Schlagwort: Roman

[Lesenswert] Unter Paaren von Thomas Lang!

Gesucht habe ich nach einer leichten Sommerlektüre, die ich am Pool lesen kann und da kam mir Unter Paaren von Thomas Lang gerade recht. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Drama und das gleichzeitig laut Buchrücken verdammt gut geschrieben – ich war bereit!

Worum geht’s

Wir haben Per und Rafa, die zwischen Köln und seinem neu erstandenen und renovierte Haus auf dem Land hin und herpendeln. Die beiden sind schon seit dem Studium zusammen, doch irgendwie ist die Leidenschaft aus der Beziehung raus. Da kündigt sich ein ehemaliger Studienfreund, Pascal, mit Begleitung für einen Besuch an, mit dem Rafa allerdings auch eine Vergangenheit hat..und der so manches innerhalb von zwei Maitagen und einer Nacht ins Wanken bringt.

Wie ist’s

Es tut mir leid, ich habe mehr erwartet, aber so vieles wird in dem Buch nur angedeutet, was ich anstrengend fand. Zunächst einmal aber die positiven Punkte: ich mochte den Schreibstil und dass das Buch auf zwei Zeitebenen spielt. Einmal befinden wir uns in ebenjenen Maitagen, an denen sich die drei beziehungsweise vier Personen treffen und dann gibt es die Zeitebene der nachträglichen Interviews, wo allerdings nur die drei ehemaligen, dann allwissend erscheinenden, Freunde sprechen dürfen. Die einzelnen Kapitel sind kurz und werden durch diese späteren Interviews aufgelockert, was mir gefiel. Ebenfalls fand ich gut, dass vor jedes Kapitel ein kurzes Zitat eingefügt wurde, was manchmal sehr gut passte und mich zum Nachdenken brachte.

Die Geschichte nun rund um die Dreiecksbeziehung mit Eifersucht, Geltungsdrang und Liebe ist etwas messy und anstrengend. Zwischen Per und Pascal herrscht immerzu Konkurrenzdenken und Rafa gerät da irgendwie in die Mitte. Sie selbst scheint auch überhaupt nicht zu wissen, was und wen sie will und man bekommt hier häufig Andeutungen. Klar, so ist die Realität, es liest sich nur nicht so angenehm runter. Ebenfalls hatte ich Probleme, mich in die Personen einzufinden, da sie nicht genug beschrieben werden und Empathie empfand ich nicht einmal.

Zu Beginn war ich noch gefesselt, da ich ein dramatisches Ereignis erwartete, aber das kam nur so nebenbei. Der intellektuell-kognitiv eingeschränkte Nachbarjunge spielt dabei eine Rolle, man erfährt aber nicht direkt, was genau vorgefallen ist. Ebenfalls verschwindet die spanische Begleiterin von Pascal in der Nacht, nachdem sich Per an sie herangemacht hat, aber auch hier erfahren wir nicht, was wirklich geschehen ist. Dieses im Unklaren-Lassen fand ich doof, da bin ich ehrlich. Gerne hätte ich mir mehr Aufklärung gewünscht und das Buch hätte da gerne 20-30 Seiten länger sein dürfen. So habe ich das Gefühl, dass ich kurz in das Leben von Per, Pascal und Rafa hineinschauen durfte, aber eben an der Oberfläche herumtreibe, ohne tieferes Verständnis zu erhalten. Für mich kein sonderlich befriedigendes Lesevergnügen.

Insgesamt bin ich sehr zwiegespalten, was dieses Buch betrifft. Ich wollte es mögen, war zu Beginn auch gefesselt, habe mich aber nach der Hälfte nur noch zum Weiterlesen zwingen müssen. Dabei klang Thomas Lang wirklich genau nach meinem Geschmack. Vielleicht lag es an dieser Thematik mit so vielen Andeutungen; somit glaube ich, dass ich noch ein weiteres Buch von ihm lesen mag, um zu schauen, ob wir nicht doch noch zusammenfinden können. Wenn ihr eine Empfehlung habt, gerne her damit!

