Schlagwort: Reisebericht

[Reisen] Und es geht doch zurück nach Australien!

Die letzten Wochen habe ich mir sehr schwer getan, wohin meine Reise gehen soll. Mal sagte das Herz etwas, dann wieder der Verstand und so richtig rund wurde es einfach nicht. Noch immer will ich wahnsinnig gerne nach Mexiko, lerne dafür sogar Spanisch, aber die Zeit ist im Moment einfach nicht richtig. So ungern ich mir das eingestehe, da ich normalerweise zu der Fraktion „wenn du es willst, kannst du es machen“ gehöre – gerade hätte ich nicht genug Zeit, um einfach nur zu reisen, richtig einzutauchen und mich treiben zu lassen. Mich in einem neuen Land zu verlieren, was dort eben der Fall wäre. Mein Herz schreit Varanasi (Indien), der Ort, an dem ich mich so richtig wohl fühle, aber klimabedingt geht es einfach nicht. Noch viel zu heiß, dann kommt der Monsun und mein Körper ist auch noch nicht komplett erholt vom letzten Mal.

Dann gab es noch die Wahl zwischen Kanada oder Australien. Kanada habe ich ein Jahr lang dank Working Holiday kennen und lieben gelernt. Die Landschaft dort macht mich glücklich, besonders Vancouver Island fehlt mir nach wie vor und ich hätte sogar eine Bleibe dort bei herzensguten Menschen. Wo ich auch wieder hin will, aber nicht jetzt. Denn Australien verdient eine zweite Chance. Bis auf Canberra (und den Flughafen in Sydney) habe ich nichts von dem riesigen Land gesehen und einige der Dinge dort haben mich sehr erschreckt. Besonders der sehr offene Rassismus in Canberra hat mich verstört und ich muss dem Kontinent eine zweite Chance geben. Somit sehe ich mir zunächst ein paar Tage Sydney an, bevor es dann doch wieder in die Hauptstadt zu zwei weiteren Lieblingsmenschen geht, die mir fehlen. Kängurus und Wombats natürlich auch, die Natur hat mich auch Down Under absolut gekriegt und ich bin etwas traurig, dass ich meine Lieblingsjahreszeit, den Herbst verpasst habe und gleich in den Winter starte. Dafür hatte ich im Februar ja die Megahitzewelle miterlebt und ich bin neugierig, wie sich das Land nun anfühlen wird.

Wie lange ich genau in Canberra bleibe, weiß ich nicht, aber das hängt dieses Mal auch nicht nur von mir ab und somit lasse ich es einfach auf mich zukommen. Drei Monate darf man als Deutscher im Land bleiben, danach muss man ausreisen und ich denke mal, in dieser Zeit werde ich auch genug gesehen haben, um meinen ersten Eindruck zu revidieren oder zu merken, dass es nicht meine Welt ist. Auf jeden Fall werde ich euch hier in Reise-Beiträgen mitnehmen, euch Tipps zu Sydney (meine Liste, was ich sehen mag, ist lang) verraten und auch meinen Zwischenstopp in Chengdu (was bin ich aufgeregt, China ist mir so fremd) mit hoffentlich vielen Pandabildern bald veröffentlichen können. In Australien selbst will ich gerne auch Melbourne, Adelaide und einfach unbesiedeltes Land entdecken und habe mir dafür auch extra einen internationalen Führerschein geholt, dass es diesmal nicht daran scheitert.

Jetzt geht es für mich zu einem letzten Frühstück und dann schon zum Flughafen und auch wenn Fliegen nach wie vor nicht meine liebste Beschäftigung ist, die zehn Stunden bis nach Chengdu, die 17 Stunden Aufenthalt mit Stadtentdeckung und die weiteren 10 Stunden bis Sydney sind es wert. Wenn ihr günstig nach Australien wollt, ich flog jetzt beide Male mit Air China und kann sie euch empfehlen – auch wenn die englische Sprache nur bedingt vom Personal gesprochen wird, die Flugzeuge sind in Ordnung und das Essen (Hindu vegetarisch) verdammt lecker. Günstiger kommt man auf jeden Fall nicht hin und ich finde den Layover perfekt, da mir das lange Sitzen echt nicht so gut bekommt..und ich hier hoffentlich vom vielen Laufen so müde werde, dass ich dann auch im Flugzeug schlafen kann. Wer mag, auf Instagram (@leonaslalaland.de) könnt ihr täglich mitverfolgen, was ich so erlebe. Natürlich freue ich mich, wenn ihr verrückterweise einen Chengdu-Tipp oder auch etwas in Australien habt, was ihr mir empfehlen könnt!

