Schlagwort: Literatur

[Lesenswert] The Road to Mount Buggery – Mark Whittaker & Amy Willesee

Manchmal geschehen ja diese Zufälle, die sich so richtig gut zu einem stimmigen Bild zusammenfügen. Zwei Tage bevor ich meinen Australienflug buchte, fand ich das Buch „The Road to Mount Buggery – A Journey through the curiously named places of Australia“ von Mark Whittaker und Amy Willesee im örtlichen Bücherschrank und jetzt gerade bin ich selbst mit dem Van in Down Under unterwegs. Zwar fahre ich nicht unbedingt die in diesem Buch benannten Orte ab, als einen Einstieg stellte ich es mir aber doch ganz passend vor.

Worum geht’s Ein Journalistenpärchen macht sich auf, kurios benannte Orte in Australien zu erkunden und davon gibt es erstaunlicherweise eine ganze Menge. Mit einem alten Van fahren sie die von ihnen erstellte „Map of Misery“ ab und erzählen dabei nicht nur von ihrer Reise, sondern eben auch, was sie an Informationen zu den jeweiligen Orten finden konnten. Die meisten Namen sind wirklich tragisch, man findet z.b. die Etappen Mount Hopeless, Isle of the Dead oder auch Hells Gate auf ihrer Route.

Wie ist’s  Irgendwie wurde ich leider nicht wirklich warm mit dem Buch, ob es jetzt an dem Schreibstil der beiden lag oder daran, dass so wenig passierte und das Thema mich nicht wirklich packen konnte – Lust auf einen Roadtrip konnte mir das Werk so gar nicht machen. Es hatte eine eher drückende Stimmung, welche zwar zu den Orten passt, die sie besucht haben, aber ein paar nette Reiseanekdoten hätten mich hier doch glücklich gemacht, um ein wenig Abwechslung beim Lesen zu bekommen. Die Kapitel sind recht kurz, drehen sich immer um einen Ort und lassen sich auch ohne Reihenfolge problemlos lesen. Als Strand- oder Unterwegslektüre ist das Buch definitiv geeignet, man kommt schnell wieder rein, aber ich muss gestehen, ich habe es nicht beendet. Was ich nur sehr selten mache, aber hier passierte einfach so wenig abwechslungsreiches, dass es mir irgendwann zu trist wurde und ich meine Australien- und Roadtriplust nicht gänzlich verlieren wollte.

Solltet ihr euch für australische Geschichte, merkwürdige Ortsnamen interessieren und es aushalten, wenn seitenweise seeeeeehr wenig passiert, dann ist das vielleicht euer Buch. Oder solltet ihr es auch in einem öffentlichen Bücherschrank finden, lest es lieber mal an. Ich habe es schon zurückgestellt und hoffe sehr, dass es dem nächsten Leser mehr Freude bereitet. Zum Glück genieße ich meinen Roadtrip hier gerade und auch wenn wir nicht zu Orten mit fragwürdigen Namen fahren, Langeweile kommt bisher absolut nicht auf!

Was war euer letztes Buch, welches ihr nicht beenden konntet oder quält ihr euch durch, komme was wolle?

[Lesenswert] Sherlock Holmes – Arthur Conan Doyle

Ja, ich weiß, Schande über mein Haupt, aber irgendwie hatte ich bisher nie das Verlangen gehabt, mich mal mit Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle auseinanderzusetzen. Man weiß ja so in etwa worum es geht und Kriminalgeschichten sind nicht unbedingt meins. Nachdem ich aber erst dazu gebracht wurde, die Serie zu schauen (wie grandios sind die Dialoge bitte), habe ich mich jetzt auch dabei erwischt, wie ich täglich 1-2 seiner Kurzgeschichten lese. Leider gerade nur als ebook, da ich noch am Reisen bin, aber darüber reden wollte ich trotzdem schon mal.

Worum geht’s Hier muss ich wohl nichts mehr sagen, jeder weiß, dass Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Freund Dr. 5James Watson die Kriminalfälle löst, welche die Polizei vor einem Rätsel stehen lässt. Das gelingt durch die enorme Intelligenz von Sherlock, der Menschen sehr gut lesen kann und auch ein wenig durch die eher praktische Hilfe von Watson.