[Lesenswert] Stadt der Diebe von David Benioff

Von dem Buch Stadt der Diebe von David Benioff hatte ich noch nie gehört, aber da die Geschichte ganz nett klang, nahm ich es mal aus der „zu verschenken“-Bücherkiste am Straßenrand mit. Und was soll ich sagen, das ist doch tatsächlich eines meiner Top-Bücher für 2020 geworden, ich wollte wirklich nicht, dass es vorbei ist!

Worum geht’s So absurd es klingt, zwei Jugendliche sollen während des Hungerwinters 1941/42 in der quasi leeren Stadt Lenningrad zwölf Eier für die Hochzeit einer Generalstochter besorgen. Da ihnen als Alternative im Gefängnis nur der Tod droht, begeben sie sich auf ein sehr gefährliches Abenteuer außerhalb der Stadt, wo sie hoffen, noch lebende Hühner zu finden.

Wie ist’s Absolut grandios erzählt, man taucht sofort in das von Deutschen belagerte Lenningrad und das Leben des 17-jährigen Lew und dem etwas älteren Kolja ein. Teilweise wirken einzelne Szenarien sehr inszeniert, aber da Benioff durchaus Recherche betrieben hat und Menschen grausamer sein können, als man hofft, sind diese künstlich wirkenden Momente wahrscheinlich Realität gewesen.

Ich fand den Schauplatz sehr spannend, da ich bisher wenig Romane über den zweiten Weltkrieg (außer unseren Schullektüren) gelesen habe und die Perspektive von zwei russischen Jugendlichen zwischen Überlebenskampf, Armee, Partisanenkämpfen, Flucht und dem Leben in der Stadt und auf dem Lande immens interessant war. Dadurch wurde das Buch einfach nie langweilig, da man sowohl einiges aus dem Leben von Lew und Kolja rückblickend erfuhr, aber auch nur kurz auftretende Charaktere eine weitere Schicht Komplexität und eine andere Sichtweise auf die Situation anboten.

Das Buch ist zunächst ein Abenteuerroman, gleichzeitig aber natürlich durch den gewählten Schauplatz Kriegsroman und durch die Beziehung der beiden Jugendlichen auch ein spannender Coming-of-Age-Roman. Diese Mischung funktioniert für mich hervorragend, da sich Höhepunkte und ruhigere Momente abwechseln und Benioff auch zeigt, dass Witz neben Grausamkeiten besteht. Man weiß nie, wohin einen die nächsten Seiten führen und – obwohl ich das Buch größtenteils im sonnigen Park lag – gab es da doch ein paar Momente, wo ich mehr als nur schlucken musste.

Ich sage es selten, aber hier kam mir das Ende fast zu schnell, wie gerne hätte ich noch mehr mit Lew und Kolja erlebt. Aber es ist dem Buch angemessen und Benioff hat mich auch mit dem Ausgang nicht enttäuscht. Ja, für mich kann er wirklich großartig erzählen und ich werde definitiv noch mehr von ihm lesen!

Kennt ihr das Buch oder andere Bücher des Autoren? Wenn ja, welches gefällt euch denn besonders gut?

[Lesenswert] The Understudy – David Nicholls

Manchmal passen Bücher und Umgebung einfach nicht zusammen. So erging es mir zumindest Anfang der Woche, als ich auf meiner einsamen Insel lag und eigentlich Dostojewski lesen wollte. Aber bei Strand, Sonne, Meer und Hängematte ging das einfach nicht. Somit suchte ich in der öffentlichen Bibliothek vor Ort und fand eine seicht klingende Urlaubslektüre, nämlich The Understudy von David Nicholls. Ich habe von ihm schon One Day sowie US gelesen und war gespannt, worum es in diesem Buch gehen würde, da ich den Titel noch nie gehört hatte.

Worum geht’s Stephen, Namensvetter eines berühmten Schauspielers, versucht schon seit Jahr(zehnt)en, einen Fuß in die Tür der Schauspielwelt zu bekommen. Aber irgendwie reicht es immer nur zum Komparsen, besonders gerne als Leiche, oder eben wie aktuell als Ersatz am Theater, wenn der Hauptdarsteller ausfallen sollte. Was besagter Josh aber nie tut. Aber nicht nur im Berufsleben mag es nicht klappen, Stephen hat gerade eine Scheidung hinter sich und ein nicht gerade einfaches Verhältnis zu seiner Tochter. Als Hauptdarsteller Josh (eine kleine Berühmtheit) ihn schließlich zu einer Party einlädt, hofft Stephen, wichtige Kontakte knüpfen zu können, lernt jedoch Josh’s Frau Nora kennen und ist fasziniert.