[Lesenswert] Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson

Zwar schreibe ich selbst wahnsinnig gerne Reiseberichte für meinen Blog (und andere Seiten), lesen mag ich solche meist aber nicht. Was einfach daran liegt, dass ich die Orte unbeeinflusst zum ersten Mal erleben will und mich überraschen lassen mag. Klar schaue ich vorher online, was es so zu entdecken gibt, aber ich lasse mich beim Reisen eben doch einfach treiben, frage Leute vor Ort und schaue um die Ecke. Das kann ich zum Glück, da ich selten kurze Reisen unternehme, sondern eben genug Zeit habe.

Das Reise-Buch Frühstück mit Kängurus von Bill Bryson stand bestimmt lockere fünf Jahre ungelesen in meinem Schrank, denn a) hatte ich Australien so gar nicht mehr auf dem Plan für die nahe Zukunft und b) gab es einfach so viele Bücher, die ich vorher lesen wollte. Jetzt war ich zufälligerweise aber spontan von Indien aus drei Wochen in Australien (ok, nur in Canberra) und dachte mir, dass ich das Buch nun auch lesen und sehen kann, was Bill so von Down Under gehalten hat. Lustigerweise haben wir zur Hauptstadt eine recht ähnliche Meinung!

Worum geht’s Bill nimmt uns quer durch Australien mit, was er in mehreren Roadtrips, mal allein, mal mit Begleitung, bereist, aber doch noch immer nicht alles entdeckt hat. Das Land ist aber auch einfach verdammt groß und teilweise fährt man mehrere hundert Kilometer durch das reine Nichts. Erinnert mich sehr an meinen Trip vom Yukon hoch nach Yellowknife in Kanada (absolut zu empfehlen übrigens!). Es geht viel um die Natur, die Menschen, man bekommt einiges zur Geschichte und Kultur serviert, aber in leichten, kurzen Häppchen.

Wie ist’s Ganz nett, aber nicht unheimlich fesselnd oder motivierend, jetzt sofort den nächsten Flug zu buchen und selbst loszufahren. Praktisch fand ich, dass ich Orte/Dinge gleich googlen konnte, über die er schrieb und mir so doch selbst aus der Ferne ein Bild machen konnte. Teilweise habe ich andere Erfahrungen gemacht, das fand ich sehr spannend und auch die Perspektive, aus der er (weißer Engländer, der lange in den USA gelebt hat) kommt, kommt hier gut durch und bringt ihn zu anderen Erfahrungen. Diese Leseart hat den Reisebericht für mich interessanter gemacht, aber da spricht kurz die Ethnologin.

Ansonsten nennt er skurrile Fakten, gräbt historische Ereignisse aus, die die Australier lieber unter den Teppich kehren und zeichnet ein recht vielfältiges Bild. Aborigines kommen für mich viel zu kurz, was ich sehr schade finde. Das Buch erschien schon 2002, aber ich finde, trotz dieser 15 Jahre stimmen noch sehr viele Beobachtungen, die er gemacht hat, mit den meinen überein. Teilweise ist das Buch doch sehr langatmig und übertrieben, an einigen Stelle aber doch enorm witzig (Bryson hat einen trockenen Humor), wie andere seiner Werke, fand ich es jetzt auch nicht. Ich habe eher durchgehalten, damit ich es jetzt in den nächsten öffentlichen Bücherschrank stellen kann und etwas mehr Platz im Regal habe.

Nicht das überzeugendste Werk, was ich von Bill Bryson gelesen habe, seine kurze Geschichte von fast allem fand ich um Längen besser. Wenn ihr einen Reisebericht, keinen -führer über Australien lesen wollt, könnt ihr hiermit vielleicht trotzdem euren Spaß haben, Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden, aber ich würde es jetzt nicht an meine Freunde mit einer absoluten Leseempfehlung weitergeben. Frühstück mit Kängurus hatte ich leider nie, ich habe sie aber beim Picknicken am Nachmittag häufig angetroffen 🙂

[Reisen] Insel-Leben auf Koh Jum – Thailand #2

Jetzt ist es schon einen Monat her, dass ich den Süden Thailands erkundet habe, dringend Zeit, darüber zu bloggen. Mein gesamter Thailand-Trip war ja nur eine Notlösung, da ich in Indien kein Bargeld bekam und somit war ich komplett unvorbereitet. Ich kam in Bangkok an (der Bericht folgt noch) und machte mich dann erstmal in den Norden nach Chiang Mai (Bericht) auf. Von den wunderbar grünen Hügeln war ich sehr begeistert, solche Erhebungen hatte ich absolut nicht erwartet und das Leben dort war definitiv angenehm..ich wollte aber doch noch mehr sehen und machte mich von Bangkok aus mit dem Bus über Nacht auf nach Krabi (16€).