Wie ist’s Dieses Gesamtwerk besteht aus 56 Kurzgeschichten sowie vier Romanen und ist einfach nur fantastisch. Je nach Lust und Laune kann man sich eher eine kurze Geschichte gönnen oder doch etwas mehr Zeit einplanen und sich eine längere Geschichte vornehmen. Denn das muss man, da die einzelnen Fälle so spannend sind, dass man sie einfach nicht aus der Hand legen mag. Man rätselt mit, lässt sich aber auch wieder überraschen, wenn es doch ganz anders gut als erwartet. Ich muss gestehen – und das sage ich selten – dass mir die TV Serie, angepasst an die Neuzeit etwas besser gefällt, doch nichtsdestotrotz werde ich alle Sherlock Holmes Geschichten lesen. es ist nämlich sehr spannend zu sehen, wie sie umgesetzt und verändert wurden.

Trotz seines Alters sind die Geschichten noch immer fesselnd, die Sprache von Arthur Conan Doyle sehr gut zu lesen und oftmals ist man überrascht, wie er etwas so Alltägliches spannend schreiben kann. Wenn ihr wie ich noch nie Sherlock Holmes gelesen habt, da ihr eben auch nicht solche Krimifans seid oder denkt, ihr wisst ja, worum es geht, sucht euch mal eine Kurzgeschichte und testet sie an. Wahrscheinlich werdet ihr genau wie ich in ihren Bann gesogen und 30 Minuten später eine andere Meinung haben. Lest sie auch ruhig im Original, Doyle schreibt sehr klar und verständlich und verzichtet auf eher unbekannte Worte.

Was soll ich sagen, ich bin bekehrt und freue mich, dass ich noch einige Geschichten vor mir habe. Sie eignen sich super, wenn man am Reisen ist oder unterwegs mal schnell etwas zur Ablenkung lesen lässt und schärfen doch irgendwie auch die eigenen Sinne. Zumindest betrachte ich Menschen im Moment mit mehr Detail und Interesse, was ja auch nicht allzu verkehrt ist. Habt ihr schon Geschichten von Sherlock Holmes gelesen? Wenn ja, welche gefiel euch am besten und ist noch wer verrückt nach der Serie (ich lebe bei sowas echt hinter einem Stein, sie ist schon so alt..)?

[Lesenswert] How to be a woman – Caitlin Moran

Heute stelle ich euch ein Buch vor, zu welchem ich persönlich nie gegriffen hätte. Da ich hier in Australien aber etwas auf dem Trockenen sitze und nicht nur ebooks lesen mag (ich brauche einfach das Gefühl eines Buches in der Hand), nehme ich mehr oder weniger, was ich so kriegen kann. So kam also How to be a woman von Caitlin Moran zu mir und ja, meine Erwartungen waren eher mau. Wenn auf dem Cover Lobpreisungen der Grazia „The book EVERY woman should read“ stehen, bin ich eher etwas skeptisch, um es mal vorsichtig auszudrücken. Da ich nicht sehr in britischer Comedy bewandert bin, kannte ich Caitlin Moran bis dato auch nicht.

Worum geht’s

Caitlin Moran erzählt Episoden aus ihrem Leben, welche sie dann mit diversen Frauenthemen zu verbinden versucht. Sei es Pornographie, die erste Menstruation, das Aufwachsen zur Frau in einer englischen Großfamilie ohne Privatsphäre, Schambehaarung beziehungsweise Körperhaare im Allgemeinen oder die Debatte, wie man seine Vagina selbst betiteln soll – das Buch bietet einem eine gewisse Themenvielfalt in kurzen Kapiteln. All dies schreibt sie unter dem Stichwort „Feminismus“, wobei sie nicht belehrend, sondern eben lustig sein will.

Wie ist’s

Ganz ehrlich, ich musste hier kämpfen und habe oftmals nicht eines der kurzen Kapitel in einem Rutsch beenden können. Denn so sehr ich mich auch als feministisch bezeichnen würde, mir ist der Schreibstil von Moran einfach zu platt und niveaulos. Davon einmal abgesehen, dass die Themen eben nicht neu sind, sondern schon so oft behandelt wurden, dass man das Gefühl hat, all das schon einmal gelesen zu haben. Sind die Kapiteltitel noch catchy, verliest sich das aber schnell und wie gesagt, sie schreibt mir einfach zu vulgär (ohne, dass ich jetzt sonderlich spießig bin). Als Show in Form von Standup-Comedy könnte ich mir das schon besser und um Welten lustiger vorstellen, aber hier ziehen sich die meist oberflächlich behandelten Themen eben unnötig in die Länge, was mich beim Lesen langweilt und somit dazu bringt, das Buch immer wieder zur Seite zu legen.

