und b) bestimmt noch einmal lesen werde; ich will es einfach noch einige Zeit in meiner Reichweite haben. Shamsie hat für Home Fire einige Preise und Nominierungen erhalten und das absolut zu recht. Ein Buch, welches ich einfach jedem empfehlen würde – und mich dazu gebracht hat, mich näher mit der Autorin und ihren anderen Werken zu befassen. Denn diese Magie, die sie mit ihrem Schreibstil für mich kreiert hat, habe ich schon lange nicht mehr mit solch einer Wucht erlebt!

Wenn ihr schon auf Weihnachtsgeschenke-Suche seid oder euch ein gutes Buch für die verregneten Herbsttage gönnen wollt, das ist es! Und wenn ihr Kamila Shamsie zufällig schon kennt, welches Buch von ihr soll ich als nächstes lesen? 🙂

[Lesenswert] Eleanor Oliphant is Completely Fine – Gail Honeyman

Das Buch Eleanor Oliphant is Completely Fine von Gail Honeyman fand ich im Hostel in Malacca und wurde natürlich von dem besonderen Namen der Hauptperson angesprochen. Ohne mich näher mit dem Buchrücken zu befassen, fing ich einfach mal an zu lesen und kann nun nach der Lektüre sagen, dass man kaum ein besseres Cover hätte wählen können!

Worum geht’s Eleanor ist 29, lebt in Glasgow und arbeitet seit ihrem Abschluss in der Buchhaltung einer Grafikdesignfirma. Sie ist sehr intelligent, allerdings kann sie – aufgrund ihrer Vergangenheit, welche ihr auch große Brandnarben im Gesicht beschert hat – nicht sehr gut mit ihren Mitmenschen umgehen. Viele soziale Konventionen findet sie fragwürdig, sie ist lieber offen und ehrlich. Dadurch bleibt sie in ihrem Büro allerdings ein Außenseiter und ihr Privatleben am Wochenende dreht sich meist um einen Tesco-Großeinkauf und ein paar Flaschen Wodka auf der Couch. Dies allerdings soll sich ändern, als sie zufällig den Sänger Johnnie Lomond auftreten sieht und sich in ihn verliebt.

Wie ist’s Fesselnd auf eine ganz spezielle Art, was wohl am Schreibstil liegen muss. Denn Eleanor ist dem Leser sehr lange ein Rätsel, ihre Vergangenheit entfaltet sich nach und nach, doch man fühlt trotzdem schon mit ihr mit. Obwohl sie definitiv kein „wow, ist die mir sympathisch“-Charakter ist, da sie eben ihre eigenen Verschrobenheiten hat und dadurch andere Menschen verletzt. Doch Gail Honeyman gelingt es, eine eigentlich schon oft erzählte Geschichte, so zu beschreiben, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Besonders Arbeitskollege Raymond schafft es, einen anderen Blick auf Eleanor für den Leser zu eröffnen, was die Geschichte zu einem doppelten Genuss macht!

Die immer mehr in die Öffentlichkeit kommenden Themen „Einsamkeit“ und „Isolation“ spielen eine große Rolle, ebenso die Frage, wie man Kinder, denen schlimme Dinge widerfahren kann, beim Heranwachsen unterstützen und „erfolgreich“ in die Gesellschaft integrieren kann. Hier hätte gerne noch ein wenig mehr Kritik geäußert werden dürfen, doch zeigt das Buch deutlich, dass man auch die emotionalen Bedürfnisse, das Verlangen nach Sozialkontakt, beachten muss. Insgesamt ist das Buch sehr gut geschrieben, man schmunzelt, man hat Tränen in den Augen, hinterfragt und denkt noch einige Zeit über das Gelesene nach. Trotzdem würde ich es aber auch als Urlaubs-/Bahn etc-Lektüre empfehlen, denn nach Tiefs kommen eben auch wieder Hochs und vermiesen einem nicht die gute Laune.

Kennt ihr das Buch schon? Wie hat es euch gefallen? In den UK ist es sehr erfolgreich gewesen und Reese Witherspoon hat sogar die Filmrecht erworben und ich kann es mir sehr gut als Verfilmung vorstellen; mal sehen, ob das irgendwann realisiert wird. Bis dahin kann ich euch die Lektüre auf jeden Fall empfehlen und es ist wieder so ein Buch, was man eigentlich jedem schenken könnte 🙂

[Lesenswert] Hunger – Roxane Gay

Die Schriftstellerin Roxane Gay kannte ich bisher primär von Kurzgeschichten und ihr Buch „Bad Feminist“ steht auch schon länger auf meiner to-read Liste. Somit war ich natürlich sofort angefixt, als ich ihr anderes Buch Hunger. A Memoir of (my) Body in meiner House-Sitting-Wohnung fand. Buch geschnappt, an den Pool gelegt und fast vergessen, ins kühle Nass zu springen, so gefesselt war ich!

