Als ich diesen September das erste Mal nach Mexiko flog, habe ich mich Hals über Kopf in das Land verliebt und war mir sicher, dass ich schon bald wiederkommen würde. Jetzt war das zwar doch etwas schneller als erwartet, aber ich beschwere mich null und würde mich sofort wieder ins Flugzeug setzen und das kalt-graue New York gegen Cancún tauschen. Wobei diese Stadt jetzt kulturell nicht das Nonplusultra ist, aber ich hatte trotzdem kein Problem, hier eine tolle Woche zu verbringen!
Cancún liegt im Bundesstaat Quintana Roo und ist bestimmt vielen von euch ein Begriff. Das ehemalige kleine Fischerdorf (bis in die 70er Jahre war es das noch, danach ging der Tourismus erst los) wird jährlich als Spring Break Ort aufgesucht, aber auch die Wintermonate über ist Hochsaison. Was man wirklich merkt, im September war quasi gar nichts los und jetzt sind überall amerikanische (und auch viele deutsche) Touristen unterwegs. Von Deutschland kommt man mit Condor recht günstig her, von den USA kam ich jetzt für knapp 100€ mit American Airlines runter.
Die Stadt lässt sich in zwei Teile einteilen, einmal Downtown mit den Vierteln, wo die normalen Menschen eben leben und dann die Hotelzone am Strand, welche Hotelkomplex an Hotelkomplex stehen hat. Man kommt für 12 Pesos mit Bussen ganz bequem von A nach B und zurück und ich persönlich liebe es ja, die einheimischen. billigen Transportmittel statt einem Taxi zu nehmen. Ich spreche nur rudimentär spanisch, aber jeder hier ist so freundlich und hilfsbereit, dass man sich da wirklich keine Gedanken machen muss.
Da man mich mit All-Inklusive-Strandhotels so gar nicht kriegen kann, habe ich mir ein sehr günstiges Zimmer in Downtown in einer Wohnung gesucht und lebe hier abwechselnd mit der Oma oder der Enkelin, wobei ich da auch noch nicht ganz durchblicke. Aber jetzt scheitert es dann doch an meinem Spanisch, Englisch spricht meine Gastoma leider nicht und so war die vegetarische Lasagne dann auch mal mit Fleisch 😉 Aber ich bekomme einen guten, zweiten Einblick in das mexikanische Leben und meine Nachbarschaft (am Las Palapas) gefällt mir super! Kleine Parks, schachspielende Menschen, Musiker und überall Lachen und Lebensfreude.
Ein paar Worte zum Thema „Kriminalität„, da ich das von Freunden jetzt schon mehrfach gefragt wurde. Ich laufe hier abends alleine herum und fühle mich absolut nicht unsicher, da überall Menschen sind. Auch habe ich immer einen offenen Stoffbeutel als Handtasche, sollte man mich bestehlen wollen, wäre es kein Problem. Aber bisher habe ich nicht den Eindruck gehabt, dass da irgendwie sonderlich dran interessiert wäre und auch am Strand lasse ich (das Leben des Alleinreisenden) meine Sachen einfach liegen, wenn ich ins Wasser gehe. Ein bisschen naives Vertrauen in die Menschheit, welches ich mir wohl auf ewig bewahren werde. In Cancún kommt es ab und zu aufgrund Drogenrivalitäten zwischen zwei Gangs zu Schiessereien, womit die Stadt als gefährlich bezeichnet wird, aber da ist man dann wohl leider wirklich zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Alltag hier fühlt sich auf jeden Fall verdammt sicher an – wobei meine Wohnung zur Abschreckung drei separat abgeschlossene Türen hat, aber das ist in Mexiko irgendwie auch normal.
Was kann man nun in Cancún unternehmen – ganz klar natürlich an den Strand gehen. Wobei ich nicht an die von den Hotels (und Liegen) belagerten Strände will, somit kann ich euch Playa del Ninos und Playa Delfines empfehlen. Ersterer wird primär von einheimischen Familien besucht, wem das zu viel ist, direkt nebendran ist noch ein öffentlicher Strand (man muss nur durch den Zaun), wo ich mutterseelenalleine war. Playa Delfines ist zwar sehr belebt, aber da der Strand sehr lang ist, verläuft es sich eben und so hatte ich auch hier meine Ruhe. Sehr praktisch ist, dass dort auch direkt der Bus hält.