Für mich ist sie nicht die neue, spritzige Stimme, welche der Feminismus in unserer heutigen Zeit braucht, da sie eben nur wiederholt und mir ihre eigenen Erfahrungen hier auch nicht sonderlich viel bringen. Ganz schlecht machen will ich das Buch aber auch nicht, da es bestimmt für viele eine lustige, leichte Lektüre ist, die man eben so konsumieren kann, wenn man in der Bahn sitzt oder sich einfach im Urlaub entspannen will. Sonderlich mehr kann ich in ihm aber leider wirklich nicht erkennen und wer sich mehr mit Feminismus beschäftigen will, sollte hier nicht zu viel verlangen. Für mich ist sie eine schlechtere Version von Lena Dunham, welche eben lustiger sein will, das nur leider zu Gunsten des Niveaus versucht und eben nicht mit cleveren, neuartigen Ansichten oder Statements. Schade! Ich sollte vielleicht auch noch kurz erwähnen, dass ich das Buch (noch nicht) beendet habe, da ich mich hier wirklich zu zwingen muss und mittlerweile doch lieber zu meinen ebooks greife – was eigentlich schon alles sagt 😉

Kennt ihr das Buch zufällig oder andere Sachen von Caitlin Moran? Wie gefallen sie euch? Bin ich hier irgendwie zu kritisch?

[Lesenswert] Traumpfade – Bruce Chatwin

Schon als ich damals mein Ethnologiestudium (noch mit Schwerpunkt Australien statt Indien) begann, stand Traumpfade von Bruce Chatwin auf meiner Leseliste. Jeder andere meiner Kommilitonen hatte es natürlich schon gelesen, nur ich hatte mal wieder keine Ahnung. Da es dann ständig in der Bib ausgeliehen war und ich damals kaum Geld für Bücherkäufe hatte, geriet es also so langsam in Vergessenheit. Das Internet gab mir immerhin eine gute Zusammenfassung und ich konnte mitreden. Vor kurzem fand ich es aber im öffentlichen Bücherschrank und dachte mir, dass das doch kein Zufall sein kann so kurz vor meiner Reise nach Australien. Also habe ich es mir geschnappt und jetzt hier in Canberra in passender Kulisse gelesen.

Worum geht’s Bruce Chatwin will mehr über die „Songlines“, die Traumpfade der Aborigines, erfahren und macht sich auf durch Australien. Diese Pfade durchziehen den gesamten Kontinent, jede Stelle hat ein Lied und so kam es bzw kommt es noch immer so Konflikten, wenn es um das Thema „Landbesitz“ geht. Land entsteht nur, wenn es besungen wird und die unterschiedlichen Geschichten sind wahnsinnig spannend, wenn auch nicht unbedingt in diesem Buch, dazu aber gleich mehr. Chatwin reist auf jeden Fall durch die verschiedensten Ecken, lernt kuriose Menschen kennen und nimmt einen mit in dieser Mischung aus Roman und Reisebericht.

Wie ist’s Vom Thema her sehr spannend, das kann ich nicht leugnen, aber irgendwie ist mir Chatwin und seine Schreibe leider nicht sonderlich sympathisch. Er schreibt teilweise von oben herab, stellt Menschen sehr schwarz-weiß dar und konnte mich nicht feseln. Viele von ihm gewählten Worte fand ich so gar nicht angenehm zu lesen und seine ewig langen Auszüge aus seinen Notizbüchern habe ich dann auch mehr überblättert.

Um einen Einstieg in das Thema Songlines und Australien zu bekommen, ohne groß Fachliteratur zu lesen, mag das Buch vielleicht geeignet sein. Ich weiß, dass es Freunde von mir sogar zu einem Ethnologiestudium bewogen hat, aber ganz nachvollziehen kann ich das nicht. Persönlich würde ich da lieber auf das Internet zurückgreifen und mir die Sachen so zusammensuchen. Zum Thema Landrechte findet man wahnsinnig viel, da dies noch immer ein aktuelles Thema ist. Nahm man damals den Aborigines einfach das Land weg, bekommen sie es jetzt nach und nach zurück. Eddie Mabo ist hier ein ganz wichtiger Name, er war der erste, der vor (leider erst!) 25 Jahren eingeklagtes Land zurückbekam, auch wenn er es leider nicht mehr miterlebte. Seitdem ändert sich hier so ganz langsam was, viele „Australier“ denken aber noch immer wie die ersten Siedler. Zumindest, was ich so an Gesprächen in Pubs zu hören bekomme, ist teilweise echt nicht feierlich.

Zurück zum Buch, habe ich bei vielen Anekdoten zu meine Zweifel, ob sie wirklich stattgefunden haben, da sie enorm konstruiert wirken. Somit hatte ich beim Lesen ständig einen Hauch von Skepsis im Hinterkopf und ach, ihr merkt, wir werden leider einfach keine großen Freunde. Positiv anmerken kann ich allerdings, dass ich teilweise lachen musste und vielleicht würde mich ein anderes Buch, wo ich weniger über die Thematik weiß, von Chatwin auch mehr fesseln.