Wie ist’s Genau wie eine Strandlektüre sein sollte! Einfach zu lesen, die Story baut sich gut auf, man erhält genug Infos über die Charaktere, um mitfühlen zu können und will wissen, wie es weitergeht. Dazu hat Nicholls einen teilweise sehr schwarzen Humor, welcher mich ein paar Mal zum laut Auflachen gebracht hat. Vorhersehbar ist die Story zwar, ein paar überraschende Wendungen gibt es allerdings auch, die es spannender machen – aber gleichzeitig bleibt es seicht und nett, man kann die Geschichte lesen, ohne sich riesige Gedanken zu machen. Ich habe sie an einem Tag durchgelesen, wobei ich immer wieder Schwimm- & Schnorchelpausen gemacht habe, da man nach einer Lesepause auch leicht wieder in die Story reinkommt.

Nachdem ich durch war, habe ich es gleich einer anderen Touristin in die Hand gedrückt, welche ebenfalls leichte Strandunterhaltung gesucht hat. Denn genau dafür würde ich es empfehlen, wer „mehr“ will wird hiermit definitiv nicht glücklich werden.

Habt ihr schon etwas von Nicholls gelesen? One Day war ja enorm gehyped, was ich nie so verstanden habe, da ich es auch nur „ok“ fand, denn die Stories werden für mich immer nur durch den Humor des Autors getragen. Aber ich will gar nicht meckern, für meinen Inseltag war es eine passende Lektüre und ich hatte Glück, dass ich es dort überhaupt gefunden habe!

[Lesenswert] Das Rosie-Projekt – Graeme Simsion

Da ich versuche, mindestens ein nichtwissenschaftliches Buch die Woche zu lesen, kann ich euch dieses jeweils gleich im Anschluss vorstellen. An nur zwei verregneten Nachmittagen in London habe ich mich mit Das Rosie-Projekt des australischen Schriftstellers Graeme Simsion beschäftigt und es nun wieder brav in den öffentlichen Bücherschrank gebracht, damit es jemand anderem Freude bereiten kann. Wer unkonventionelle Liebesgeschichten mag, der sollte unbedingt weiterlesen!

Worum geht’s Don Tillmann (welcher mich irgendwie an Sheldon und Sherlock erinnerte) ist ein Wissenschaftler. Und sucht eine Frau zum Heiraten. Da ihm soziale Beziehungen nicht unbedingt liegen (das Aspergersyndrom schwankt hier immer mit), entwickelt er einen sechszehnseitigen Fragenkatalog, welchen potentielle Kandidaten auszufüllen haben. Die Psychologiedoktorandin und Barkeeperin Rosie stolpert zufällig in sein Leben, entspricht so gar nicht seinen Vorstellungen von einer „passenden“ Frau, aber spätestens als sie gemeinsam auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater gehen, bei welcher Don seine Expertise unter Beweis stellen kann, beginnen sich seine „Ideale“ zu verändern.

Wie ist’s Zunächst einmal ist dieses Buch enorm gehyped worden und hat einen Nachfolgeroman bekommen. Meist liegt mein Geschmack abseits des Mainstreams und dann auch noch eine Liebesgeschichte..aber ich wollte es zumindest einmal versuchen. Es ist lustig geschrieben, es kommen unerwartete Wendungen, die einen überraschen und fesseln, doch ändern sie nichts am Plot, dessen Ende einem schon zu Beginn klar ist. Die Figuren sind ausführlich beschrieben, man kann ihr Handeln nachvollziehen und mitfühlen, teilweise finde ich sie aber zu sehr in stereotype Kategorien gepackt. Da hätte der Autor einfach ein wenig mehr Nuancen nutzen können.

Es ist und bleibt eine Liebesgeschichten. Welche eben einmal etwas ausgefallenere Charaktere hat. Es ist seicht, man kann das Buch in einem Rutsch runterlesen oder ohne Probleme nach einer Unterbrechung wieder in die Story finden. Die ideale Urlaubs-/Strandlektüre oder wenn man zur Arbeit pendelt. Den Nachfolger werde ich nicht lesen, dazu hat es mich einfach nicht genug begeistert, aber sollte Simsion vielleicht bei seinem nächsten Werk thematisch in eine andere Richtung gehen, wäre ich dabei.

