Nach gefühlten zehn Jahren hat das Hessische Landesmuseum in Darmstadt nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder geöffnet und natürlich musste ich mir das gleich mal ansehen. Ich jammere immer, dass es hier so wenig kulturelles zu tun gibt und habe mir gleich mal einen Freund geschnappt, der mit mir kommen musste, zu zweit sind Museen meist doch interessanter. Geöffnet hat das Museum täglich ab 10 (ja nach Tag schwankt die Schlusszeit), es ist gut von der Innenstadt aus zu Fuß zu erreichen und die Eintrittspreise liegen bei moderaten 6€ (4€ für Studenten).
Das Museum ist eine kunterbunte Mischung aus Natur, Kunst, Geschichte, Kultur und irgendwie durch sein geordnetes Chaos etwas verwirrend. Man bekommt einen guten Gesamteindruck über die Bestände, aber teilweise wirkt es etwas ungeordnet a la „da haben wir noch Platz, lass uns das da doch einfach hinstellen“. Auf dem Bild seht ihr im Uhrzeigersinn ein Urtapir (von der Grube Messel), im Farbverlauf sortierte Schneckenhäuser, ein Ritterhelm und präparierte Affen. Es gibt sehr viele Tiere dort zu sehen und teilweise sind das doch recht verstörende Sachen – wobei das einfach daran liegen dürfte, dass ich mir lieber lebende Tiere ansehe. Wieso sie die Vögel mit Stöcken im Hintern drapiert haben, wird mir aber auf ewig ein Rätsel bleiben 😉
Man erfährt viel über die (Erd-)Geschichte der Region, was durchaus spannend ist, wenn man (wie ich) hier aufgewachsen ist. Doch kennt man das Meiste irgendwie auch schon. Am besten gefielen mir dann doch die Dioramen, doch auch hier gilt: lieber in lebendig im Wildpark statt drapiert im Museum.
Ob die ewig lange (und teure) Renovierungszeit jetzt angemessen war, ganz ehrlich keine Ahnung. Sie haben sich Mühe gegeben, die Räume sind schön gestaltet, es gibt einige multimediale Spielereien, aber so der Oberhammer ist es auch nicht. Die große Joseph Beuys Ausstellung ganz oben fand ich hervorragend, aber jedermanns Geschmack ist sie bestimmt nicht. Die „Kunst im Keller“ wiederum wirkte ohne wirklich viel Plan nebeneinander gehängt und es war auch einfach zu viel. Ein Bild kann nicht wirken, wenn keine 30cm neben ihm schon das nächste Kunstwerk hängt – pure Überforderung!
Ich freue mich, dass das Museum endlich wieder geöffnet ist und Darmstadt somit auch wieder ein Museum hat, aber ich glaube, es werden einige Jahre ins Land ziehen, bis ich es mir erneut ansehen werde. Dafür hat es mich dann doch nicht so sehr begeistert. Wenn ihr aus der Gegend kommt oder zufällig in Darmstadt seid und zwei Stunden totzuschlagen habt, geht doch einmal rein! Oder trinkt einen Kaffee im dazugehörigen Cafe, wo es auch lecker klingendes Essen gab (ich musste dort übrigens stark lachen, weil der Mann am Nebentisch ein Wiener Würstchen aß und dieses in ein 0,3l-Glas tunkte, in welchem Ketchup war – wtf).