So hohe Erwartungen und Vorfreude, aber es sollte mit uns einfach nichts werden. Schade, aber ich werde das Buch jetzt hier in einen öffentlichen Bücherschrank stellen und hoffentlich jemand anderem damit mehr Freude bereiten. Ganz abgeschreckt, etwas anderes von Chatwin zu lesen bin ich nicht, sonderlich hoch auf meiner Prioritätenliste ist es allerdings auch nicht. So langsam gehen mir hier jetzt die gebundenen Bücher aus, ich habe nur noch ein ungelesenes, was immerhin meinen sehr viel leichter gewordenen Rucksack freut! Habt ihr das Buch zufällig gelesen oder könnt ein anderes zum Thema „Songlines“ empfehlen?

[Lesenswert] Travel Overland. Eine anglophone Weltreise – R.W.B. McCormack

Von dem Ethnologen R.W.B. McCormack habe ich schon das Buch Back Home (*Review*) gelesen und da das wirklich sehr dünne Büchlein Travel Overland. Eine anglophone Weltreise jetzt auch schon wieder viel zu lange ungelesen in meinem Bücherschrank stand, schnappte ich es mir. Das Vergnügen ist definitiv kurzweilig, es ist ein stellenweise humorvolles Sachbuch über die vielen unterschiedlichen „Englische“, die es mittlerweile in der Welt so gibt. Die Kapitel zu den eigenen Ländern sind kurz, eignen sich also super, um sie so zwischendurch zu lesen, wenn man mal fünf Minuten hat und vielleicht noch ein Smalltalk-Thema für später braucht. ich lese ja gerne beim Haarefönen, das hat super mit diesem Werk funktioniert!

Worum geht’s In ganz knappen Kapiteln geht es einmal rund um die englischsprachige Welt und es wird gezeigt, wie die Sprache im jeweiligen Land genutzt und gerne auch mal umgedeutet wird. Für mich waren natürlich besonders Kanada, Australien und Indien von Interesse, aber es kamen auch Ländern dran, an die ich gar nicht so wirklich gedacht hatte, was überraschend war. Bei einigen Sachen musste ich schmunzeln, da ich sie schon in der Realität erlebt habe, andere Dinge waren mir aber auch komplett unbekannt und somit hatte das Buch definitiv ein paar interessante Stellen.

Wie ist’s Eine gute Klolektüre, bei der man in wenigen Sätzen noch etwas lernt. In einem Rutsch lesen war mir hier zu langweilig, dafür bietet das Thema meiner Meinung nach nicht genug, aber immer mal wieder kurz 1-2 Länder lesen, war spannend. Man bekommt hier super Smalltalk-Wissen, wenn man sonst nichts mehr weiß, was man mit seinem Gegenüber bereden könnte. McCormack schreibt gut, wie man es von ihm kennt, kann die aber doch trockene Thematik nicht immer ins Lustige bringen. Kaufen würde ich hier nicht empfehlen, aber solltet ihr – wie ich – mal im öffentlichen Bücherschrank drüber stolpern, schaut doch mal rein. Für Sprachinteressierte ist es bestimmt was!

Heute nur kurz und knapp, aber das passt zum Buch, welches sich auch super eignet, wenn man mit der Bahn etc zur Arbeit pendelt und ständig aufhören muss oder abgelenkt wird. Da ich mich zur Zeit primär mir zäher Fachliteratur quäle, war es aber dennoch eine willkommene Abwechslung, doch statt weitergeben kommt das Buch jetzt doch gleich wieder in den öffentlichen Bücherschrank zurück, damit sich vielleicht der Nächste über diesen Fund (noch) mehr freuen wird! Kennt ihr es zufällig oder andere Bücher von McCormack?

[Lesenswert] Glamorama – Bret Easton Ellis

Von Bret Easton Ellis habe ich schon einige Bücher gelesen und auch, wenn keines mehr an American Psycho herankommt, mag ich seinen Stil doch sehr. Somit hupfte mein Herz ein wenig, als ich Glamorama doch tatsächlich im Bücherschrank meines Hostels in Delhi fand und schnappte es mir für die nicht gerade kurze Reise nach Australien. Ausgelesen habe ich es da zwar dann nicht – da kam eine bösartige Lebensmittelvergiftung über den Wolken dazwischen – mittlerweile konnte ich es aber doch zu Ende bringen.