Kennt ihr das Rosie-Projekt und vielleicht sogar den zweiten Band? Wie hat euch die Geschichte gefallen und an wen hat euch Don erinnert?

[Lesenswert] Choke Chain von Jason Donald!

In einem öffentlichen Bücherschrank in Playa del Carmen stolperte ich über das Buch Choke Chain von Jason Donald, von welchem ich bis dato noch nie gehört hatte. Da ich aber Lesenachschub brauchte und der Klappentext ganz gut klang, nahm ich es mit und hatte es dann innerhalb von zwei Tagen durch. Man könnte somit durchaus sagen, ich habe es sehr gerne gemocht und ja, ich muss es euch einfach vorstellen 😉

Worum es geht Der zwölfjährige Alex wächst mit seinem jüngeren Bruder Kevin und seinen Eltern in einer armen Wohngegend in den 1980ern in Südafrika auf. Die Ehe seiner Eltern ist angespannt, besonders der Vater scheint kein sehr guter Mensch zu sein und die Kinder wachsen in recht zerrüttelten Verhältnissen auf. Dazu kommt, dass sie sich ihre Position in einem Land zurechtsuchen müssen, in welchem sie irgendwie Fremde sind, aber doch auch nicht. Wir haben Schulalltag, Liebe, Mobbing und Gewalt aber auch den Zusammenhalt von Brüdern als Überthemen in diesem Coming of Age Roman.

Wie es ist Wunderbar klar geschrieben, aber eben doch fesselnd. Der Autor nimmt lieber wenige Worte, aber dafür die, die eine Wirkung hinterlassen. Ja, ich hatte Tränen in den Augen und das während ich am Strand lag, da die Geschehnisse treffen. Der Charaktere sind sehr gut entwickelt, man leidet nicht nur mit Alex, sondern auch mit Kevin und der Mutter mit. Man hofft, auf ein Happyend, weiß aber, dass die Realität es ihnen wohl nicht schenken wird. Aber genau wie die Charaktere gibt auch der Leser nicht auf.

Besonders spannend war das Setting, ich habe bisher wenig gelesen, was in Südafrika spielt und noch nie etwas aus Perspektive der weißen, sozial schwachen Schicht. Definitiv mal etwas anderes und ich hoffe ja sehr, dass der Autor nach diesem Debüt noch ein zweites Buch aus einem ähnliche Milieu nachlegt, ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen!

Solltet ihr Lust auf ein etwas anderes Buch haben, schnappt euch Choking Chain und keine Angst, es ist leicht verständlich geschrieben. Ich habe es gleich vor Ort einer Bekannten in die Hand gedrückt, welche mir schon schrieb, dass sie es ebenfalls grandios fand und innerhalb von einem Tag durchgelesen hat. Manchmal findet man solche literarischen Perlen, wenn man sie am wenigsten erwartet und ich bin sehr froh, darüber gestolpert zu sein! 

[Lesenswert] Die dunkle Seite des Mondes – Martin Suter

Martin Suter ist ein Autor, der über jedes mir noch so fremde Thema schreiben kann und mich jedes Mal in seinen Bann zieht. Das schaffen echt nur wenige und somit teile ich mir seine Bücher nach und nach ein, damit ich im Notfall immer etwas Gutes zu lesen habe. Als ich letzt so richtig mies drauf war und eine Alltagsflucht brauchte, schnappte ich mir also Die dunkle Seite des Mondes und war sofort drinnen..und las es auch an einem Tag durch bzw ich glaube sogar, in zwei Sitzungen, da ich es einfach nicht aus der Hand legen mochte.