Worum geht’s Roxane beschreibt in diesem Werk enorm schmerzhaft, wie sie als Teenager von einer Gruppe Nachbarjungen vergewaltigt wurde und danach ihren Körper als Schutzschild benutzt. Um effektiv nicht für Männer attraktiv zu sein, beginnt sie zu essen und zu essen, was sich natürlich auf ihre Beziehung zur gesamten Außenwelt und zu sich selbst auswirkt.

Wie ist’s Es berührt. Es tut weh. Es ist unglaublich gut geschrieben und fesselt einen. Roxane Gay hat eine klare, leicht zu lesende Art, doch hinterlassen ihre Sätze Wirkung. Das Buch besteht aus vielen, sehr kurzen Kapiteln, sodass man es aus der Hand legen könnte, aber man will nicht. Man will wissen, wie es in ihrem Leben weitergeht, was passiert, welche positiven und negativen Erfahrungen sie macht. Wenn man am Ende ist, hallt das Buch nach, ich wollte sofort mehr von ihr lesen, denn ich habe das Gefühl, die Autorin nun auf eine sehr intime, ehrliche, ungeschönte Art zu kennen; ein Gefühl, wie man es mit Freunden in der Realität hat.

Zwar fokussiert sich das Buch auf das Thema „Essstörung“, aber es bietet doch viel mehr. Es ist ein coming of age-Roman einer jungen Frau, die äußerlich nicht dazu passt/passen will, die mit ihrer Identität, ihrer Sexualität, ihrem „Ich“ kämpft, zweifelt und stärker aus diesen Momenten hervorgeht. Es ist die Geschichte einer starken Frau, die nicht stark sein wollte, sondern nur versuchte, für den Rest der Gesellschaft unsichtbar zu werden. Was aber einfach nicht funktioniert, wenn man so gut schreiben kann.

Absolute Lese-Empfehlung! Ich hatte das Buch an einem Nachmittag durch, da ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte und werde definitiv alles, was ich von Roxane Gay in die Finger bekomme, lesen. Ihr Schreibstil ist inspirierend, ihre „Stimme“ außergewöhnlich und sie mir einfach wahnsinnig sympathisch, so.

Habt ihr dieses oder ein anderes Buch/andere Kurzgeschichte von ihr schon gelesen? Wenn ja, wie hat es euch gefallen, ist wer ähnlich begeistert? 🙂

[Lesenswert] The Understudy – David Nicholls

Manchmal passen Bücher und Umgebung einfach nicht zusammen. So erging es mir zumindest Anfang der Woche, als ich auf meiner einsamen Insel lag und eigentlich Dostojewski lesen wollte. Aber bei Strand, Sonne, Meer und Hängematte ging das einfach nicht. Somit suchte ich in der öffentlichen Bibliothek vor Ort und fand eine seicht klingende Urlaubslektüre, nämlich The Understudy von David Nicholls. Ich habe von ihm schon One Day sowie US gelesen und war gespannt, worum es in diesem Buch gehen würde, da ich den Titel noch nie gehört hatte.

Worum geht’s Stephen, Namensvetter eines berühmten Schauspielers, versucht schon seit Jahr(zehnt)en, einen Fuß in die Tür der Schauspielwelt zu bekommen. Aber irgendwie reicht es immer nur zum Komparsen, besonders gerne als Leiche, oder eben wie aktuell als Ersatz am Theater, wenn der Hauptdarsteller ausfallen sollte. Was besagter Josh aber nie tut. Aber nicht nur im Berufsleben mag es nicht klappen, Stephen hat gerade eine Scheidung hinter sich und ein nicht gerade einfaches Verhältnis zu seiner Tochter. Als Hauptdarsteller Josh (eine kleine Berühmtheit) ihn schließlich zu einer Party einlädt, hofft Stephen, wichtige Kontakte knüpfen zu können, lernt jedoch Josh’s Frau Nora kennen und ist fasziniert.