Ich habe mein Ticket vorher online gebucht und kann euch das auch nur raten, denn so kann man sich den Sitzplatz aussuchen; in der ersten Reihe hat man viel mehr Platz und Abstellfläche, was super war. Busfahren in Thailand hat definitiv was von Indien, man bekommt einen kreischenden Actionfilm auf Thai, der dank der vielen Schlaglöcher aber irgendwann aufgibt (die DVD sprang zu sehr), simultan noch Radiobeschallung, rauchende Busfahrer und insgesamt ein paar Vollbremsungen, die einen kurz innehalten lassen. Ein Lunchpaket gibt es auch, mein „Bohnenbrötchen“ hält laut Packung bis 2027 und mitten in der Nacht geht es raus aus dem Bus und in eine Halle zum Abendessen, was im Preis inbegriffen ist. Da es da leider nichts veganes gab, wurde mir eine große Sojamilch in die Hand gedrückt, was gar nicht schlecht war. Mit nur knapp 2 Stunden Verspätung kamen wir dann alle wohlbehalten an und auch das Gepäck fehlte nicht, hier wurden mir vorher echt gruselige Geschichten anderer Reisender erzählt. Den einzigen anderen Ausländer setzte man neben mich und so hatte ich gute Unterhaltung (er kam nämlich ebenfalls aus Berlin, wenn er auch kein Wort Deutsch sprach *g*).

Krabi selbst wollte ich nun aber gar nicht wirklich sehen, mich zog es gleich auf eine Insel, genauer gesagt nach Koh Jum (der Insel der Krabben). Ganz fachmännisch habe ich diese übrigens ausgesucht, indem ich „Insel, Thailand, einsam, billig“ gegoogelt habe, ich absoluter Reiseprofi. Zum Glück entschied ich mich gegen das überlaufene Koh Samui, zu der Zeit ging dort nämlich die Welt unter und Koh Lanta war mir schlichtweg zu teuer. Nach Koh Jum kommen nicht wirklich viele Menschen, wer eine einsame Insel sucht, hier habt ihr sie (noch). Man fährt mit der Fähre von Krabi nach Koh Lanta, springt unterwegs aber raus. Und zwar wortwörtlich, die Fähre hält nach circa einer Stunde und man springt (mit Gepäck) von Board in kleine Boote. Ich war zunächst noch irritiert, warum mich meine Unterkunft mehrfach nach meiner Ankunftszeit fragte, bis ich verstand, dass sie ja ein Boot schicken müssen..die Alternative, an Land zu schwimmen, war nicht wirklich optimal.

Gewohnt habe ich in der Good Morning Bungalow Anlage, einer kleinen Ansammlung von einfachen Hütten auf einem Hügel direkt über dem Strand. Die Besitzer sind sehr nett, sprechen gut Englisch, das Internet funktioniert anständig und das Essen ist auch lecker. Das Moskitonetz hatte ein paar Löcher, man spült die Toilette mit einem Wassereimer und es gibt nur kaltes Wasser zum Duschen – aber all das ist es wert, wenn man in der Hängematte liegt und vor sich hin träumt. Der Aufstieg bzw Abstieg waren zwar ganz schön steil, aber in weniger als fünf Minuten zu machen und so konnte ich Wellenrauschen auch nachts genießen, nicht aber die komplette Tsunamipanik haben. Den Strand unten hatte ich meist für mich alleine, ab und zu kam mal ein anderes Urlauber vorbeigelaufen. So einsam war es selbst auf den Andamanen nicht! Das mit dem grandiosen Panorama von weiteren Inseln in der Ferne (Kho Phi Phi)hat sich echt surreal angefühlt, richtig gephotoshopt. Die Farben in Thailand sind eine ganz andere Nummer wie hier im versmogten Indien. Man kann an dem kleinen Strand im Meer schwimmen, muss allerdings etwas aufpassen, da es viele Felsen gibt, die man erst bei Ebbe so richtig sieht. Ich marschierte für einen besseren Schwimmgenuss einfach ein paar Kilometer (ich glaube 3) am Strand entlang, kam an etwas turbulenteren (also so 15 Menschen) Hotels vorbei und fand mir immer eine neue tolle Ecke. Wer etwas luxuriöser wohnen mag, die Koh Jum Beach Villas, an denen ich vorbei lief, sahen traumhaft aus!