Worum geht’s Bei dem sehr rationalen Wirtschaftsanwalt Urs Blank stimmt irgendetwas nicht, was sich in einem nicht greifbaren Unbehagen ausdrückt und ihn in die Arme von Hippiemädchen Lucille treibt. Diese hat so ein ganz anderes Leben, verkauft Sachen aus Indien auf einem Flohmarkt, ist von dem älteren Mann aber auch angezogen und sie beginnen eine Affäre. Nach einiger Zeit nimmt sie in mit zu einem Erlebniswochenende im Wald, wo sie sich der Wirkung halluzinogener Pilze hingeben. Urs erwischt einen unbekannten, blauen Pilz, der in dieser Kombination fatale Wirkung hat. Nach dem Genuss kann er nämlich Gefühle nicht mehr unterdrücken, sondern muss direkt nach ihnen handeln, was große Wirkungen hat. Er flieht in den Wald (was er als Selbstmord tarnt), um dort nicht nur sein „Heilmittel“ zu finden, sondern auch um keine Gefahr für andere mehr zu sein.

Wie ist’s Erneut einfach nur großartig! Wir haben Charaktere, in die ich mich eigentlich null hineinversetzen kann und doch gelingt es Suter, dass man sofort mittendrin ist und wissen will, wie es weitergeht. Es kommen sehr unerwartete Wendungen, die überraschen, teilweise sprachlos machen und richtig schocken. Der Pilztrip mit seinen persönlichkeitsändernden Auswirkungen wird verdammt gut beschrieben, man hat das Gefühl, dass man ihn ebenfalls miterlebt hat.

Besonders die Teile, die ihm Wald spielen, sind absolut einmalig, so etwas habe ich noch nicht gelesen und hier hätte es gerne noch länger im Verfall dauern dürfen. Bisschen plötzlich und auch langweilig fand ich nämlich das Ende, hier hätte doch gerne noch ein wenig mehr passieren können. Besonders, da auch die anderen, hier wichtigen Nebenfiguren vorher so gut beschrieben wurden, das man mehr erwartet hat als „Showdown“. Insgesamt trübt das meinen Lesespaß aber nicht und ich empfehle das Buch uneingeschränkt weiter. Da ich spontan niemanden in meinem Freundeskreis weiß, steht es jetzt erst einmal wieder in meinem Schrank und wird da auch noch lange bleiben, denn das Buch wird erneut gelesen!

Mögt ihr Martin Suter auch so gerne? Was ist denn euer liebstes Buch von ihm? Für mich steht weiterhin Small World auf Platz 1, wie Konrad Lang dort Alzheimer bekommt, hat mich so mitgenommen, dass ich das nicht in der Öffentlichkeit lesen konnte, so psychische folternd war es. 

[Lesenswert] Juliet, Naked – Nick Hornby

Von Nick Hornby habe ich schon einige echt gute Bücher gelesen, aber manchmal kommen wir auch nicht so ganz zusammen, wie es z.b. bei How to be good (meine Meinung dazu gibt es hier) der Fall war. Nach diesem Buch habe ich erst einmal eine lange Pause von dem Autoren gemacht, bis ich mich jetzt endlich wieder an ein Werk von ihm gewagt habe – Juliet, Naked lag auch schon ein paar Jahre auf meinem SUB, es war also an der Zeit, es durchzulesen und entweder an jemanden empfehlenswerterweise weiterzugeben oder schnell wieder in den öffentlichen Bücherschrank zu stellen. Ihr könnt ja mal kurz raten, was es geworden ist 😉

Worum geht’s Die Engländerin Annie ist in einer Beziehung mit Duncan, in der so einiges nicht stimmt. Besonders strapaziert wird sie aber durch dessen Obsession mit dem ehemaligen Rockstar Tucker Crowe, die so weit geht, dass sogar gemeinsame Urlaube nach dessen Lebensweg geplant werden. Als plötzlich – nach über zwanzig Jahren – bisher unveröffentlichte Tracks von Tucker Crowe per Post bei Duncan (welcher ein großes Fanforum leitet) eintrudeln, kann Annie nicht anders, muss sie sich anhören und schreibt schließlich eine etwas zerreißende Kritik, die sie auch online stellt. Plötzlich bekommt sie eine Email von jemandem, der sich als Tucker Crowe ausgibt und die beiden beginnen einen flirtenden Briefwechsel, welcher Annie einiges in ihrem Leben in Frage stellen lässt.