Wie ist’s Genau wie eine Strandlektüre sein sollte! Einfach zu lesen, die Story baut sich gut auf, man erhält genug Infos über die Charaktere, um mitfühlen zu können und will wissen, wie es weitergeht. Dazu hat Nicholls einen teilweise sehr schwarzen Humor, welcher mich ein paar Mal zum laut Auflachen gebracht hat. Vorhersehbar ist die Story zwar, ein paar überraschende Wendungen gibt es allerdings auch, die es spannender machen – aber gleichzeitig bleibt es seicht und nett, man kann die Geschichte lesen, ohne sich riesige Gedanken zu machen. Ich habe sie an einem Tag durchgelesen, wobei ich immer wieder Schwimm- & Schnorchelpausen gemacht habe, da man nach einer Lesepause auch leicht wieder in die Story reinkommt.

Nachdem ich durch war, habe ich es gleich einer anderen Touristin in die Hand gedrückt, welche ebenfalls leichte Strandunterhaltung gesucht hat. Denn genau dafür würde ich es empfehlen, wer „mehr“ will wird hiermit definitiv nicht glücklich werden.

Habt ihr schon etwas von Nicholls gelesen? One Day war ja enorm gehyped, was ich nie so verstanden habe, da ich es auch nur „ok“ fand, denn die Stories werden für mich immer nur durch den Humor des Autors getragen. Aber ich will gar nicht meckern, für meinen Inseltag war es eine passende Lektüre und ich hatte Glück, dass ich es dort überhaupt gefunden habe!

[Lesenswert] Der Marsianer – Andy Weir

Oh, was habe ich mich gefreut, als ich Der Marsianer von Andy Weir kurz vor meinem Abflug im öffentlichen Bücherschrank gefunden habe. Konträr zu meiner eigentlichen Abneigung gegenüber Filmen (sie sind einfach zu lang zeitlich gesehen bzw für die Entwicklung der Charaktere zu kurz), habe ich Der Marsianer anzuschauen nämlich wahnsinnig genoßen! Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis ich das Buch verschlingen würde – denn wenn der Film gut ist, dann ist das Buch meist noch besser!

Worum geht’s Mark Watney, enorm pragmatischer Botaniker auf Mars-Mission, wird nach einem schweren Sturm als von seiner Crew totgeglaubt auf dem roten Planeten zurückgelassen. Da er niemand ist, der sich so leicht unterkriegen lässt, versucht er, mit allerlei kreativen Einfällen, so lange am Leben zu bleiben, bis die nächste Mission zum Mars eintreffen soll.

Wie ist’s Obwohl ich das Ende aufgrund des Filmes schon kenne, habe ich das nicht gerade dünne Buch in zwei Tagen verschlungen. Es ist spannend und informativ geschrieben, man lernt so einiges, sollte ich mal auf dem Mars überleben müssen und wird gleichzeitig einfach gut unterhalten (ein paar kleine Logiklöcher kann man hierbei einfach mal übersehen). Der Humor ist wunderbar schwarz, ich habe teilweise laut gelacht und nur am Ende ein paar eher technisch geschriebene Absätze überflogen, so genau wollte ich dann doch nicht wissen, wie Raketen funktionieren 😉

Man schließt Mark ins Herz, man fiebert mit ihm mit, man leidet, wenn mal wieder etwas schiefgeht und überlegt ständig, ob es nicht doch noch eine andere Lösung geben könnte. Ich habe das Buch auf Deutsch gelesen und muss sagen, dass ich sogar mal nichts an der Übersetzung auszusetzen habe, hier gingen Wortwitze etc. nicht verloren! Der Schreibstil ist eher leicht und liest sich schnell runter, was das Buch zu einer perfekten Urlaubs-/Reiselektüre macht und man kommt nach einer Pause auch schnell wieder rein!

Empfehlenswert ist das Buch eigentlich für jeden, da das Thema (Mann-Mars-Überleben) spannend und zumindest für mich doch etwas anders ist und man Mark einfach mögen und das Abenteuer mit ihm durchleben muss. Im Endeffekt hat mir das Buch wieder einen Ticken besser gefallen, aber wenn ihr lieber visuell stimuliert werden, dann schaut euch den Film von Ridley Scott an, denn schlecht ist er absolut nicht! Matt Damon macht einen hervorragenden Job! 🙂

[Lesenswert] Schoßgebete von Charlotte Roche!

