Da ich mein Semesterticket noch ein wenig nutzen wollte, dachte ich mir, ich erkunde mal die Umgebung von Darmstadt. Verrückterweise war ich in meinen mittlerweile 36 Lebensjahren noch nie in Worms, wobei das mit dem Zug in weniger als einer Stunde zu erreichen sein soll. Jupps Konjunktiv, denn natürlich hatte mein Zug von Darmstadt aus Verspätung und somit fuhr mir mein Anschluss dann in Bensheim vor der Nase weg – wobei er die drei Minuten echt hätte warten können, denn der Zug pendelt nur zwischen Bensheim und Worms. Aber gut, so habe ich die Stunde genutzt und mir dieses nette Städten mit viel Fachwerk, einem Fluss, einem tollen Stadtpark und Weinbergen gleich um die Ecke angeschaut. Dann ging es weiter nach Worms, wo ich leider eine Stunde später ankam und somit nicht mehr alles anschauen konnte, was ich wollte. Aber ich hatte trotzdem einen grandiosen Tag und will euch nun meine Agenda vorstellen!
Vom Hauptbahnhof lief ich durch die Fußgängerzone zunächst einmal zum Lutherdenkmal, welches das weltweit zweitgrößte Reformationsdenkmal ist. Luther begegnet einem noch häufig in der Stadt, hat er hier doch 1521 auf dem Reichstag zu Worms seine Thesen verteidigt. Das Denkmal von Ernst Rietschel ist – und ich bin da normalerweise echt recht unbeeindruckt – wirklich sehenswert, es wurde mit so viel Liebe für Details gearbeitet und seine Größe ist ebenfalls etwas überwältigend. Da es in einem netten kleinen Grünstreifen ist, kann man hier auch erst einmal einen Kaffee trinken!
Direkt danach kommt man schon am Museum Heylshof vorbei, in welchem sich meist 1-2 wechselnde Kunstausstellungen befinden. Ich bin nicht reingegangen, da man sich aufgrund der Corona-Regeln vorher anmelden muss, aber ich habe mir den Innenhof und Park genauer angesehen. Hier stehen ein paar Skulpturen und der Herkulesbrunnen, welche ebenfalls schön anzusehen sind.
Noch im Park ragt er auf einmal vor einem auf, der Wormser Dom. Natürlich war dieses Gebäude ganz klar eines meiner heutigen Highlights und ach, ihr müsst hier unbedingt einmal hin. St. Peter ist zwar der kleinste der drei rheinischen Kaiserdome (nach Speyer und Mainz), doch trotzdem verschlägt sein Anblick einem die Sprache!
Besonders die Fenster gefielen mir sehr gut, da sie sehr modern wirkten und so eine spannende Mischung aus Geschichte und Gegenwart zauberten. Da ich um 12 Uhr mittags ankam, hörte ich auch noch die Glocken schlagen, was super war. In der Gruft des Doms liegen die Salier, u.a. Konrad der Rote, der Herzog von Lothringen.
Schräg über den Platz findet ihr die barocke Dreifaltigkeitskirche, in welcher eine kleine Ausstellung zu Luther und ein sehr schönes Mosaik über der Orgel zu sehen sind. Sie ist die größte Kirche der Stadt und wurde während des 2. Weltkrieges leider bis auf die Außenmauern komplett zerstört – danach von Otto Barning allerdings neu konzipiert. Nebenan befindet sich die Stadtbücherei sowie das Rathaus, was ich erwähne, da es hier auch kostenlose, sehr saubere öffentliche Toiletten im Innenhof gibt.
Als nächstes wollte ich unbedingt den Heiligen Sand besuchen, den ältesten, erhaltenen jüdischen Friedhof in Europa. Hier finden sich noch Grabsteine aus dem 11. Jahrhundert und die Atmosphäre ist wirklich einmalig. Ich bin schon auf einigen jüdischen Friedhöfen gewesen, dieser hier hat mich aber nachhaltig beeindruckt. Man kann die Zeit zwischen all den Grabsteinen vergessen, nette, sehr informative Gespräche mit den Arbeitern dort führen und einen anderen Teil der Wormser Geschichte kennenlernen. Männer müssen daran denken, einen Kopfbedeckung zu tragen, sonst können sie den Friedhof leider nicht betreten.