Wie ist’s Leider wieder überhaupt nicht meines, so dünn das Buch auch ist, ich habe mich gequält und wollte eigentlich gar nicht mehr wissen, wie es ausgeht. Die Hauptpersonen waren leider nicht sonderlich originell, irgendwie musste ich bei Annie ständig an „How to be good“ denken und auch ein Musiknerd ist bei Hornby nichts neues mehr. Schön fand ich, dass dessen Obsession gut beschrieben wurde, man konnte sich in ihn hineinversetzen. Klar, Nick Hornby schreibt nicht schlecht und wäre dies das erste Buch, welches ich von ihm gelesen hätte, sähe diese Bewertung anders aus, aber so war es einfach nur gewohntes Mittelmaß ohne sonderliche Überraschungen, es dümpelt halt ohne große Höhepunkte so vor sich hin. Urlaubslektüre am Strand? Definitiv!

Dabei hätte die Thematik von „verschwendeter Lebenszeit“, „wie lange bleibt man bei dem falschen Partner“ wirklich viel mehr geboten, leider wird aber nur an der Oberfläche gekratzt, statt ins tiefere Innenleben der Personen einzutauchen. Und dass, obwohl Annie sogar zum Psychologen geht, wo man ja Erwartungen bekommt, aber nein, der Psychologe entpuppt sich als schrulliger und irgendwie auch überflüssiger Nebencharakter, der nichts zur Story beiträgt. Ohne das Ende zu verraten, kann ich aber auch noch sagen, dass ich es ebenfalls nicht mochte und absolut nicht originell fand, das kann Hornby definitiv besser!

Ihr seht, hier hat die Chemie einfach nicht gestimmt, aber zum Glück lässt sich Hornby ja locker-flockig auch nebenbei lesen, da er gut leserlich schreibt und somit durfte das Buch jetzt schon wieder in den Bücherschrank und findet hoffentlich jemanden, der es mehr zu schätzen weiß. Ich glaube, A long way down wird mein Liebling vom ihm bleiben und ich bin bereit für eine weitere, längere Hornby-Pause. Welches Buch von ihm gefällt euch denn am besten? Habt ihr Juliet, Naked zufällig auch gelesen?

[Lesenswert] The curious incident of the dog in the night-time – Mark Haddon

Vor Jahren kam dieses Buch durch einen Freund in meinen Besitz, wo es jetzt lange Zeit einfach so im Regal stand. Da ich eben diesen Freund aber die Tage in Berlin besuchte (und er das Buch selbst nie gelesen hat), nahm ich die Zugfahrt zum Anlass, es einfach mal zu lesen. Ohne große Erwartungen fing ich also mit The curious incident of the dog in the night-time von Mark Haddon an und was soll ich sagen, ich habe es einfach nur verschlungen! Ganz, ganz, ganz große Liebe und ich habe meinen Freund auch schon überzeugt, dass er es jetzt lesen muss!

Worum geht’s Der 15-jährige Christoper lebt mit seinem Vater in einer Reihenhaussiedlung, wo er eines Abends den toten Hund der Nachbarin findet. Zunächst wird ihm der Mord unterstellt, da er Asperger hat und niemand so genau weiß, was er mit dem Hund zu tun hatte. Da sich die Polizei nicht weiter um den Fall kümmert, beschließt Christopher schließlich selbst, den Mord aufzuklären und beginnt Nachforschungen in der Nachbarschaft anzustellen. Hier beginnt er, viel wichtigere Geheimnisse aufzudecken, die ihn schließlich dazu bringen, sich ganz alleine auf eine Reise nach London zu begeben.

Wie ist’s Mark Haddon schreibt ganz wunderbar, hier wird einem eine sehr gute Geschichte mit vielen unerwarteten Wendungen erzählt. Zumindest habe ich vom Klappentext her etwas ganz anderes erwartet und dann wurde es so viel tiefer und dunkler, grandios! Unsere Hauptperson Christopher ist so interessant und vielschichtig, da ich mich gerade sowieso mit Asperger beschäftige, war das auch einfach genau das richtige Buch. Teilweise sind seine Handlungsweisen auf den ersten Blick „seltsam“, man wird aber durch seine Sicht gelenkt und beginnt zu verstehen, wann er wie handelt.