Nachdem ich mich durch Feuchtgebiete mehr oder weniger vor Jahren durchgequält habe, muss ich gestehen, dass Schoßgebete von Charlotte Roche nicht allzu weit oben auf meinem Lesestapel gelegen hat. Da ich aber eine seichte Lektüre für unterwegs suchte (in diesem Fall 17 Stunden in einem Flugzeug) nahm ich es mal mit dem Gedanken im Hinterkopf mit, dass ich es dann in einem Hostel zurücklassen und hoffentlich jemand anderen damit glücklich machen kann! Letzteres ist dann in Mandalay geschehen, als ich am Flughafen bei der Einreise nach pornographischem Material gefragt wurde, habe ich zwar verneint, ganz koscher war die Sache aber bestimmt nicht 😉

Worum geht’s Um Elizabeth, welche ein von außen perfekt erscheinendes Leben mit Mann & Kind führt, allerdings mehrmals die Woche zu ihrer Therapeutin gehen muss. Denn sie hat – nach einem dramatischem Erlebnis kurz vor ihrer ersten Hochzeit – vor allem Angst und kann sich nur beim (vorher penibel geplanten) Sex frei fühlen.

Wie ist’s Charlotte und ich kommen einfach nicht zusammen. Ich mag die Story, welche durchaus Parallelen zu dem wahren Leben der Autorin aufzeigt, aber ich komme mit ihrem Schreibstil leider nicht klar. Er ist – wie schon bei Feuchtgebiete – passiv-aggressiv und nervt mich leider irgendwann. So kann ich eigentlich nie mehr als 20-30 Seiten am Stück lesen, bis ich eine Pause brauche, um wieder gute Laune zu kriegen. Was zeigt, dass ihre Art zu schreiben durchaus wirksam ist, aber leider wirklich nichts, was ich in meiner Freizeit haben mag.

Wie schon in Feuchtgebiete geht es wieder sehr explizit um Sex und auch Körper(flüssigkeiten), aber ich finde das jetzt erneut nicht schockierend, sondern für die Story oftmals einfach überflüssig, im Sinne von zu detailreich. Es wirkt eher gezwungen, da sie so mehr (mediale) Aufmerksamkeit bekommen kann bei der Vermarktung des Buches. Gleichzeitig nimmt es auch dem eigentlichen, so unfassbar zu realisierenden Ereignis, welches das Leben von Elizabeth bestimmt, etwas Raum.

Es soll mit uns beiden einfach nicht sein und sollte Charlotte Roche ein weiteres Buch herausbringen, werde ich die Finger davon lassen. Jetzt würde mich aber interessieren, ob ihr das Buch kennt und wie es euch gefallen habt? Und/Oder ob ihr Feuchtgebiete gelesen habt? Den Film habe ich bis heute nicht gesehen und werde das wohl auch in Zukunft sein lassen.

[Lesenswert] Liebesfluchten von Bernhard Schlink!

Ich liebe Kurzgeschichten, ich mag Bernhard Schlink, somit kann ein Band von ihm mit Kurzgeschichten gar nicht verkehrt sein! Als ich Liebesfluchten im öffentlichen Bücherschrank fand, freute ich mich sehr, denn ich hatte bis dahin nur – wie so ziemlich jeder – Der Vorleser von ihm gelesen und wollte nun mehr!

Worum geht’s In sieben Geschichten erzählt Schlink von der „Flucht in die Liebe und Flucht vor der Liebe: unterdrückte Sehnsüchte und unerwünschte Verwirrungen, verzweifelte Seitensprünge und kühne Ausbrüche“ wie es der Buchrücken so schön schreibt. Dabei spielen sich seine Geschichten in der deutschen Großstadt ab, mit Personen, die man irgendwie auch kennt und einem doch so fremd erscheinen.

Wie ist’s Ich habe das Buch verschlungen und nach jeder Kurzgeschichte den „nur noch eine weitere“-Gedanken gehabt. Schlink schreibt großartig, wirft einen mitten hinein in die Situation und in die rohen Gefühle seiner Protagonisten, gibt dem Leser ein konsequentes Ende, welches aber doch nie so kommt, wie man es erwartet. Man denkt über alle Geschichten, ich würde fast eher Episoden sagen, länger nach und freut sich, wie es Schlink gelingt, einen immer wieder zu überraschen.

Müsste ich wählen, wäre wohl Der Seitensprung meine liebste Geschichte, aber ich finde, die Sammlung an sich ist rund und kann sehr gut chronologisch gelesen werden. Da die Geschichte je um die 50 Seiten haben, kann man sie auch super lesen, wenn man „nur kurz“ Zeit hat oder einen Arbeitsweg von 20-30 Minuten etc.