Worum geht’s Wir tauchen ein in das New York der 90er Jahre, in welchem unser Teilzeit-Model Victor Ward gerade dabei ist, mit einem Partner einen Nachtclub zu eröffnen. Liiert ist er mit einem (natürlich) ebenfalls wunderschönen Model, eine Affäre mit einem anderen hat er aber auch und sein Leben ist schon sehr von „Sein und Schein“ geprägt. Doch dann beginnt es zu bröckeln, die ersten Dinge gehen schief und Victor befindet sich schließlich in einer Welt, in der er nicht mehr weiß, was Realität ist und was nicht..schließlich wird er auf eine Mission nach Europa geschickt, wo er eine ehemalige Geliebte finden und zurück „nach Hause“ bringen soll..begleitet von einem Fernsehteam und ab jetzt wird es richtig skurril.

Wie ist’s Ich will nicht lügen, die ersten fünfzig Seiten habe ich mich sehr gequält. Denn auch wenn es um die Welt der Stars und Sternchen geht, das viele „name dropping“ hat mich enorm genervt und irgendwann habe ich es einfach nur noch überflogen. Wahrscheinlich war das stilistisch genau so gewollt, dass der Leser von der Scheinwelt schon stark angeödet ist, aber das war mir fast zu viel. Danach wurde es um Welten besser, es ist teilweise echt verwirrend und es mal schnell aus der Hand legen und wieder einsteigen, fand ich auch schwer.

Es lohnt sich aber, hier etwas mehr Zeit und Leseintensität hineinzustecken, denn die Handlungsstränge werden so abgefahren (natürlich immer wieder um das Thema „Oberflächlichkeit“ drehend), dass man nie weiß, was später passieren wird und spätestens als ich eine so absolut nicht vorhersehbare, graphische Sexszene hatte, wusste ich wieder, wieso ich den Autoren so mag. Das Buch wird von einigen als „was nach American Psycho kommt“, betitelt und dem kann ich mich doch auch anschließen, es ist zumindest für mich sehr passend formuliert.

Wie immer bei Ellis bekommt man einen sehr detailreich beschriebenen Mikrokosmos, in dem es weder Held noch Moral gibt, sondern eben diese Grauzone, in der man sich selbst überlegen muss, wie man dazu steht. Das Buch regt definitiv zum Nachdenken an und teilweise haut Ellis Sätze raus, die nachdrücklich wirken – aber in Nebensätzen, als würde er es gar nicht bemerken. Leider ist das Buch schon weg, sonst hätte ich mal 1-2 Zitate abgetippt. Achja, neben Sex spielt auch Gewalt hier eine große Rolle, somit sollte man es nicht lesen, wenn man mit akribisch beschriebenen Gewalttaten nichts anfangen kann – also nicht, dass ich der größte Fan davon bin, hier bewirken sie aber viel im Leser, was mir sinnvoll erscheint.

Da ich es nicht noch einmal lesen werde und es in meinem direkten Umfeld auch niemanden gibt, der es lesen würde bzw eben schon gelesen hat, habe ich es jetzt schon in den dörflichen, örtlichen Bücherschrank gestellt und bin gespannt, ob ich es dort noch finde, wenn ich wieder vorbei schlendere. Solltet ihr „American Psycho“ gelesen haben und wollt etwas in die Richtung, dann kann ich euch Glamorama auf jeden Fall empfehlen – ich hatte damit echt einige Zeit Spaß, lang ist es nämlich auch noch 😉

[Lesenswert] Der Fremde – Albert Camus

Bestimmt habt ihr alle diese Klassiker, die ihr schon vor ewigen Zeiten gekauft, dann aber doch nie gelesen habt. So erging es mir mit DEM Existentialismus-Werk schlechthin, Der Fremde von Albert Camus, welches auch schon Jahre (sechs sagt mir Amazon) in meinem Regal steht und dabei locker-flockig in drei Stunden gelesen sein kann. Drei Stunden, die ich definitiv oft genug hatte, aber dann doch eher zu Sartre griff, wenn ich in der Laune war. Gut, dass ich diese Lücke jetzt endlich schließen und mich ganz in Camus verlieren konnte.

Worum geht’s Die Story ist im Grunde schnell erzählt, Hauptperson ist ein in Algerien lebender Franzose, der durch unglückliche Zufälle einen Mord begeht und dafür ins Gefängnis muss. Unser Protagonist ist eigentlich ein Büroangestellter namens Meursault, welcher ein unaufgeregtes, passives Leben führt und durch nichts zu erschüttern scheint. Zu Beginn des Buches stirbt seine Mutter, die in einem Altenheim lebt und keine sonderlich eng scheinende Bindung zu ihm hatte. Er fährt teilnahmslos zur Beerdigung, kommt zurück und beginnt sofort durch Zufall eine Liebesbeziehung mit einer Kollegin.