Die Illustrationen und z.b. Berechnungen sind ebenfalls sehr passend für das Buch, sie geben einem ein noch besseres Verständnis in die Lebenswelt von Christopher. Die Sprache von Haddon selbst ist leicht und flüssig zu lesen, er verzichtet auf unnötige Verschachtelungen. Ein paar spannende Referenzen zu anderen Büchern baut er aber auch ein, wenn sich jemand weiter mit einer bestimmten Thematik beschäftigen will. Da die Kapitel kurz sind, kann man das Buch auch gut mit Unterbrechungen also z.b. morgens in der Bahn lesen, denn man findet immer wieder sehr schnell hinein. Da es aber wirklich fesselnd ist, würde ich es euch empfehlen, wenn ihr etwas mehr Zeit habt, um euch komplett in einer Geschichten zu verlieren. Schön ist ebenfalls, dass das Buch nachwirkt und man sich über viele Dinge, wie man selbst die Welt wahrnimmt, Gedanken macht. Mir hat es definitiv geholfen, einen besseren Blick in die Lebenswelt von Menschen mit Asperger zu erhalten und dass es dann auch noch ein Coming of Age Roman in seinen Anfängen ist, hat die Sache für mich komplett rund gemacht!

Eine Stelle aus dem Buch, die ich besonders gut fand, schreibe ich euch auch noch kurz auf: „Prime numbers are what is left when you have taken all the patterns away. I think prime numbers are like life. They are very logical but you could never work out the rules, even if you spent all your time thinking about them“.

Wer etwas für’s Herz will, was einen mitnimmt und doch mal etwas anderes ist, für den ist dieses Buch genau das Richtige und spontan würde ich es jedem empfehlen. Traut euch auch gerne an die englische Version, Mark Haddon schreibt sehr verständlich und verschachtelt nicht unnötig! Kennt es wer zufällig schon und ist davon ebenfalls begeistert?

[Lesenswert] The book of lost things – John Connolly

Manchmal wählt man nicht die Bücher sondern die Bücher wählen den Leser. So fühlte es sich zumindest an, als mir The book of lost things von John Connolly aus dem öffentlichen Bücherschrank entgegen fiel. Erst stellte ich es wieder weg, da es nicht gaaaanz so nach meinem Geschmack klang, nachdem ich aber den gesamten Schrank durchforstet hatte und nichts besser fand, schnappte ich es mir doch. Immerhin ist es auf englisch und so kann ich wenigstens noch ein paar neue Worte lernen.

Worum geht’s Der zwölfjährige David versucht den Verlust seiner Mutter zu verarbeiten und die neue Frau (und den neuen Bruder) seines Vaters in sein Leben zu integrieren. Er flieht in eine Welt der Bücher, wo Märchen Realität werden und wird innerhalb dieser Fantasiewelt mit seinen Ängsten konfrontiert. Dabei muss er diverse Abenteuer bestehen und trifft wunderliche Gestalten, die ihn vor so manche Herausforderung stellen.

Wie ist’s Für jemanden, der Märchen liebt, ist dieses Buch genau das Richtige. Ich persönlich fand es etwas langatmig und zäh, habe oftmals ein paar Seiten überblättert und es hat mich einfach nicht gefesselt. Angefangen habe ich das Buch am Flughafen, habe es dann im Flugzeug aber schnell aus der Hand gelegt und dann erst einen Monat später wieder ausgepackt – ich wollte es nicht weiter durch die Gegend schleppen und habe es durchgelesen. Ich hatte einen psychologisch spannenderen Roman erwartet, der besser auf die Entwicklung von David eingeht, aber hier bekommt man einfach eine Heldengeschichte mit Märchen, die nur wenig an der Oberfläche kratzt. Die Hauptperson streift durch die Fantasiewelt und trifft eine Märchenfigur nach der anderen, was nicht gerade neu ist, wenn man die Märchen schon kennt.

Thematisch haben wir neben Wut, Eifersucht, Trauer und Missmut aber auch Freundschaft, Loyalität und Liebe und somit eigentlich die perfekte Mischung für einen coming of age Roman. Leider nutzt der Autor dies aber nicht aus und stellt die Märchen ständig in den Vordergrund, dabei wäre David’s Entwicklung so viel spannender, hach! Die Beziehung zu seinem Vater und der Stiefmutter wird am Ende etwas mehr thematisiert, was ich super fand, hier hätte es gerne noch mehr sein dürfen!

