Zufällig stolperte ich – wie so oft – in einem öffentlichen Bücherschrank über When breath becomes air von Paul Kalanithi und war sofort sehr, sehr neugierig! Denn Memoiren eines gerade einmal 37-jährigen Neurochirurgen, welcher kurz vor dem Höhepunkt seiner Karriere, auf den er bis dato hingearbeitet hat, an Krebs erkrankt und sein Leben hinsichtlich der eigenen Sterblichkeit neu reflektieren muss, beschreibt ziemlich gut, womit ich mich selbst beschäftige. Also, nein, ich bin nicht todkrank, aber die Themen Endlichkeit und Lebenssinn sind dennoch mein tägliches Brot.
Worum geht’s Paul Kalanithi steht kurz vor dem Höhepunkt seiner Karriere, auf die er sein Leben lang hingearbeitet wird. Er will als Neurochirurg praktizieren, nachdem er in Stanford, Cambridge und Yale studiert hat. Alles scheint für ihn zu funktionieren, er gewinnt Preise für seine Forschung, eine prestigeträchtige Anstellung ist in naher Zukunft..lediglich in seiner Ehe kriselt es ein wenig, da diese immer hintenansteht. Doch plötzlich wird Paul mit einer Diagnose konfrontiert, die den Arzt zum Patienten werden lässt und all seine Pläne mit ihrem zeitlichem Rahmen umwirft.
Wie ist’s Das Buch ist posthum erschienen, man weiß, wie es ausgeht, aber man will es beim Lesen nicht wahrhaben und es bricht einem ein wenig das Herz. Die Seiten sind gefüllt mit Reflektionen über das Leben, den Tod, die eigene Sterblichkeit, Fragen zu Zeit und Sinn, Beziehungen und Freundschaften. Man merkt, dass der Autor enorm intelligent ist, ein breit gefächertes Wissen hat und wie schwer es für ihn ist, von der Rolle des (all)wissenden Arztes in die des Patienten zu schlüpfen und sich mit seinem so unfair erscheinenden Schicksal zu versöhnen.
Paul Kalanithi schreibt auf mehreren Ebenen über seine tödliche Krebsdiagnose: mit etwas Abstand widmet er sich ihr über Philosophie und Literatur, dann geht er auf der medizinischen Ebene über das Verhältnis zwischen Arzt und Patient auf sie ein und dann beschreibt er auf der (zwischen)menschlichen Ebene, was solch eine Diagnose für das Selbst sowie sein Umfeld bedeutet. Dabei wird er niemals sentimental oder dramatisch, doch gerade wegen dieser fehlenden emotionalen Komponente wirkt das Buch bei mir noch mehr. Da es eben kein Mitleid fordert.
Das Buch endet – wie sein Leben – zu früh, man merkt als Leser schnell, dass hier noch so viele Worte, die einem zum Nachdenken bringen, hätten stehen können. Die letzten Seiten werden von seiner Frau bestritten, welche einen guten Abschluss bringen, aber den Leser trotzdem weiter nachdenken lassen.
Ich habe das Buch an einem Tag gelesen, habe aber bewusst Pausen gemacht, da ich nachdenken und es wirken lassen wollte. Es hat mich gefesselt, berührt und gefordert – und ich werde es definitiv noch einmal lesen, da so viele Botschaften in ihm stecken. Ich finde, dass dies ein Buch ist, welches von jedem einmal gelesen werden sollte!