Ja, wir hatten einen gute Zeit zusammen, aber da ich nicht denke, dass ich die Kurzgeschichten noch einmal lesen muss, dürfen die Liebesfluchten wieder zurück in den öffentlichen Bücherschrank und dem nächsten Freude bereiten 🙂

Kennt ihr Bücher von Bernhard Schlink? Was könnt ihr noch so empfehlen? Und was lest ihr aktuell gerade? 🙂

[Lesenswert] Die Farbe Lila – Alice Walker

Der Briefroman Die Farbe Lila von Alice Walker ist vielen von euch bestimmt ein Begriff, da das Buch auch sehr erfolgreich verfilmt wurde. Nachdem ich es eine ganze Weile bei mir rumliegen hatte, schnappte ich es mir als Zwischendurch-Buch und das war genau richtig so, da man immer wieder kurz reinlesen konnte, ohne ewig zu brauchen, bis man wieder in der Geschichte drinnen war.

Worum geht’s Die in den Südstaaten lebende, 14-jährige Celie beginnt zunächst Gott, später ihrer Schwester Nellie, Briefe zu schreiben und aus ihrem Leben zu erzählen. Dieses gestaltet sich leider zunächst alles andere als leicht; mit einem gewalttätigen Vater und später einem ebensolchen Ehemann lernt Celie erst durch Shug, eine Sängerin, was Liebe bedeutet.

Wie ist’s Vom Inhalt her ganz klar keine leichte Kost, wir haben Armut, Rassismus, Vergewaltigung und häusliche Gewalt, um nur ein paar der Themen des Buches zu nennen. All dies wird in zunächst eher kindlichen, später erwachseneren Briefen an Gott und die Schwester erzählt, wobei man eine zweite Erzählebene erhält, da die Schwester ebenfalls schreibt. Man leidet, manchmal geschehen schlimme Dinge quasi nebenbei und der Leser ist nicht vorbereitet. Wie es eben im echten Leben so ist.

Die Sprache ist zwar authentisch, teilweise aber schwierig zu lesen, somit habe ich hier nie über fünfzig Seiten am Stück geschafft. Doch da ich nicht der größte Briefroman-Fan bin, muss ich sagen, dass es mich von der Geschichte eben doch gekriegt hat und man wissen will, wie es mit Celie weitergeht und ob ihr nicht doch noch ein Happyend bevorsteht. Alice Walker gelingt es, ihre Charaktere so gut zu beschreiben, dass man mit ihnen lacht, leidet und weint ihnen einfach nur das Beste wünscht.

Ein Roman, welcher mich länger beschäftigt hat und nicht in Vergessenheit geraten wird – den Film werde ich mir jetzt aber nicht anschauen, da habe ich doch lieber meine eigenen Vorstellungen der Charaktere im Kopf. Noch einmal muss ich die Geschichte allerdings nicht lesen, somit darf das Buch wieder zurück in den öffentlichen Bücherschrank 🙂 Habt ihr den Roman zufällig auch gelesen oder den Film gesehen? Wie hat er euch gefallen?

[Lesenswert] When breath becomes air – Paul Kalanithi

Zufällig stolperte ich – wie so oft – in einem öffentlichen Bücherschrank über When breath becomes air von Paul Kalanithi und war sofort sehr, sehr neugierig! Denn Memoiren eines gerade einmal 37-jährigen Neurochirurgen, welcher kurz vor dem Höhepunkt seiner Karriere, auf den er bis dato hingearbeitet hat, an Krebs erkrankt und sein Leben hinsichtlich der eigenen Sterblichkeit neu reflektieren muss, beschreibt ziemlich gut, womit ich mich selbst beschäftige. Also, nein, ich bin nicht todkrank, aber die Themen Endlichkeit und Lebenssinn sind dennoch mein tägliches Brot.

Worum geht’s Paul Kalanithi steht kurz vor dem Höhepunkt seiner Karriere, auf die er sein Leben lang hingearbeitet wird. Er will als Neurochirurg praktizieren, nachdem er in Stanford, Cambridge und Yale studiert hat. Alles scheint für ihn zu funktionieren, er gewinnt Preise für seine Forschung, eine prestigeträchtige Anstellung ist in naher Zukunft..lediglich in seiner Ehe kriselt es ein wenig, da diese immer hintenansteht. Doch plötzlich wird Paul mit einer Diagnose konfrontiert, die den Arzt zum Patienten werden lässt und all seine Pläne mit ihrem zeitlichem Rahmen umwirft.