Neben die Seele baumeln lassen und viele Bücher lesen, kann man auf Koh Jum auch wandern. Nicht, dass ich das bei der Hitze ausgiebig gemacht habe, aber es gibt einen Berg, den man besteigen kann. Ich lief immer nur am Strand oder der Strasse entlang. Von meiner Anlage runter zur Straße gleich links gab es mit den besten Iced Thai Tea, den ich in Thailand getrunken habe und besonders gut gegessen habe ich bei Ban Ban (allerdings wie überall nur Pad Thai, zum Fisch kann ich nichts sagen). Alles auf der Insel ist etwas teurer wie auf dem Festland und Sachen wie Cola light etc sollte man das vielleicht mitbringen, denn die kleinen Läden sind jetzt nicht sonderlich umfangreich ausgestattet. Um sich auf der Insel fortzubewegen, kann man sich überall einen Roller mieten, ich bin einfach nur gelaufen, wurde aber oft angesprochen und mitgenommen. Die Leute (ganze 1000 leben hier) auf Koh Jum sind alle wahnsinnig herzlich, oftmals scheitert man zwar an der Sprache, aber gemeinsam lachen klappt trotzdem prima. Was ich vorher nicht wusste, ist, dass die meisten Bewohner Muslime sind und ich war enorm verwirrt, als ich zum ersten Mal den Muezzin habe rufen hören.

Von Koh Jum aus kann man Halb- oder Tagestouren mit dem Boot zu anderen Inseln unternehmen, zwischendurch noch Schnorcheln oder Tauchen und jeder (also alle drei Touristen, mit denen ich so sprach) erzählte mir begeistert davon. Mein Budget war leider am Ende, sonst hätte ich das gerne auch getan. Ich überlegte kurz, meinen Aufenthalt hier zu verringen (wie laut die Stille doch sein kann!) und noch zwei Tage Koh Lanta dranzuhängen, aber irgendwie war ich dann so im Nichtstun drin, dass ich mich nicht mehr aufraffen konnte. Dafür war ich nach den paar Tagen (und grandiosen Sonnenuntergängen!) aber auch wirklich tiefenentspannt und konnte mich selbst nich mehr darüber ärgern, dass eine Maus meine Sneakers angefressen hat..die Gefahren der Wildnis 😉 Apropros, natürlich könnt ihr euch auch hier überall am Strand oder in den schattigeren Palmenwäldern eine Massage gönnen, die werden hier einfach an jeder Ecke angeboten.

Von Koh Jum fährt die Fähre mittags zurück, mir war das aber zu unsicher wegen dem Bus und so legte ich noch eine Nacht in Krabi ein. Den Nachmittag erlief ich mir die Stadt, sah mir einen Tempel (Wat Kaewkorawaram) an, futterte mich durch zwei Märkte und trank natürlich noch einige Iced Thai Teas. Für mehr hatte ich ehrlich gesagt weder Zeit noch Geld, mir schwärmten aber alle vom Tiger Cave Tempel vor, solltet ihr mehr Zeit haben. Geschlafen habe ich in der Unterkunft Baan Nisarine, die primär günstig und gut gelegen war. Man muss im ganzen Haus Schuhe ausziehen und wird auf zig Zetteln belehrt, was einen etwas unschönen Charakter hat, aber für eine Nacht war’s ok. Am nächsten Tag ging es dann wieder Richtung Busbahnhof und mit nur einer Stunde Verspätung fuhren wir schließlich zurück nach Bangkok.

Dafür, dass das alles komplett ungeplant war, hatte ich auch im Süden Thailands eine tolle Zeit und kann Koh Jum jedem nur empfehlen, der mal wirklich weg von allem will (aber notfalls doch Internet haben mag *g*). Das „einsame Insel“-Feeling kann man hier noch sehr gut bekommen, besonders meine Anlage war wunderbar weg von allem und ich würde fast sagen, dass ich dort noch einmal hinfahren würde. Ich muss jetzt nicht, wie es bei Varanasi der Fall ist, aber ich würde jetzt auch nicht entrüstet aufschreien, wenn man mich da noch einmal hinbringen würde.

Seid ihr schon einmal in Thailand gewesen? Wenn ja, wo und wie hat es euch gefallen? Habt ihr eine Lieblingsinsel? Verratet sie mir doch 🙂

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