Gleichzeitig lernen wir seine Nachbarn kennen, mit denen er etwas interagiert und dann durch einen unglücklichen Zufall in eine Lüge verstrickt wird, die schließlich den Weg zu dem Mord ebnet. Meursault erschießt während eines Strandbesuches mit besagtem Nachbarn einen ihm unbekannten arabischen Mann mit der Waffe seines Nachbarn „wegen der Sonne“. Diese Aussage wird ihm als Unmenschlichkeit vorgeworfen und das Gericht will in einem Prozess herausfinden, ob der Angeklagte wirklich moralisch so verdorben und verroht ist, wie er den Anschein macht.

Wie ist’s Das Buch ist in zwei Teile untergegliedert, die Ereignisse vor dem Mord und die Gerichtsverhandlung nach der Verhaftung, was ihm eine einfache Struktur verleiht. Die Wirkung, die das Buch auf mich hat, ist nicht wirklich leicht in Worte zu fassen, aber zunächst einmal war ich absolut gefesselt und habe es in einem Rutsch gelesen. Dass ich es erneut lesen werde, steht auch außer Frage, das muss ich spätestens in einem Jahr erneut machen. Der Anti-Held Meursault, der sich nicht in die „gelebten, sozial erwarteten“ Regeln von Heuchelei und Lügen in die Gesellschaft einfügt, ist eine enorm spannende Gestalt. Camus hat hier einen ganz dem Existentialismus entsprechenden Charakter sowie eine Grundstimmung im Buch entworfen, die man unbedingt selbst lesen muss, um sie zu verstehen. Worte darüber zu schreiben widerspricht genau dem, was ausgedrückt werden soll.

Man kann sich leicht in Meursault hineinversetzen, viele seiner Gedanken zum Thema „Sinnesleere“ nachvollziehen und auch der Mord erscheint plötzlich gar nicht mehr so abwegig, man kann ihn irgendwie begreifen, wenn man sich darauf einlässt. Seine Gleichgültigkeit zu diesem „absurden Leben“, zu dem Leben im Allgemeinen in Kombination mit Gefühls- und Gotteslosigkeit, welche besonders der Gefängnispriester nicht fassen kann, werden dem Leser durch die schlichte, oftmals sehr klare Sprache Camus unbewusst nahegebracht. Das Buch wirkt in jedem Satz, hallt in einem nach und lässt einen noch lange nicht nur über unsere Hauptperson hier, sonder das Leben nachdenken.

Diese „Kritik“ zu schreiben, ist mir echt nicht leicht gefallen, irgendwie kann ich alles, was es so in mir auslöste, noch nicht richtig in Worte fassen. Dass es verdient als ein Weltklassiker gilt, unterschreibe ich sofort und auch, dass ich sowohl dieses noch einmal wie auch weitere Werke von Albert Camus dringend lesen muss. Schande über mein Haupt, dass ich so viele Jahre damit gewartet habe, das hätte mich bestimmt retrospektiv gesehen einige Dinge ganz anders wahrnehmen lassen. Solltet ihr es auch noch nicht kennen, ich lege es euch absolut ans Herz und keine Angst, es ist nicht kompliziert geschrieben!

[Lesenswert] Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson

Zwar schreibe ich selbst wahnsinnig gerne Reiseberichte für meinen Blog (und andere Seiten), lesen mag ich solche meist aber nicht. Was einfach daran liegt, dass ich die Orte unbeeinflusst zum ersten Mal erleben will und mich überraschen lassen mag. Klar schaue ich vorher online, was es so zu entdecken gibt, aber ich lasse mich beim Reisen eben doch einfach treiben, frage Leute vor Ort und schaue um die Ecke. Das kann ich zum Glück, da ich selten kurze Reisen unternehme, sondern eben genug Zeit habe.

Das Reise-Buch Frühstück mit Kängurus von Bill Bryson stand bestimmt lockere fünf Jahre ungelesen in meinem Schrank, denn a) hatte ich Australien so gar nicht mehr auf dem Plan für die nahe Zukunft und b) gab es einfach so viele Bücher, die ich vorher lesen wollte. Jetzt war ich zufälligerweise aber spontan von Indien aus drei Wochen in Australien (ok, nur in Canberra) und dachte mir, dass ich das Buch nun auch lesen und sehen kann, was Bill so von Down Under gehalten hat. Lustigerweise haben wir zur Hauptstadt eine recht ähnliche Meinung!