Wer noch tiefer in die jüdische Geschichte Worms eintauchen mag, dem empfehle ich danach einen Besuch in der Synagoge und dem Raschi-Haus, in welchem sich das Jüdische Museum befindet (Eintritt 1,50€). Hier gibt es ebenfalls einiges zu sehen, ich hatte leider nur eine Stunde Zeit und konnte nicht alle Filme sehen, aber die Mitarbeiter haben für mich extra ein paar Minuten länger aufgelassen, was sehr nett war. Das Haus hat eine natürlich sehr traurige Geschichte, wurden von hier während des 2. Weltkrieges viele Juden deportiert; aber umso erstaunlicher ist es zu sehen, wie der Ort heute benutzt wird. Im Keller kann man noch die Originalmauern des Hauses bestaunen, aber leider ist die Mikwe (das Bad) nicht mehr zugänglich, zu gerne hätte ich mir das angeschaut!
Neben einer sehr wichtigen jüdischen Geschichte, spielt Worms im Nibelungenlied immer wieder eine prägende Rolle. Somit habe ich zunächst einmal das Nibelungenmuseum (aktuell ermäßigt 2,50€) besucht und muss gestehen, das war ein etwas anderes Museum. Man erhält einen Audio-Guide, welchen ich gut fand und schaut sich dazu passende Filme an Monitoren an. Aber es gibt im Museum so gut wie keine Objekte zu sehen, was ich auf Dauer dann doch etwas schade fand. So „hörte“ ich zwar zwei Stunden Geschichten über die Nibelungen und lernte auch einiges, aber dass es so nichts „Festes“ zum Anschauen gab, war doch etwas schade.
Das Museum befindet sich in zwei malerischen Wehrtürmen an der stauferzeitlichen Stadtmauer, welche ebenfalls sehenswert sind und ihm noch etwas mehr Ambiente verleihen. Normalerweise hätte man von hier einen grandiosen Blick auf den Dom – aber leider hingen bei meinem Besuch grüne Baunetze vor den Fenstern, was etwas schade war!
Anschließend ging es vorbei an der Stiftskirche St. Paulus, welche ein beeindruckendes Eingangstor mit Szene aus dem Alten und Neuen Testament hat, hinunter zum Rhein. Hier reihen sich an der Promenade viele Restaurants aneinander, ich entschied mich aber für ein Picknick auf der Wiese und schaute alten Männern beim Boule-Spielen zu. Das Hagendenkmal (hier soll er laut einer Legende den Nibelungenschatz in den Rhein geworfen haben) und den Nibelungenturm schaute ich mir hier noch gemütlich an, bevor ich mich langsam wieder Richtung Bahnhof aufmachen musste. Hier lief ich noch durch ein paar schöne, enge Gassen mit Fachwerkhäusern und am Ludwigsdenkmal sowie an St. Martin vorbei.
Kulinarisch kann ich euch nur das Eiscafe Vannini direkt an der Dreifaltigkeitskirche ans Herz legen. Was aber nicht daran liegt, dass es in Worms keine tollen Restaurants gibt, ich hatte nur leider einfach keine Zeit mehr. Das Eis musste ich aber probieren und es hat sich sowas von gelohnt! Sie haben eine riesige Auswahl an Sorten und Eisbechern, ich probierte Kinderriegel sowie Joghurt und ach, da würde ich sofort wieder hin!
Wenn man sich Worms in Ruhe ansehen mag, es gibt ja noch das ein oder andere Museum, dann empfehle ich definitiv eine Nacht dort zu verbringen. Aber auch so hatte ich einen sehr schönen Urlaubstag in der rheinischen Stadt und freue mich sehr, diese Ecke Deutschlands etwas näher kennengelernt zu haben. Hier würde ich definitiv wieder einmal herfahren, dann eben mit etwas mehr Zeit im Gepäck einfach durch die Gassen schlendern und natürlich auch eines der vielen Restaurants besuchen! Wenn ihr also noch nie in Worms gewesen seid, hin mit euch! (Für Corona-Vorsichtige wie ich: sowohl in den Kirchen wie auch den Museen war nur sehr wenig los, ich konnte also immer gut Abstand halten und die meisten Menschen haben sich auch sehr rücksichtsvoll verhalten!).
Seid ihr schon einmal in Worms gewesen und habt vielleicht noch einen Tipp, was man sich dort unbedingt ansehen beziehungsweise noch unternehmen sollte? Oder eine Restaurantempfehlung? 🙂