Noch ein Pluspunkt ist, dass der Autor am Ende des Buches sehr ausführlich beschreibt, warum er welches Märchen benutzt hat und wie sich das Buch entwickelt hat. Das gab eine interessante Insiderperspektive, die ich mir bei vielen anderen Büchern wünschen würde! Oftmals fragt man sich ja, was genau sich der Autor hierbei gedacht hat und das wurde einem dieses Mal beantwortet. Schade, dass es kein Buch ist, welches ich großartig finde, dann wäre dieser Abschluss noch besser gewesen.

Erwachsene Märchenfreunde, das dürfte was für euch sein, dem Rest würde ich eher abraten, da ich mich schon sehr dazu durchringen musste, das Buch wieder in die Hand zu legen und zu beenden. Wäre ich nicht buchstäblich auf einer einsamen Insel ohne andere Bücher gewesen, ich bezweifle, dass ich es in Deutschland beendet hätte. Hoffentlich gefällt es dem nächsten Leser besser! Für mich eines der schwächsten Werke, welches ich dieses Jahr gelesen habe.

[Lesenswert] Zero Day – David Baldacci

So langsam habe ich mich durch meinen Stapel „Bücher, die ich auf der Müllkippe in Yellowknife mitgenommen habe“ durchgelesen und gerade Zero Day von David Baldacci beendet. Das Buch bildet den Auftakt der „John Puller“-Reihe, die man aber nicht unbedingt chronologisch lesen muss..zumindest ich habe das nicht getan und schon spätere Bände gelesen, die man auch ohne Vorwissen verstehen kann.

Zero Day David Baldacci

(hinten links im Bild seht ihr übrigens die „Kleine Meerjungfrau“ in Kopenhagen)

Worum geht’s Wir haben den Mitdreißiger John Puller, welcher aus der Armee ausgeschieden und jetzt für die Militärpolizei aus Spezialermittler tätig ist. Er bekommt die Auftrag, den brutalen Mord an einem Armeeangehörigen und seiner Familie in einem kleinen Örtchen in Virginia aufzuklären. Zu Beginn seiner Ermittlungen lernt er die einheimische Polizistin Samantha Cole kennen, mit der er sich nach kurzen Rangeleien verbündet.

Wie ist’s Der Beginn ist sehr spannend, man wird in der Leben John Puller’s eingeführt (der geistig-verwirrte Vater, der wegen Staatsverrat im Gefängnis sitzende Bruder, die eigenen PTBS) und kann sich gut in die Figur und ihr Denken hineinversetzen. Manchmal kommt der us-militärische Pathos etwas zu stark rüber, aber das ist man von anderen Büchern von Baldacci schon gewohnt und man kann einfach drüber lesen. Die ersten Ermittlungen in Virginia sind verwirrend, es scheint zunächst keinen und dann zu viele Verdächtige zu geben und man beginnt, sich selbst Theorien zusammenzuspinnen. Interessant fand ich das Setting in einem Ort, der vom Kohleabbau lebt und somit ganz andere Probleme als die Durchschnittskleinstadt hat.

Der Schreibstil ist einfach gehalten, keine Bandurmsätze, die unnötig verschachtelt sind und die Sprache ist ebenfalls gut verständlich. Ich empfehle immer Bücher im Original zu lesen, hier wird bei der deutschen Übersetzung auf Amazon aber auch wirklich gemeckert – somit, wenn ihr B1 oder so seid, das Buch kriegt ihr locker ohne viel Vokabelnachschlagen hin! 2/3 des Buches haben mich gefesselt, danach wurde es aber irgendwie abstrus, zu konstruiert und das Ende war dann auch leider sehr schwach. Nicht soooo enttäuschend, dass ich kein weiteres Buch aus der Reihe lesen würde (habe ich ja schon), aber für Baldacci’s eigentliches Können doch etwas mau. Hier hätte er gerne noch 50 Seiten mehr schreiben dürfen, um das Buch zu einem guten Abschluss zu bringen.

Morgen geht das Buch jetzt hier in Berlin in den öffentlichen Bücherschrank, was verrückt ist, da das via Luftlinie locker-flockige 6500km von seinem Ursprungsort sind. Hoffentlich mache ich jemandem damit noch eine Freude, über zu viele englische Bücher stolpere ich hier nämlich nicht und freue mich persönlich immer sehr, wenn ich eines entdecke 🙂 Habt ihr schon ein Buch von Baldacci gelesen? 

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