Da ich mich an Mayaruinen noch nicht sattgesehen habe, ging es auch nach El Rey (50 Pesos), wo ich quasi meine eigene archäologische Zone hatte, da war wieder kein Mensch. Dafür aber zig Iguanas, die teilweise so zutraulich (oder faul) waren, dass ich fast auf so ein Exemplar draufgetreten wäre. Man kann sich einen Guide nehmen, ich habe einfach ein bisschen vorher im Internet gelesen und dann die Ruhe dort genossen und die Kulisse auf mich wirken lassen. Von dort lief ich dann an Playa Delfines vorbei zum Museo Maya (70 Pesos), welches erst 2016 eröffnet wurde und mir sehr gut gefallen hat. Es gibt spannende Artefakte zu sehen, leider sind die meisten Schilder nicht auf englisch, aber auch hier bemüht man sich, mir zu helfen und irgendwie versteht man sich ja doch. Traumhaft hier ist der Garten, wo ebenfalls Ruinen gefunden wurden, man fühlt sich mitten im Dschungel und nicht 5 Minuten weg von der Strasse. Absolute Empfehlung von mir, wenn ihr nicht nur Strand haben wollt.
Damit wären wir auch schon mit den Beschäftigungspunkten durch, aber ich sollte noch erwähnen, dass man prima vegetarisch essen kann. Meist starte ich mit frischem Obst und einem Mango- oder Guanabana-Smoothie in den Tag (gibt es günstig an jeder Ecke) und schlemme mich dann am Abend durch die Stände von Las Palapas. Churros, Veggie Burritos, Veggie Tortas, gegrillter Kaktus mit Kartoffeln, pocito picante, dazu ein Fruchtwasser (oder Jamaica mit Hibiskusblüte) und danach noch ein Sorbet und man kann mich glücklich Richtung Bett rollen. Jupps, das Nachtleben, wofür Cancún eben so berühmt ist, lasse ich komplett weg, das ist nicht meine Szene, ich sitze lieber gemütlich mit einem Buch oder schreibend auf meinem Balkon.
Ansonsten erlief ich mir die Stadt, schaute mir diverse Parks an, suchte nach Krokodilen in den Mangroven, war mal bei Walmart (wo deutscher Hiphop lief) und plauderte mit vielen Menschen, die sich freuten, dass sich ein Tourist in ihre Ecke verirrt hatte. Die vielen Shoppingmalls habe ich gemieden, ich glaube aber, dass man hier verdammt gut einkaufen kann, zumindest scheint es alles und das in dreifacher Ausfertigung zu geben. Günstig ist Cancún aber nicht wirklich, ich schaute mal, was mich ein Macbook hier kosten würde und das wäre sogar noch 100€ mehr wie in Deutschland.
Für mich geht es jetzt weiter nach Playa del Carmen, wo ich ebenfalls wieder abseits der touristischen Pfade eine Wohnung gemietet habe (meine erste eigene Wohnung seit über einem Jahr) und mich dann von dort mit dem Mietwagen weiter fortbewegen werde. Man kommt zwar mit Fernbussen sehr gut in die großen Städte, ich will mir allerdings Cobá und ein paar Cenoten anschauen und da muss ich dann doch etwas flexibler sein. Aber Autofahren in Mexiko habe ich ja mittlerweile gelernt 🙂
Seid ihr schon einmal in Mexiko gewesen? Wenn ja wo und wie hat es euch gefallen? Ich bin jetzt zwar wieder in derselben Ecke, aber ach, 2018 ist schon Mexiko City geplant und dann will ich mir unbedingt den Süden anschauen..hätte ich im Ethnologiestudium doch mal etwas mehr Mexiko gemacht, aber ich erinnere mich nicht, auf nur ein Seminar dazu je angeboten gesehen zu haben. Hmpf!