Worum geht’s Bill nimmt uns quer durch Australien mit, was er in mehreren Roadtrips, mal allein, mal mit Begleitung, bereist, aber doch noch immer nicht alles entdeckt hat. Das Land ist aber auch einfach verdammt groß und teilweise fährt man mehrere hundert Kilometer durch das reine Nichts. Erinnert mich sehr an meinen Trip vom Yukon hoch nach Yellowknife in Kanada (absolut zu empfehlen übrigens!). Es geht viel um die Natur, die Menschen, man bekommt einiges zur Geschichte und Kultur serviert, aber in leichten, kurzen Häppchen.

Wie ist’s Ganz nett, aber nicht unheimlich fesselnd oder motivierend, jetzt sofort den nächsten Flug zu buchen und selbst loszufahren. Praktisch fand ich, dass ich Orte/Dinge gleich googlen konnte, über die er schrieb und mir so doch selbst aus der Ferne ein Bild machen konnte. Teilweise habe ich andere Erfahrungen gemacht, das fand ich sehr spannend und auch die Perspektive, aus der er (weißer Engländer, der lange in den USA gelebt hat) kommt, kommt hier gut durch und bringt ihn zu anderen Erfahrungen. Diese Leseart hat den Reisebericht für mich interessanter gemacht, aber da spricht kurz die Ethnologin.

Ansonsten nennt er skurrile Fakten, gräbt historische Ereignisse aus, die die Australier lieber unter den Teppich kehren und zeichnet ein recht vielfältiges Bild. Aborigines kommen für mich viel zu kurz, was ich sehr schade finde. Das Buch erschien schon 2002, aber ich finde, trotz dieser 15 Jahre stimmen noch sehr viele Beobachtungen, die er gemacht hat, mit den meinen überein. Teilweise ist das Buch doch sehr langatmig und übertrieben, an einigen Stelle aber doch enorm witzig (Bryson hat einen trockenen Humor), wie andere seiner Werke, fand ich es jetzt auch nicht. Ich habe eher durchgehalten, damit ich es jetzt in den nächsten öffentlichen Bücherschrank stellen kann und etwas mehr Platz im Regal habe.

Nicht das überzeugendste Werk, was ich von Bill Bryson gelesen habe, seine kurze Geschichte von fast allem fand ich um Längen besser. Wenn ihr einen Reisebericht, keinen -führer über Australien lesen wollt, könnt ihr hiermit vielleicht trotzdem euren Spaß haben, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden, aber ich würde es jetzt nicht an meine Freunde mit einer absoluten Leseempfehlung weitergeben. Frühstück mit Kängurus hatte ich leider nie, ich habe sie aber beim Picknicken am Nachmittag häufig angetroffen 🙂

[Lesenswert] ABC-Challenge 2017 – 1. Update!

Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal an der ABC-Challenge (hier geht’s zu meinem Endstand) teilgenommen und hatte so viel Spaß dabei, dass ich auch dieses Jahr wieder mitmachen mag. Bei dieser Challenge geht es darum, innerhalb eines Jahres Buchtitel zu lesen, sodass jeder Buchstabe im Alphabet abgedeckt ist. Klingt eigentlich zunächst ganz einfach, es gibt jedoch Buchstaben, an denen ich zumindest verzweifelt bin. Um die Challenge noch einen Ticken schwieriger zu machen, verbiete ich mir nämlich, Bücher nur wegen ihres Anfangsbuchstabens zu kaufen – ich muss sie entweder wirklich unbedingt lesen wollen und/oder sie im öffentlichen Bücherschrank finden. Da ich minimalistischer leben mag und mein Bücherregal sowieso aus allen Nähten platt, kaufe ich mir seit zwei Jahren nur noch sehr selten Bücher; meist leihe ich sie einfach aus oder hole sie aus einem öffentlichen Bücherschrank, wohin sie nach dem Lesegenuss auch wieder gehen.

Da wir jetzt schon im ditteni Monate hinter uns haben, dachte ich mir, wird es Zeit für ein erstes Update! 

ZWISCHENSTAND:  von sechsundzwanzig Buchstaben sind acht „gelesen“

 

Aging and the Indian Diaspora – Sarah Lamb
Barney’s Version – Mordecai Richler
Cockroaches – Jo Nesbo
D
Everyone has a story – Savi Sharma
F
Glamorama – Bret Easton Ellis
H
India – Shashi Tharoor
J
K
Life of Pi – Yann Martel
M
N
O
P
Q
R
Stadt und die Hunde, Die – Mario Vargas Llosa
T
U
V
W
X
Y
Z

Ich habe mich dazu entschieden, sowohl englische als auch deutsche Titel für die Challenge zu nutzen, da ich zu circa 50% englische Bücher lese und das hier auch abgebildet werden darf. Außen vor lasse ich Hörbücher und Ebooks (fragt mich nicht, wieso), wobei ich sie zwar liebe, sie aber nicht sichtbar in meinem Bücherregal stehen.