Wie ist’s Das Buch ist posthum erschienen, man weiß, wie es ausgeht, aber man will es beim Lesen nicht wahrhaben und es bricht einem ein wenig das Herz. Die Seiten sind gefüllt mit Reflektionen über das Leben, den Tod, die eigene Sterblichkeit, Fragen zu Zeit und Sinn, Beziehungen und Freundschaften. Man merkt, dass der Autor enorm intelligent ist, ein breit gefächertes Wissen hat und wie schwer es für ihn ist, von der Rolle des (all)wissenden Arztes in die des Patienten zu schlüpfen und sich mit seinem so unfair erscheinenden Schicksal zu versöhnen.

Paul Kalanithi schreibt auf mehreren Ebenen über seine tödliche Krebsdiagnose: mit etwas Abstand widmet er sich ihr über Philosophie und Literatur, dann geht er auf der medizinischen Ebene über das Verhältnis zwischen Arzt und Patient auf sie ein und dann beschreibt er auf der (zwischen)menschlichen Ebene, was solch eine Diagnose für das Selbst sowie sein Umfeld bedeutet. Dabei wird er niemals sentimental oder dramatisch, doch gerade wegen dieser fehlenden emotionalen Komponente wirkt das Buch bei mir noch mehr. Da es eben kein Mitleid fordert.

Das Buch endet – wie sein Leben – zu früh, man merkt als Leser schnell, dass hier noch so viele Worte, die einem zum Nachdenken bringen, hätten stehen können. Die letzten Seiten werden von seiner Frau bestritten, welche einen guten Abschluss bringen, aber den Leser trotzdem weiter nachdenken lassen.

Ich habe das Buch an einem Tag gelesen, habe aber bewusst Pausen gemacht, da ich nachdenken und es wirken lassen wollte. Es hat mich gefesselt, berührt und gefordert – und ich werde es definitiv noch einmal lesen, da so viele Botschaften in ihm stecken. Ich finde, dass dies ein Buch ist, welches von jedem einmal gelesen werden sollte!

[Lesenswert] National Geographic Magazin

Seit wirklich langer Zeit schon habe ich kein Printmagazin mehr in der Hand gehabt, da ich alles praktischerweise online lese. Wenn man ständig unterwegs ist, kann man nicht so viel Kram mitschleppen und ein Magazin nur einmal lesen und dann wegwerfen, das bin ich nicht (kleine Hoarder-Tendenzen). In meiner WG fand ich nun allerdings einen riesigen Stapel alte National Geographic Ausgaben und ach, was sind die toll!

Vor so hm zehn Jahren habe ich mir selbst ab und zu mal eine Ausgabe gekauft, aber günstig sind sie ja leider nicht (6€ pro Heft). Im Abo zwar etwas besser, aber das bringt mir als ortsunabhängiger Person eben nichts, wenn sie sich dann bei meinen Eltern anhäufen. Besonders beeindruckend sind natürlich die Bilder, die sich in dem Magazin befinden und den Stories so viel mehr bieten. Allerdings hatte ich die Magazine dicker in Erinnerung – kann aber auch länderabhängig sein – auf jeden Fall war ich mit den amerikanischen Varianten in unter einer Stunde pro Heft durch.

Wann immer ich in Frankfurt auf der Buchmesse bin, stehe ich übrigens bei den Kalendern von National Geographic und bei den Bildbänden („Wie sie die Welt noch nie gesehen haben“ ist grandios) und freue mich für die Menschen, die dieses Werk ihren Job nennen dürfen. Braucht ihr nicht noch einen Schreiberling? Ich würde mich sofort freiwillig melden 🙂

Die Hefte haben eine gute Themenmischung und gelangweilt habe ich mich selten bei einem Artikel. Manchmal sind sie etwas zu oberflächlich, aber es ist eben nur eine begrenzte Seitenanzahl pro Thema vorhanden. Zu schade zum Wegwerfen sind sie aber wirklich, alleine die Bilder will man sich immer wieder ansehen. Ein paar Reise-Inspirationen habe ich jetzt auch wieder gekriegt, 2018 scheint jetzt schon nicht genug Monate zu haben für all die Orte, die ich sehen mag. Ich weiß, warum ich keine Reiseberichte lese, das endet immer in noch mehr Sehnsuchtszielen.

Hat wer von euch zufällig ein National Geographic Abo und ist vielleicht auch so sehr von den Kalendern angetan? Oder könnt ihr mit dieser Art Magazin so gar nichts anfangen?

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