Dass es bisher „nur“ acht Bücher sind, überrascht mich, da ich eigentlich mehr lese. Aber wie immer liegt das u.a. daran, dass ich jetzt schon Buchstaben „doppelt“ habe und diese nicht extra aufzähle. Bis zum Halbzeitsupdate wird sich da aber hoffentlich noch einiges ändern. Seit Dienstag bin ich auch wieder in Deutschland und habe schon erfahren, dass mein liebster öffentlicher Bücherschrank nicht mehr ist und ich mich jetzt einmal erkundigen muss, wo es hier im Umkreis noch welche gibt. Nicht nur, damit ich Lesenachschub kriege, sondern auch, damit ich einige Bücher auf die Reise schicken kann, die hier nur im Regal stehen und besser bei jemandem anderen aufgehoben sind.

Macht noch jemand bei der Challenge mit? Wie sieht euer Zwischenstand aus? Hat jemand einen guten Buchtipp für einen der schwierigeren Buchstaben wie Q? 

[Lesenswert] Life of Pi – Yann Martel

Als ich mit meinem Studium begann, wozu ich viele englische Texte lesen musste, wollte ich nebenbei auch noch unterhaltsame, englische Bücher lesen. Damals pickte ich als erstes Buch Life of Pi von Yann Martel und verzweifelte daran. Aus Lust wurde Frust und ich hob es mir für „später“ auf. Dass daraus über zehn Jahre wurden, hatte ich nicht erwartet, aber zum Glück stolperte ich in meinem Hostel in Bangkok darüber. Bücher mit Indienthematik lese ich besonders gerne in Indien und wenn dann noch Orte vorkommen, die ich schon besucht habe, bin ich absolut begeistert.

Worum geht’s Der deutsche Titel „Schiffbruch mit Tiger“ ist etwas aussagekräftiger und bringt die Story ziemlich gut auf den Punkt. Wir haben den jungen Inder Pi, der als einziger den Untergang des Schiffes überlebt, welches seine Familie und ihn nach Kanada bringen soll. Mit ihm Boot befinden sich zunächst eine Hyäne, ein Zebra und besagter Tiger. Ein Überlebenskampf bahnt sich an, welcher in einem spannenden Abenteuerroman mit vielen Details verpackt ist.

Wie ist’s Zu Beginn war ich etwas verwirrt, denn das Buch spielt auf zwei Erzähl-Ebenen und bis es zum eigentlichen Schiffbruch kommt, dauert es einige Seiten. Die aber sehr gut geschrieben sind, Einblick in das Leben in Indien geben und einfach Spaß machen und Spannung aufbauen. Das gesamte Buch ist leicht zu lesen (lustig, dass ich das jetzt einfach sagen kann), es ist witzig, grausam, berührt und man will es nicht aus der Hand legen. Man fiebert mit Pi mit, hofft auf ein Happy End, ist sich teilweise selbst nicht so ganz sicher, was Realität, was Traum ist und schwankt immer mal wieder. Insgesamt waren da einige Twists dabei, die ich nicht hab kommen sehen und ach, es ist ein großer Lesespaß und verdient all die Preise und Lobeslieder, die es bekommen hat. Schande über mein Haupt, dass ich so lange damit gewartet habe!

Auch ganz überraschend kam für mich die Beschäftigung mit verschiedenen Religionen, das Buch bietet einiges an Tiefe und kann zu spannenden Diskussionen anregen – jupps, ich habe die Erfahrung gemacht und war hin und weg. Spontan würde ich auch sagen, dass das Buch jedem gefallen wird, es ist einfach so erfrischend anders, man kann die Geschichte einfach nicht nicht mögen. Würde ich definitiv verschenken, wenn ich wüsste, dass die Person es noch nicht kennt und ich brenne jetzt, weitere Bücher des kanadischen Autoren zu lesen.

Habt ihr Life of Pi gelesen oder gesehen? Mir geht es jetzt so, dass ich das Buch so toll finde, dass ich den Film nicht sehen mag, da ich meine eigenen Vorstellungen nicht zerstören mag. Wenn euch der Film gefällt, würde ich aber doch den Griff zum Buch vorschlagen, da dieses bestimmt ausführlicher ist!

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